Wetter: sonnig
Heute Morgen ist es kalt, um 07:15 draußen 3,5°C, drinnen 15,2°C. Die Heizung mag irgendwie nicht mehr so richtig laufen. Die Batterie zeigt nur noch 1/3 an. Mist. So überstehen wir keine weitere Nacht... Es ist grade Generatorzeit (von 7 bis 9), und auch wenn ich das eigentlich nicht leiden kann, muss der jetzt mal laufen. Besser, als heute Abend ohne Strom zu sein. Wir machen uns fertig. Unsere Tochter pennt. Pumpe, Generator, sie stört grad gar nix. Irgendwann wird sie aber doch wach, wir frühstücken, packen unseren Rucksack und stehen um 09:00 mit Baby in der Manduca abfahrbereit an der Bushaltestelle. Mit Umsteigen am Visitor Center kommen wir um 09:40 am South Kaibab Trailhead an.
Wir marschieren sofort los – so wie die restliche Busladung auch Auf dem oberen Teil des Trails ist es dementsprechend auch etwas voll. Am Trailhead steht ein Schild, dass der Trail vereist sei und das Tragen von Spikes empfohlen werde. Wir nehmen das erst mal nicht ernst. Man gewöhnt sich ja schnell an die übertriebenen Warnungen in den USA. In diesem Fall ist aber was dran. Auf dem oberen Stück, das aus engen Serpentinen besteht, ist der Trail wirklich voller Eis. Teilweise ist es richtig übel rutschig, so dass mir ganz schön mulmig ist. Nachdem der erste Teil des Trails überstanden ist, ist das Eis aber weg und der Trail wesentlich besser zu laufen. Die Menschen verteilen sich auch besser und jetzt macht es Spaß, hier zu laufen. Der Himmel ist strahlend blau, die Aussicht atemberaubend. Der Weg liegt noch größtenteils im Schatten, und es ist nach wie vor ziemlich kühl.
Nach einer knappen halben Stunde sind wir am Ooh Aah Point angekommen. Wir machen nur kurz ein paar Bilder und laufen weiter.
So langsam kommt jetzt auch immer mal wieder Sonne auf den Trail, und sofort wird es warm. Kurz vor Cedar Ridge kommt von hinten eine Muli-Kolonne. Wir machen schön Platz und lassen die Tiere und ihren Wrangler vorbei.
Weniger als eine Stunde, nachdem wir losgelaufen sind, sind wir um 10:35 am Cedar Ridge. Bis hierhin war es noch nicht sonderlich anstrengend, und es kribbelt uns schon, noch weiter zu laufen, aber wir hatten uns vorher überlegt, bis hierhin zu laufen und nicht weiter. Schließlich müssen wir auch noch wieder rauf. Und wir haben unsere Tochter dabei, die auch nicht endlos geduldig ist in ihrer Manduca und die irgendwann Mittagessen bekommen soll. Also sind wir vernünftig und bleiben bei unserem Plan. Erst mal machen wir aber eine ausgiebige Rast mit Picknick.
Nur etwas mehr als 300 Höhenmeter haben wir bis Cedar Ridge zurückgelegt, aber die wieder raufzukraxeln, inzwischen zum großen Teil in der Sonne, und mit Baby und Rucksack, bringt uns doch ganz schön ins Schwitzen. Wir machen regelmäßige Mini-Pausen zum Trinken und Studentenfutter snacken und kommen gut voran. Für den Aufstieg brauchen wir etwas mehr als eine Stunde.
Es ist jetzt noch deutlich voller auf dem Trail als auf dem Hinweg. Und natürlich ist auch die Flip-Flop-Fraktion hier unterwegs. Kurz vor den Serpentinen überholt uns ein junger Mann auf Flip Flops. Die Serpentinen sind zwar oben immer noch ein bisschen vereist, aber aufwärts viel besser zu laufen. Als wir etwa auf der Hälfte sind, ruft von unten ein Familienvater, ob jemand einen weißen Teddy gesehen hätte. Ich halte das erst für einen Scherz, aber tatsächlich hat Sohnemann den Bären wohl irgendwo oben verloren. Es wird darum gebeten, dass jemand, der herunter kommt, den Bären mitbringt, wenn er ihn sieht. Tatsächlich kommt der junge Mann auf den Flip Flops mitsamt Teddy die Serpentinen wieder runter geeilt. Das letzte Stück wird der Bär dann geworfen und landet glücklich bei seinem Besitzer.
