Tag 05: Fahrt in den Algonquin und das Ende eines langen Sommers

Ein ungewohntes Geräusch weckt uns am Morgen: Regentropfen prasseln aufs Womo-Dach. Leider haben die Wetterprognosen recht behalten: der grosse Wetterwechsel ist Realität. Auch in Kanada war es ein aussergewöhnlich heisser und trockener Sommer, nur ging die Schönwetterphase genau an unserem ersten Womo-Tag zu Ende.

Heute haben wir einen langen Tag vor uns – zuerst wollen wir das Museumsdorf Sainte-Marie-amongst-the-Hurons besuchen und danach noch bis in den Algonquin Park fahren.

Kurz nach 9:30h fahren wir zurück nach Midland und treffen um 10h beim Museum ein. Der Regen macht zum Glück eine Pause. Das Museum kostet für uns alle CAN$ 40.--, dazu gibt es für jeden einen Audioguide in deutscher Sprache. Im Museumsdorf wird sehr eindrücklich dargestellt, wie die franz. Missionare des Jesuitenordens und die Indianer des Wendat Volkes im 17. Jahrhundert gelebt haben. Das Dorf bestand aus Kaserne, Kirche, diverse Werkstätten, Wohnungen und Langhäusern.

Um 1648 war Sainte-Marie das Zuhause in der Wildnis für 66 Franzosen, was einem Fünftel der gesamten Bevölkerung von Neufrankreich entsprach. In 1649 kam die Geschichte von Sainte-Marie zu einem tragischen Höhepunkt, der die Bewohner dazu veranlasste, ihre Siedlung selber in Brand zu stecken und ihre Häuser aufzugeben.

Man könnte Stunden in der liebevoll rekonstruierten Anlage verbringen, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns und so verlassen wir das Museum nach 1.5 Std, um nach einem kurzen Mittagessen im McDonalds unsere Weiterfahrt aufzunehmen. Mittlerweile hat es wieder begonnen zu regnen und je nördlicher wir unterwegs sind, desto schlechter wird das Wetter und auch die Sicht ist hundsmiserabel. Dies ist sehr schade, denn wir durchfahren gerade die Muskoka-Seenplatte, welche zu den schönsten Regionen Ontarios zählt. Was für ein Pech aber auch – meine Laune sinkt gerade unter den Gefrierpunkt.

Nach 1.5 Std. erreichen wir Huntsville und biegen auf den Highway 60 ab, welcher zum Algonquin Park führt. Das Wetter ist unverändert schlecht, die Wolken hängen sehr tief und auch am West Gate regnet es immer noch in Strömen. Wir besuchen kurz das kleine Visitor Centre und fahren dann in den Park hinein. Seit Huntsville stehen in regelmässigen Abständen ‚Elch-Warntafeln‘ am Strassenrand:

Hoffnungsvoll schauen wir immer wieder links und rechts entlang des Highways, aber die Elche bleiben bei diesem Wetter wohl lieber unter dem schützenden Blätterdach – sprich no moose on the loose ....

Kurz nach 17 Uhr treffen wir beim Campground Lake of two Rivers ein und belegen den von Chrissy empfohlenen riesigen Site 14 direkt am See. Die Grösse des Site ist unübertroffen, nur die Abgrenzung zu den Nachbarn ist nicht nach unserem Geschmack.

Dafür hat Petrus ein Einsehen und stellt den Wasserhahn gegen Abend endlich ab. So können wir doch noch die Gegend erkunden, bevor es ans Kochen geht. Leider wird auch diesen Abend nichts mit Lagerfeuer – alles ist nass und das am Gate eingekaufte Holz taugt überhaupt wenig, denn es ist z.T. noch grün und will trotz Anzünder von zu Hause einfach nicht brennen. So werden die Steaks schlussendlich in der Pfanne zubereitet ....

Der lange Tag zollt Tribut – alle sind wiederum früh im Bett und schlafen trotz laut schwatzenden Nachbarn rasch ein.

Übernachtung: Lake of Two Rivers CG, Site 14, ohne Strom
Wetter: stark bewölkt, später Regen und schlechte Sicht, 17°C
Tiersichtungen: Squirrels, Chipmunks, Kanadagänse