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Tag 23 – Redwood NP and SPs | Teil I: Stout Grove Trail im Jedediah Smith Redwoods SP

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Annika86
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Tag 23 – Redwood NP and SPs | Teil I: Stout Grove Trail im Jedediah Smith Redwoods SP
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Donnerstag, 28. September 2023
Gefahrene Meilen: 
40 Meilen
Fazit: 
Komfortzone: Baumriesen

Nach insgesamt fünf Tagen im südlichen Teil von Oregon wird es heute Zeit, diesem für uns neuen Bundesstaat den Rücken zu kehren und uns zum wiederholten Male vom kalifonischen Mohn im Sunshine State (im September machte der Staat seinem Namen bisher alle Ehre, hält sich dies in den Oktober hinein?) begrüßen zu lassen. 

Meine Erwartungen an Oregon waren hoch, vielleicht ein bisschen zu hoch? Natürlich war es traumhaft schön – in den USA meckert man ja immer auf hohem Niveau – moody, felsig, neblig, aber auch sonnig und der raue Pazifik hat es mir schon immer angetan. Doch die verkorksten Tage um den Crater Lake herum wirken nach, genauso wie die etwas zu flotte Reisegeschwindigkeit, wofür der Staat aber natürlich nichts kann 😊 

Heute geht´s aber zurück in die „Comfort Zone“, zurück zu den Mammutbäumen <3. Werden die Coastal Redwoods es mit unseren geliebten Sequoias aufnehmen können? Wir werden sehen! 
Was uns die nächsten Tage in jedem Fall noch intensiver als sowieso schon begleiten wird, ist der kritische Blick auf den Waldbrand-Status und die Luftqualität. Das weiterhin höchst aktive Smith River Complex Fire führt zu starken Einschränkungen ab Hiouchi – der kleinen Stadt, dir direkt hinter dem heutigen Hauptziel dem Jedediah Smith Redwoods SP liegt – und macht uns so einen Strich durch eine unserer möglichen Übernachtungsoptionen direkt dort im Ort. Die favorisierte Übernachtungswahl direkt im SP ist mit dem dicken Hintern der Womoline eher ungünstig, sollen die Zufahrtswege am CG doch recht eng sein.

Doch bevor übernachtet wird, steht eh erst einmal ein prall gefüllter Tag an! Erstes Ziel, der Simpson-Reed Trail mit der gewohnten Parkherausforderung, die dem Urlaub in diesem Jahr eigen ist. Wir verlassen die US 101 kurz nach Grenzüberquerung (auch hier keine Kontrolle) und wechseln auf die 197 und schon bald klappen uns mal wieder die Münder auf. Direkt neben der Straße türmen sich mit jeder zurückgelegten Meile mehr Baumriesen am Straßenrand. Einfach so. Teils stehen diese Riesen zum Teil bei den kleinen Häusern am Straßenrand im Vorgarten, unvorstellbar. 
Nach kurzer Zeit erreichen wir das Hiouchi Visitor Center, was sehr klein ist und getrost ausgelassen werden kann, da primär Infostand und keine Ausstellung. So schwingen wir uns zurück ins Führerhäuschen auf Parkmission. Der Trailhead des Simpson-Reed Grove geht an der von West nach Ost führenden 199 nach Norden ab und soll 2-3 Parkmöglichkeiten für größere Fahrzeuge bieten. Und tatsächlich, der frühe Vogel (es ist noch vor 9 Uhr) bewährt sich mal wieder und der Männe parkiert die Womoline komfortabel und platzsparend rückwärts in einer dafür vorgesehenen Lücke im Regenwald.

Wir schnappen unsere Rucksäcke und stapfen los, momentan steht nur noch ein weiteres Fahrzeug hier und es herrscht eine traumhafte Ruhe. Die Natur erwacht gerade erst, wenige Sonnenstrahlen finden den Weg durch das „meilenhohe“ Nadelwerk und das feuchte, dunkle Grün vermittelt Frieden. Wir genießen den kleinen Loop und ziehen erste Vergleiche zu den Sequoias. Riesig sind alle beide, ob da jetzt der eine 20 Meter höher als der andere ist, macht den Kohl auch nicht mehr fett, wenn man sich eh schon, wie eine winzige Ameise fühlt 😊 Die Coastal Redwoods sind weniger dick, aber soooo viele. Unglaublich. 

