Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 07: Reiten in Bryce Canyon

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Cla
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Tag 07: Reiten in Bryce Canyon
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Dienstag, 21. Juni 2022
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Besuchte Highlights: 

Heute stehen wir um 7.00 Uhr auf und unserem Sohn geht es tatsächlich besser, er möchte auf jeden Fall mitreiten, die Kniebandage tut gut. Wir frühstücken schnell, ziehen Jeans an (lange Hosen sind obligatorisch), unsere Wanderschuhe, ein Sweatshirt und unsere dünnen Regenjacken (es ist kalt hier so früh am Morgen). Sonnenhüte sind nur erlaubt, wenn man sie festbinden kann (geht bei unseren). Außerdem hat jeder von uns eine Bauchtasche, da keine Rucksäcke erlaubt sind. Unsere Kinder finden sie unbequem und hässlich, sie erinnern sich nicht an die Zeit, als jeder so ein Ding hatte… Aber Taschentücher, ein Lippenstift, das Handy… irgendwo muss das Zeug ja hin. Mein Mann und ich haben auch die Pässe, Kreditkarten, Geld usw. Dann gehen wir los, aber der Corral ist doch gar nicht so nah, da haben wir gestern mit unseren Sorgen nicht gut aufgepasst. Ich lese dann noch auf der Reservierung, dass man eine halbe Stunde früher da sein soll, das schaffen wir nie! Mein Mann und unsere Tochter laufen voraus, ich komme mit unserem humpelnden Sohn, so schnell er kann, nach. Stecken hat er heute keinen, wo soll er den auf dem Pferd auch hintun? Endlich haben wir es geschafft, Viertel vor acht, wir sind die letzten. Jetzt kommt ein spannender Moment: Darf mein Mann mit oder muss er da bleiben?? Seit 6 Monaten erinnere ich ihn daran, dass man höchstens 100kg wiegen darf, meiner Meinung nach ist er drüber. Bei 1.90 Meter ist das in unserem Alter schon ok, aber Regeln sind Regeln. Mein Mann hat immer geleugnet, so viel zu wiegen, und ich kaufe extra eine Waage (wir hatten gar keine), aber er weigert sich, sie zu benutzen. Endlich, 4 Tage vor Abflug, wiegt er sich: 104kg. Aha! Mein Mann ist weiter unbesorgt, die paar Kilo machen sicher keinen Unterschied. Wie immer bin ich eher besorgt und pessimistisch, er unbesorgt und optimistisch. Nun stehen wir also im Corral, ein Cowboy mustert uns scharf, dann gibt er meinem Mann ein großes, starkes Maultier. Gewogen wird er nicht. Grinsend schaut er mich an, klar, er hatte wieder mal Recht! Allerdings bin ich überzeugt, dass auch einige von den Cowboys hier mehr wiegen, und zwar nicht nur ein paar Kilos. Auch unser Sohn und ich bekommen Maultiere, nur unsere Tochter hat ein echtes Pferd. Dann geht es los. Wir sind 3 Gruppen zu 10 Personen, wir sind in der mittleren Gruppe. Die Gruppen halten viel Abstand zueinander, meist sehen wir die anderen gar nicht. In unserer Gruppe sind wir am Ende und mein Mann ist der Letzte. So kann er ungestört Fotos machen und filmen. Unser Sohn, dem jetzt nichts mehr weh tut, ist der erste von uns Vieren, und da sein Maultier eher langsam ist und großen Abstand zu den Vordermännern hält, haben wir viel Platz, um die grandiose Landschaft zu genießen.

