Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 31-36: Yosemite Nationalpark und weiter nach Bakersfield

1 Beitrag / 0 neu
gcmenn
Bild von gcmenn
Offline
Beigetreten: 24.01.2016 - 22:18
Beiträge: 48
Tag 31-36: Yosemite Nationalpark und weiter nach Bakersfield
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
Der schönste Nationalpark

An unserem ersten vollen Tag im Yosemite soll das Wetter durchwachsen sein und zur Begrüßung regnet es dann auch erstmal bei ziemlich tiefer Wolkendecke. Der Ausblick für den Folgetag ist auch Regen, dafür aber durchgehend, sodass wir uns heute schon ein Plätzchen aussuchen wollen, wo wir den Tag verbringen werden, um nicht die ganze Zeit im Camper eingepfercht zu sein. Wir packen uns warm ein und nutzen eine Regenpause, um mal das ehemalige Curry Village zu besuchen. Der Betreiber hat gewechselt und jetzt heißen viele Hotels in Yosemite anders, was mich ziemlich verwirrt. Curry Village heisst jetzt Half Dome Village und das Ahwahnee heisst Majestic, hat irgendwas mit den Namensrechten zu tun.

Ansonsten hat sich wenig verändert und wir machen mit der Kleinen erstmal den Souvenirshop unsicher. Die Plüschtiere hatten wir ihr bis jetzt immer gezeigt und das Interesse war meist gering, nur diesmal verliebt sie sich in einen schwarzen Bären, den wir dann auch mitnehmen.

Nebenan gibt es einen Coffeeshop, der aber nur bis 12 Uhr aufhat (haben wir gerade verpasst) und so wandern wir nebenan in die Guest Lounge, eine Art überdimensioniertes Wohnzimmer, wo es WLAN und Steckdosen gibt, also das, was einem auf dem Campground so ein bisschen fehlt. Außerdem ist es dort schön warm und wir können ein bisschen auftauen.

Danach ziehen wir weiter in die Ansel Adams Gallery und tragen uns ein für einen Camera Walk. Die Dame, die unsere Reservierung entgegennehmen muss, ist irgendwie recht widerspenstig – man merkt so richtig, dass sie keinen Bock hat auf diese doofen Touristen, die eh nix kaufen. Aber mein Ansel Adams Druck liegt noch gut eingepackt im Keller und wir haben bis jetzt keinen Platz dafür gefunden – da kann ich jetzt doch keinen neuen kaufen. Und außerdem hab ich auch nicht das nötige Kleingeld, das hier aufgerufen wird… auch wenn es immer wieder schön ist, die Bilder anzusehen.

Im Visitor Center erkundigen wir uns dann noch nach den Zuständen der Trails und welche man mit einem Baby gut gehen kann. Leider scheinen die Auskunftgeber noch nie selbst mit einem Baby gewandert zu sein und so sind wir hinterher auch nicht sooo viel schlauer als vorher.

Zu guter Letzt schauen wir noch den Food Court in der Yosemite Lodge an. Diese ist ein Ort wo wir nicht länger als 5 Minuten sein wollen. Es riecht nach fettigem Essen, die angebotenen Speisen sind typisch amerikanisches Fast Food und ansonsten ist es so gemütlich wie eine Uni-Mensa, also gar nicht. Damit bleibt als Ort zum Abhängen für den nächsten Tag die Guest Lounge im Half Dome Village.

Allerdings haben wir nochmal den Wetterbericht gecheckt und anscheinend gibt es doch nicht durchgehend Regen. Das wäre immerhin mal etwas.

Unser Camper hat sich inzwischen nicht nur stark abgekühlt, es ist auch noch richtig feucht – unsere Atemluft und das Kochen sind keine gute Kombi, sodass wir erstmal durchlüften und dann ein bisschen Heizung anmachen. Die nasse Kälte wird uns aber wohl die nächsten Tage begleiten.

Am nächsten Morgen ist es um 10 Uhr dann überraschend sonnig und wir beschließen, hochzuwandern zu den Nevada Falls. Die Kleine kommt in die Kraxe, sicherheitshalber packen wir den Ergobaby ein und für jeden zwei Müsliriegel und Wasser und dann geht’s los. Wir kommen erstaunlich gut vorwärts und sind recht schnell an den Treppen der Vernal Falls. Wegen dieses Teilstücks heisst der Wanderweg auch Mist Trail – der Wasserfall sprüht jede Menge an Gischt und so wird man schon an sonnigen Tagen waschelnass. Wir packen unsere Regenjacken aus und an der Kraxe kommt wieder die Regenhülle zum Einsatz. Trotzdem werden wir ganz schön feucht, und just an dieser Stelle setzt dann auch der Regen wieder ein. Damit Sinkt die Laune unserer Kleinen auf den Gefrierpunkt und sie fängt richtig an zu weinen – zum Glück sind es nur noch ein paar Schritte bis wir Pause machen können, auftauen, sie füttern und selbst etwas essen können. Nach einer guten Viertelstunde ist bei uns allen die Laune gerettet und auch die Sonne haben wir wieder.

