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10. Tag: Jackson - West Yellowstone

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chino
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Beigetreten: 05.03.2016 - 12:24
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10. Tag: Jackson - West Yellowstone
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Fazit: 
Langer Tag mit vielen Eindrücken

Heute lag eine Fahrt durch den gesamten Grand Teton National Park und den südwestlichen Teil des Yellowstone National Parks bis nach West Yellowstone (215 km) vor uns. Also warf ich den Rest der Familie schon wieder um 7 Uhr aus dem Bett. Etwa eine Stunde später fuhren wir los.


Der Grand Teton National Park liegt im Westen von Wyoming südlich des Yellowstone N.P.. Er erhielt seinen Namen von der Teton Range, die sich in Nord-Süd-Richtung durch den Park zieht. Östlich der Berge liegt die Jackson Hole Ebene und der große Bergsee Jackson Lake, außerdem mehrere kleinere Seen.
Als erster Weißer dürfte John Colter um 1808 diese Gegend zu Gesicht bekommen haben. Der Name der Berge kommt vom französischen Wort für „Brust“ und bezieht sich auf deren Form. Von der Teton Park Road aus betrachtet, braucht man allerdings sehr viel Phantasie, um diese Assoziation herzustellen. Sieht man das Bergmassiv aber vom Highway 22 zwischen Jackson und Wilson aus, erinnert es tatsächlich an eine weibliche Brust – mit der Spitze des Grand Teton als hervorstehende Brustwarze. Leider kann ich kein Beweisfoto bieten. 
Das zerklüftete Profil der Teton Range erhebt sich ohne Vorgebirge zweitausend Meter aus der Ebene. Die höchste Erhebung, der Grand Teton, liegt 4.198 Meter über dem Meeresspiegel. Plattentektonik war die Ursache der Gebirgsbildung. Vor etwa 13 bis 9 Millionen Jahren entwickelte sich aufgrund der Dehnung des Gesteins eine Verwerfung in Nord-Süd-Richtung auf der Ostflanke des heutigen Gebirges. Es folgte eine Abschiebung, bei der der Block auf der Ostseite absank, wodurch die Ebene von Jackson Hole entstand. Der westliche Block wurde bei dieser Bewegung an der Verwerfung hochgedrückt, so dass die Tetons eine steile Ost- und eine sanfte Westflanke aufweisen.
In den letzten 300.000 Jahren während der Eiszeitalter haben Gletscher die Landschaft stark überformt. Ausgehend von der Absaroka Range östlich des Yellowstone N.P. entstand mindestens dreimal ein großflächiger Plateaugletscher, der nahezu das gesamte Gebiet beider Nationalparks bedeckte. Die Tetons waren bis auf die höchsten Spitzen vollständig vergletschert. Die vorletzte Eiszeit, in der Region als Bull Lake Stage bezeichnet, erreichte die größte Ausdehnung. Sie hinterließ Endmoränen im Jackson Hole. Alle glazialen Ablagerungen südlich von Jackson Lake stammen aus dieser Epoche. In der letzten Eiszeit reichte die Gletscherzunge nicht ganz so weit. Sie endete mit dem Zungenbecken, in dem der Jackson Lake als Zungenbeckensee gebildet wurde. Ihre Endmoräne am Südende des Sees veranlasste den Snake River sich nach dem Abschmelzen der Gletscher einen neuen Abfluss im Südosten zu suchen. Kleinere Gletscher gingen aus den Tetons hervor und schürften die Trogtäler der Ostflanke aus. Ihre Endmoränen stauen die kleineren Seen unterhalb der Berge, wie den Jenny Lake, auf. 

