Dienstag, 9. August 2016 - TAG 21
Unsere heutige Planung:
Um 3:55 klingelt der Wecker, um 4:17 sind wir an der Fähre. Auf den Wartelinien stehen schon 3 Trucks und eine Handvoll Autos. Am Kassenhäuschen sagt man uns, die Chancen mitzukommen, wären sehr gut! Uff.....
Wir reihen uns neben die Trucks ein und warten. Die Fähre ist noch gar nicht da. Draußen herrscht noch totale Finsternis und ein klarer Sternenhimmel.
Die Kinder dürfen sich wieder ins Bett legen, bis es losgeht und wir warten. Mit jeder Minute steigt die Nervosität, denn laut Infozettel werden Trucks und Busse bis 15 Minuten vor Abfahrt BEVORZUGT – egal, wie lange man schon wartet.
Um 4:35 kommen die Trucks von hinten angerollt. Einer nach dem anderen reiht sich in die Truck-Spuren neben uns ein. Ich bin kurz vorm Herzinfarkt. Wir zählen mittlerweile 7 Trucks, alle mit 1-2 Anhängern, also riesige Dinger, 12 Autos und 1 Motorrad.
Nach endlosen Minuten kommt die Dame im Golfbuggy wieder und verkündet, dass es ein Ölleck gibt, die Fähre muss repariert werden und wird voraussichtlich erst in einer Stunde fahren. Na super.....
Der Gatte legt sich ins Bett, die Kids schlafen seit der Ankunft an der Fähre schon wieder.... ich beobachte den Sonnenaufgang. So hatten wir das nicht geplant. Wir klären noch mit der Dame im Golfbuggy ab, ob wir denn in 1 Stunde auch sicher auf die Fähre kommen (falls nun noch Busse und Trucks kommen würden), aber sie versichert uns, dass wir auf die Fähre kommen werden.
Die Zeit kriecht, auf der Fähre tut sich nichts.
5:45: die Trucker neben uns drehen erstmal die Musik voll auf und feiern ne Warteschlangenparty.
6:15: auf der Fähre regt sich nach wie vor nichts....
Weniger lustig sind die 5 Trucks, die sich hinter uns einreihen. Ich bekomme bald einen Herzkasper!
7:00: Mittlerweile ist es hell, die Herrschaften mit den Warnwesten sind verschwunden und wir sehen niemanden mehr... super! Der Gatte schläft, die Kinder schnarchen im Alkoven, ich halte mit Mühe die Augen offen.
7:30: Es tut sich was. Ich sehe wieder Leute in Warnwesten und die Dame im Golfbuggy fährt wieder in unsere Richtung, um uns zu sagen, dass es gleich losgehen würde. Hossassa!
Weitere Trucks rollen von hinten heran. Das sind vermutlich bereits die Trucks, die auf die nächste Fähre wollten....tja....sie sollte ja planmäßig um 8:30 Uhr fahren. Mittlerweile ist es 7:45 Uhr.
Um kurz vor 8 Uhr kommt endlich Bewegung in die Warteschlange. Die Männer in Warnwesten sind verschwunden, die Dame im Golfbuggy ist ebenfalls verschwunden. Eine Einweiserin kommt mit den Leuchtkellen auf uns zu und erklärt mir, dass wir als RV keinen Vorrang vor den Trucks hätten. Ich protestiere lautstark, dass die Dame im Golfbuggy uns versichert hätte, dass wir auf die Fähre kommen würden. Sonst wären wir schon längst außenrum gefahren. Außerdem würden wir mit Kindern seit 4:15 Uhr (also seit fast 4 Stunden!) hier am Fähranleger stehen! Sie verzieht das Gesicht, schaut das WoMo kurz an und lenkt ein. Eigentlich hätte sie uns hinter die Trucks „parken“ wollen, aber ausnahmsweise dürften wir hinter den Autos auf die Fähre fahren.
Mir fällt ein Felsblock vom Herzen! Ich wecke die Kinder und den Gatten, dann geht’s auch schon los. Oh Mann! Mit einer Verspätung von 3h rollen wir auf die Fähre.
So, drin und eingeparkt! Uff!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich fühle mich ja sowieso wahnsinnig wohl auf allem, was sich auf dem Wasser bewegt (Ironiemodus an!), ja, ich hab immer ein mieses Gefühll auf Schiffen. Ich gehöre schon zu der Gattung Menschen, denen auf dem Tretboot schlecht wird und die nur in offenen Gewässern da schwimmen, wo man den Grund sehen und stehen kann.
Eine gerade reparierte Fähre, die eh nicht mehr den "frischesten" Eindruck macht, ist nun genau das, was ich auf leeren Magen die nächsten 1,5 Stunden brauche...
