Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 9 Uhr auf den Weg nach Salt Lake City (ca. 380 km). Die Strecke führte zunächst über US-191 nach Norden, an den Arches und Canyonlands Nationalparks vorbei, danach ein paar Meilen auf der I-70 nach Westen, ehe wir wieder auf die US-191/US-6 nach Nordwesten abbogen. Die Straße war zumindest teilweise als landschaftlich reizvoll beschrieben, nach den beiden Nationalparks kam sie uns aber ziemlich öde vor.
Bei Provo bogen wir auf die I-15 nach Norden ab und nahmen - als uns gegen 13 Uhr der Hunger überkam - eine Ausfahrt für ein leckeres Mittagessen bei Zupa. Hier gibt’s interessante Suppen, Salate, Sandwiches und Desserts.
In Salt Lake City entschieden wir uns zunächst für einen Abstecher zum Great Salt Lake State Park (etwa 18 mi auf der I-80) am südlichen Ufer des Great Salt Lake. Der 4.000 km² große und nur max. 15 m tiefe See ist der nach den Großen Seen im Osten flächenmäßig größte natürliche Binnensee der USA. Er und der kleinere Pyramid Lake bei Reno sind Überreste des prähistorischen Lake Bonneville, der in Jahrmillionen austrocknete und heute die Great Salt Desert bildet. Der Salzgehalt des Great Salt Lake beträgt im Süden 14%, im Norden 25% (zum Vergleich: der Salzgehalt der Ozeane liegt bei etwa 3,5%, der des Toten Meeres bei 35%). https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Salzsee
Der State Park war eher trostlos. Theoretisch hätte man Baden können, aber der Geruch des Wassers und die Millionen Fliegen am Ufer waren wenig einladend. Der Great Salt Lake gilt (an anderen Stellen) als Paradies für diverse Wasservögel. Vom State Park aus hatte man nur Ausblick auf einige vorgelagerte Inseln. Die interessanteste davon ist Antelope Island – ebenfalls ein State Park, in dem u.a. etwa 500 Bisons leben. Allerdings wäre der Umweg dorthin zu lang gewesen.
Im State Park findet man auch eine recht große Marina und The Saltair: früher luxuriöse Badeanstalt, dann mehrfach abgebrannt und wieder aufgebaut, heute Veranstaltungspalast und Gift-Shop. Auf der Landseite befand sich ein riesiger Schmelzofen (fast so hoch wie das Empire State Building) zur Aufarbeitung verschiedener Erze, insbesondere Kupfer, die in einer Mine nördlich von Salt Lake City abgebaut und bereits geschmolzen über Pipelines hierher transportiert wurden.
Wir hatten bald genug vom Great Salt Lake und fuhren wieder in Richtung Stadt . Gegen 15 Uhr erreichten wir den Salt Lake City KOA. Wir hielten uns jedoch nicht lange auf, sondern fuhren nach einer kurzen Pause gleich weiter nach Downtown. Mit etwas Mühe fanden wir dort sogar einen RV-geeigneten Parkplatz.
Salt Lake City ist die Hauptstadt des Bundesstaates Utah und mit rund 186.000 Einwohnern auch die größte Stadt des Staates. Im Ballungsraum leben über 1,1 Millionen Menschen. Am 24. Juli 1847 wurde Salt Lake City von 143 Männern, drei Frauen und zwei Kindern an der Ostküste des Great Salt Lake gegründet. Diese Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch Mormonen genannt, waren hauptsächlich wegen der religiösen Verfolgung und Diskriminierung in den östlichen Staaten geflohen. Sie waren die ersten Weißen, die sich in Utah niederließen.
Nach dem Lynchmord an ihrem Kirchengründer Joseph Smith leitete der zweite Kirchenpräsident Brigham Young die Mehrheit der Kirchenmitglieder in Richtung Westen – das Gebiet der Stadt gehörte damals offiziell noch zu Mexiko, war aber praktisch ein Niemandsland. Berichten zufolge hatte Young bei der Ankunft im Salt Lake Tal eine Vision, die besagte: This is the place! Die Mormonen hofften so, aus dem Gebiet der als feindlich empfundenen USA zu entkommen. Letztlich gelang dies zwar nicht, aber bis die US-Zentralmacht hier merklich in Erscheinung treten konnte, waren die Mormonen bereits fest genug etabliert, um in ihrer Existenz nicht mehr gefährdet zu sein. 1896 entstand schließlich der Bundesstaat Utah.
