Am nächsten Tag wollen wir die Innenstadt unsicher machen. Da es dort keine oder nur sehr teure Parkmöglichkeiten für RV’s gibt, fahren wir mit dem Bus los. Eigentlich soll es nur eine halbe Stunde dauern, aber da die Fahrpläne von Bus und Straßenbahn so gar nicht aufeinander abgestimmt sind, dauert es dann noch eher 1 ½ Stunden, bis wir am Hafen sind. Dort liegt die USS Midway, ein Flugzeugträger der mittlerweile außer Dienst ist und als Museum aufbereitet ist. Bei unserem Besuch in San Diego vor 3 Jahren hatten wir das zeitlich nicht geschafft und freuten uns deshalb, es jetzt nachholen zu können.
Ganz ambitioniert ließen wir uns die Audiotour aushändigen (von der wir dann kein Wort angehört haben, mit Baby einfach nicht machbar). Auf dem Flight Deck konnte man einige Flugzeuge anschauen und sich auch in eines reinsetzen, um sich mal ganz wie Tom Cruise in Top Gun zu fühlen. Die Brücke fanden wir richtig spannend, durften wir aber leider mit Baby nicht sehen aufgrund der steilen Treppen. Wäre nur einer von uns gegangen und wir hätten uns mit Baby abgewechselt, hätte man jeweils eine Stunde warten müssen. Schade, aber ist halt so. Auch mit dem Rest des Flugzeugträgers sind wir noch gute 3 Stunden beschäftigt und klettern rauf und runter in die Kabinen der Kapitäne, Offiziere und der einfachen Matrosen, durch die verschiedenen Essensausgaben und Gesellschaftsräume und auch die Briefingräume der Piloten. Die Midway hatte eine wichtige Rolle im ersten Golfkrieg und ist noch gar nicht so lange ausgemustert, insofern ein richtig spannender Vormittag.
Auf der Suche nach Mittagessen stromern wir dann noch durch die Innenstadt und an einer Mall vorbei, die beim letzten Mall schon eher schlecht war – jetzt ist sie erst richtig runtergekommen, und das, obwohl sie mitten in der Innenstadt liegt. Als ich Anfang der 90er (oh weh, bin ich alt) als Austauschschülerin hier war, war diese Mall echt das Highlight der Innenstadt. Aber der Wirtschaft geht es eben nicht gut, also wird auch weniger eingekauft – hier kann man das fast live beobachten, wie dann der Verfall der am Konsum orientierten Innenstädte einsetzt. Danach spazieren wir noch durchs Gaslamp Quarter, das Viertel von San Diego, das für sein Nachtleben bekannt ist. Es ist Freitag spätnachmittag und Mitte des Monats, da gab es bei den meisten Gehalt und so sind die Bars und Restaurants gut gefüllt. Ohne Baby würden wir uns wahrscheinlich irgendwo reinsetzen, aber das können wir der Maus nicht antun und machen uns dann auf den Weg zum Campground mit den Öffis. Diesmal brauchen wir nur eine Stunde, aber trotzdem sind wir froh, als wir alle viere von uns strecken können.
Der Campground hat sich überraschenderweise richtig gefüllt mit einer Art Family Camp – es ist richtig High Life und bis spät in die Nacht rennen Kinder umher. Für die Kids finde ich das richtig klasse, für uns ist es nur einfach ein bisschen hektisch und das bestätigt uns dann in der Überlegung, am nächsten Tag schon weiterzufahren und zu versuchen, auf der Coronado Halbinsel noch einen Platz zum Campen zu kriegen.
Gesagt, getan. Reservierbar ist kurzfristig kein Platz, aber die Wettervorhersage steht auf starkem Wind und so versuchen wir unser Glück. Außerdem wollte ich schon immer ins Hotel Coronado. Warum weiß ich eigentlich gar nicht so genau, irgendwas zieht mich hin – ich dachte, es wäre weil einer meiner Lieblingsfilme (Some like it hot mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Tony Curtis) hier gedreht wurde. Aber dann erzählt mir meine Mutter, dass mein Vater früher ein paarmal dort war zu Zahnarzt-Kongressen. So wandeln wir also mit unserer Tochter auf den Spuren ihres Großvaters, den sie leider nicht mehr kennengelernt hat. Ein schöner Gedanke.
Matthias ist ganz begeistert vom Rasen des Hotels und sagt immer wieder, dass er so einen auch gerne hätte. Als wir uns dann ganz frech auf dem Rasen in der Nähe des Strandes kurz mit dem Baby hinsetzen, stellen wir allerdings fest, dass der Rasen aus Plastik ist – Wasserkrise in Kalifornien führt auch zu solchen Maßnahmen, ist vielleicht ganz vernünftig. Auf den Fotos macht sich der falsche Rasen aber auch ganz gut und natürlich ist es toll, dass wir nach der Auszeit nirgendwo fiese Grasflecken haben. Trotzdem kann es nicht schaden, dass wir zuhause richtigen Rasen haben.
Am Zeltplatz erfahren wir dann, dass erst ab 14 Uhr eingecheckt werden kann und dass wir bis dahin nebenan die Gebühr für die Tagesnutzung zahlen können und dort parken, um zu warten. Das ganze ist so biestig vorgetragen und der Platz sieht so wenig einladend aus (wie ein Parkplatz), dass uns der tolle Sandstrand dann auch nicht mehr überzeugen kann, zu bleiben. Wir fahren einfach los nach Carlsbad, wo wir zwar eine Nacht später erst erwartet werden, aber das ist ja jetzt fast schon Routine.
In Carlsbad sind wir gerade noch rechtzeitig, um den letzten freien Platz (und gleichzeitig den kleinsten auf dem ganzen Campground) zu ergattern. Glück gehabt. Das Wetter ist windig, aber sonnig und so geniessen wir erstmal ein bisschen das draußen sein und den Ausblick, denn der Campingplatz liegt auf einer kleinen Klippe oberhalb des Pazifik. Endlich wieder Strand und Meer! Wetter und Wasser sind zu kalt um reinzugehen, aber der Anblick ist trotzdem toll und abends gibt es obendrein noch einen fantastischen Sonnenuntergang zu bestaunen. Wir sind froh, nicht in Coronado oder gar im Hinterland von San Diego geblieben zu sein und schlafen die nächsten Nächte bei Wellenrauschen (und vom Wind geschüttelt) ein.
In Carlsbad gibt es gar nicht so viel zu sehen wie gedacht – das Legoland macht laut Internetseite erst ab 2 Jahren Sinn und wir sehen nicht so ganz den Sinn darin, mit einem Traktor über die Tulpenfelder zu fahren. Also nutzen wir die nächsten Tage dafür, um Vorratseinkäufe für die Fahrt nach Norden zu machen, ein bisschen zu shoppen und im Camper zu relaxen. Leider wird der Wind immer stärker, sodass an draußen sitzen meist gar nicht zu denken ist. Unsere Kleine müssen wir fast bei jedem kleinen Ausflug in den Fleece-Anzug packen. So hatten wir uns die Strandtage wirklich nicht vorgestellt, aber wir machen das beste daraus. Statt wir ursprünglich gedacht 4 Nächte zu bleiben fahren wir dann doch kurz entschlossen weiter nach Los Angeles, wo wir eigentlich gar nicht hinwollten. Aber wir schieben ja immer noch eine Nacht „Verfrühung“ vor uns her und so können wir eine längere Fahrt vermeiden, indem wir sie splitten. Unser neues Ziel: der Orangeland RV Park. Ob der Name wohl Programm ist?