Tag 02 - Übernahme und Überfahrt

Freitag, 26. Mai 2017

Da hat er uns wieder im Griff, der Jetlag 

Gegen 03.00 Uhr war ich das erste Mal wach. Aber war allein der Jetlag Schuld? Oder war es eine innere Stimme, die mir riet, doch mal die Fährzeiten zu prüfen?

Unser Plan ist, nach der heutigen Übernahme des TruckCampers den Ersteinkauf zu erledigen und am Nachmittag mit der Fähre von Tsawwassen nach Swartz Bay auf Vancouver Island überzusetzen. Da wir uns zeitlich nicht festlegen konnten und wollten, haben wir im Vorfeld keine Fähre gebucht. Wir sind davon ausgegangen, dass wir bei planmäßigen stündlichen Überfahrten schon mitkommen werden. 

Aber gut, wenn ich schon mal wach bin, schaue ich doch vorsichtshalber mal, was denn auf der Buchungsseite von BC Ferries noch frei ist. 

Ups - es ist ja fast alles ausgebucht. Nur um 13.00 Uhr und später ab 19:00 Uhr war noch was verfügbar . Nee, abends war uns doch zu spät, also deshalb dank gutem Wlan gleich für 13:00 Uhr gebucht. Puh, da hätten wir aber alt ausgesehen, wenn wir uns auf unseren Plan verlassen hätten, Mittags hinzufahren und schon mitzukommen.

Aber das die Fähren so ausgebucht sind hat mich schon überrascht. Lag es daran, dass Freitag ist und viele übers Wochenende auf die Insel fahren? Oder sind das die Anzeichen für eine höhere Frequenz aufgrund der 150 Jahre Kanada? 

Egal, nach der ersten guten Tat heute morgen konnte ich dann auch nochmal einnicken. Aber gegen halb sechs war die Nacht dann doch vorbei.

Nach dem typischen Hotelfrühstück, diesmal allerdings immerhin Porzellangeschirr, packten wir unsere Sachen zusammen und warteten auf den Shuttle. Beim Telefonat noch von zu Hause aus, wurde 08:00 Uhr als Abholzeit genannt. Innerhalb des akademischen Viertels fuhr der Bus um kurz vor viertel neun dann vor. Der Fahrer war gut drauf und kümmerte sich erstmal um unser Gepäck. Wir sind die letzten, die heute früh abgeholt wurden. Doch er war sicher, dass er uns noch mitbekommen würde. Dafür begann dann aber das Plätzerücken, denn die anderen Abholer hatten es sich z. T. bequem gemacht. Die mussten nun zusammenrücken, damit wir nicht auf den Radkästen sitzen müssen. Einige taten sich da etwas schwer. Aber klare Ansage vom Fahrer: Bevor nicht alle, also wir, ordentlich und angeschnallt sitzen, erfolgt keine Abfahrt. Richtig - Safety first .

Nach ca. 20 Minuten  erreichten wir dann die Station von Fraserway in Delta. Über 50 Fahrzeuge stehen hier und warten auf ihre Übernahme. Und für uns war auch einer dabei . Der war noch fast nigelnagelneu und hatte gerade mal  1500 km auf dem Tacho.

Obwohl hier mächtig der Bär steppte, ging alles sehr flott über die Bühne. Das ist schon sehr professionell wie das hier abläuft. Die Einweisung erhielten wir auf deutsch von Kevin, der echt locker drauf war. Die Frage, ob wir mit ihm tauschen wollen, mussten wir leider verneinen.

Nach gut 1 1/2 Stunden hätten wir bereits vom Hof fahren können. Hätten, wenn der Tank voll gewesen wäre. Die Anzeige stand aber nicht einmal auf 1/4-voll . Und wer hat`s entdeckt? Nicht etwa ich als Fahrer, nein mein Schatz. Gut aufgepasst und voll bei der Sache .

