Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Grizzly & Wolf Discovery Centre - etwa 500 m vom Campingplatz entfernt. Hier findet man vor allem Grizzlies und Wölfe, die entweder bereits in Gefangenschaft geboren wurden oder wegen irgendwelcher Probleme eingefangen werden mussten. Außerdem gibt es interessante Ausstellungen und Ranger-Programme, die einige Hintergrund-Informationen über die Lebensweise der Tiere bieten. Im Gelände befindet sich auch ein kleines Gehege für Erdhörnchen und ein paar Volieren mit Greifvögeln. Letztere machten allerdings keinen besonders glücklichen Eindruck. An einem neuen Fischotter-Gehege wurde gerade gearbeitet.
Den Rest des Tages widmeten wir der Erkundung des Yellowstone National Parks. Der Name des Parks wurde vom Yellowstone River übernommen, dem wichtigsten Fluss im Park. Der Park ist das Herz des größeren Yellowstone-Ökosystems. 1978 erklärte ihn die UNESCO zum Weltnaturerbe. In meinem Fotobuch folgen jetzt zwei seiten über den Nationalpark. Aber das kann man auch anderswo nachlesen, deshalb jetzt nur ein paar Fakten zu einem meiner Liebelingsthemen: den Ureinwohnern.
Eine indianische Besiedelung ist seit über 11.000 Jahren nachgewiesen. Um 1807 bekam der Trapper John Colter das Gebiet des heutigen Nationalparks vermutlich als erster Weißer zu Gesicht. Damals lebten hier nördliche Shoshone. Weitere Stämme wie die Blackfeet, Absaroka und Bannock durchstreiften das Yellowstone-Gebiet gelegentlich, um zu jagen und zu fischen. Beim Obsidian Cliff fanden sie reichlich Obsidiangestein, aus dem sie Schneidewerkzeuge und Waffen herstellten. Die Sheepeater-Shoshonen lebten bis 1871 im Gebiet des heutigen Parks bis sie sich (vermutlich nicht ganz freiwillig) anderen Shoshonen-Gruppen in der Wind River Indian Reservation anschlossen. 1876 trieb es die Hunkpapa-Lakota unter Sitting Bull in den Park auf der Suche nach Jagdbeute, die es weiter östlich in den Great Plains kaum mehr gab. Ein Jahr später beim Feldzug gegen die Nez Percé flohen Chief Joseph und sein Stamm durch den Yellowstone, bevor die US-Armee sie kurz vor der kanadischen Grenze abfangen konnte. Seit 1880 leben keine Indianer-Gruppen mehr im Yellowstone-Gebiet.
1916 übernahm der neu gegründete National Park Service die Verantwortung. Bis heute gehört es zu den Aufgaben des National Park Service, die Balance zwischen der Zufriedenheit der Besucher und dem Naturschutz herzustellen. Im Sommer 1936 arbeitete der spätere US-Präsident Gerald Ford als Park-Ranger im Yellowstone-Nationalpark. Er war für die Bärenfütterung zuständig.(https://de.wikipedia.org/wiki/Yellowstone-Nationalpark, Reiseführer "USA: Der ganze Westen...", "Yellowstone & Grand Teton National Parks")
Da wir gestern nicht mehr ausreichend Zeit hatten, begannen wir heute mit dem Besuch des Midway Geysir Basin.
