Weil die heutige Strecke sehr überschaubar ist und wir erst um 12 vom Platz müssen, lassen wir es ganz entspannt angehen und laufen den Bluff Trail, einen kleinen Wanderweg entlang der Steilküste. Wir werden belohnt mit fantastischen Ausblicken auf die Küste und Wellen und in einer kleinen Sandbucht gibt es sogar auch noch Tide Pools, kleine „Pfützen“, die zwischen den Felsen entstehen, wenn Ebbe ist und wo sich allerlei Getier tummelt. Die Kleine darf in der Kraxe mitwandern und hat einen Riesenspaß, zumal sie von allen anderen Besuchern des Trails begrüßt wird. Und das sind einige, denn es ist Samstag und anscheinend ist der State Park DAS Ziel für alle, die in der Gegend wohnen, sei es zum Joggen, Reiten, Mountainbiken oder wandern.
Wir fahren dann letztendlich doch weiter, halten nochmal bei Starbucks für einen wärmenden Kaffee und machen unsere 36 Meilen bis zum San Simeon State Park. Dass wir hier übernachten war eher Zufall, denn ursprünglich wären wir gerne an einem Tag durchgefahren bis Kirk Creek, aber der Campground dort war für diese Nacht schon voll, und Campgrounds gibt es am Highway 1 nicht so viele. Der Campground ist auch wirklich kein Highlight, wenn man mal davon absieht, dass wir einen kleinen Grasflecken haben, auf dem wir mit der Kleinen mal eine Stunde in der Sonne sitzen können. Der Strand, zu dem wir kurz hinspazieren, entpuppt sich als ziemlich dreckig und zum Baden ist es ja auch zu kalt und windig. Nachts dann noch die nächste Überraschung – unser Stellplatz grenzt an das Sumpfland samt nachtaktiven Fröschen. Ich schlafe dann doch lieber zu Wellenrauschen ein statt zu melodischem Quaken, aber irgendwann klappt auch das.
Am nächsten Morgen kommt kurz nach dem Campground ein durchaus unterhaltsamer Zwischenstop – eine Seeelefanten-Kolonie. Seeelefanten sind zwar eigentlich eher Einzelgänger, kommen jedoch immer wieder an den Ort zurück, wo sie geboren wurden. So ist in den letzten 20 Jahren aus einer Handvoll Seeelefanten, die sich mal hierher verirrt hatten, eine Kolonie von ca. 30.000 Seeelefanten geworden. Wir sind zu einer Zeit da, wo die meisten Tiere tatsächlich dort sind – die Babys sind noch nicht losgeschwommen und die Weibchen wechseln grad ihr Fell, nur die Männchen sind derzeit unterwegs auf der Jagd vor Alaska. Dementsprechend ist der Strand übersät mit Seeelefanten, die sich sonnen, mal baden gehen und „rumtoben“. Ein netter Dozent erklärt uns einiges über die Tiere und unsere Kleine hat einen Riesenspaß, dem Treiben zuzuschauen.
Nach einer unterhaltsamen halben Stunde fahren wir weiter und steuern Kirk Creek an. Leider sind wir viel zu früh und unser Stellplatz ist noch belegt – bei einer Checkout-Zeit von 2 Uhr nachmittags ja auch kein Wunder. Also machen wir ein paar hundert Meter weiter noch ein Eiskrem-Päuschen und warten ab. Glücklicherweise können wir dann schon um 12:30 auf unseren Stellplatz und geraten erstmal an die Grenzen unserer Levelling-Bretter. Selbst mit allem übereinander gestapelt liegen unsere Füße immer noch tiefer als der Kopf, denn wir haben uns den scheppsten Stellplatz auf dem ganzen Campground ausgesucht. Immerhin scheint so richtig die Sonne und wir beschliessen, zu kochen und dann draußen auf der Picknickdecke zu essen.
Was dann folgte, war so etwas wie Angriff der Killer-Eichhörnchen. Wir konnten wirklich nicht in Ruhe essen, weil uns 4 der eigentlich ganz putzigen Tierchen regelrecht belagerten und sich bis auf Armlänge anpirschten, immer mit Ziel unserer Teller. Nachdem letztes Jahr im Yosemite Kinder an der Pest gestorben sind und das Ganze auf Interaktion mit Eichhörnchen zurückzuführen war, finde ich das echt nicht mehr witzig. So manch anderer Camper scheint die Tiere ja aber regelrecht angefüttert zu haben, wenn sie sich so furchtlos den Menschen nähern. Wir haben unser Essen erfolgreich verteidigt und hoffen, dass das in Zukunft auch andere so machen, damit die Tiere sich dieses Verhalten wieder abgewöhnen, zumal es in der Gegend genug Gras und Sträucher gibt, von denen sie sich eigentlich ernähren.
Gegenüber von unserem Stellplatz weist ein Schild auf einen Wanderweg hin, also beschließen wir, den mal auszukundschaften. Der Pfad windet sich bergab Richtung Meeresspiegel, wird aber irgendwann zu eng für uns mit Kraxe und wir drehen rum. Einen Versuch war es wert, aber so verlegen wir uns dann doch wieder darauf, von unserer Picknickdecke aus die Aussicht zu genießen und vor allem die Sonne und die Tatsache, dass es zum ersten Mal an der Küste nicht so windig ist.
Der Sonnenuntergang ist mal wieder ein buntes Farbenspiel und wir genießen den Ausblick von der Steilküste aus. Dieser Campground war wirklich ein Highlight der Reise.