Man bot uns an, den Füllstand auf dem Übernahmeprotokoll zu vermerken oder den Tank noch zu füllen. Wir entschieden uns für die zweite Variante, denn am ersten Tag gab es noch genug zu tun. Somit fuhr ein Mitarbeiter mit unserem TC ohne uns vom Hof. Wir gönnten uns während der Wartezeit ein Hot Dog vom Grill. Auch das wurde, neben Kaffee, kostenlos von Fraserway angeboten. Toller Service insgesamt.

Nachdem unser TruckCamper dann vollgetankt zurück war, konnten wir nach knapp  2 Stunden doch endlich vom Hof.

Unseren ursprünglichen Plan, noch vor der Fährüberfahrt den Ersteinkauf zu erledigen, haben wir verworfen. Dafür war die Zeit nun zu knapp. Nur beim Walmart haben wir noch einen Stop eingelegt, um einen Gasgrill zu kaufen.

Eine gute Stunde vor Abfahrt erreichten wir das Fährterminal in Tsawwassen. Dort haben wir unsere Reservierung bezahlt und wurden dann auf Lane 32 geschickt. Dort standen wir als zweites Fahrzeug fast ganz vorn. Die Zeit bis es an Bord ging nutzen wir, um die ersten Sachen im TC einzuräumen. Schneller als gedacht, begann das Boarding. Es war schon erstaunlich, wie schnell die vielen Fahrzeuge auf der Fähre waren.

Pünktlich um 13:00 Uhr legte die „Spirit of Vancouver Island“ ab. Wir holten uns einen Kaffee und dann genossen wir bei herrlichem Wetter die Fahrt an Deck. Toll sah die Landschaft mit den Inselchen und den schneebedeckten Bergen am Horizont aus. Und im Gegenverkehr grüßten wir die anderen Reisenden.

So schnell wie sich vorhin der Bauch der Fähre füllte, so schnell war er auch nach Ankunft wieder leer. Da wir ziemlich weit vorne standen, waren wir relativ fix von Bord. 

Unser erstes Ziel war der Save on Foods in Sidney. Dieser wurde uns bei Fraserway von Benjamin empfohlen. Der Tip war gut, denn hier haben wir fast alles von unserer Liste für den Ersteinkauf bekommen. Bis auf die „guten“ Getränke, die wir dann im Liquor Store kauften. Hier bestätigte sich die oft gelesene Feststellung, dass Genuss in Kanada nicht so günstig ist. Aber nur bei Wasser wollen wir die vor uns liegenden, hoffentlich schönen und lauen Abende nicht verbringen.

Nachdem wir alles zusammen hatten, haben wir unseren ersten Campground angesteuert. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir den Beachcomber RV Park. Wir zahlten beim Host unsere Reservierung und fuhren zu unserer Site 3. Diese lag direkt am Wasser - was für ein toller Ausblick an einem urigen Strand.

Doch bevor wir uns den schönen Dingen zuwenden konnten, mussten noch die letzten Sachen eingeräumt und der Kühlschrank gefüllt werden. Obwohl im TC für uns beide ausreichend Stauraum vorhanden war, fehlte dann doch der vom WoMo gewohnte Keller. Aber die seitlichen Staufächer reichten dann auch problemlos aus.

Auch den Gasgrill haben wir noch zusammengebaut. Dabei merkten wir gar nicht, wie die Zeit verging. Da durch den noch spürbaren Jetlag die Müdigkeit zunahm, verzichteten wir heute noch aufs Grillen. Als erste Mahlzeit im TC mussten heute Ravioli reichen, die schnell zubereitet waren und satt machten.

Bei einem ersten Bierchen saßen wir dann noch ein Weilchen auf den Stämmen am Wasser und genossen den schönen Blick und die Ruhe.

Jetzt fühlten wir uns im Urlaub richtig angekommen. Müde, aber glücklich, ging es dann das erste Mal ins herrlich breite Bett des TC.