Wir setzen und mit Frühstück und Getränken oben in die Fähre. Hier ist es angenehm warm, die Sitze sind bequem und es gibt freies Wifi - ideale Ablenkung. Zum frühstücken war ich viel zu aufgeregt, jetzt gehts besser und ich gönne mir ein Croissant. Danach gehe ich mit dem Gatten nach draußen, um die Aussicht zu genießen.
Bye Bye Prince Edward Island - es war wunderschön!!
Das Meer ist ganz ruhig, die Überfahrt nach Caribou entspannt. Jetzt bin ich auch entspannt!
Wir erreichen Caribou um 9:40 Uhr. Die Warteschlange der Autos, WoMos, Trailers und Trucks, die uns bei der Ankunft erwartet, ist gigantisch. Auch hier scheinen nun die Anwärter auf 2 Fähren in der Warteschlange zu warten. ich befürchte, beim Anblick der unzähligen Trucks, dass keines der Wohnmobile und Autos mit Tailern eine Chance hat, auf die Fähre zu kommen....
Ausparken!
Wir fahren auf direktem Weg, an Pictou vorbei, Richtung Cape Breton. Wir wollen heute noch bis kurz vor Louisbourg fahren. Die Kinder haben sich einen Besuch des Two Rivers Wildlife Parks gewünscht, den wir durch Zufall bei der Recherche nach Campgrounds im Netz gefunden haben. Der Park hat auch einen Campground - also warum nicht mal in einem Wildlife Park übernachten!?
Wir sind nun vor unserem Zeitplan unterwegs, da wir ursprünglich die Fähre um 9:30 eingeplant hatten. Also haben wir nun 1,5 Stunden "Vorsprung". Perfekt!
Wir halten kurz am Walmart bei Antigonish und stocken unsere Vorräte auf, dann gehts weiter!
Unterwegs fahren wir an einem kleinen Skigebiet vorbei und sehen außerdem die "Weihnachtsmann-Fabrik"
Im Hochsommer schon an die Weihnachtsgeschenke denken!
Wir halten am Irish Cove PP, von wo aus man einen schönen Blick auf den Bras d`Or Lake hat und essen zu Mittag. Die Sonne scheint, die Temperatur ist auf +26 Grad gestiegen. Perfekt!
Bras d`Or Lake
Nach dem Mittagessen und einer Tasse Kaffee (boa, sind wir müde), fahren wir weiter Richtung Sydney....klar, nicht das in Australien
Gegen 14 Uhr erreichen wir den gut, im Landesinneren versteckten, Two Rivers Wildlife Park. Der Parkplatz ist gut gefüllt, der Campground dagegen ziemlich leer... Warum das so ist, erfahren wir auch gleich
Nach der Anmeldung, mit der Übernachtung auf dem CG ist der Parkeintritt gratis, bekommen wir noch 2 Päckchen Tierfutter für die Kinder und fahren dann einmal quer durch den Wildlife Park bis zum Campground, der sich auf einem Hügel oberhalb des Parks befindet.
Alles wirkt noch sehr neu und unfertig. Der halbe Campground gleicht einer Baustelle, es wird gebaggert, gegraben und vermessen. Die Hälfte der Sites ist fertig, aber sanitäre Anlgen gibt es noch nicht.
Man hat uns eine der letzten Sites im Loop auf dem Hügel zugeteilt. Entweder man will uns besonders viel Privatsphäre gönnen oder man will uns ärgern, indem man uns extrem weit von allem "weg parkt". Hm......
Gut, wir beziehen die Site 49 und machen uns dann auf den lngen Fußmarsch zurück zum Wildlife Park.
Die Lage ist eigentlich echt schön. Der Ausblick ist toll, auf den Park und den Mira River. Im nächsten Jahr, wenn alles fertig ist, hat der Campground wirklich Potential.
Ganz oben rechts steht unser WoMo.
Die nächsten Stunden verbringen wir im Streichelzoo (die Kids sind verliebt in die zahmen Esel, Schweinchen und Ponies), danach schlendern wir durch den Wildlife Park Teil mit den weniger zahmen Tieren (von Bären über Luchse, Elche, Rentiere etc. ist alles dabei).
Der Streichelzoo
Ein Schweinchen namens Babe
Unser Campgroundhäschen! Die Häschen hoppeln überall frei herum.
Es gibt mehrere Teiche, wo sich Enten, Schwäne und auch Fische zum angeln tummeln.
Die Enten halten allerdings gerade Mittagsschlaf....
Der Wildlife Trail führt quer durch den Wald an den Gehegen vorbei. Die Elche, Rehe und Hirsche scheinen sich leider erfolgreich in ihrem riesigen Gehege zu verstecken. Wieder kein Elch - schade...
Ein Stück weiter sehen wir dann doch noch einen Elch, der im Unterstand liegt und schläft! Boa, selbst die Tiere pennen hier alle...da werde ich selbst gleich wieder müde!
