Heute schlafen wir aus, das heißt bis 8 Uhr, noch wirkt der Jetlag, und frühstücken mit Ruhe. Dann dumpen und Wasser auffüllen. Mein Mann füllt aus Versehen das falsche Wasser (kein Trinkwasser) in den Tank, und wir müssen das gesamte Wasser nochmal ablassen. Anfängerfehler, das passiert uns nicht noch einmal! Im Womo mache ich alle Hähne auf, damit das Wasser in den Grey Water Tank fließt. Das dauert. Dann dumpen wir nochmal und füllen mit dem richtigen Wasser auf.
Endlich können wir losfahren, heute geht es nach Page. Der Himmel ist bewölkt und es regnet auch eine halbe Stunde oder so. Uns ist das egal, heute wandern wir nicht! So gegen halb eins kommen wir in Kanab an und fahren als erstes zum Visitor Center, wir haben ab morgen für 3 Tage einen Jeep gemietet und wollen in die Buckskin Gulch, zu den Coyote Buttes South und White Pocket. Deshalb möchte ich nach dem Wetterbericht und dem Zustand der Pisten fragen. Außerdem möchte ich die Karte mit den BLM Nummern und im Internet stand, man solle seine Tagesplanung dalassen. Im Visitor Center sprechen wir mit einem jungen Mann, der nicht von hier ist und auch nicht besonders gut informiert zu sein scheint. Den Wetterbericht liest er aus seinem Handy ab, morgen Nachmittag soll es regnen. Er würde bei Regen lieber nicht in einen Slot Canyon gehen, sagt er. Ich glaube, er war noch nie in einem. Unsere Tagesplanung interessiert ihn nicht weiter, und wie die Pisten sind, weiß er auch nicht. Wir sollten zum Kanab Center fahren, wo die Verlosung für die permits stattfindet. Wir beeilen uns, es ist gleich eins, vielleicht machen die zu. Dort angekommen, ist überhaupt niemand da, es gibt auch kein Büro oder so. Wir fragen eine Passantin, die uns zur Sporthalle bringt, wo am Vormittag die Verlosungen stattfinden. Alles ist geschlossen, die seien schon lang wieder weg. Aber im Eingangsbereich der Sporthalle steht ein Tisch mit mehreren Flyern, ein paar davon nehme ich mit, und auch eine Karte der Sandpisten mit BLM Nummern finde ich. Na ja, das ist nicht wirklich die Beratung gewesen, auf die ich gehofft hatte.
In der Nähe des Visitor Centers haben wir einen Waschsalon gesehen, da fahren wir jetzt hin und waschen erstmal die verstaubten, stinkigen Sachen, mit denen wir geritten sind. Den Rest natürlich auch. Dieser Waschsalon war der beste auf unserer Reise: Die Maschinen waren modern, haben ordentlich gewaschen und getrocknet. Da wir anfangs nicht wissen, wie alles funktioniert, fragen wir andere Leute, alle sind sehr freundlich und hilfsbereit. Während die Waschmaschine läuft, essen wir draußen im Camper zu Mittag und nutzen das Internet.
Es ist spät geworden und wir fahren weiter. Eigentlich hatte ich Infos zum Catstair Canyon rausgesucht, aber wir fahren vorbei, denn ich hoffe, bei der Paria Contact Station doch noch genauere Informationen zu bekommen. Es geht am Abzweig zur House Rock Valley Road vorbei, und wir prägen uns die Stelle ein, hier müssen wir morgen abbiegen. Wenn man von Westen kommt, sieht man den Abzweig recht spät, er ist hinter einer Kurve. Endlich ein Schild mit Paria Outpost und wir biegen ab zu einem größeren Gebäude. Aber es ist ein Restaurant, und außerdem geschlossen. Also weiter.
Dann finden wir die Paria Contact Station doch noch, gerade noch rechtzeitig, um vier macht sie zu. Eine ältere Frau, die diesmal wirklich informiert ist, gibt uns freundlich und kompetent folgende Informationen: Ja, morgen soll es regnen, aber vielleicht ändert sich der Wetterbericht ja wieder. In Utah regne es seit 3 Jahren nicht, und falls es doch regnen sollte, dann nur am Nachmittag, am Morgen regne es nie. „You’re fine!“ Was die Pisten angehe, die seien alle gleich gut, kein Problem. Und der Tiefsand? Nein, das sei nicht so schlimm, wir würden das schon schaffen. Aha. Etwas unbefriedigt verlasse ich das kleine Haus. Diese Frau erinnert mich an die Hüttenwirte in den Alpen: für die ist auch immer alles ganz leicht, weil es für sie einfach ist. Einer hat uns mal mit Fackeln ausgestattet in einen Tunnel aus dem ersten Weltkrieg geschickt, der sich dann als Klettersteig entpuppt hat (wir haben keine Kletterausrüstung), wir konnten dann aber nicht mehr zurück. Ein anderer hat uns über einen Pass mit Geröllhalde geschickt, über den vielleicht 1 Wanderer in der Woche kommt. Wir haben es immer geschafft, aber inzwischen misstrauen wir den Hüttenwirten, wenn sie sagen, es sei ganz einfach.
