Tag 26: Grand Canyon oder: „Nur der frühe Vogel … entgeht der Mittagshitze!“

Tag 26: Grand Canyon oder: „Nur der frühe Vogel … entgeht der Mittagshitze!“

Um 4.20 klingelt mein Wecker und im Gegensatz zum Monument Valley stehe ich auch fast sofort auf. Ein paar Minuten später folgen die Kids und nach knapp 20 Minuten sitzen wir im Auto zum Shuttle am Backcountry VC. Wir fahren recht langsam, denn auf den Straßen ist einiges los – kaum Autos, dafür jede Menge Rotwild!

Parken ist auf dem großen und leeren Parkplatz überhaupt kein Problem und so kuscheln wir uns an der Bushaltestelle eng zusammen, denn es ist noch empfindlich kalt. Als der Bus kommt, steigt mit uns nur eine einzelne, gut gelaunte Gruppe junger Spanierinnen ein und auch am VC bleibt das Hiker‘s Shuttle, das uns direkt zum South Kaibab Trailhead bringt, ziemlich leer.

Um Punkt 6.00 Uhr laufen wir schließlich angesteckt von der guten Stimmung im Bus und voller Erwartungen bei sehr stimmungsvollem Licht in der Morgendämmerung los. Außer den Spanierinnen begegnen uns unterwegs so gut wie keine Wanderer und wir können den Weg bei langsam wärmer werdenden Temperaturen in vollen Zügen genießen.

Anja achtet darauf, dass wir nicht zu langsam werden, denn sie will unbedingt vor der Mittagshitze unten ankommen. Auch wenn mir das nicht unbedingt gefällt, weil ich gerne viel mehr Bilder machen würde, bin ich rückblickend wirklich froh, dass wir so früh losgelaufen sind und unterwegs nicht getrödelt haben, denn trotz der vergleichsweise moderaten Temperaturen wird es unten im Canyon unfassbar heiß werden!

Unseren ersten Stopp machen wir am Ooh Aah Point, wo wir unser wohlverdientes Frühstück genießen können. Die Aussicht besonders zu dieser frühen Uhrzeit ist einfach nur sensationell! Bis hierhin kennen auch die Kids den Hike, auch wenn Mo sich hierhin (und auch wieder hoch) 2013 noch in der Kraxe tragen ließ. Wie schnell die Kids groß werden…

Von nun ab machen wir ca. jede Stunde eine Pause, wobei wir stets auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Snacks, insbesondere bei den Kids, achten. Der Weg ist recht steil und bestimmt nicht gut für die Knie, aber sehr beeindruckend bei sich ständig ändernden Ausblicken und Lichtverhältnissen in den Canyon.

Nach knapp vier Stunden erhaschen wir die ersten Blicke auf den Colorado River, als wir eine Gruppe von Raftern auf Maultieren passieren. Ob es sich dabei vielleicht sogar um genau die Gruppe handelt, die wir vor ein paar Tagen beim Ablegen bei Lees Ferry beobachtet haben? Leider können wir das nicht in Erfahrung bringen, denn die Guides diskutieren angeregt, weil es Probleme mit einem „Gast“ gibt. Die Frau wollte oder konnte wohl nicht auf einem Maultier hinaufreiten und sitzt jetzt auf der Phantom Ranch fest. Da stören wir lieber nicht.

Eine halbe Stunde später sind wir schon am dunklen Tunnel und an der beeindruckenden Brücke über den Fluss.

Erst wenn man mitten auf der Brücke steht, bekommt man ein Gefühl für die Kraft und Strömung des Stromes und es wird klar, wie der Fluss den 1500 Meter tiefen und bis zu 29 km breiten Canyon auswaschen konnte.

Es ist genau 11.00 Uhr als wir bei der klimatisierten Ranch ankommen. Draußen ist es schon jetzt über 40 Grad, auch weil die dunklen Felsen die Kraft der Sonne ohne Erbarmen aufsaugen und im Canyon bündeln. Dagegen ist es eine Wohltat, als wir uns unzählige Becher eisgekühlter Lemonade gönnen, die es hier gibt. So etwas Gutes haben wir schon lange nicht getrunken – da sind wir uns einig!

Für weitere Ausflüge ist es definitiv zu heiß. Nach 1460 Höhenmetern Abstieg in den Canyon haben wir nun noch fast einen ganzen Tag zum „Relaxen“ vor uns. Einen Großteil der Zeit verbringen wir mehr im als am Bright Angel Creek. Wir bauen an einem Staudamm und lassen uns von frechen Fischen anknabbern, während wir die ganz besondere Atmosphäre und Ruhe im Canyon in vollen Zügen genießen. Auch eine Schlange erspähen wir kurz, auch wenn es diesmal wohl keine Klapperschlange war.

Wenn selbst das Wasser nicht mehr ausreichend kühlt, statten wir der Ranch und der Lemonade weitere Besuche ab. Wir erstehen Souvenirs, spielen Karten oder schreiben Postkarten, die von hier wie alles andere, was im Canyon gebraucht wird, mit dem Maultier befördert wird. Während ich mich mit den Kids zum Fluss begebe, vertieft sich Anja in ein Buch „Death in Grand Canyon“ mit unzähligen tragischen Geschichten, die ihren Ausgangspunkt nur allzu häufig in Dehydrierung nahmen. 

Am Nachmittag absolvieren die Kids ein ganz besonderes Junior Ranger Programm – den Phantom Rattler. Der Ranger gibt sich sehr viel Mühe mit den Kids, denn während oben am Rim jährlich Tausende Junior Ranger vereidigt würden, seien es hier unten nur eine sehr überschaubare Zahl, so dass das selbst für den Ranger etwas Besonderes sei.

Um 18.00 Uhr haben wir dann ein Stew Essen in der Ranch gebucht. Es schmeckt nicht nur wegen der Atmosphäre allen ausgesprochen gut. Etwa 30 hungrige Wanderer sitzen gemeinsam an großen Tischen, so dass sich viele interessante Gespräche ergeben. Auch wenn sich hier unterschiedlichste Leute treffen, vereint doch alle das Erlebnis hier sein zu dürfen, und auch ein wenig der Respekt vor dem anstehenden Aufstieg, denn einige scheinen schon vom Abstieg etwas mitgenommen zu sein. Neben dem Renter mit seiner Familie aus der Umgebung, der schon ein Dutzend Mal hier unten war, stechen wir als einzige mit Kids doch etwas aus der Gruppe hervor.

Nach dem Essen nehmen wir an einem kurzweiligen Rangertalk teil. Insgeheim hatte ich eigentlich auf eine Skorpion-Hunt gehofft, aber die steht heute nicht auf dem Plan. Also informiere ich mich beim Ranger nach den besten „Jagtrevieren“. Nachdem für morgen früh alles vorbereitet ist ziehe ich mit Anja nach Einbruch der Dunkelheit mit unseren Schwarzlichtlampen bewaffnet nochmal los während die Kids schon fix und foxi in ihren Betten liegen. Unter einem riesigen Feigenbaum werden wir zwar nicht fündig, dafür aber auf der Koppel, wo sonst die Maultiere stehen. Sehr lange halten wir uns hier aber aus nachvollziehbaren Gründen auch nicht auf nachdem wir Ruckzuck ein paar recht stattliche Exemplare gefunden haben.