Besonders amüsiert uns dieses kleine Kerlchen, das seine Eltern permanent ärgert und wie von der Tarantel gestochen durchs Gehege fegt
Auch der Waschbär will einfach nur "abhängen"
Diebisches Hörnchen. Plündert den Futtertrod der Rentiere
Nach dem Wildlife Trail laufen wir runter zum Mira River.
Am Mira River gibt es einen Steg, Badestelle und in Zuunft sollen hier auch Kanus, Paddelboote und andere Wasserspaßgeräte verliehen werden. Die Schilder dazu gibt es schon, die Boote leider noch nicht.
Wir sitzen noch eine Weile am Fluss und genießen die schöne Umgebung, als eine äußertst seltsame Raupe vor unseren Augen über den Tisch klettert
Hat schon mal jemand so eine Raupe gesehen???? Sah sehr lustig aus, mit ihren "Irokesen-Höckern"
Nachdem die Kinder noch den Spielplatz in Beschlag nehmen und wir es uns für eine weitere Stunde auf den Bänken bequem machen, wandern wir zurück zu unserem Womo. Der Campgroudn ist genauso leer, wie bei unserer Ankunft. Wir stehen also fernab vom nächsten "Nachbarn". Na gut.
Der Gatte schließt das WoMo an Wasser und Strom an und wir bereiten das Abendessen vor. Das Wasser ist unheimlich stark gechlort, was vor allem beim Zähenputzen einen fiesen Nachgeschmack im Mund gibt. ußerdem riecht das gesamte WoMo ziemlich unangenehm nach Chlor.
Während wir draußen am Lagerfeuer sitzen, rauscht mehrfach ein Laster mit Steinen an uns vorbei und entläd diese mit viel Krach und Staub ein paar Sites weiter auf der Wiese. Die hinteren Sites sind noch nicht fertig geschottert, das sind wohl die Steine dafür. Nicht gerade sehr idyllisch, aber zum Glück stellen die Laster ihre Arbeit mit dem Sonnenuntergang ein und wir können eine ruhige Nacht genießen.
Campground: Two Rivers Wildlife Park Campground (Wasser & Strom)
Kosten: 40 $ und freier Eintritt in den Park
Gefahren: 188 Meilen
Fotos: 316
Wetter: durchweg sonnig bei bis zu +28 Grad
Hallo Chrissy,
wir hatten Mal ein ähnliches Erlebnis, nicht ganz so lange so spannend.
Es war die Fähre Orient Point, NY nach New London, CT
Wir hatten nichtz reserviert, da Nebenseson und um die Mittaggszeit.
Der Ablauf war ähnlich wie bei euch, nur ohne die Reparatur der Fähre.
Erst nachdem auf dem riesigen Fährschiff nochmal alle Fahrzeuge wenige Zentimetre zusammen gerückt wurden passten wir ganz hinten noch drauf.
Auch wir hatten damals wirklich Glück!
Liebe Grüße Gerd
< Wir stehen an der Seite der Ukraine >
Hallo Gerd,
fehlt dein Text oder wolltest du einfach nur mal Hallo sagen
Hallo Chrissy, zwei Minuten Geduld . LGG
< Wir stehen an der Seite der Ukraine >
Hi Chrissy,
herrlich geschrieben, euer morgendliches Fährendrama.
Und der Tierpark war ja richtig klasse für die Kids. Wir kommen gerade von Cape Breton. Schon sehr schön dort, mit dem Bras d' Or Lake
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hi Chrissy,
da habt ihr ja einen wahren Krimi erlebt. Ich glaube ich hätte auch einen Anfall bekommen. Aber gut, dass alles doch noch geklappt hat und ihr eure weitere Tour geniessen konntet.
Liebe Grüsse
Bianca
Hej Chrissy
Da kann ich auch eine Story beisteuern, uns ist dies in Italien bei der Rückfahrt von Elba aufs Festland vor ein paar Jahren passiert. Wir hatten eine Woche im Voraus Tickets besorgt und waren bereits um 7 Uhr beim Fährhafen. Dummerweise landeten wir in der falschen Lane, dem vordersten Fahrer passte das Einweisen des zuständigen Mannes nicht und wollte drängeln, dies hat der Einweiser überhaupt nicht goutiert und unsere gesamte Lane warten lassen bis der Rest drin war. Nur, plötzlich meinte ich zu meinem Mann, warum lassen die die Leinen los ? Die Fähre war überbucht und wir hatten schlicht keinen Platz mehr . Zum Glück kamen wir als zweitletzte noch auf die nächste Fähre des zweiten Anbieters vor Ort, zwar mit 3/4 Stunden Verspätung aber besser als 2.5 Stunden später.
So was ist ärgerlich, auch wenn man Ferien hat. Wir hatten ja unser Kanada-Supergau-Erlebnis auf dem Rückflug.
Liebe Grüsse, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)