Der erste ganze Tag am Lake Tahoe dämmert mal wieder mit absolutem Königswetter herauf … September, du fantastischer Reisemonat!
Für heute konnte ich für eine Nacht eine Site auf dem Nevada Beach CG ergattern, so dass der Schlachtplan schnell feststand: Am Vormittag sollten die Beine bewegt und das Südufer erkundet werden, um dann pünktlich zur Check-In Zeit am CG Häuschen aufzuschlagen, Strandutensilien zusammenzuraffen und sich dann am Wasser häuslich einzurichten. Für das Abendprogramm steht der Besuch in South Lake Tahoe zur Disposition.
Die Womoline wird entkoppelt und wir rollen auf die US 50 Richtung Westen. Nach wenigen Minuten erreichen wir South Lake Tahoe und passieren nicht nur unzählige Casinos, sondern gleichzeitig auch eine Staatengrenze … welcome back in California! Zum Glück ohne Kontrollposten oder Ähnliches J
Aufgrund der diffizilen Parksituation hatte ich im Vorfeld gründlich recherchiert, was problemlos mit unserem Gefährt zu bewerkstelligen ist und wo wir nicht noch Meilen zum eigentlich Ziel bzw. Trailhead vom Parkplatz hinlaufen müssen. Als eine der gangbaren Optionen stellte sich der Bereich Taylor Creek mit der Tallac Historic Site heraus, die auf der anderen Straßenseite des Fallen Leaf CG liegen. Wir erwischen die richtige Abbiegung und parkieren die Womoline komfortabel auf einem der hier tatsächlich vorhandenen Oversize Vehicle Parkplätze. Noch ist wenig los, denn wir sind gewohnt früh unterwegs.
Gemütlich stromern wir in Richtung Taylor Creek und nehmen den kurzen „Rainbow Trail“ unter die Füße. Bevor wir uns jedoch „so richtig“ ins hiesige Marschenland begeben, verdrücke ich noch flott meinen gebunkerten Honig-Bagel aus dem Rucksack. Ein extra Plakat weist vehement daraufhin, dass aufgrund der Bäraktivität wirklich kein (!) Essen auf dem Weg mitgeführt werden soll - aye, aye.
Der nur 1 km lange Trail besteht aus einem gut zu laufenden Holzsteg und führt durch das feuchte Grasland am Taylor Creek entlang. Im Hintergrund immer mit gutem Blick auf die den Lake Tahoe umgebenden Bergketten – nett hier J
Vorbei am sehenswerten Amphitheater folgen wir dann einigen anderen Frühaufstehern in Richtung Kiva Beach und Tallac Point.
Hier hocken wir uns in die Sonne, bestaunen das klare Wasser und freuen uns mit den hier omnipräsenten vielen Hundis, wenn diese sich überglücklich ins Wasser stürzen, um Bälle und Stöcke herauszufischen oder sich im Sand zu wälzen. Dieses schöne Fleckchen Natur scheint ein absoluter Hot Spot für die morgendliche Hunderunde zu sein.
Wir folgen dem Weg an der Wasserkante entlang immer in Richtung der Tallac Historic Site – eine Ansammlung von ehemaligen Sommerhäusern wohlhabender kalifornischer Familien, die aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen – schauen nach rechts und links und quatschen mit dem ein oder anderen Spaziergänger, der uns typisch amerikanisch anspricht. Plötzlich bleibe ich wie angewurzelt stehen und mir entfährt nur ein Wort … „BÄR“!
Unglaublich aber wahr … direkt hier neben einem gut frequentierten Fußgängerweg spaziert ein ganz schön plüschiger Schwarzbär keine 100 m von uns entfernt gemächlich durch den Wald … und kommt immer weiter auf uns zu. Auf vier langen USA Trips mit ausgiebigen Wanderungen in der „Wildnis“ habe ich noch nicht einmal ein bäriges Puschelohr gesehen, während Verwandte nach ihren zwei „Auto“-Tagen im Yellowstone ihren WhatsApp Status mit unzähligen Bärensichtungen fluteten und jetzt das: Ein Bär. Im Park. Am Lake Tahoe.
Meister Petz kommt immer näher und wir weichen langsam auf dem Weg zurück und winken gestikulierend den Fußgängern auf der anderen Seite, die den haarigen Besucher noch nicht erspäht haben. Der lässt sich von uns Menschen aber so gar nicht beirren, kurvt um die Baumstämme herum und steigt dann eher so mäßig elegant J in eines der Fundamente der historischen Bauten ab und chillt ein bisschen auf seinem Hosenboden. Ein paar Minuten später trollt er sich dann ins dichtere Gestrüpp … uff, was für ein Erlebnis.
Unser erster Bär! Und dann auch noch so nah … und irgendwie war er (oder sie?) größer als ich vermutet hätte. Ab sofort rechne ich immer und überall mit pelzigem Besuch – und werde brav keine Honig-Bagel in meinem Rucksack mehr mitnehmen J
Wir spazieren weiter und drehen eine Runde durch den schön angelegten, restlichen Teil der Historic Site. Mittlerweile rückt die früheste Check-In Zeit am Nevada Beach näher und wir beschließen, unser Glück mit der Womoline zu versuchen. Auf geht´s retour durch South Lake Tahoe – welcome back to Nevada! – und kurz darauf stehen wir auf unserer traumhaften Site 006 in der äußeren Reihe mit See- bzw. Strandblick durch die Pinien und Unmengen an Platz.
