Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 25: Carlsbad Caverns

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Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
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Tag 25: Carlsbad Caverns
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Samstag, 9. Juli 2022
Gefahrene Meilen: 
88 Meilen

Eigentlich war heute als Ruhetag gedacht, wir wollten lange schlafen, in den Living Desert Zoo gehen und nichts tun. Aber irgendwie gefällt es uns hier nicht, ich kann es noch nicht mal erklären, vielen Foris gefällt dieser campground sehr gut. Vielleicht ist es einfach zu heiß.

Also beschließen wir, heute die Carlsbad Caverns zu besichtigen, und morgen einen Tag früher zurück in den Norden nach Santa Fe zu fahren. Obwohl wir im Walmart Internet Verbindung haben, können wir den Besuch der Caverns für heute nicht mehr buchen: entweder es ist zu spät oder es ist voll. Obwohl wir ca. 40 Minuten dorthin fahren müssen, riskieren wir es. Im Nationalpark laufe ich als erstes zum Visitor Center und frage, ob für heute noch Platz ist. Die Rangerin beruhigt mich, es ist sogar viel Platz, es sind nur wenige Leute hier. Mir kommt es zwar ziemlich voll vor, aber vielleicht ist es ja oft noch voller. Glücklich laufe ich zu unserem Camper zurück, den mein Mann inzwischen auf dem RV Parkplatz geparkt hat, und wir ziehen unsere Wanderschuhe an und nehmen Wasser mit, denn wir wollen den trail in die Höhle hinunterlaufen; wie wir wieder raufkommen, werden wir später entscheiden (es gibt einen Aufzug). Dann holen wir unsere Eintrittskarten, wir müssen keine Reservierung mehr bezahlen, und der Eintritt selbst ist mit unserem Nationalpark Pass gedeckt. Toll!

Um Viertel nach elf laufen wir zum natural entrance, wo uns ein Ranger nochmal die Regeln erklärt, nichts anfassen usw. Aber fotografieren mit Blitz ist erlaubt. Als wir eine etwas größere Gruppe sind (10-15 Personen), dürfen wir los. Wie immer löst sich die Gruppe schnell auf, manche rennen sportlich runter, manche können gar nicht schnell laufen. Wir sind wie meistens im Mittelfeld, denn wir schauen alles an und bleiben immer wieder zum Fotografieren stehen. Im ersten Teil des Höhleneingangs wohnen Unmengen von Schwalben, sie rasen über unseren Köpfen hin und her, und eine scheißt unserer Tochter auf die Schulter. Gut, dass es nicht die Haare waren! Wir lachen sie ein bisschen aus und putzen das T-Shirt mit Taschentüchern und Wasser. Dann laufen wir weiter. Es ist schon beeindruckend, so langsam immer tiefer in die Höhle einzutauchen, es wird immer dunkler, und der Weg ist richtig steil. Da bekommt man erst ein Gefühl dafür, wie tief unten sie ist.

 

          

 

          

 

                      

 

Wir kommen an dem Abzweig zu King’s Palace und Queen’s Chamber vorbei, aber wir haben keine rangergeführte Tour gebucht, ich erinnere mich, dass man im Big Room genug sieht. Dort laufen wir dann den ganzen Rundweg, ca. eineinhalb Stunden, wir brauchen länger, weil wir so viel staunen und fotografieren. Man würde denken, die Höhle hätte einen einheitlichen Stil, aber das ist nicht so, die Formationen sind alle verschieden. Es ist absolut beeindruckend und wunderschön beleuchtet, gar nicht kitschig. Die Höhle ist so riesig, dass ich meine Platzangst überhaupt nicht spüre. Auf früheren Reisen habe ich mich oft dazu gezwungen, in Höhlen zu gehen oder durch enge Tunnel oder so was. Das tu ich mir heute nicht mehr an, ich muss mir nichts mehr beweisen. Zu irgendetwas muss das Alter ja gut sein!

