Wetter: Regen und kühl
Heute haben wir so richtig Pech mit dem Wetter. Nachts hat es schon ein bisschen geschauert. Morgens ist es erst einmal trocken und auch die Wolkendecke nicht komplett geschlossen. Es ist sogar mal kurz ein bisschen Sonne zu sehen. Wir sind also erst mal optimistisch. Ich marschiere zum Duschhaus in der Annahme, dass die Solarduschen doch wohl einen Warmwasserspeicher haben – haben sie nicht! Das Wasser ist eiskalt, so kalt, dass ich es nicht über mich bringe, mich unter den Strahl zu stellen. Also ziehe ich mich wieder an und schmeiße den Boiler im RV an. Draußen riecht es wie nach einem Aufguss in der Sauna, nach warmem Holz und irgendeiner Pflanze.
Wir trödeln herum, frühstücken gemütlich Brote und Rührei mit Speck und Pilzen. Es hat angefangen zu regnen und wird, während wir frühstücken, immer stärker. Es gießt richtig, überall bilden sich Pfützen und der Himmel ist einheitlich weiß-grau. Die Wolken hängen ganz tief, von den umgebenden Bergen ist nichts mehr zu sehen. Als ich morgens unterwegs war, zeigte unser Thermometer am Außenspiegel noch 16°C an, jetzt ist es gefühlt deutlich kälter, richtig fies. Wir räumen auf, spülen, spielen mit unserer Tochter. Dann checken wir noch mal die Wettervorhersage. Erst ab 16:00 soll es besser werden. Eigentlich wollten wir heute den Ajo Mountain Drive fahren und dort die kleine Wanderung zum Arch Canyon machen. Das wird wohl nichts. Selbst wenn es aufhören sollte zu regnen, der Drive ist Gravel und bestimmt nach mehreren Stunden Regen nicht mehr mit dem Wohnmobil zu befahren. Bei den tief hängenden Wolken ist außerdem die Aussicht wahrscheinlich nicht mehr so wirklich spektakulär. Schade, ich hatte mich sehr auf diese Unternehmung gefreut. In Tucson, unserer nächsten Station, soll es heute Nachmittag regnen. Wahrscheinlich nehmen wir den Regen also mit . Trotzdem entscheiden wir uns gegen 12:00, vorzeitig abzufahren. So haben wir morgen schon den ganzen Tag in Tucson. Und wenn es da regnet, können wir wenigstens in eine Mall oder sonst was drinnen machen. Ein ganzer Tag im RV mit Baby ist doch nicht soooo toll…
Um 12:30 sind wir unterwegs. Es geht die 85 nach Norden bis Why und dort auf die 86 nach Osten. An der Kontrollstelle auf der 85 vor Why sitzen die Agents in ihren Autos und haben offenbar keine Lust, uns bei dem Regen zu kontrollieren. Vielleicht werden auch in Miet-Wohnmobilen eher selten Mexikaner oder Drogen geschmuggelt
Es geht durch die tolle Kakteen-Landschaft, die nur leider bei dem tristen Wetter nicht mehr ganz so schön aussieht. Der Regen lässt ein bisschen nach und der Himmel ist ein bisschen heller grau. Immer wieder stehen Wagen der Border Control am Straßenrand, teilweise mit Quad oder Pferden auf Hängern, wohl um auch abseits des Highways die Verfolgung aufnehmen zu können. Wir fahren durch die Tohono O’Odham Nation Reservation. Überall stehen Pfützen und der Regen wird wieder stärker. Die Straße hat viele „Dips“ und ist schlecht asphaltiert. Wir kommen durch Quijota. Hier sieht es extrem ärmlich aus. Kurz dahinter kommt rechts ein kleiner Trading Post mit einer einsamen Zapfsäule. Weiter geht es immer geradeaus durch die Einsamkeit. Die Wolken hängen unheimlich tief, wir haben fast den Eindruck, direkt in sie herein zu fahren. Selbst die Berge und Hügel, die ganz nah am Highway sind, lassen sich nur erahnen. Nach etwa 65 Meilen auf dieser Straße kommen wir durch eine etwas größere Ortschaft mit Tankstelle und Supermarkt. Auch hier sieht es trostlos aus, und das liegt sicher nicht nur am trüben Wetter.
Unsere Tochter, die kurz nach der Abfahrt eingeschlafen war, wird wach und ist äußerst schlecht gelaunt. Wir vermuten, dass sie auch Hunger hat, aber weit und breit ist kein geeigneter Ort für einen Stopp zu sehen. Einfach an den Straßenrand stellen wollen wir uns in dieser Gegend nicht. Wir halten deshalb nur ganz kurz, ich bewaffne mich mit einer Banane und setze mich neben sie auf die Bank, um sie während der Fahrt zu füttern. Da ist es mächtig unbequem. Zum Teil liegt das sicher an dem fehlenden Rückenpolster, aber ich bin auch ansonsten wenig begeistert und froh, dass die Kleine mir den Beifahrersitz noch nicht streitig macht Längere Strecken hier hinten sind echt kein Spaß.
Es hat irgendwann zum Ende hin aufgehört zu regnen. Als wir vor dem Office parken und aussteigen, fallen wieder die ersten Tropfen. Na super… Wir gehen rein und werden sehr nett empfangen. Wir möchten eine Site für drei Nächte und bekommen Site 74, die schön am Rand liegt, zugewiesen. Mit Wasser und Strom für $20 pro Nacht. Bezahlen geht nur in bar, das braucht unsere letzte Reserve auf – ist mir gar nicht recht mit meiner Sorge, dass die Karten wieder mal nicht funktionieren könnten.
Wir beziehen unsere Site, erstellen die Anschlüsse, und gammeln ein bisschen im Wohnmobil herum – das hatten wir doch heute Morgen schon… Ich suche im Internet nach möglichen Aktivitäten bei Regen, aber irgendwie ist uns alles zu zeitaufwändig. Wenn wir z.B. zu einer der Malls fahren würden, könnten wir da nur ein Stündchen bummeln und kämen wahrscheinlich trotzdem erst im Dunklen zurück. Die Straße zum Campground führt aber recht lange durch die Natur, da ist uns das nicht so recht. Außerdem würde es wahrscheinlich stressig mit der Baby-Abendroutine und dem Zubettbringen. Wir fahren (das einzige Mal in diesem Urlaub) den Fernseher raus und finden einen Lokalsender mit jeder Menge Wetterbericht. So richtig gut sieht das auch nicht aus, aber zumindest morgens soll es wohl trocken bleiben.
Hi Evi,
Irgendwann muss das bisschen Regen, das diese Region über das Jahr erhält, ja runter kommen, aber dass das dann exakt zu eurer Zeit ist, ist schon schade, weil es die Unternehmungen blockiert.
Schauen wir mal, was morgen ist.
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Bernhard,
das stimmt. Wir haben irgendwie ein Händchen für Regen in der Wüste - 2010 hatten wir Regen im Death Valley (aber nur eine halbe Stunde ). Für den Tag war es wirklich blöd, und ich hätte auch die Fahrerei zum Organ Pipe für eine Nacht planmäßig nicht gemacht. Aber wir hatten insgesamt wirklich riesiges Glück mit dem Wetter, also will ich mich wirklich nicht beschweren!!
Viele Grüße
Evi