Zurück zu unserem Abenteuertrip mit dem Jeep: Was das Wetter angeht, müssen wir halt den Himmel beobachten, und bei den Pisten werden wir uns an die Ratschläge von Matze aus dem Forum halten. Überhaupt hatte das Forum einen großen Anteil an diesem Abschnitt der Reise. Bei unserer ersten Planung vor Corona wären wir noch einen Tag mit Paria Outpost zu den CBS gefahren, weil ich uns das Sandpistenfahren nicht zugetraut habe. Aber je länger ich im Forum unterwegs war, um so mehr wollte ich sehen, zwei Tage mit Paria Outpost war dann teurer als 3 Tage Jeepmiete. Außerdem haben mich Christians (BollyBollo) Reiseberichte so inspiriert, dass ich gedacht hab, ein bisschen mehr können wir schon wagen, und so haben wir beschlossen, 2 Nächte im Zelt zu verbringen. Das war, wie ihr sehen werdet, eine gute Entscheidung, aber abenteuerlich ist es schon geworden…
Wir fahren weiter in Richtung Page, jetzt haben wir es nicht mehr eilig und halten am trailhead zu den Toadstool Hoodoos. Toll ist die Landschaft hier, auch wenn der Himmel grau und bewölkt ist. Wir klettern auf einige der roten Felsformationen in der ersten Gruppe (unser Sohn hat keine Schmerzen mehr), lassen die Landschaft auf uns wirken, und gehen dann weiter zum weißen Tal. Allerdings vermuten wir das zuerst rechts, und gehen ein Stück in die falsche Richtung. Da kommt aber nichts mehr. Dafür sehen wir eine Gruppe amerikanischer Teens, die von einem Hochplateau hinunterklettern. Sie haben keine T-Shirts an, spielen Rugby, und sind richtige Muskelpakete. Wir laufen in die andere Richtung und finden die kleine Gruppe weißer Hoodoos. Auch hier gefällt es uns sehr gut.
Nach einer Weile gehen wir zurück und fahren nach Page. Dort wollen wir heute vor dem Walmart übernachten, das spart Geld und morgen früh sind wir schnell bei unserem Jeep. Den wollen wir uns jetzt noch anschauen und fahren zum Vermieter. Dort laufen wir ein wenig herum und sehen uns die Jeeps an, dann kommt der Vermieter aus dem Haus und wir fragen, ob alles in Ordnung sei. Ja wieso nicht, unser WoMo könnten wir morgen vor dem Haus parken, bye, bis morgen um 8 Uhr. Zufrieden fahren wir zum Walmart zurück, es stehen schon viele WoMos in der linken hinteren Ecke, trotzdem gehen wir hinein und bitten um Erlaubnis. Dann kaufen wir für die nächsten Tage haltbare Lebensmittel ein, von zu Hause habe ich Risotto-Packungen extra für diesen Teil unserer Reise mitgebracht, wir müssen nur noch einen kleinen Campingkocher und Kartuschen kaufen.
Draußen läuft mein Mann über den Parkplatz und redet mit allen möglichen Leuten, wir sind auf dem Parkplatz schon wie zu Hause, und ich packe ein bisschen für morgen. Dann holt mein Mann den Campingtisch raus (das ist das einzige Mal, dass wir ihn brauchen) und grillt mit unserem Sohn unser Fleisch, das wir dann aber drinnen essen. Es beginnt zu regnen, die Kinder gehen nochmal in den Walmart zwecks Internet (hier draußen funktioniert es nur schlecht), ich gehe ins Bett. Erstaunlich ruhig und friedlich ist es hier, ich habe überhaupt keine Angst. In der Nacht schüttet es dann mindestens 2 Stunden wie aus Kübeln, das Wort Monsun ist absolut zutreffend. Im WoMo ist es bei Regen erst richtig gemütlich und kuschelig, das empfinden wir alle vier so. Gegen Morgen hat es aufgehört, zu regnen; eine Polizeistreife fährt über den Platz und ich fühle mich beschützt und gut aufgehoben.
Hallo Claudia,
oh ich freue mich auf eure Jeep-/ und Zelttour.
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LG,
Christina
Hallo Claudia,
mit großer Begeisterung bin ich bisher stille Mitleserin deines ausführlichen Reiseberichtes. Ich plane gerade fürs nächste Jahr und auch wir wollen in Kanab einen Jeep mieten. Leider habe ich keine Jeep-Vermietung gefunden. Wo habt ihr gemietet?
Freu mich schon sehr auf eure Zelt-Tage, vielleicht ist das ja auch etwas für uns...
Liebe Grüße
Silvia
Hi Silvia
ich habe lange einen Jeep Vermieter in Kanab gesucht (2019 gab es den noch, jetzt gibt es nur noch geführte Jeep Touren). Deshalb haben wir in Page gebucht, im Internet findet man einige Adressen. Wir haben uns für Harley Klemme entschieden und es nicht bereut. Allerdings musst du anrufen, ihm deine Kreditkartennummer (mit Geheimnummer) geben, und hast nichts in der Hand! Wir haben es riskiert, weil alles andere teurer war, und er am Telefon sehr vertrauenseinflößend war. Dazu raten will ich dir aber nicht.
Liebe Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
vielen Dank, das schau ich mir mal an!
Liebe Grüße
Silvia