 

            

 

           

 

           

 

           

 

                

    

Wir treffen einen Ranger, der darauf brennt, uns alles zu erklären. Er ist ganz neu hier, erst ein paar Wochen, und offensichtlich sehr begeistert von seinem neuen Job. Es ist ziemlich interessant, was er erzählt, er bringt uns auch extra zu besonderen Formationen, aber ganz ehrlich gesagt: an viel erinnere ich mich nicht, es waren schon sehr spezifische geologische Informationen, die er uns da gegeben hat.

 

          

 

         

 

          

 

          

 

                

 

          

 

Kurz vor den Aufzügen gibt es eine Picknick Area in der Mitte der Riesenhöhle, wir essen Bananen und Nüsse, und lassen die großartige Umgebung auf uns wirken. Es sind ein paar andere Leute da, aber es ist nicht überfüllt.

 

         

 

         

            Diese Formation hier hieß das Puppentheater

 

So gegen zwei gehen wir zum Aufzug, wir sind heute einfach zu faul, um wieder raufzulaufen. Unser Sohn hingegen möchte ein bisschen allein sein und auch die Höhle noch ein bisschen durchwandern, und beschließt, wieder nach oben zu laufen. Wir wollen uns im Womo treffen. Vor dem Aufzug müssen wir länger warten, er wird nicht vollgestopft, wegen Covid nehme ich an, auch wenn keiner eine Maske trägt. Oben steigt man direkt im gift shop aus, und wir schauen ein bisschen rum. Unsere Tochter wünscht sich ein schön illustriertes Buch über Edelsteine zum Geburtstag und natürlich kaufen wir es.

Dann setzen wir uns auf eine Bank, es gibt hier WIFI. Und da kommt auch schon unser Sohn, wie hat er das gemacht? Wir bleiben noch eine Weile, nützen Internet und Toiletten, dann gehen wir ins Womo essen und ausruhen. Wir wollen den Nachmittag hier verbringen, um heute Abend den Flug der Fledermäuse zu sehen. Ich habe das schon vor mehr als 30 Jahren gesehen, damals durfte man sie noch fotografieren. Ein beeindruckendes Erlebnis war das! Da es bei uns zu Hause viele Fledermäuse gibt, können wir es kaum erwarten: in unserer Ferienwohnung im Appenin haben wir sie sogar schon gestreichelt – ich weiß, sie übertragen Krankheiten, wir haben danach sofort Hände gewaschen, aber diese beiden wohnten bei uns, wir haben ihnen sogar Namen gegeben. Die Fledermäuse sind uns eigentlich fast wichtiger als die Höhle… Während wir warten, könnten wir auch hier einen trail laufen, aber einige sind gesperrt, ich weiß nicht mehr warum, und es ist uns auch zu heiß. Wir faulenzen. Später am Nachmittag, das Visitor Center ist schon zu, bewölkt es sich, und wir laufen ein bisschen herum. Es gibt Geier hier, sie fliegen mit dem Wind, und am Ende des Parkplatzes kann man sie ganz aus der Nähe beobachten, da liegt wohl ein totes Tier. Mein Mann läuft zum Amphitheater, und liest sich alle Infotafeln über die Fledermäuse durch.

 

               

 

               

 

