Am nächsten Morgen fahren wir los durch die Erdbeerfelder. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie Heerscharen von (ganz offensichtlich mexikanischen) Erntehelfern die Früchte von Hand pflücken. Ohne die Einwanderer würde wohl ganz USA auf Erdbeeren verzichten müssen. Vorbei an unzähligen Frucht-Ständen, die die lokalen Erzeugnisse verkaufen, geht es weiter nach Gilroy. Matthias möchte unbedingt in der Outlet Mall dort vorbei, denn es gibt einen North Face-Laden. Da die Mall eh auf dem Weg liegt und ca. eine Stunde entfernt, ist das ohnehin ein guter Zwischenstop für uns um der Maus die Gelegenheit zu geben, sich ein bisschen zu strecken. Der Parkplatz ist ziemlich leer, die Geschäfte auch, aber dafür sind die Angebote umso besser und wir shoppen tatsächlich ein bisschen länger als geplant – Klamotten für mich fürs Büro, für unsere Kleine und ein paar Mitbringsel finden wir auch. Noch dazu ist es endlich mal wieder warm und windstill, sodass wir richtig auftauen wie Murmeltiere nach dem Winterschlaf.
Unser Campground für die Nacht ist dann nochmal eine Stunde entfernt, wieder vorbei an Obstplantagen ohne Ende. Hier wird so richtig deutlich, wie sehr Kalifornien vom Wasser abhängig ist, denn all diese Pflanzen wollen ja auch gewässert werden. Unser Campground ist auch eher karg begrünt und verkehrsgünstig gelegen (aka neben dem Highway). Für einen Übernachtungsstop okay, aber verlängern würden wir nicht.
Also checken wir nochmal den Wetterbericht für Yosemite und siehe da, statt Minustemperaturen stehen nun 4° nachts auf dem Plan, und es soll tagsüber auch mal Zeiten ohne Regen geben. Die letzten 2 Tage im Park soll dann sogar die Sonne scheinen. Wir beschließen also, doch hinzufahren und die 6 Nächte zu bleiben.
Damit uns im Park nicht das Essen ausgeht, decken wir uns am nächsten Tag noch einmal bei Walmart ein und gehen dann schnell noch bei Carl’s Jr einen Burger essen, um ein bisschen Zeit wieder aufzuholen. Wir sind sehr positiv überrascht – das Personal ist mega-freundlich, jeder Burger wird frisch gemacht und es schmeckt auch richtig lecker. Diese Filiale hat noch dazu auch mexikanisches Essen im Angebot, also kriege ich als Vegetarierin sogar eine leckere Quesadilla. Das war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch.
Dann heisst es fahren, fahren, fahren - zuerst mit schlafender Tochter und beiden Eltern vorne, dann wieder mit wacher Tochter und der Mama daneben, um das Kind bei Laune zu halten. Die Konstruktion, auf der ich sitze, ist wirklich unbequem und wahrscheinlich auch nicht besonders sicher, aber alleine sitzen lassen können wir die Maus auch nicht.
Trotz aller Bemühungen ist es später nachmittag, als wir endlich ins Yosemite Valley einfahren, für uns auf einer ungewohnten aber landschaftlich reizvollen Route entlang des Merced River. Bis jetzt sind wir immer von San Francisco aus reingefahren, dann fährt man über die Berge hinein und kann sich vor lauter Viewpoints gar nicht mehr aufs Fahren konzentrieren, deswegen dauert die Anfahrt viel länger. Jetzt ist es einfach nur nett, auf den Fluss zu schauen, aber nach unzähligen Kurven bin ich dann doch auch ganz froh, als wir im Tal ankommen, begleitet von den letzten Sonnenstrahlen.
Unser Stellplatz ist am äußersten Ende von Upper Pines Campground, in der Nähe des Startpunktes für die Half Dome Wanderung und gegenüber von dem Stellplatz, den wir vor zwei Jahren mit Matthias‘ Schwester und ihrem Freund hatten. Erfreulicherweise sind seitdem die Damentoiletten renoviert worden, ansonsten ist alles beim alten – voll und eng ist dieser Campground immer, aber dafür ist man mitten im schönsten Nationalpark der USA.
Für Matthias gibt es kein Halten – er will noch einen Abendspaziergang machen, was bedeutet, dass wir mal eben den Vernal Falls Trail bis zur Fussgängerbrücke hochlaufen. So weit kommen noch nicht einmal alle Besucher während ihres ganzen Aufenthaltes. Matthias hat die Kleine auf dem Rücken in der Kraxe und spurtet munter drauf los, während ich hinterherkeuche – 9 Monate Schwangerschaft und seitdem auch nur ein bisschen Gymnastik haben meine Fitness dahingerafft und ich tue mir ganz schön schwer. Trotzdem schaffen wir es in Rekordzeit und ich bin dann auch ein bisschen stolz auf mich.
Die ersten paar Nächte sollen die kältesten werden, also ziehen wir mal wieder alle Lagen übereinander an und packen die Kleine warm ein. Zwischendurch und am Morgen vor dem Aufstehen machen wir dann ein paar Mal kurz die Heizung an. So überstehen wir die Nacht ganz gut, ein Vergnügen ist es aber nicht.