Tag 07 - In die Hitze des Marble Canyon

Montag, 23. Juni 2014

Wetter: sonnig, 40°C

Obwohl wir gestern relativ spät ins Bett sind, standen wir wie gewohnt früh auf. Heute hieß es, vom Grand Canyon Abschied zu nehmen. Doch vorher wollten wir an diesem schönen Ort nochmals ganz in Ruhe frühstücken.

Gegen 09.00 Uhr sind wir dann losgefahren und hatten beim kurzen Stop am Shop noch diesen kleinen Kerl gesehen. Er sah aus, als hätte man beim Fahrbahn markieren seinen Schwanz überfahren.

Über das Kaibab Plateau ging es zuerst wieder zurück bis Jacob Lake. Und dann eine schöne Überraschung. Nach ca. 12 Meilen trafen wir auf die Bison Herde, die wir schon auf der Herfahrt hofften zu sehen. Voller Ehrfurcht vor diesen beeindruckenden Tieren sind wir rechts rangefahren. Erst haben wir sie aus dem Womo bestaunt, sind dann aber, weil sie so friedlich wirkten, auch ausgestiegen. Immer Abstand haltend, denn wir waren ja nicht im Zoo, haben wir diese kraftvollen Wesen beobachtet und viele Fotos gemacht. 

Schön zu beobachten war, dass alle Autofahrer die Geschwindigkeit stark drosselten und keiner die Bisons beim Überqueren der Straße in Bedrängnis brachte.

Nach dieser imposanten Begegnung ging es dann weiter zum heutigen Ziel nach Lees Ferry im Marble Canyon. Kurze Zeit später kamen wir noch am North Rim Country Store vorbei. 

Hier schauten wir mal kurz rein, ob es was Besonderes gab. Außer ein paar Lebensmitteln, Getränken sowie den üblichen Souvenirs hatte der Shop aber nichts weiter im Angebot.  

Ohne ein paar Dollar dort zu lassen, sind wir auf dem Grand Canyon Hwy bis Jacob Lake weitergefahren und bogen hier auf den Hwy 89A in Richtung Marble Canyon ab. Erst ging es noch durch die bewaldete Ebene des Kaibab Plateaus, dann wurde die Vegetation lichter und der Hwy schlängelte sich talwärts in die weite Ebene. Hier hatten wir dann noch den weiten Blick auf das Viermillion Cliff.

Durch trockenes Prärieland, gesäumt von den angrenzenden Felswänden des Viermillion Cliffs, ging es fast durchweg geradeaus zum Marble Canyon. Kurz vor Erreichen der Marble Canyons sahen wir links der Straße noch die Ruinen einer ehemaligen Wohnstätte. Hier hielten wir kurz, um ein paar Fotos zu machen. Beim Aussteigen knallte uns dann voll die Hitze entgegen. Daher machten wir nur schnell ein paar Bilder und verzogen uns schnell zurück ins Womo.

Wenig später erreichten wir den Abzweig nach Lees Ferry. Als wir hinter der Marble Canyon Lodge, hier hatten wir uns noch ein leckeres Eis geholt, auf die Lees Ferry Rd abgebogen sind, gab es nur noch rotbraune Erde und Felsen. Eine beeindruckende, Respekt einflößende Landschaft. Nur Fels und Geröll und kaum Pflanzenwuchs zu sehen. Aber wie sollte sich in der Hitze hier auch groß Leben entwickeln.

Vorbei an den Balance Rocks sind wir direkt zum Campground gefahren, den wir dann gegen 14.00 Uhr erreichten. Dieser war komplett leer, was bei den Temperaturen auch kein Wunder war. So sind wir erst einmal eine Runde gefahren, um uns die beste Site auszusuchen. Entschieden hatten wir uns dann für Site 45 mit direktem Blick auf den Colorado River. 

