Heute morgen schaffen wir es nicht so früh aus dem Bett, wie ich eigentlich gehofft hatte, wir sind noch müde von unserer Wanderung gestern. Außerdem habe ich keinen großen Antrieb (und den brauche ich, um freiwillig früh aufzustehen), weil es gestern auch kurz nach sieben schon so voll war.
Wir fahren mit dem ersten shuttle bis zum Glacier Basin Campground und stellen uns dort in die Schlange für das shuttle zum Bear Lake. Nach etwa einer Viertelstunde Wartezeit können wir in das dritte shuttle steigen, einen Sitzplatz finden wir nicht mehr und stehen -ungeachtet Corona - sehr eng gedrängt an andere Leute im Bus. Masken trägt hier niemand. Während der Fahrt kommen wir ins Gespräch mit einem älteren amerikanischen Ehepaar und entdecken, dass wir Frauen dieselben Berufe haben und die Männer ebenso. Es ist ein nettes Gespräch, und als wir aussteigen, schenkt der Mann meinem Mann spontan ein Stoffabzeichen vom Rocky Mountain NP (das er wohl für sich selbst gekauft hatte). Wir freuen uns sehr über diese unerwartete Geste, wir hatten ja nicht einmal Telefonnummern ausgetauscht oder so.
Dann laufen wir kurz zum Bear Lake, rundrum gehen wir nicht, denn wir wollen ja noch zu den anderen Seen. Geplant sind Lilly Lake, Dream Lake, Emerald Lake, dann Lake Haiyaha und über die Alberta Falls zum Glacier Gorge shuttle stop.
Am Trailhead zum Lilly Lake stoppen uns 2 Ranger, fragen, ob wir gut ausgerüstet seien und genug Wasser dabei hätten. Ja, eigentlich schon, 2 Liter pro Kopf, wir sind ja hier nicht im Grand Canyon… Der Ranger warnt uns vor Hitze und Höhe und rät uns dringend davon ab, die Runde über die Alberta Falls zu laufen. Warum eigentlich?
Jetzt laufen wir erst mal los. Es ist voll, alle Arten von Leuten sind unterwegs. Der Bear Lake liegt auf 2.880 Metern Höhe und von hier geht es stetig aufwärts, erst mal 31 Meter zum Lilly Lake. Der ist sehr hübsch mit den vielen gelben Seerosen, wir schauen ein bisschen, halten uns aber nicht länger auf.
Weiter zum Dream Lake (nochmal 100 Meter Höhenunterschied): Hier sind mehrere Angler und mein Mann schaut ihnen eine Weile zu.
Ab hier werden die Wanderer etwas weniger, der Aufstieg in dieser Höhe schlaucht. Wir laufen entlang an Bächen, sehen Wasserfälle und genießen die großartige Berglandschaft.
Nach insgesamt 200 Metern Höhenunterschied und ca. 3 km sind wir beim Emerald Lake auf 3082 Metern Höhe. Hier machen wir eine längere Pause, essen und ruhen uns aus. Wie frei man sich hier oben fühlt. Und so gute Luft (als Stadtmenschen freuen wir uns darüber immer)! Auch hier wieder Chipmonks, die sind wirklich überall.
Als wir genug gerastet haben, laufen wir wieder runter zum Dream Lake.
Hier ist die Abzweigung zum Lake Haiyaha (nochmal 130 Höhenmeter rauf, und später natürlich wieder runter). Hier sind noch weniger Leute (aber immer noch genug) und viele geben anscheinend auf, kehren um, bevor sie den See erreichen. Der Wanderweg hier ist etwas schwieriger, sehr steil, es geht sozusagen über Stock und Stein. Wir erreichen ein kleines Brückchen und sind hingerissen von der Farbe des Wassers. Es ist milchig weiß, so etwas habe ich noch nie gesehen! Da muss wohl irgendein besonderes Mineral drinnen sein, es schaut toll aus.
Bald nach der Brücke hört der Weg ganz auf: man muss mühsam über große Felsbrocken klettern, nur von einem großen Felsen zum nächsten hüpfen geht nicht, oft braucht man beide Hände. Spätestens hier ist Schluss für die meisten älteren Menschen, die Übergewichtigen, die es bis hierher geschafft haben, aber auch für einige Familien mit kleinen Kindern. Ein Pech für sie, denn das Beste des heutigen Tages kommt jetzt: Nach etwa 30 Metern Kletterei kommt man zum See, der kein richtiges Ufer hat, nur von Felsbrocken umgeben ist. Dieser See ist wirklich traumhaft schön: milchig weiß-grün, umgeben von Felsen, es ist irgendwie irreal.
Wir machen wieder Pause, essen und lassen die Landschaft auf uns wirken. Gern würde ich noch viel länger hierbleiben, aber wir wollen ja noch zu den Alberta Falls. Also laufen wir wieder zurück, inzwischen sind unsere Beine schon ziemlich schwer, 2 Tage nacheinander in dieser Höhe wandern ist nicht ohne.
Als wir wieder am Dream Lake sind, beschließen wir deshalb einhellig, dass es für heute reicht, und laufen zurück zum Bear Lake, um das shuttle zu nehmen. Ich muss dort das Pixie-Klo benutzen, und es dreht sich mir der Magen um. Die dreckigsten und stinkendsten Toiletten unserer ganzen Reise, mir wird schlecht. Dann kommt das shuttle, wir müssen diesmal nicht anstehen, und wir fahren zurück zum campground. Dort ruhen wir uns aus, duschen, lesen, die Kinder schauen Filme, es ist ein fauler Nachmittag.
Nach dem Abendessen gehen mein Mann und ich noch zum Amphitheater, um einen Rangervortrag zu hören (mein erster auf dieser Reise, ich war abends immer zu müde, nur mein Mann ist im Bryce Canyon allein zu einem gegangen). Die Kinder haben keine Lust und bleiben beim Womo. Aber nachdem wir (und andere 20 Leute) mehr als eine halbe Stunde gewartet haben, entdecken wir ein Schild, auf dem steht, dass der Vortrag heute ausfällt. Das Schlimmste ist, dass das Amphitheater weit von unserer site entfernt ist, und müde schleppe ich mich zurück. Nach längeren Wanderungen geht mir das immer so, ich möchte keinen einzigen Schritt mehr machen. Naja, Pech gehabt!
Als wir zurückkommen, falle ich ins Bett, für heute reicht es. Morgen fahren wir zum Rodeo nach Cheyenne.
Liebe Claudia,
wunderschön, diese Wanderung!
Einfach klasse! In der Schweiz habe ich auch mal einen solchen See gesehen. Das liegt schon so lange zurück, dass ich nicht mal mehr genau weiß, wo das war.
LG Inga
Hi Inga
wir haben uns wohl gerade gleichzeitig geschrieben!
Der See war toll, und wenn bei uns jemand so gut fotografieren könnte wie Du, käme er noch besser rüber!! Aber wir sind halt Amateure...
LG
Claudia
Liebe Claudia,
Ja.
Das könnt ihr doch, eure Bilder sind klasse! Trotzdem vielen lieben Dank für die Blumen
LG Inga