Am Fuß der Berge liegen weite Wiesen mit kleineren, teilweise bewaldeten Hügeln und mehrere Seen, die durch natürliche Zuflüsse aus den Bergen gespeist werden. Der Jackson Lake wurde durch einen Staudamm künstlich vergrößert bevor der Nationalpark gegründet wurde. In den tiefer gelegenen Einschnitten unterhalb der Wiesen sammelt sich das Wasser in Bächen. 
Wölfe leben seit 1999 wieder im Nationalpark, als Folge der Wiederansiedlung im Yellowstone 95/96. Alle Gabelböcke und die meisten Maultierhirsche des Nationalparks und der umliegenden Bergketten ziehen im Winter nach Süden in das Tal am Oberlauf des Green Rivers. Dies sind mit bis zu 260 km die weitesten bekannten Wanderbewegungen der beiden Arten. 
Das Gebiet wurde von mehreren Indianervölkern als Jagd- und Lebensraum genutzt. Die Blackfeet und die Crow waren die führenden Indianervölker zum Zeitpunkt des ersten Kontakts mit Weißen – Pelzjägern und -händlern, die in den 1820er Jahren die Region erstmals erreichten. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich mehrere Rancher in Jackson Hole an. Sie gehörten überwiegend der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) an, weshalb die Talebene mit den restaurierten Farmgebäuden, Ställen und Scheunen als Mormon Row bezeichnet wird. 
Der Park wurde 1929 ausgewiesen, zunächst auf die Bergkette beschränkt. 1950 wurde er auf die Talebene ausgedehnt. Aus der Zeit der Nutzung durch Rancher gibt es noch zwei aktive Betriebe in sogenannten inholdings, Privatgründstücken, die vollständig vom Park umschlossen sind. Der Staat Wyoming besitzt eine weitere inholding, die als Viehweide verpachtet ist. Zusammen machen diese Gebiete etwa 2000 ha aus. Die inholdings sind deshalb problematisch, weil sie nicht dem Schutzstatut des Parks unterliegen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Grand-Teton-Nationalpark, Reiseführer "USA: Der ganze Westen...", "Yellowstone & Grand Teton National Parks")

Wir erreichten den Park nach kurzem Stau bei Moose über die Teton Park Road. Unser erster Halt war die Chapel of the Transfiguration. Es ist nur eine winzige Holzkirche der Mormonen, aber in malerischer Lage. Das Fenster hinter dem Altar umrahmt praktisch den Gipfel des Grand Teton.

Gegen 9.30 Uhr erreichten wir den Trailhead zum Taggart & Bradley Lakes Trail (ca. 8,6 km). Der Trail bietet herrliche Ausblicke auf die Teton Range bevor man durch den Wald zum Taggart Lake gelangt. Theoretisch könnte man dort auch schwimmen, aber dafür war es uns zu kalt. Wir liefen noch ein Stück am Seeufer entlang und dann über einen Hügel weiter zum Bradley Lake. Dieser ist etwas kleiner und ruhiger als der Taggart Lake. Nach einer kurzen Ruhepause am Seeufer gingen wir zurück zum Parkplatz, wo wir gegen 12 Uhr ankamen.

 

Etwas weiter nördlich bogen wir von der Teton Park Road in den Jenny Lake Scenic Drive ab. Die Picknick Area am String Lake war extrem voll, der Rest auch nicht viel besser. Immerhin konnte man schöne Ausblicke auf den Jenny Lake genießen. Der See war nach der indianischen Ehefrau eines Mountain Man benannt worden, die 1876 mit ihren Kindern an Pocken gestorben war. 


Einen kurzen Halt legten wir am Jackson Lake Dam ein. Danach bogen wir auf die North Park Road ab und erreichten bald darauf den Oxbow Bend Overlook. Eigentlich sollte dies ein hervorragender Ort für Tierbeobachtungen sein, aber wir konnten nur die schöne Landschaft genießen.

Das ist natürlich nicht die Oxbow Bend, sondern der Jackson Lake. 


Anschließend wollten wir eine Mittagspause im Colter Bay Village einlegen. Aber Tilo verpasste die Ausfahrt und bald darauf hatten wir den Grand Teton National Park verlassen und befanden uns auf dem John D. Rockefeller Jr. Memorial Parkway. Also bogen wir zur Flagg Ranch ab und aßen ein paar gerade noch genießbare Sandwiches an der dortigen Tankstelle. Immerhin ging's schnell.