  

Wir treffen ein anderes Pärchen auf dem Loop und grüßen uns mit gedämpften Stimmen. Die Baumriesen sind so majestätisch, dass Lautstärke hier keinen Platz hat. 

 

Zurück am Parkbereich haben sich die freien Flächen mittlerweile gefüllt, doch bei dem kurzen Trail wird die Fluktuation recht groß sein – also auch mit Wohnmobil über den Tag einen Versuch wert. 
So düsen auch wir nach einer guten Stunde weiter, wieder zurück in Richtung Hiouchi, um uns in Richtung des viel empfohlenen Stout Grove Trail zu bewegen. Leichtester Zugang ist der Trailhead an der Howland Hill Road, die selbst traumhaft schön sein soll und neben dem Zugang zum Stout Grove u. a. auch den Grove of Titans ansteuert. Haken an dieser Strecke: Unpaved und damit einhergehend eng – nix für unsere brave Womoline.

So viele Vorteile unsere recht späte Reisezeit auch hat, sie bringt auch Nachteile mit sich. Über die Redwood SPs sind einige mobile Fußgängerbrücken verteilt, die die Überwindung von Gewässern ermöglichen, vor dem Winter jedoch saisonbedingt abgebaut werden. Ende September standen einige Brücken in den Vorjahren noch, doch in diesem Jahr haben wir Pech: Sowohl die Brücke vom Jedediah Smith CG über den Smith River, die Zwischenbrücke auf der anderen Flussseite direkt hin zum Stout Grove als auch die in zwei Tagen relevante Holzkonstruktion im Fay Canyon haben sich bereits in den Winterschlaf begeben. 

 

Plan B für heute steckte jedoch bereits in der Vorbereitungstasche. Über den kleinen Hiouchi-Trail, der unscheinbar an der 199 startet und die Querung des Smith River meidet (zum Schwimmen ist es mir Ende September dann doch n bisschen zu kalt) soll man bis zum letzten Wasserhindernis vor dem Stout Grove kommen und wie (un)überwindbar das dann ist, gilt es herauszufinden 😊
Wir parkieren die Womoline auf dem breiten Seitenstreifen direkt vor dem Trailhead und entern den ruppigen Trail, der kreuz und quer durch die Vegetation führt und aufgrund des dichten Bewuchses teils auch rutschig ist, bis wir nebenan den Smith River erspähen und dessen Verlauf etwas erhöht am Ufer folgen.
Der Trail zieht sich und ist anstrengender als gedacht, doch irgendwann öffnet sich der Blick dann doch und wir stehen am kiesigen Flussufer.

Ein flacher Zufluss verstärkt den Smith River, stellt im Herbst für uns jedoch kein Hindernis dar und wird selbst von mir, die ansonsten jede Pfütze mitnimmt und von jedem Holzbalken ins Nasse platscht, trockenen Fußes gemeistert. Dann jedoch folgt das Hindernis, welches sonst leicht mit einer Brücke überwunden werden kann: Ein gut 1,5 Meter breiter und 20 cm tiefer Bach mit glitschigem Ufer auf der anderen Seite.

Der Männe schafft es etwas höher am Bach wohlbehalten hinüber und nimmt mich dann voller Erwartung mit der Kamera ins Visier. Ich könnte springen … aber die Chance, dann den restlichen Tag mit patschnassen Schuhen herumzulaufen (und natürlich das drohende hollywoodträchtig Bildmaterial) ist jetzt nicht sooo klein. So gebe ich (bzw. mein Ego) seufzend klein bei, ziehe Schuhe und Socken aus, wate hinüber und hocke mich auf dem anderen Ufer in die Sonne und verordne uns ein Päuschen, geht doch 😊, wer braucht schon Brücken!

Nach der Trocknungspause folgen wir dem Pfad an weiteren Baumriesen vorbei und betreten bald den Stout Grove, der aufgrund der hochstehenden Sonne eine warme Färbung annimmt. Hier ist mehr los als gedacht. Wir treffen auf dem kleinen Loop, der durch den Grove führt, einige Spaziergänger, die eindeutig nur eben für 10 min aus dem Auto gehopst sind. 

