Der letzte Tag unter dem schützenden Dach der Baumriesen steht heute für uns an. Schon in drei Nächten müssen wir die Womoline wieder „in die Wildnis“ entlassen und bis dahin sind noch einige Meilen zurück nach San Francisco zu überwinden.
Vorgebucht ist bis auf die letzte Nacht mit dem Klassiker des Anthony Chabot Regional Park in der Nähe der El Monte Station nichts. Ganz nach Lust und Laune und in Abhängigkeit von Wetter und Nebel, so der Plan, versuchen wir die Fahrstrecke und die kleineren Highlights entlang des Weges auf die kommenden Tage aufzuteilen.
Frisch ist es auch heute in der Frühe und so stärken wir uns zunächst in aller Ruhe mit einem Frühstück, um dann entlang der Straße unsere ersten und einzigen Roosevelt Elk hier im SP zu sehen … immerhin.
Nach wenigen Meilen biegen wir rechts vom Highway ab und steuern den (riesigen) Parkplatz inkl. Plätzen für Oversized Vehicle unseres letzten Hikes hier im SP an, der mit rund 2,5 Meilen knackige Trillium Falls Trail. Der Funke mag jedoch nicht recht überspringen, vielleicht haben wir in den letzten Tagen einfach zu viel Farn und Grün gesehen und sind mittlerweile abgestumpft, doch der namensgebende „Wasserfall“ ist so wenig beeindruckend (jop, das nachfolgende Foto zeigt ihn ... 😊), dass wir den Rundkurs nach dem vermeintlichen Highlight des Trails und einem Drittel abbrechen und unseren Fußspuren zurück zur Womoline folgen.
Nächster Abstecher ist das an der Küste liegende Thomas H. Kuchel Visitor Center, welches nicht nur mit gutem Internetempfang aufwartet, sondern direkten Zugang zum Strand an der Pazifikküste gewährt. Blauer Himmel inklusive, so darf es bleiben!
Weiter geht´s zum Sue-Meg State Park, den ich mir aufgrund des bei der Recherche immer wieder aufploppenden Agate Beach notiert hatte. Wir entrichten die Day Use Fee und rollen auf der recht engen Straße des überraschend großen SP auf direktem Weg zum zugehörigen Parkplatz. Mittlerweile ist es Mittag und wir bekommen noch gerade so an der Kante des Parkbereichs ein passendes Plätzchen für die Womoline ergattert.
Der erste Blick auf den Strand ist wow … und das im doppelten Sinne, „wow“ wie … wunderschön und „wow“ wie … puh, das ist aber ganz schön weit unten 😊 Gute 10 min brauchen wir, um vorsichtigen Fußes auf dem feinkieseligen Strand anzukommen und werden dort prompt vom durchdringenden Verwesungsgeruch eines Seelöwen empfangen, den man ein Stück den Strand runter erspähen kann, örgs. Flott bewegen wir uns aus der Geruchszone heraus.
Der Agate Beach selbst ist wunderschön, mit den vielen bunten Steinchen - ob Agate oder nicht - ein echter Hingucker. Um uns herum wird fleißig gesiebt, gesucht und sortiert und schon bald hocke auch ich auf meinen Knien in den Steinen und robbe ein paar besonders schöne Exemplare als Andenken zusammen.
Nach einer guten Stunde nehmen wir den Aufstieg in Angriff – war das vorhin schon so steil? Die Meter ziehen sich, doch mein Trotz siegt und ich komme ohne Päuschen wieder oben auf dem Parkplatz an und gönne mir dort erst einmal den ein oder anderen tiefen Atemzug. War doch ein Klacks *räusper
Der SP hätte noch einige coole Viewpoints, weitere Strände und kurze Wanderungen im Gepäck gehabt, doch die Notwendigkeit heute noch ein paar Meilen zu schaffen, treibt uns wieder auf den Highway, schade – hier könnte man auch prima einen ganzen Tag mit Übernachtung verbringen.
Wir düsen weiter entlang der 101 und lassen das ein oder andere süße Dörfchen an der Straßenseite liegen. Nach gut 60 Meilen wechseln wir von der 101 auf die Avenue of Giants, die hier in Schlangenlinien neben dem Highway und dem Eel River herläuft und mal wieder spektakuläre Blicke auf die omnipräsenten Baumriesen, die auch hier so viel südlicher noch massenhaft stehen, bietet. Besonders charmant ist, dass man mehrfach die Chance hat, auf die schnelle 101 oder eben zurück auf die Avenue zu wechseln und so nach Lust und Laune erkunden kann.
Wir begnügen uns heute vor allem mit dem Erkunden aus der Womoline heraus, immer wieder setzt feiner Sprühregen ein und nach drei intensiven Tagen zu Fuß im Küstenregenwald ist die motorisierte Variante heute genau die Richtige für uns.
Der Nachmittag bricht herein und es wird Zeit sich über den heutigen Übernachtungsspot Gedanken zu machen. Option A durchzupowern und unser Glück erst viele Meilen später an der Küste zu versuchen, verwerfen wir, zu weit. Eine letzte Nacht unter den baumigen Gefährten soll es also werden. Mein Favorit, der Burlington CG des Humboldt Redwoods SP, stößt beim Männe auf wenig Gegenliebe, als wir vorbeituckern – recht duster und mitten im Wald und ohne Chance auf das heutige Football-Spiel. So füge ich mich und wir steuern den privaten Giant Redwoods RV & Cabin Destination an, zu einer ausgiebigen Dusche sage ich ja bekanntlich nicht nein.
Im Office bekomme ich problemlos eine der wenigen Sites unter den großen Redwoods, so dass wir wenig später die Womoline rückwärts auf eine – überraschend komfortable – Site bugsieren. Nach mehr als drei Wochen geht das Einparken und Leveln mit einer ruhigen Routine vonstatten, die wohl unseren etwas älteren Site-Nachbarn beeindruckt. Kaum ist der Motor aus werden wir bereits freundlich angequatscht und in einen typisch amerikanischen Austausch verwickelt. Die Frau unseres Nachbarn greift ein paar Minuten später ein („Honey … please … let them settle in“) und wir verkrümeln uns erst einmal ins Innere, um die Football Übertragung ans Laufen zu bringen.
Die böse Überraschung folgt sogleich ... zwar haben wir hier Strom, Wasser und Dumpingstelle an der Site, doch keinen TV-Eingang, Mist. Auch bei „privaten CG“ gibt es Unterschiede - einmal nicht vernünftig geguckt und nachgefragt, hmpf.
Kurzes Krisengespräch … der Internetempfang mit der amerikanischen Karte des Männe ist hier ziemlich gut … kurzerhand kaufen wir das heutige Spiel bei einem Streaming-Anbieter, der Wohnmobilsegen ist gerettet. Nachos, Bier und Football zum Abend, was will man mehr 😉
Wanderbilanz des Tages: Um die 4 Meilen … und einem schweißtreibenden Anstieg.
Lieben Gruß
Annika