Trotz offizieller Trennung von Staat und Kirche wird das politische und wirtschaftliche Leben in Utah von der Mormonenkirche beherrscht. Sie ist Eigentümer eines Wirtschaftsimperiums, dessen Einfluss weit über die Staatsgrenzen hinausgeht. Nahezu 80 % der Bevölkerung Utahs gehören der HLT-Kirche an und leben mehrheitlich nach deren Regeln. Dazu gehören u.a. ein patriarchalisch geprägte Familienleben, z.T. noch immer mit Mehrehe, sowie die Ablehnung von Kaffee, Tabak, Alkohol und Empfängnisverhütung. (https://de.wikipedia.org/wiki/Salt_Lake_City, Reiseführer "USA: Derganze Westen" von Reise-Know-How)
Die Wirtschaft der Stadt ist vorwiegend dienstleistungsorientiert. Während die Kennecott-Kupfermine (Bingham copper mine) in der Nähe während des 19. Jahrhunderts für ein starkes Einkommen sorgte, entwickelte die Stadt später eine Wirtschaft als Verkehrsknotenpunkt, durch Callcenter und Saisontourismus. Dazu hat die Stadt ein dienstleistungsorientiertes Hochschulwesen mit mehreren Universitäten (z.B. University of Utah) und vielen technischen Schulen. Im Jahr 2002 war Salt Lake City Austragungsort der Olympischen Winterspiele.
Unser Interesse an Mormonen-Kultur war begrenzt, also schauten wir uns nur im Schnelldurchlauf die wichtigsten Sehenswürdikeiten an, die zum Glück alle nahe beeinander lagen. Am Temple Square sticht der Mormon Temple ins Auge: die Hauptkirche der Latter Day Saints. Er wurde 1893 vollendet. Daneben befinden sich das Tabernacle, in dem der berühmte Mormon-Tabernacle Choir singt, die Assembly Hall und ein kleiner Park mit mehreren Statuen.
Das Brigham Young Memorial ist dem Führer des Mormonenzuges gewidmet. Das Beehive House war sein erstes Wohnhaus, im Lion House daneben wohnte seine Familie. Insgesamt brachte er es auf 27 Ehefrauen und 56 Kinder.
Das Utah State Capitol auf dem Capitol Hill sahen wir nur von weitem.
Anschließend fuhren wir zum Glendale Golf Club, wo wir telefonisch für 17.30 Uhr eine Tee-Time für eine 9-Loch-Runde gebucht hatten. Der Club war relativ günstig, gepflegt und bot herrliche Aussichten auf die Wolkenkratzer von Downtown Salt Lake City und die umgebenden Berge. Wir spielten nicht ganz so gut wie in Denver, aber deutlich besser als in Moab. Offensichtlich liegen uns trockene Plätze doch besser!
Gegen 19.30 Uhr war die Runde beendet und wir machten uns wieder auf den Weg in Richtung Zentrum, um etwas Essbares zu suchen. Dies gestaltete sich recht schwierig. Das von TripAdvisor empfohlene Takashi war voll, im Market Grill daneben passte Marc die Speisekarte nicht, also landeten wir bei Simply Sushi, was tatsächlich eher simpel als Sushi war.
Auf dem Rückweg erledigten wir noch ein paar Einkäufe und kamen so erst gegen 21.45 Uhr auf dem Salt Lake City KOA an.
Die Strecke an sich ist nicht so sehr reizvoll,eher eine Fahretappe. Das sie als landschaftlich reizvoll gilt ist mir noch nie untergekommen. Sie ist aber die gefährlichste Fernverbindung Utahs mit einer grossen Anzahl schwerer Unfälle und vielen Toten.
Man sollte sie eher als Verbindung zwischen den rechts und links liegenden Sehenswürdigkeiten betrachten. Price Canyon und Nine Mile Canyon sind noch ziemlich allgemein bekannt, aber es gibt noch einiges mehr wie z.B. den abgelegenen "Interplanetary Airstrip", Park Wash Canyon, North Franks Canyon oder die alte aufgegebene Railroadroute nach Price.
Wer wirklich Landschaft sehen möchte nimmt eher wenn das Wetter gut ist den Green River Shortcut.
Auch sehr zu empfehlen sind das grosse Museum in Price mit umfangreichen Dinosaur-Displays oder das Bergbau- und Railroadmuseum in Helper (Der Ort hat noch dazu eine sehr bewegte Geschichte!). Auch interessant: Die Story von Soldier Summit, der Betrüger-Gemeinde hoch oben in den Bergen oder von Thistle, wo man nur ein kleines Stück von der US 6/50 wegfajhren muss, um eine neuzeitliche Naturkatastrophe hautnah nachvollziehen zu können.
Gruss
Rolf
Desert Drunk and Red Rock Crazy - Reisen im amerikanischen Südwesten (plus, plus, plus)