Wir müssen kurz auf den Shuttle warten, der auch ziemlich voll wird. Wir fahren bis zum General Store, wo wir uns Kartoffelsalat und Baguette kaufen und mit zu unserer Campsite nehmen. Um 13:30 sitzen wir an unserem Picknicktisch in der Sonne und genießen unser Mittagessen.
Nach unserer Mittagspause machen wir uns gegen 15:00 noch mal auf den Weg, um den Rim in Richtung Hermits Rest zu erkunden, diesmal in Turnschuhen und mit dem Mini-Camper im Buggy. Wir laufen durch den Wald zum Grand Canyon Village.
Hier ist richtig was los. An der Bright Angel Lodge steht an der Eisbude eine seeeeehr lange Schlange. Ich möchte aber unbedingt ein Eis, also stelle ich mich an und haben nach nur etwas über 10 Minuten mein Hörnchen .
Wir laufen ein Stück den Rim Trail. Nachdem wir das Village hinter uns gelassen haben, ist es auch schnell wieder ruhig und leer auf dem Trail. Die Leute scheinen wirklich nur durch die Gegend zu fahren und die Aussichtspunkte abzuklappern. Trotz allem hat mir das Village aber ganz gut gefallen und der Lodge hätte ich gerne einen ausführlicheren Besuch abgestattet (ich bin nur mal kurz durchgelaufen, bevor ich mich beim Eis angestellt hab). Naja, beim nächsten Mal .
Der Trail ist erst mal asphaltiert, geht aber recht steil bergauf. Dafür haben wir einen schönen Blick auf das Village, den Bright Angel Trail und die Umgebung mit den San Francisco Peaks im Hintergrund. Wir laufen bis zum Maricopa Point. Dort steigen wir in den Shuttle Bus in Richtung Hermits Rest. Dazu muss unsere Tochter allerdings aus dem Buggy raus und der Buggy zusammengeklappt auf eine Ablage vorne im Bus. Das ist ein bisschen blöd, weil sie gerade eingeschlafen war. Mit einem kurzen Stopp bei „The Abyss“ fahren wir bis zum Monument Creek Vista.
Von hier aus laufen wir zum Pima Point. Der Weg ist hier wieder asphaltiert (deshalb hatten wir dieses Teilstück gewählt), aber er führt zu einem großen Teil durch den Wald außer Sichtweite des Rims und zieht sich auch etwas.
Wir möchten gerne noch im Hellen bis Hermits Rest kommen, das wird langsam knapp. So überlegen wir dann auch, ob wir vom Pima Point aus den Sonnenuntergang anschauen sollen. Das überlegen wir uns aber ganz schnell wieder anders, denn dort ist es sehr voll. Also laufen wir doch noch weiter bis Hermits Rest. Der Trail führt dabei allerdings ein Stück an der Straße entlang. Da die aber für private Fahrzeuge bis auf solche mit Ausnahmegenehmigung gesperrt ist, ist das nicht wirklich schlimm. Am Hermits Rest steht schon der letzte Bus bereit. Bis zur Abfahrt dauert es aber noch ein bisschen. Wir haben noch Zeit uns umzusehen, dann steigen wir ein.
Den Sonnenuntergang müssen wir dann vom Busfenster aus beobachten. Wir sind aber trotzdem froh, dass wir nicht am Pima Point geblieben sind. Dort stoppen wir nämlich, um Passagiere aufzunehmen, und es drängt sich eine wahre Menschenmasse zum Bus. Da kommen längst nicht alle rein, und planmäßig gibt es nach unserem nur noch einen weiteren Bus. Da ist es schon besser, gemütlich auf unserem Platz zu sitzen. Beim Umsteigen im Village erwischt es uns dann aber auch. Hier ist der Teufel los. Überall Menschen, die auf Busse warten. Inzwischen ist es dunkel und kalt geworden. Unsere Tochter ist müde. Das Schlangestehen macht da grade gar keinen Spaß mehr. Wir haben aber noch Glück, denn eine Busfahrerin, die eine andere Route bedient und eigentlich schon Feierabend hat, setzt ihren Bus auf unserer Route als Sonderbus ein. So kommen wir noch gut zu unserem Campground und sind ganz schön erschöpft von dem langen Tag.