Nach der Selbstregistration sind wir dann den kurzen Weg runter zum Fluß gelaufen, um uns etwas abzukühlen. Wir waren nun also direkt am Colorado River, der Fluß, den wir gestern noch von weit oben gesehen haben.

Es war hier aber eher wie am Meer. Feiner, heller Sand lag wie flache Dünen vor dem Ufer. So hatten wir das nicht erwartet, eher schroff und felsig. 

So war es aber angenehm und wir konnten an den seichten Stellen mit den Füßen ins Wasser. Dann aber die nächste Überraschung - das Wasser war eiskalt und es gab eine sehr starke Strömung. Bis zu den Knien bin ich dann rein und hatte das Gefühl, dass mir die Strömung jeden Moment die Füße wegzieht. Dazu kam die einmalige Erfahrung, beim Gefühl, auf der Stirn Eier braten zu können, gleichzeitig mit den Füßen im Eisfach zu stehen. 

Hier hielten wir es dann eine Weile aus, wobei wir zwischendurch immer wieder ein Schattenplätzchen aufsuchten um von hier die faszinierende Landschaft betrachteten.

Zurück am Campground, diesmal den kürzeren Weg den Hang hinauf direkt zur Site, mussten wir uns erstmal abkühlen, denn die Sonne sengte unbarmherzig weiter. Dann schauten wir an der Zufahrt nochmals nach, ob auch hier Grill- und Feuerverbot angeordnet war. Es war nur ein Verbot für Campfire angeschlagen, aber kein Grillverbot zu erkennen. Also haben wir die Gunst der Stunde genutzt und das erste Mal auf dieser Reise gegrillt. Während ich den Grill zusammenbaute, hat mein Schatz interessiert die verschiedenen Echsen beobachtet.

Nachdem unser Grill zusammengebaut war und wir uns die ersten gegrillten Würstchen haben schmecken lassen, kam Bewegung auf den Campground. Erst kam ein Pärchen mit Jeep und Zelt, die sich aber nach kurzem Check der Bodenverhältnisse dann  am anderen Ende des CG eine Site gesucht haben. Kurz darauf kam dann ein größeres Fahrzeug an, ein zum Wohnmobil umgebauter MAN-Truck mit deutschem Kennzeichen. Das war ja mal eine schöne Überraschung.

Nachdem die beiden ihre Site bezogen hatten, kamen wir ins Gespräch. Dabei erfuhren wir, dass sie den Truck nach Halifax verschifft hatten und von dort für 6 Monate quer durch Kanada und Teile der USA reisen. Jetzt kamen sie von der Westküste und wollten weiter in den Yellowstone NP. Vorher aber in Las Vegas noch die Unterbringung ihres Trucks bis zum nächsten Frühjahr klären. Wir haben noch eine Weile zusammengesessen und über Erlebtes erzählt. Nebenbei hatten sie dann ihren Fisch gegrillt, den sie von einheimischen Fischern an Tag zuvor geschenkt bekommen haben. Beide schwärmten auch von der Gastfreundschaft der Amerikaner und den tollen Landschaften. Eigentlich wollten sie nur in Kanada unterwegs sein, weil es immer gewisse Vorbehalte gegen die USA gab. Jetzt sind sie froh, sich anders entschieden zu haben, weil sie das Land und die Menschen ganz anders wahrnehmen. Sie bestätigten die Erkenntnis, dass nur Reisen und eigenes Erleben Vorurteile abbauen kann. Dem konnten wir uneingeschränkt zustimmen.

Inzwischen war es nach einem schönen Sonnenuntergang finster geworden und es hatte sich wegen dem klaren Himmel auch auf erträgliche Temperaturen abgekühlt. Wir haben nach der Verabschiedung von den beiden noch eine Weile den vollen Sternenhimmel bestaunt und sind dann irgendwann ins kuschelige Womo. Alle Luken und z. T. die Fenster haben wir geöffnet, um einigermaßen Luft zum Schlafen reinzulassen. Den Generator wollten wir in dieser Idylle nie und nimmer anwerfen.