Zwei Meilen weiter erreichten wir die Südeinfahrt des Yellowstone National Park. Wir ließen das West Thumb Geysir Basin links liegen und fuhren gleich weiter zum Upper Geysir Basin. Mit nur wenig Mühe fanden wir einen Parkplatz und trafen gerade rechtzeitig ein, um den Ausbruch des Old Faithful gegen 16.30 Uhr zu genießen. 
Der Old Faithful ist die Hautattraktion des Upper Geyser Basin und dieses wiederum ist die Region mit der höchsten Konzentration von geothermalen Objekten im Nationalpark. Sie liegt am Rande der Yellowstone-Caldera und umfasst etwa 2,5 km² Land. Unter den geothermalen Objekten befindet sich rund ein Viertel sämtlicher weltweit existierender Geysire. Die Hügel, die das obere Geysir-Becken umgeben, sind Überbleibsel aus saurem Lavagestein aus dem Pleistozän. Gletscherablagerungen (Moränen) der letzten Eiszeit schufen unter dem Geysir-Becken Speicherbereiche für Wasser. Nur dank diesen Speichern sind Geysire möglich. (Reiseführer "Yellowstone & Grand Teton National Parks")


Der Old Faithful (der alte Getreue) ist ein düsenförmiger Geysir. Offiziell hatten ihn Mitglieder der Washburn-Langford-Doane-Expedition 1870 als erste Weiße entdeckt. Nach zwei Tagen der Beobachtung erhielt der Geysir seinen Namen, da seine Eruptionen häufig und regelmäßig alle 60-90 Minuten auftraten. Seit seiner Entdeckung ist er über eine Million Mal ausgebrochen. Der Old Faithful befindet sich in einer Höhe von 2.240 m über dem Meeresspiegel. Die Eruptionssäule erreicht eine Höhe von ca. 30 bis 55 m. Eine Eruption dauert meistens zwischen 1,5 und 5 Minuten (ohne das typische Vorspiel), zwischen 14.000 und 32.000 Liter Wasser werden pro Eruption ausgestoßen. Untersuchungen am Eruptionskegel des Old Faithful legen nahe, dass dieser Geysir jahrhundertelang inaktiv war. Die Phase der Inaktivität war lang genug, um Bäume in der Umgebung der hydrothermalen Quelle wachsen zu lassen. Später tötete die erneute Aktivität mit Sinterablagerungen die Bäume, einige wurden versteinert. Anhand der C14-Methode wurde das Alter dieser Bäume abgeschätzt. Nach diesen Schätzungen kann Old Faithful kaum länger als 300 Jahre als Geysir aktiv sein. Während 750 Jahren davor war er vermutlich eine heiße Quelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Old_Faithful

 

Nach der Eruption liefen wir die übliche Touri-Runde zu den beliebtesten geothermalen Hot-Spots. Der Trail führte zunächst am Geyser Hill zur Chinese Spring, wo früher ein Japaner eine Wäscherei betrieb: er warf die Schmutzwäsche mit etwas Seife in die Quelle und wartete darauf, dass die Sachen sauber wieder ausgespuckt wurden.
Giantesse und Vault Geyser waren wenig spektakulär, auch der Doublet Pool und Aurum Geyser konnten nicht so recht beeindrucken. Hübscher war die Lion Geyser-Gruppe: zwei größere und zwei kleinere miteinander verbundene Geysire, deren Ausbrüche von einem Brüllen angekündigt werden. Allerdings blieben sie still. Weitere Attraktionen am Weg waren die Heart Spring, der Beehive Geyser, Plume und Anemone Geyser.
Die sog. Main Loop führte uns zunächst zum dauerhaft blubbernden Crested Pool. Interessant war der Spasmodic Geyser, der aus mehr als 20 „Düsen“ spuckt – allerdings nicht besonders hoch. Turban, Vent und Grand Geyser hängen irgendwie zusammen. Am beeindruckendsten ist der Grand Geysir, der etwa alle 8 Stunden für ca. 12 min eine bis zu 55 m hohe Fontäne ausspuckt. Allerdings fehlte uns die Zeit darauf zu warten.
Dafür bewunderten wir den Beauty Pool und den Chromatic Pool, beide hübsch farbenfroh und ebenfalls miteinander verbunden: wenn der eine steigt, fällt der andee.
Der Giant Geyser kann bis zu 80 m hohe Ausbrüche hervorbringen, allerdings nur sporadisch: zum letzten Mal im September 2015. 
Zum Glück war der Grotto Geyser recht aktiv. Interessant war ist auch seine eigenartige Form, die von Bäumen herrührt, die in Geyserit eingeschlossen wurden.