Seine Hauptsehenswürdigkeit hier ist die Grand Prismatic Spring - die größte Themalquelle der USA und drittgrößte der Erde. Das Becken ist etwa 75 × 91 m groß und ungefähr 49 m tief. Es strömen pro Minute durchschnittlich 2.000 Liter 71°C heißes Wasser aus der Quelle. Die Farben stammen von einzelligen Mikroorganismen an den Randbereichen der mineralienreichen Thermalquelle. Sie bewegen sich zwischen grün und rot und hängen von dem Gehalt an Chlorophyll und Carotinoiden der jeweiligen an die Wassertemperatur angepassten Mikroorganismen ab. Im Sommer tendiert der Biofilm zu orange und rot, wohingegen im Winter eher dunkelgrün vorherrscht. Das Wasser im Zentrum der Quelle ist wegen der herrschenden Temperaturen frei von Mikroorganismen. Die tiefblaue Färbung des im Verhältnis kleinen Wasserkörpers rührt von der Wassertiefe und der hohen Wasserreinheit in der Quellenmitte her. (Reiseführer "Yellowstone & Grand Teton National Parks")
Die Grand Prismatic Spring hat einen Abfluss zum Excelsior Pool – ein riesiger ehemaliger Geysir, der sich mit bis zu 100m hohen Eruptionen in den 1880er Jahren selbst verbrauchte. Eine letzte, 46 Stunden andauernde Eruption gab es 1985, seitdem herrscht (vorerst) Ruhe. Aus dem Pool fließen pro Minute etwa 15.000 Liter kochendes Wasser in den Firehole River.
Auf dem Rückweg zur Madison Junction sahen wir schließlich die ersten Bisons.
Wir fuhren weiter zu den Gibbon Falls: hübsch, aber nicht übermäßig beeindruckend.
Schließlich erreichten wir das Norris Geyser Basin.
Es befindet sich am nordwestlichen Rand der Caldera des Yellowstone-Vulkans und ist das heißeste Geysir-Becken des Parks. Der hiesige Steamboat-Geysir ist mit bis zu 120 m hohen Eruptionen größte aktive Geysir der Welt, allerdings spuckt er nur alle paar Jahre. Im Vergleich zu anderen Geysir-Becken ist das meiste Wasser im Norris-Becken sauer und nicht basisch. Es gibt sogar einige Geysire mit saurem Wasser, was sehr selten ist. Das saure Wasser erlaubt anderen Bakterien in den heißen Quellen zu leben. Deshalb unterscheiden sich die Quellen im Norris-Becken farblich von den übrigen Quellen. (Reiseführer "Yellowstone & Grand Teton National Parks")
Wir liefen zunächst durch das Porcelain Basin, das seinen Namen von milchigen Sinterablagerungen (Geyserit) erhielt. Zu den Attraktionen gehören einige Fumarolen, der Congress Pool, der Constant Geyser (bricht alle 20 min aus), der saure Whirligig Geyser und der ständig blubbernde Crackling Lake. Zu guter Letzt besuchten wir noch die Emerald Spring, die allerdings weniger grün war als beschrieben.
Hier noch ein kleiner Exkurs zu den verschiedenen Arten geothermaler Aktivität: (Reiseführer "Yellowstone & Grand Teton National Parks")
Geysire (isländ.: geysir-sprudeln):
Nur ein kleiner Teil der geothermalen Aktivität im Yellowstone N.P. entfällt auf Geysire, dennoch finden sich hier 50% aller Geysire weltweit. Die Entstehung eines Geysirs beginnt mit geschmolzenem Schnee, der in heißes Gestein tropft, wo er überhitzt wird. Das erhitzte Wasser beginnt aufzusteigen, wodurch Konvektionsströme entstehen. Die Erde wirkt wie ein überdimensionaler Dampfdrucktopf, der das Wasser noch bei Temperaturen über 200°C flüssig hält. Wenn das Wasser aufsteigt, löst es Silizium (bzw. SiO2) aus dem umgebenden Rhyolith-Gestein. An der Oberfläche lagert sich das Silizium als mineralischer Sinter (Kieselerde) ab, wodurch die aschefarbene Landschaft der Geothermalbecken im Yellowstone N.P. entsteht. Der Sinter blockiert das Abflussventil der Geysir-Kammer. Dadurch sammelt sich das Gas so stark an, bis das „Siegel“ bricht und der gestaute Druck freigesetzt wird. Während das überhitzte Wasser zur Oberfläche rast, fällt der Druck und das Volumen expandiert auf das etwa 1.500-fache in einer gewaltigen Kettenreaktion, bei der es verdampft und in den Himmel explodiert. Geysire benötigen harte Felswände wie Rhyolith, deshalb konzentrieren sich Geysire im Südwesten des Yellowstone N.P..
