Unser reservierter Campground ist nördlich von Phoenix und wir sind früher da als gedacht. Nachdem wir eine Weile darüber sinniert haben, was man in der Wüste wohl tun könnte wenn der Wind so richtig bläst, und uns nichts eingefallen ist, drehen wir rum und fahren 10 Meilen zurück zur Outlet Mall, die wir beim Reinfahren gesehen haben. Knappe zwei Stunden später haben wir ein paar gute Schnäppchen für die Kleine gemacht, für uns selbst aber eigentlich nix gefunden. Trotzdem hat es sich gelohnt. Auf dem Rückweg holen wir uns beim Home Depot noch ein paar dicke Holzbretter als Ersatz für die nicht vorhandenen Levelling Blocks und erweitern dabei unser Vokabular um den Ausdruck „right on“: der superfreundliche Mitarbeiter zeigt uns nicht nur den Weg zum Holzzuschnitt, er hilft uns auch noch beim Bretter aussuchen und schneidet uns eine Planke in 6 gleiche Teile. Dabei fragt er uns ein bisschen aus und ist total begeistert von unseren Reiseplänen, was er dadurch ausdrückt, dass er jeden unserer Sätze mit „right on“ quittiert und dabei strahlt. Wir nehmen dann mal an, dass das sowas heisst wie cool oder „kowabunga“ (wer die Ninja Turtles noch kennt). So nett ist uns in einem Baumarkt noch nie geholfen worden, und dank Hausbau haben wir ja so einige gesehen in den letzten 2 Jahren J
Zurück am Campground kommen wir gerade recht zum Sonnenuntergang. Der Wind weht immer noch sehr stark, aber für dieses Farbenspiel lassen wir uns gerne wegpusten. Unser Platz liegt am äußeren Rand mitten in riesigen Kakteen und Büschen, und die Sonne zaubert ein wahres Farb-Feuerwerk an den Himmel. So haben wir uns die Wüste vorgestellt und schießen begeistert Fotos. Tagsüber ist der Campground wirklich etwas zu einsam, aber um dort zu übernachten ist es eine der besten Optionen im weiten Umkreis um Phoenix.
Am nächsten morgen fallen wir schon früh aus den Federn, unser Mobil muss ja zur Reparatur bei Cruise America. Wir fahren eine grobe Stunde und sind pünktlich da, nehmen unsere Maus und eine Tasche mit Getränken und Spielsachen und übergeben unsere fahrbare Wohnung an den Mechaniker. Wir nutzen die Reparaturzeit um uns die Niederlassung von Cruise America in Phoenix anzusehen und sind positiv überrascht. Alles wirkt sehr professionell, organisiert, sauber, und alle Mitarbeiter sind freundlich. Auch die Fahrzeuge scheinen in besseren Zustand zu sein. Im recht großen Verkaufsraum sind auch die verschiedenen Größen ausgestellt, sodass wir auch mal ein C19 (wirklich nur für 2 Personen geeignet, allein schon wegen des Stauraums und der Aufteilung mit Baby ziemlich schwierig) und ein C30 (was für ein Schiff – aber wenn man mit 2 größeren Kindern unterwegs ist ziemlich alternativlos) in Augenschein zu nehmen. Die Maus darf im überdimensionierten Campingstuhl Platz nehmen, unterhält mal wieder die ganze Belegschaft und macht an Papas Händen die ersten Tapselschritte.
Nach etwa 45 Minuten ist der Kühlschrank repariert, diesmal auch wirklich – der Mechaniker hat ein verrostetes Ventil ausgetauscht. Nicht so cool finden wir, dass der Mechaniker mit Dreckschuhen im Wohnmobil rumgestiefelt ist und auch die Holzspäne, die von seiner Arbeit zeugen, uns zum Aufräumen liegen gelassen hat. Aber naja – so bleibt wenigstens auch die Niederlassung Phoenix unserem Eindruck von Cruise America treu, dass auf den ersten Blick alles ok ist – bis man auf das Detail schaut.
Wir überlegen, was wir jetzt mit dem angebrochenen Tag machen wollen und entscheiden kurzerhand, noch weiterzufahren bis Tucson, mit einem Zwischenstop bei einer Mall um die Ecke und bei Ikea. Mall ist für uns auf diesem Trip so etwas wie ein Innenstadtbummel daheim geworden – die in die Wüste gepflanzten und am Reissbrett geplanten Städte in Arizonas Süden sind derart charakterlos, dass sogar der abendliche Spaziergang über den Campingplatz ein vielversprechenderes Vergnügen ist. Und Ikea steuern wir an, weil wir ansonsten an fast keinem Campground den Picknicktisch wirklich nutzen können, weil immer jemand die Kleine auf dem Schoss halten müsste – und dabei räumt sie dann natürlich aus Interesse den halben Tisch ab. Deswegen wollen wir ihr den Antilop Hochstuhl kaufen, denn der ist leicht, schnell zusammengebaut, dank Vollplastik gut abwischbar und sie kann besser am Leben draußen mit uns teilnehmen. Weil es eh grad kurz nach mittag ist, besuchen wir auch noch das Restaurant und können jetzt bestätigen, dass bei Ikea doch nicht immer alles identisch ist – die Köttbullar heissen Meatballs und schmecken auch anders, und auch die Gerichte, die es sonst gibt, sind ziemlich amerikanisiert. Allerdings können wir nicht wirklich sagen, ob ein Schwede auch über die deutschen Ikea-Gerichte schmunzeln würde… Wir stellen jedenfalls fest, dass man bei Ikea in den USA nicht unbedingt gegessen haben muss und ziehen weiter.
Die Strecke nach Tucson ist ziemlich öde. Wir passieren auf etwa halber Strecke die Straußenfarm, die Kerstin uns noch ans Herz gelegt hatte, aber die Maus schläft grad so friedlich, also stoppen wir doch nicht. In Tucson nehmen wir noch den Versorgungs-Umweg über Walmart und fahren dann beim Campground vor. Ich erkläre mal wieder dass sich unsere Pläne geändert haben und wir zu früh dran sind – auch hier wieder kein Problem, genug Platz frei. So langsam frage ich mich, ob ich überhaupt was hätte buchen müssen. Dieser spezielle Koa Campground hat 2 Event-Hallen und in beiden steppt der Bär – eine mexikanische Taufe inklusive Mariachi und etwas, was sich wie ein Konzert anhört. Wir sind froh, einen Platz am anderen Ende des Campgrounds zugewiesen zu bekommen, noch dazu in der Nähe des Pools, den diesen Spaß haben wir unserer Maus schon seit Thailand nicht mehr gegönnt, obwohl sie so eine Wasserratte ist.
Mit den vielen Zwischenstops war es dann doch wieder ein recht anstrengender Tag und wir versuchen früh ins Bett zu gehen – um 10 Uhr werden wir dann nochmal vom Abschiedsfeuerwerk der County Fair aufgeschreckt und müssen uns nach so vielen Nächten in wilderen und damit ruhigeren Gefilden erst wieder an die Geräusche der Stadt gewöhnen – Polizeisirenen, Züge inklusive ihrer Warnsignale und Auto- und Motorradlärm. Irgendwie ist Tucson eine laute Stadt. Dabei haben wir die ersten beiden Nächte noch Glück – die Davis-Monthan Air Force Base nebenan fliegt am Wochenende keine Übungen….