Unser letztes Ziel war der farbenfrohe Morning Glory Pool. Die verschiedenen Farben entstehen durch verschiedene Bakterienarten, die sich bei unterschiedlichen Temperaturen wohl fühlen.

Leider verblassen die Farben des Morning Glory Pool allmählich, da der Pool durch den hineingeworfenen Touri-Müll, der den Auslass verstopft, langsam abkühlt. Deshalb führen die Park-Ranger jährliche Reinigungsaktionen durch.

Auf dem Rückweg kamen wir noch am Castle Geyser vorbei. Seine Form erinnert an eine riesige ausgebleichte Sandburg. Mit einem Alter von 5.000-15.000 Jahren ist er der älteste Geysir des Parks. Er bricht etwa alle 13 Stunden aus – aber jetzt gerade nicht.
Dafür konnten wir bei unserer Rückkehr eine weitere Eruption des Old Faithful beobachten, diesmal jedoch aus der Ferne – was auch sehr eindrucksvoll war.
Zu guter Letzt statteten wir dem Old Faithful Inn einen kurzen Besuch ab. Das luxuriöse Blockhaus-Hotel wurde 1904 erbaut. Das 7-stöckige Gebäude ist etwa 25 m hoch, der gewaltige Kamin besteht aus über 500 Tonnen Rhyolit-Gestein. Vom Observation Deck in der 2. Etage kann man hervorragend bei einem kühlen Drink den Old Faithful beobachten.

Gegen 18.15 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg durch den Nationalpark. Unser Ziel war West Yellowstone am westlichen Parkausgang – bereits im Bundesstaat Montana. Die ca. 1.300 Einwohner des Ortes leben hauptsächlich vom Tourismus. Kurz vor dem Ziel gab es noch etwa 5 km Stau, weil zwei Wapitis am Straßenrand grasten. Gegen 19.30 Uhr erreichten wir dann endlich den Grizzly RV Park.


Wir hielten uns nicht lange auf, denn wir hatten noch einen Programmpunkt zu erledigen: den Big Gun Fun Indoor Shooting Park. Wann hat man als Deutscher schon mal Gelegenheit, mit allen möglichen Waffen und scharfer Munition herumzuballern?! Wir verballerten ziemlich viele Dollar an verschiedenen Maschinengewehren (Kriss Vector, MP5, M16 und einer Uzi), einer Winchester und zwei Handfeuerwaffen (S&W .38 und Luger 22). Leider war der Spaß viel zu schnell vorbei. 


Der Shooting Park wird übrigens von Chinesen geleitet und auch die meisten Besucher schienen aus China zu kommen. Passend dazu findet man gleich daneben ein China-Restaurant namens Red Lotus, wo auch wir unser Abendessen einnahmen. 
Gegen 22 Uhr trafen wir wieder am Campingplatz ein und fielen nach einer heißen Dusche ins Bett.

 

Trakki
Bild von Trakki
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Beigetreten: 24.11.2011 - 17:05
Beiträge: 7600
RE: Reisebericht: 10. Tag: Jackson - West Yellowstone

Hi,

ihr hattet ja Glück mit dem Wetter. Bei Sonne leuchten die Farben genial. Mein Lieblingspool, der Morning Glorylaugh

Herzliche Grüße

Sonja
 

Trakki.Reisen

chino
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Beigetreten: 05.03.2016 - 12:24
Beiträge: 37
RE: 10. Tag: Jackson - West Yellowstone

Ja, das Wetter war besser als erwartet. Bis auf die "Sintflut" in Moab und einen verregneten Nachmittag in Jackson schien fast immer die Sonne. Ein paar kurze Schauer/Gewitter ließen sich gut im RV (oder anderswo) aussitzen. In Deutschland ist man Schlimmeres gewöhnt, eine ganze Woche ohne Sonne kommt ja häufiger mal vor.