Es stehen noch mehrere Autos auf dem Parkplatz, die wie wir auf den Rangervortrag und die Fledermäuse warten. Dann ziehen pechschwarze Wolken auf, und es beginnt, um uns herum zu blitzen. Diesmal sind wir mitten drin und das auch noch in einer erhöhten Lage. Es donnert so laut, dass unser Womo vibriert. Ich habe Angst, die anderen nicht. Es fängt an, zu schütten, oh je, da kommen die Fledermäuse wohl nicht raus. Mehrere Leute rennen vom Amphitheater zu ihren Autos. Einige fahren weg. Wir warten – wie viele andere – trotzdem weiter. Nach einer Dreiviertelstunde ca. klärt es auf, die Gewitterwolken ziehen weiter, und kurz vor sieben gehen wir alle ins Amphitheater. Dann kommt ein Ranger, der erklärt, dass es heute keinen Vortrag gebe, es sei zu gefährlich wegen der Blitze, die uns treffen könnten (So ein Schmarren, das war vorher gefährlich, jetzt ist das Unwetter schon vorbei!!). Die Leute murren, wollen nicht weg, aber der Ranger bleibt hart. Alle raus hier! Die Fledermäuse würden heute sowieso höchstwahrscheinlich in der Höhle bleiben, sie hätten gestern richtig gut gefressen, und außerdem sei es ihnen heute zu nass. Wer trotzdem bleiben wolle, könne auf dem Parkplatz IM Auto warten, man sähe die Fledermäuse auch von dort. Unwillig verlassen wir unsere Plätze und gehen wieder hinauf zum Parkplatz. Einige wenige Leute setzen sich in ihr Auto, die meisten stellen sich an den Rand oder laufen querfeldein so weit es geht, um den Eingang der Höhle zu sehen. Die Ranger beobachten die Situation, sagen aber nichts. Nach einer Weile verschwinden sie. Wir stehen und warten. Es regnet überhaupt nicht mehr, und so feucht ist es doch auch nicht, oder? Sie werden schon kommen.

Neben uns stehen zwei Afroamerikanerinnen, sie sind sehr auffällig ausstaffiert und vollkommen schwarz angezogen. Beide haben dreadlocks, die ältere mit eingeflochtenen Totenköpfen, beide haben Ohrringe, Ringe und T-Shirts mit Totenköpfen. Wir schielen immer wieder rüber, weil sie so besonders aussehen. Dann kommt mein Mann, der nie Berührungsängste hat, mit ihnen ins Gespräch (Ob die Fledermäuse heute wohl noch herauskommen??) und die beiden, Mutter und Tochter, sind absolut sympathisch. Wir sprechen über unsere jeweiligen Reisen, unsere Berufe, usw. Schließlich sprechen mein Mann und ich mit der Mutter, unsere Kinder mit der Tochter; die Zeit vergeht. Wir reden und reden, die Mutter der Älteren war Italienerin, sie zeigt uns ein Foto. Kaum zu glauben, wenn man sie jetzt so sieht. Unser Sohn fasst sich ein Herz und fragt, was die vielen Totenköpfe bedeuten. Eine Voodoo Sache, sie erklären ein bisschen, aber eigentlich verstehen wir es nicht wirklich. Es wird immer dunkler, ein paar vereinzelte Fledermäuse fliegen in den Himmel. Ist es so weit? Immer noch nicht! Die beiden Frauen erzählen, dass sie gerade aus Santa Fe kommen (wo wir morgen hinfahren) und dass sie dort das Meow Wolf Museum besichtigt hätten. Sie sind begeistert davon, und sprechen lange darüber. Ich hatte dieses Museum bei meinen Planungen schon gesehen, dann aber verworfen, weil es doch sehr teuer war.

Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Leute fahren langsam weg. Wir sind sehr enttäuscht, sprechen noch ein bisschen mit den beiden Frauen, sie sind echt nett, dann fahren auch wir zurück zum Campingplatz. Ich versuche, die anderen zu trösten, wir hatten dafür bis jetzt Glück, in den Vermillion Cliffs, im Antelope Canyon und auch im Grand Canyon. Das Wetter hat uns nie einen Streich gespielt, wir konnten alles wie geplant durchführen. Das stimmt zwar, aber ein echter Trost ist es nicht. Ich schlage vor, hier zu bleiben und es morgen Abend noch einmal zu versuchen, aber mein Mann hat sich schon ganz darauf eingestellt, morgen abzureisen, er will nicht länger hierbleiben.

Pazienza! wie man im Italienischen sagt, es ist und bleibt das einzige Mal, dass unser Plan nicht klappt.