 

 

Am Sunrise Point geht es runter, die Pferde/Maultiere laufen immer schön am äußeren Rand, die Mitte des Weges gefällt ihnen wohl nicht. Wenn man also auf dieser Seite runterschaut, verdeckt der Körper des Tieres den Weg und man schaut direkt in den Abgrund. Ich habe diesen Reitausflug vor vielen Jahren schon einmal gemacht und erinnerte mich daran, habe also meine Familie darauf vorbereitet. Unser guide vorn, ein sehr nettes Cowgirl, hatte vor der Tour gesagt, wer Angst bekäme, solle die Augen zu machen und ruhig bleiben. Wir vertrauen aber unseren Pferden/Maultieren und bewundern die roten Felsformationen. Wie auf einem anderen Planeten ist es hier. Hinter jeder Biegung eröffnet sich eine neue Perspektive. Auch unter ein paar Bögen und Tunnels reiten wir durch. Am Anfang sind wir auf einem horse trail, dann aber geht es auf den Peekaboo Loop Trail, der auch für Wanderer ist (wir treffen genau 3, es ist zum Glück nicht viel los).

   

  

 

 

Später machen wir Rast, die Pferde kommen in einen corral und werden getränkt. Auch wir bekommen Wasser, versuchen, ob wir noch normal gehen können (die ersten Schritte schauen bei allen sehr komisch aus), und benutzen das kleine Pixi-WC. Inzwischen ist es warm geworden, wir ziehen unsere Regenjacken und Pullis aus und binden sie uns um die Taille. Pullis auf dem Pferd auszuziehen, war uns streng verboten worden, entweder um die Tiere nicht zu erschrecken, oder um nicht runterzufallen, ich hab‘ keine Ahnung. Nach ca. 20 Minuten geht es wieder zurück. Mein Maultier hat wohl Hunger, es bleibt immer wieder stehen, um etwas Grünes zu fressen. Ich versuche, es anzutreiben, aber es ist ein echtes Maultier, es macht, was es will. Das Cowgirl schreit, ich solle das Tier fester schlagen, aber dazu habe ich wenig Lust. Dann geht es halt ein bisschen langsamer, wir haben ja keine Eile. Nach 3 Stunden zirka sind wir wieder oben, das nette Cowgirl bekommt 20$ Trinkgeld, auch wenn wir kein Wort von ihren Erklärungen verstanden haben (wir waren zu weit hinten, dafür aber wie gesagt unter uns). Wir sind alle begeistert von der Tour, es war wunderschön, und unsere Tochter hat ihr Pferd liebgewonnen.

 

 

  

 

     

 

  

 

 

 

  

 

 

Langsam machen wir uns auf den Rückweg zum Campground, alle gehen ein bisschen steif, deshalb laufen wir nicht den rim trail wie heute Morgen, sondern gehen die Straße entlang. Am General Store kaufen wir token für die Dusche, die wir jetzt alle dringend brauchen: wir riechen stark nach Pferd und sind total verstaubt. Am liebsten würden wir sofort hier bleiben und duschen, aber wir brauchen Handtücher und frische Anziehsachen. Also schleppen wir uns durch die Hitze erst zum Camper, dann wieder zurück zum General Store, wo die Duschen sind. Auch unser Sohn geht mit, er möchte seine Sachen selbst suchen. Anscheinend geht es seinem Knie wirklich wieder besser, nur die Kniebandage lässt er noch einige Tage an. Danach essen wir und ruhen ein paar Stunden aus. Als es kühler wird, so gegen 17Uhr gehen wir wieder los, rim trail zum sunrise point, dann den Queens Garden trail runter und den Navajo Loop Trail wieder rauf. Zwischen Queens Garden und Navajo Loop sind wir fast allein, aber auch sonst sind nicht viele Menschen unterwegs. Oder ist es schon zu spät für die Tagesbesucher? Jedenfalls genießen wir die Stille und die Landschaft, machen Fotos, und rasten immer wieder, wenn es uns irgendwo besonders gut gefällt. Wir laufen ziemlich langsam, weil unser Sohn trotz Stecken noch nicht wieder ganz fit ist.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz vor dem Abzweig zum Navajo Loop ziehen Wolken auf, und der Himmel wird plötzlich immer oranger, eine sehr seltsame Stimmung. Außerdem hustet immer mal wieder einer von uns. Das muss an dem Waldbrand liegen, der ganz in der Nähe vom Bryce Canyon lodert. Das Atmen wir zunehmend schwieriger, und wir quälen uns die Wall Street hinauf. Oben am sunset point angekommen, stehen da mehrere Fotografen mit Stativ und scheinen enttäuscht zu sein über die Wolken und den Rauch. Wir beschließen, nicht auf den Sonnenuntergang zu warten.

