Tag 18 - Sonntag, 11. Juni 2017
Brr, war das ne kalte Nacht.
Bevor wir richtig aus den Federn krochen, haben wir erst einmal die Heizung angeworfen. Die funktionierte zum Glück gut, so das schon nach wenigen Minuten erträgliche Temperaturen in der Kabine herrschten.
Beim Blick aus dem Fenster gab es dann zwei Überraschungen:
- die fetten, grauen Wolken hatten sich verzogen und es blinzelte immer wieder die Sonne durch und
-
die benachbarten jungen Zeltler rannten rum wie im Hochsommer - Tank-Shirt, kurze Hose und barfuß in Schlappen
.
Entweder waren die wirklich so hart oder wir sind mit dem Alter zu „Weicheiern“ geworden . Aber die Frage wollten wir jetzt nicht beantworten.
Statt dessen machten wir uns nach dem Frühstück nochmal auf zu einem Spaziergang am See. Heute sah es bei aufgelockerten Wolken schon viel besser aus. An größeren Tieren war nichts zu sehen, dafür trauten sich jetzt auch wieder die kleinen aus ihrem Bau.
Zurück vom Morgenspaziergang überlegten wir kurz, wie unsere weitere Tour verlaufen sollte. Ursprünglich wollten wir über Revelstoke und Kelowna zurück nach Vancouver. Als Alternative hatten wir die südliche Route über Radium Hot Spring und Cranbrook, dann entlang der US-Grenze über Osoyoos bis nach Vancouver grob mitgeplant. Aufgrund der letzten Tage hatten wir nicht allzuviel Vertrauen in den Wettergott und entschieden uns daher für diese Variante. Hier hofften wir eher auf besseres und stabileres Wetter.
Nachdem der weitere Weg festgelegt war, fuhren wir erst noch zum Viewpoint des Two Jack Lakes. Herrlich zeigte er sich und mit den von Wolken eingehüllten Bergen ergaben sich tolle Motive. Schön ist’s hier in Kanada.
Auch wenn es bei diesem Anblick schwer fiel, mussten wir uns doch aufrappeln und wieder in Bewegung setzen. Bevor wir aber Richtung Süden fuhren, ging es noch ein Stück auf dem Bow Valley Pkwy zurück nach Norden bis zum Abzweig auf den Hwy 93. Dabei kamen wir auch an der Zufahrt zum Jonsson Canyon vorbei. Diese war mit dem Schild „Closed“ noch immer gesperrt, wie auch der naheliegende Campground. Somit zerschlug sich unsere Hoffnung, diesen empfohlenen Canyon doch noch erwandern zu können.
Also ging es ohne Stop weiter und am Abzweig des Hwy 93 dann weiter Richtung Radium Hot Springs und in den Kootenay NP. Kurze Zeit später erreichten wir den Parkplatz des Marble Canyon. Da hier einige Autos standen, schien hier nichts gesperrt zu sein. Wir hatten ja Zeit gespart, die wir jetzt hier einsetzen konnten, um doch noch einen Canyon zu besichtigen. Der TC wurde geparkt und direkt am Parkplatz befand sich auch der Trailhead zur Wanderung zum Canyon. Erst unscheinbar, zeigte sich der dann als beeindruckende enge Schlucht.
Über kurze Brücken kann man den Canyon queren, wobei es sich empfiehlt, bis zur obersten zu gehen.
Hier im letzten Teil sah man das Wasser in die Tiefe stürzen und die Schlucht war hier am Tiefsten. Es waren auch noch Schnee- und Eisreste in den Felswänden zu sehen.
Es ist immer wieder faszinierend, welche Kräfte in der Natur wirken. Dies zeigt sich hier aber nicht nur in der Form des Canyons, sondern auch an der Pflanzenwelt. Im Sommer 2003 gab es hier verheerende Waldbrände, die riesige Flächen zerstörten. Noch heute stehen die verkohlten Stämme und erinnern an das Ausmaß. Gleichzeitig ist der Neubewuchs deutlich sichtbar und ein Zeugnis dafür, dass die Natur sich langsam erholt.
Auch wenn es sicher größere Canyons gibt, hat uns dieser hier sehr gut gefallen. Scheinbar ist er noch nicht als Hotspot bekannt, denn hier waren nur eine Hand voll Leute unterwegs.
Noch die schönen Eindrücke im Kopf, wartete 5 Minuten später schon der nächste Stop. Nur ein kurzes Stück weiter hielten wir am Parkplatz der Paint Pots. Von diesen hatten wir mehrfach gelesen und waren gespannt, was wir an Farben erleben dürfen.
Nach einem Mittagssnack im TC machten wir uns bei wieder zunehmend bedecktem Himmel auf den Weg. Ein kurzer Weg durch den Wald, dann über die Brücke des rauschenden Kootenay River
und schon ist man an den braunen Wasserflächen. Zwar war das interessant, aber außer braun haben wir zuerst keine anderen Farben gesehen.
Wir wollten uns aber nicht enttäuschen lassen und gingen ein Stück weiter. Es blieben auch weiterhin Brauntöne, aber inzwischen in unterschiedlichen Nuancen. Das liegt an den Eisenanteilen der einzelnen Ausschwemmungen. Immer wenn die jetzt wieder vereinzelt durchscheinende Sonne die Flächen anstrahlte, wirkte alles in einem freundlichen Ocker.
Dort, wo um die großen Pots das Schilf steht, zeigte sich durch die Spiegelung und das Vermischen mit frischem Wasser eine grüne Farbgestaltung.
Obwohl die Paint Pots nicht mit anderen bekannten Naturschauspielen zu vergleichen sind, ist dieses Farbenspiel trotzdem eine Abwechslung inmitten des dominierenden Grün-Grau der Wälder und Felsen. Und irgendwie lag beim Anblick der großen Flächen etwas Südwestfeeling in der Luft.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz lockerte der Himmel immer mehr auf. Der Kootenary River wirkte gleich viel schöner.
Wir haben hier auch gleich die Farbreste von unseren Schuhsohlen abgewaschen. Und die Farbe war ganz schön hartnäckig .
Nach diesem ausgiebigen Stop ging es dann weiter auf dem Hwy 93 Richtung Süden. Mit jedem Kilometer lockerte der Himmel weiter auf und die Sonne zeigte sich immer öfter. Gleichzeitig wurde es zunehmend wärmer und die Landschaft entlang des River zeigte sich gleich viel farbenfroher.
Als wir Radium Hot Springs erreichten, war es bereits später Nachmittag geworden. Wir steuerten den Redstreak Campground an und hofften, hier eine Site zu bekommen. Das war kein Problem, denn dieser war relativ groß und noch viel frei. Ohne Reservierung konnten wir uns eine der schön im Wald verteilten Sites auswählen und entschieden uns für die Site 32 im C-Loop.
Hier sind wir wieder im Sommer angekommen, denn die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne strahlte vom Himmel. Es war sogar richtig warm geworden, kein Vergleich zu gestern bzw. noch heute morgen. Somit hatten wir nun kein Bedürfnis mehr, uns in den nahen Hot Springs aufzuwärmen. Wir relaxten lieber den Rest des Tages und genossen die wieder angenehmen Temperaturen.
Abends saßen wir nach dem Grillen noch lange am Campfire und lauschten ohne zu frösteln dem Knacken des Feuers.