    

Nichtsdestotrotz ist es wunderschön hier. Die Pfade sind breit und die Szenerie wird durch die Mammutbäume beherrscht. Der Bewuchs am Boden ist nicht so dicht und mit so vielen Farnen durchsetzt, wie bisher im Küstenregenwald erlebt. Wir lassen uns Zeit, stromern überall herum und treten dann den Rückzug Richtung Smith River an. Nach erfolgreicher Querung des Bachs folgt wieder die obligatorische Trocknungspause und wir dürfen ein kleines Reh beim Verzehr unserer Nüsse beobachten. Der Rückweg geht gefühlt flotter von der Hand bzw. vom Fuß als der Hinweg und schon bald erreichen wir die Womoline, die mit ihren praktischen Sanitäranlagen direkt an Bord schon sehnlichst von mir erwartet wird 😊 Entlang der Howland Hill Road gibt es keinerlei Sanitäroptionen.

Es ist früher Nachmittag und wir beschließen im nahegelegenen Crescent City unser Einkaufs- und Übernachtungsglück zu suchen. Während ich in der Womoline bleibe und die CG-Optionen eruiere, besorgt der Männe das Nötigste für die nächsten 2-3 Tage. Der Vibe auf dem Parkplatz des Supermarkts im Norden der Stadt ist nicht der Beste (komische Menschen mit komischem Verhalten – Drogendeals?) und ich bin froh, als der Männe mit den Vorräten wieder zusteigt und wir weiterfahren können. Als Übernachtungsspot entscheiden wir uns für den direkt am Hafen und Wasser liegenden Lighthouse Cove RV Park. 

  

Ich husche in das kleine Office am Eingang und komme problemlos mit einer Site direkt in der ersten Reihe („waterfront“) für ein bisschen über $55 wieder raus – I like!

Der Platz selbst ist spartanisch mit geschotterten Wegen und Stellplätzen mit jeweils kleinen asphaltierten Sitzzonen. Die Sites sind weiter auseinander als von einem privaten CG gewohnt und die Anschlusstelle in Form eines kleinen Leuchtturms ist zuckersüß. Da wir in den nächsten Tagen keine Option für auswärtiges Futtern haben werden, greifen wir die Gelegenheit beim Schopf und besuchen mal wieder einen Denny´s. Vom CG aus sind wir zu Fuß in guten 10 min da, lassen es uns schmecken und spazieren dann wieder zurück. Für einen Besuch des bestimmt schönen Battery Park und Lighthouse am Zipfel der Landzunge sind wir heute zu faul.

Zurück an der Womoline wird ein Kaltgetränk geöffnet und wir besetzen eine der nahen Tisch-Bank-Kombis zum Hafen hin. Wenige Minuten später stößt ein australisches Pärchen hinzu, die gerade eine lange Auszeit unternommen haben und nach 12 Wochen Kanada und US-Westküste auf dem Weg sind, ihr für diesen Zweck gekauftes Fifthwheel in San Francisco wieder zu verkaufen. Auch nett.
Wir quatschen fast eine Stunde und als es frischer wird und die Sonne sich verzogen hat, verziehen wir uns in unsere Gefährte und lauschen dem regelmäßigen Klang der Nebelhörner, der uns die gesamte Nacht begleiten sollte … 😊

Wanderbilanz des Tages: Gute 6 Meilen und rund 250 Höhenmeter (fieser Ufer-Trail).

Lieben Gruß
Annika

Coda
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Beigetreten: 11.08.2024 - 16:24
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RE: Tag 23 – Redwood NP and SPs

Moin Annika, dein Reisebericht ist sehr schön geschrieben und macht Spaß!

LG

Conny

Annika86
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Beigetreten: 31.12.2018 - 13:30
Beiträge: 148
RE: Tag 23 – Redwood NP and SPs

Moin Conny,

das freut mich, schön, dass du dabei bist blush ! Bei dem grauen Wetterchen hier momentan sind selbst die nebligen Küstenbilder ein Segen für meine Stimmung laugh

Lieben Gruß
Annika