Heiße Quellen:
Bei heißen Quellen kommt es zu einer allmählichen Freisetzung von heißem Wasser. Die Quellen können sprudeln wie Öl in einer Fritteuse, wie eine Waschmaschine herumwirbeln oder ganz ruhig bleiben. Die vielfältigen Farben resultieren aus einer Kombination von Mineralien, wodurch die Absorption und Resorption von Licht beeinflusst wird, und der Wasstertemperatur, die das Wachstum von thermophilen Bakterien bestimmt.
Mud Pots:
Wenn die Schwefelsäure im Grundwasser stark genug ist, um Felsgestein zu zersetzen, bildet sich eine Art heißer Quelle aus zähflüssigem, blubberndem Schlamm. Es handelt sich dabei um Kaolinit, ein Tonmineral. Mudpools bilden sich oberhalb des Grundwasserspiegels, wo weniger Wasser verfügbar ist. Die meisten erhalten das Wasser durch Niederschläge oder Kondensation, damit hängt ihre Aktivität von der Jahreszeit bzw. Niederschlagsmenge ab. Die Mudpools kochen aber nicht wirklich, das Blubbern entsteht durch die Freisetzung von Dampf und Gas. Schwefel- und Eisengehalt führen zu „Farbtöpfen“.
Fumarolen:
Es handelt sich um trockene Geysire, deren Wasser verkocht ist, bevor es die Oberfläche erreicht hat. Diese Dampfquellen geben mit Zischen oder Tösen auch Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff ab, was zum charakteristischen Geruch fauler Eier führt. Der Roaring Mountain an der Straße von Mammoth nach Norris ist eine große Ansammlung von Fumarolen.
Sinterterrassen:
Der Kalkstein der Mammoth-Region bildet einen Kontrast zu den Silizium-reichen Rhyolith im übrigen Park. Hier bildet Kohlendioxid im heißen Wasser Kohlensäure, die dann den umgebenden Kalkstein (CaCO3) zersetzt. Wenn diese wässrige Lösung die Oberfläche erreicht, wird ein Teil des CO2 freigesetzt und Kalkstein wird als Travertin in Form von Sinterterrassen abgelagert. Diese können bis 2 cm pro Tag wachsen und sind in konstanter Bewegung.
Auf der Grand Loop Road nach Norden wurden ausgiebige Straßenarbeiten durchgeführt. Der Stau hielt sich in Grenzen, aber nahezu alle Picknckstellen und Aussichtspunkte waren gesperrt. Erst am Swan Lake konnten wir den Ausblick genießen und eine kurze Mittagspause einlegen.
Irgendwann erreichten wir dann auch Mammoth Hot Springs (1.902 m Höhe).
Der Haupt- und Verwaltungsort des Yellowstone N.P. verdankt seinen Namen den nahegelegenen Sinter-Terrassen und heißen Quellen. Heiße Quellen lassen warmes Wasser von ca. 70 °C über die Terrassen gleiten. Das Wasser enthält überdurchschnittlich hohe Kalk- und Mineralienanteile, die am Quellaustritt ausfallen und sich in Form von Terrassen ablagern. Die Anordnung der Terrassen hängt von der Art der Ablagerungen, von der Wachstumsgeschwindigkeit der Mineralien und auch von der Fließrichtung und den Wasserturbulenzen ab. In den entstehenden flachen Becken siedeln sich Algen und Bakterien an; je nach Temperatur des Wassers haben diese unterschiedliche Farben. Aufgrund der immer neuen Ablagerungen wechselt die Fließrichtung des Wassers und damit die Temperatur und die Farben der Terrassen von Jahr zu Jahr.