 

 

  

 

 

Da wir zu müde sind, um zum CG zurückzulaufen, nehmen wir das shuttle. Wir sind die einzigen Fahrgäste, und die Fahrerin erzählt uns, dass man am Tag bevor wir kamen, noch schlechter atmen konnte, da der Wind den Rauch direkt hierher wehte. Es wurden sogar mehrere trails geschlossen, da das Rauf- und Runterlaufen bei so schlechter Luftqualität ein Risiko darstellt. Wir sind froh, dass wir heute so einen schönen Tag hatten, und der Wind erst heute Abend gedreht hat. Die Fahrerin erklärt uns auch, dass das Feuer anfangs ein kontrolliert gelegter Brand gewesen sei: In Utah würden die alten Baumstämme umgefallener Bäume nicht abtransportiert oder als Brennholz benutzt (da seien angeblich zu viele gesundheitsgefährdende Harze drin), sondern „kontrolliert“ an Ort und Stelle verbrannt. Dieser Brand hier sei aber außer Kontrolle geraten. Bis zum Bryce könne er sich aber nicht ausbreiten, da sei ein Canyon ohne Pflanzen dazwischen. Gott sei Dank, ich hatte schon ein kleines bisschen Angst!

Wir sehen noch ein paar Rehe, und als wir das Abendessen vorbereiten, hören wir in unserem Camper plötzlich ein lautes tick-tick. Es ist der Kühlschrank, der ausgegangen ist. Na so was! Wir sind doch bis gestern Nachmittag gefahren, und er hatte erst eine Nacht keinen Strom! Leider war es schon nach 20 Uhr, also keine Generatorzeit mehr, so ein Mist. Zufällig kommt die Rangerin vorbei und erlaubt uns, den Generator nochmal 20 Minuten anzumachen. (So gegen 4 Uhr morgens ging der Kühlschrank aber wieder aus, und das wieder mit einem furchtbar nervigen Ticktick, das mindesten 10 Minuten gedauert hat. Dieses Ticktick haben wir im Laufe der Reise in unsere Träume integriert, und sind später gar nicht mehr davon aufgewacht).

Wir essen und gehen schlafen, heute war ein anstrengender Tag. Auch in der Nacht atme ich schwer, wache immer wieder auf und trinke Wasser, gut, dass wir morgen weiter fahren, diese Luft hier möchte ich nicht länger einatmen.

scanfan
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Beigetreten: 27.06.2013 - 16:37
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RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Servus Claudia,

 

Heute stehen wir um 7.00 Uhr auf und unserem Sohn geht es tatsächlich besser

Dachte ich es mir schon, Gottseidank.

 

Mein Mann hat immer geleugnet, so viel zu wiegen, und ich kaufe extra eine Waage (wir hatten gar keine), aber er weigert sich, sie zu benutzen

Köstliche Storylaugh.

 

Was für eine schöne Tour!!

Ach, und da fing das Kühlschrankproblem schon an.no

 

Liebe Grüße

Micha
Scout Womo-Abenteuer.de

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Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
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RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Servus Micha

ja, über die Geschichte, wie viel mein Mann wiegt, lachen auch unsere Freunde alle. Tatsächlich aber hat er am Ende der Reise seinen Gürtel enger schnallen müssen, wir sind wohl zu viel gelaufen surprise.

Liebe Grüße

Claudia

Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Ich weiß, das sind zu viele Fotos, aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden! Vielleicht will ja jemand auch so eine Reit-Tour machen, dann könnte das doch interessant sein...