Es bleibt Zeit für ein paar Fotos und das begutachten der Wassermengen, die gerade ins Tal schiessen – dank El Ninjo kam ja endlich mal wieder so richtig viel Schnee und auch Regen runter und so sind es gerade Rekordmengen Wasser, die an uns vorbeischiessen. Überall stehen Schilder, dass dort Schwimmen verboten ist. Bei dieser Wassermenge und Strömung kommt wohl hoffentlich keiner auf die Idee, aber im Sommer muss hier öfter mal die Rettungstruppe des Nationalparks ausrücken.

Nach den Vernal Falls dünnt sich die Zahl der Wanderer merklich aus, denn es geht nochmal steil bergauf, diesmal neben den Nevada Falls. Die Kleine findets mal wieder super und plaudert lautstark, sodass ein deutsches Paar auf uns aufmerksam wird. Die sind ein bisschen verwirrt, uns mit Kind hier zu sehen, weil sie auch ohne Kind schon am Schnaufen sind. Also sind wir anscheinend doch noch ganz fit.

Nach etwas über 2 Stunden sind wir oben und genießen den Ausblick. Allerdings nieselt es auch wieder ein bisschen und so machen wir ein paar Fotos und laufen weiter, diesmal bergab über den John Muir Trail, der ist nicht ganz so steil und deswegen einfacher runterzulaufen, allerdings auch länger. Nach ein paar Metern gibt unsere Maus auf – sie mag einfach nicht mehr in der Kraxe sitzen. Also übernehme ich sie und im Ergobaby geht es den Berg wieder runter, und teilweise verschläft die Kleine den Abstieg sogar. Ungefähr auf der Hälfte kommt wieder die Sonne raus und so können wir die restliche Wanderung dann noch ein bisschen mehr genießen.

Wieder am Camper gönnen wir uns eine warme Dusche und gehen dann nochmal rüber zur Lounge. Matthias wünscht sich zur Abwechslung mal ein richtiges Bett. Also haben wir entschieden, ein paar seiner Hotelpunkte auf den Kopf zu klopfen und uns für 2 Nächte ein Hotel bei Los Angeles zu nehmen, das wir dann auch buchen. Gleichzeitig stornieren wir auch noch einen Teil der schon gebuchten Campgrounds, weil bei der anhaltenden Kälte wir einfach nicht bei Regen und 0° am North Rim im Camper eingesperrt sein wollen. Einen genauen Plan haben wir dann für nach dem Hotel noch nicht, wir wollen unterwegs nochmal die Vorhersage checken und dann spontan entscheiden.

Für den nächsten Tag hat  Matthias sich vorgenommen, den Yosemite Falls Trail zu laufen: 790 Höhenmeter. Mir ist das zu viel und zu hoch, also gehe ich in meinem eigenen Tempo mit der Kleinen los mit dem Ziel Columbia Rock +x, also knappe 300 Höhenmeter auf dem gleichen Trail. Der Weg ansich ist nicht schwierig, aber natürlich wieder bergauf. Nach einigen Serpentinen lichten sich die Bäume und man kann ins Tal schauen – alleine dafür ist das Ganze schon lohnend, denn von keinem anderen Trail hat man einen so schönen Blick über die Yosemite Meadow. Vom Columbia Rock aus hat man dann einen ziemlichen Panoramablick, wunderschön. Die Kleine flirtet mal wieder mit allen, die auch gerade Pause machen, und ist außerdem das einzige Baby auf dem Trail.

Matthias ist unterdessen in Rekordzeit von 1:22 bis zum oberen Ende des Trails gelaufen mit natürlich noch mehr Panorama und vor allem einem beeindruckenden Blick die Yosemite Falls hinunter. Die heute mal wieder dichte Wolkendecke setzt direkt darüber an, ein ziemlich spannender Blick. Auf dem Rückweg treffen wir uns dann wieder und laufen gemeinsam im Baby-Tempo runter.

Jetzt haben wir schon zwei der steilen Trails bestiegen und überlegen noch ein bisschen, ob wir auch den dritten (zum Glacier Point hoch) noch gehen wollen. Allerdings stecken uns die letzten beiden noch in den Knochen und so entscheiden wir, stattdessen eher ein bisschen im Valley zu wandern und Glacier Point dann beim Rausfahren mit dem RV anzusteuern.

Den späten Nachmittag verbringen wir damit, den RV mal gründlich durchzulüften, zu heizen und irgendwie mal die Luftfeuchtigkeit rauszuholen. Das klappt auch ganz gut, denn unser Stellplatz hat gar keinen Schatten und kriegt somit die Nachmittagssonne ab.