Das Wasser fließt von den umliegenden Abhängen herunter, wird unterirdisch durch vulkanische Aktivitäten erwärmt und quillt bei Mammoth Hot Springs an die Erdoberfläche. Dabei entweichen oft schweflige Gase. Der Wasserfluss hat sich bei etwa 1.900 Liter pro Minute eingependelt. Zuunterst angelangt versickert das Wasser. Die Besucher werden auf Holzstegwegen durch die Terrassen geführt, da der Boden nicht überall betretbar ist und um die Terrassen nicht zu gefährden. Die Terrassen begannen sich bereits vor Millionen Jahren zu bilden. Heute lagert das Wasser bis zu zwei Tonnen Kalkstein pro Tag ab. In der Gegend von Mammoth Hot Springs sind oft Herden von Wapiti-Hirschen zu beobachten. Gerne liegen sie morgens und abends auf den warmen Sinterterrassen. (Reiseführer "USA: Der ganze Westen...", "Yellowstone & Grand Teton National Parks")
Die Sinterterrassen und heißen Quellen bei Mammoth Hot Springs wurden 1871 offiziell durch die Expedition unter Ferdinand V. Hayden entdeckt. Noch im selben Jahr benannte der Goldsucher Harry Horr die Quellen. Zwischen 1891 und 1913 wurde bei Mammoth Hot Springs das Fort Yellowstone errichtet. Die im Fort stationierte US-Truppe war bis zur Gründung des National Park Service 1916 für Administration und Verwaltung des Nationalparkes zuständig. Später wurde das Fort in eine zivile Verwaltungsagentur umgewandelt. Noch heute wird der Park von Mammoth Hot Springs aus verwaltet. Einige Gebäude in Mammoth Hot Springs sind recht alt, zum Beispiel wurde das Hotel im Jahre 1937 errichtet, ein Flügel davon bereits 1911.
Wir besichtigten einen Teil der Upper und Lower Terraces und entdeckten dabei eine Wapiti-Kuh mit Jungem, die malerisch an den Terrassen entlangspazierten. Durch den Ort selbst fuhren wir nur kurz durch. Die alten Gebäude waren recht hübsch, interessanter fanden wir aber die vielen Wapitis, die auf den Rasenflächen grasten.
Anschließend fuhren wir noch ein Stück weiter nach Norden. Etwa im Bereich der Grenze zwischen Wyoming und Montana befindet sich der Boiling River – das am schlechtesten gehütete Geheimnis des Yellowstone N.P.. Vom (überfüllten) Parkplatz liefen wir etwa 800 m an einem kleinen Fluss entlang bis zu einer Stelle, an der unterirdische heiße Quellen ihr Wasser in den Fluss ergießen. In kleinen Badebuchten kann man im angenehm lauwarmen Wasser planschen – wenn man sich nicht von den Menschenmassen drum herum stören lässt. Uns hat's gefallen.
Nach dem Bad fuhen wir über Mammoth Hot Springs wieder auf die Grand Loop Road in Richtung Tower-Roosevelt. Relevante Sehenswürdigkeiten hat dieses Teilstück nicht zu bieten, dafür sahen wir einen Grizzly, der am Hang über der Straße entlanglief, und ein paar Bighorn-Schafe.
An der Tower Junction wendeten wir uns wieder Richtung Süden. Kurz darauf hielten wir am Calcite Springs Overlook, der einen schönen Blick auf einen Teil des Grand Canyon of the Yellowstone (the Narrows) bietet.
Einen letzten Stopp widmeten wir den etwa 40 m hohen Tower Falls, bevor wir zum Canyon Village weiterfuhren.
Hier kauften wir noch ein paar Lebensmittel und kamen gegen 20 Uhr endlich auf dem Canyon Campground an. Den Rest des Abends ließen wir ruhig ausklingen.