LG

Claudia

Annett
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Beigetreten: 18.03.2019 - 22:47
Beiträge: 442
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Claudia,

tolle Reittour, danke für die ausführliche Beschreibung und die schönen Bilder! Wenn wir wieder einmal in den Bryce Canyon NP fahren, probieren wir es auch einmal aus. War das Buchen ein Problem? Wie lange vorher habt Ihr die Tour festgemacht?

LG Annett 

 

JoIn
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Beigetreten: 12.01.2013 - 11:20
Beiträge: 1043
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Claudia,

ein toller Tag mit einer supertollen Reittour - und Gott sei Dank ohne Arztbesuch!

Das Kühlschrank-Problem ist allerdings echt nervig; ich glaube, ich hätte kein Auge zugetan. Allein schon, weil es mich so aufgeregt hätte. Für euch war es später offenbar "das Schlaflied" ...

LG Inga

Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Annett

 

wir haben im April bei Bryce Canyon Trail Rides Gebucht, das ist der einzige Anbieter, der wirklich im Bryce Canyon Reit-Touren veranstaltet. Die anderen reiten meist durch den Red Canyon, was sicher auch sehr schön ist, aber man sollte es wissen. Die Tour, die wir gebucht hatten, war der !/2 day geek-A-Boo-Loop. Nicht ganz billig, aber sicher das Geld wert. Während du reitest, kannst du ganz ohne Mühe die herrliche Landschaft genießen, wir waren wirklich begeistert!

 

Liebe Grüße

Claudia

Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Inga

ja, der Kühlschrank war ein echtes Problem. Aber wie ich irgendwo schon geschrieben habe, das WoMo war für uns ein Mittel zum Zweck, Zeltler haben es ungleich schwerer, und wir wollten keine Zeit mit Warteschlangen beim Telefonieren , oder in Werkstätten verlieren. 

Übrigens: Mittel zum Zweck, so war das gedacht, aber wir haben uns in dieses Nomadenleben verliebt, und wenn wir irgendwann mal genug Geld haben, werden wir uns auch ein kleines WoMo kaufen! 

Liebe Grüße

Claudia

Familie Roesner
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Beigetreten: 17.11.2019 - 11:47
Beiträge: 312
RE: Tag 7: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Claudia,

ein wunderschöner Tag. :)

Und wenns deinem Sohn besser ging, umso besser.

Die Tour sieht super aus. yes   Gut, dass du viele Bilder gemacht hast laugh​​​​​​.

LG, 

Christina 

LadyButterfly
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Beigetreten: 30.05.2019 - 13:58
Beiträge: 270
RE: Tag 07: Reiten in Bryce Canyon

die Bilder vom Reiten zeige ich meiner Tochter lieber nicht, da haben wir wohl wirklich was verpasst. Das hätte mir auch gefallen!

LG Cassy 

Südwesten 22

Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 07: Reiten in Bryce Canyon

Hallo Christina, hallo Cassy

Ja, es war echt toll. Dadurch, dass man nicht selbst laufen muss, kann man die Landschaft noch besser genießen!

Ich hatte übrigens im Internet ein bisschen recherchiert, wie sie die Pferde / Maultiere halten, da ich mich mit so was nicht auskenne. Ich wollte aber nicht mit einer Organisation reiten, die ihre Tiere schlecht behandeln. Die Kommentare von Pferdekennern im Internet waren gut!

 

Liebe Grüße

Claudia

SusanW
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Beigetreten: 15.02.2019 - 10:45
Beiträge: 582
RE: Tag 07: Reiten in Bryce Canyon

Ohje, noch ein Unfall, aber ihr seid ja scheinbar alle hart im Nehmen. Schön ,dass der Sohn den Reitausflug doch mitmachen konnte.

Herrliche Bilder von den Trails, steigern meine Vorfreude enorm. Bleibe aber bei so Abgründen lieber auf meinen eigenen Beinen.

Liebe Grüße Susan