Außerdem leisten wir ein bisschen Nachbarschaftshilfe – die letzten 2 Tage stand uns gegenüber ein Cruise America 30ft, dessen Bewohner immer wieder Kopfschüttelnd mit dem Handbuch vor dem Vehikel standen. Matthias fragt, was denn nicht funktioniert, und es stellt sich raus, dass die Steckdosen nicht funktionieren – kein Wunder, die gehen ja auch nur, wenn man den Generator anmacht oder am Campground an den Strom angeschlossen ist. Außerdem fällt dabei auf, dass der gute Herr beide Wasserauslässe fürs Abwasser aufgeschraubt hat und somit Duschwasser, Spülwasser und natürlich auch der Toilettenabwassertank schön direkt auf den Campground fließen. Prost Mahlzeit, zum Glück stehen wir nicht daneben J Matthias rät ihm, die Dinger zuzuschrauben, kostet nämlich sonst ziemlich viel Strafe…. Die Truppe wollte an dem Tag noch ins Death Valley weiterfahren, ohne Reservierung, und sie wussten auch nicht, dass der Tioga Pass noch zu ist.

Am nächsten Tag ist es Zeit für den Camera Walk. Diese werden 4 mal die Woche angeboten, von einem Fotografen der Ansel Adams Gallery geleitet und sind kostenlos, allerdings muss man sich vorher anmelden. Treffen ist im Majestic Hotel in der Lobby um 9 Uhr und wir haben ein bisschen Mühe, pünktlich da zu sein, weil um diese Uhrzeit die Shuttles nur alle 30 Minuten fahren. Wir stehen zwar schon um 08:10 am Bushäuschen Happy Isles, aber der Bus lässt dann noch 25 Minuten auf sich warten und wir schaffen es gerade so eben pünktlich.

Der Dozent gestaltet die nächsten 1,5 Stunden sehr unterhaltsam – er mischt Wissen über Ansel Adams mit Tips zu Licht und Schatten, Belichtung, Fototechnik und Motivauswahl und zeigt uns rund ums Hotel ein paar der Spots, wo berühmte Aufnahmen von Ansel Adams entstanden sind. Matthias und ich bespassen abwechselnd unser Töchterchen, damit wir beide etwas mitbekommen – und unser Töchterchen bespasst ab und zu andere Teilnehmer, weil sie alle anlacht und Quatsch macht. Für mich als Ansel Adams Fan eine absolut gelungene Veranstaltung, ich würde auf jeden Fall wieder teilnehmen. Ich spiele den Rest des Tages mit Blende und Verschlusszeiten rum und probiere ein paar andere Motive aus. Besonders gefallen hat mir, dass der Dozent Kontakt mit vielen der Assistenten von Ansel Adams Kontakt hat und deswegen hinter vielen Bildern die Geschichte kennt – und er erzählt auch, dass Ansel eben nicht nur einmal auf den Auslöser gedrückt hat und das perfekte Bild rauskam, sondern dass auch er lange rumprobiert und dann beim Belichten nochmal weiter ausprobiert hat, bis das perfekte Bild rauskam. Also kann auch aus uns noch etwas werden.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Spazierengehen im Valley, Eis essen im Half Dome Village (neue Leidenschaft unserer Tochter – sie liebt Vanilleeis) und genießen das endlich perfekte Wetter mit 25° und Sonnenschein. Schade, dass wir genau jetzt abreisen, wo es wieder schön wird. Aber hoffentlich begleitet uns das schöne Wetter jetzt ein bisschen.

Die letzte Nacht ist dann auch nicht mehr ganz so kalt, weil bei der Wärme der Camper und unsere Sachen deutlich trockener geworden sind und außerdem die Temperatur draußen auch nicht mehr unter 10° fällt. Ein deutlich besseres Gefühl.

Am nächsten Morgen versuchen wir so früh wie möglich aufzubrechen. Schließlich wollen wir noch einen Parkplatz am Glacier Point und am Trailhead für den Taft Point und Sentinel Dome bekommen, und dann haben wir ja noch eine weite Strecke vor uns – Richtung Los Angeles, soweit wie wir kommen.

Auf dem Hinweg fahren wir am Trailhead vorbei und es gibt noch ein paar freie Parkplätze. Wir wollen zuerst zum Glacier Point und genießen dort den atemberaubenden Ausblick. Von dort oben sieht man die Trails, die wir in den letzten Tagen gelaufen sind und auch die, die wir vor 2 Jahren gegangen sind. Nochmal ein schöner Anblick zum Abschied.

Auf dem Rückweg ist am Trailhead nichts mehr frei, wo wir parken könnten, und auf dem Trail ist auch niemand zu sehen, der gerade zurückkommt. Also entscheiden wir uns, die Wanderung auszulassen und es beim nächsten Mal anders herum zu machen.

Die Strecke nach Fresno ist ziemlich kurvig und wir sind gegen Mittag da – um uns ein bisschen zu entraxeln, halten wir an einer Mall und gehen erstmal was essen und laufen ein paar Schritte. Das Wifi im Target ist sogar gut genug um mal kurz daheim Bescheid zu sagen, dass wir gesund und munter aus Yosemite zurück sind. Bis Bakersfield verschläft die Kleine das meiste und so rollen wir gegen 5 auf den Campingplatz, wo schon keiner mehr im Büro ist. Aber zum Glück kriegen wir noch einen freien Platz. Der Pool ist nicht beheizt und zu kalt für die Kleine, aber wir schaffen immerhin warme Duschen für alle und eine große Ladung Wäsche.