Jetzt ist Entspannung angesagt! Ich schleppe Campingstuhl, Buch und Verpflegung an den Strand und strecke alle Viere von mir. Der Blick auf das türkisblaue Wasser mit den rahmenden Bergen sieht aus wie auf einer Fototapete.
Mit den Füßen wate ich in das Nass hinein, aber weiter schaffe ich es nicht brrr. In der Sonne ist es klasse und fast zu warm, doch die dunkel aufziehenden Wolken und leiser Donner im Süden in Kombination mit dem eiskalten Bergsee, lassen mich dann doch am Strand verharren – auch schön.
Wir genießen das aktive Nichtstun den gesamten Nachmittag über und beschließen nach einem Blick auf die Routenangaben in Google, dass wir kein Uber für die Fahrt nach South Lake Tahoe brauchen, sondern mal wieder entsetzte Blicke der Einheimischen in Kauf nehmen und zu Fuß in die Stadt laufen.
Direkt am Ende des CG liegt ein größeres Wald- und Wiesenstück, durch das einige Pfade hindurchführen und das vor allem von Joggern genutzt wird. Wir folgen einem von diesen Pfaden und stoßen bald auf die US 50, an deren Seite (es gibt einen Bürgersteig, hurra) wir die restliche Strecke zurücklegen. Nach einem durchschnittlichen Abendessen im Mc P´s Taphouse Grill, organisiere ich mir meinen obligatorischen Aufnäher aus einem der vielen, kleinen Souvenirshops und dann entern wir das hiesige Hard Rock Casino.
Wir lieben Las Vegas und haben dort bereits unzählige Stunden an (günstigen) Automaten verbracht, den Sound auf die höchste Lautstärke gestellt und Gewinne mit viel Gequietsche („Freeeee Gaaaaaames“) und dem ein oder anderen Getränk gefeiert. Auch hier macht das „Hebel ziehen“ großen Spaß und wir versenken einige Dollar. Im Unterschied zu Las Vegas erwartet uns draußen jedoch keine Glitzerwelt und heiße Temperaturen, sondern Bergpanorama und die beginnende Dämmerung. Diese ist auch der Grund, warum ich den Männe zum Aufbrauch gedrängt habe, möchte ich doch ungern im Dunkeln durch das Waldstück stapfen. Zwar haben wir Stirnlampen dabei, doch ihr erinnert euch an heute Vormittag … Bären können überall lauern ! :D
Die Natur beschert uns auf dem Rückweg ein tolles Lichtspiel und wir beeilen uns, um möglichst flott an den Strand zu kommen und den Sonnenuntergang dort zu erleben. Die Insekten, die aus den Wiesen aufsteigen, tun ihr Übriges, um uns zur Eile anzutreiben – der im Yosemite Valley antrainierte Klammergriff der Jacke kommt erneut erfolgreich zum Einsatz.
Wir schaffen es rechtzeitig zum Strand und beobachten das schwindende Licht von einer der vielen Tisch-Bank Kombinationen aus. Nach einem Absacker verschwinden wir dann ins Bett. Ein toller Tag - morgen kommen die Wanderschuhe wieder raus!
Die Spazierbilanz des Tages: Rund 3 Meilen am Vormittag und 4 Meilen am Abend mit insgesamt fast 90 Höhenmetern (wo kommen die denn her?) und einem pelzigen Mitspazierer.
Lieben Gruß
Annika
Hi Annika,
...was für ein wunderbarer Tag und dann auch noch mit Bär, einfach klasse !
Wir sind Ende September am Lake Tahoe und ich hoffe, wir haben ähnliches Wetter und auch ein wenig wildlife !
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Moin Kochi,
oh wie schön! Da werde ich glatt ein bisschen neidisch :) Für die noch lose Planung für Herbst 2025 überlege ich allein für diesen mega CG / Strand noch einmal hoch zum Lake Tahoe zu fahren ... der Ostteil der Sierra Nevada wird es 2025 ziemlich sicher und sooo weit ist das ja nun nicht, wenn man in USA-Verhältnissen denkt.
Ich drücke die Daumen, dass das Wetter Ende September so stabil wie gewohnt ist!
Lieben Gruß
Annika
Hi Annika,
...wir waren 2005 das letzte mal dort und die Erinnerung an dieses tolle Fleckchen ist immer noch präsent !
...vielen Dank, wird schon klappen .
Wir werden aber diesmal hier übernachten: www.mlrtahoe.com
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hi Annika,
soo schön, deine Bilder! Bis jetzt hatte ich den Lake Tahoe noch gar nicht so auf dem Schirm.... muss ich mir doch nochmal überlegen.
Nach Bärenbegegnung im Dunkeln zurück - hätte ich auch nicht gemacht. Da bin ich echt ein Angsthase.
Liebe Grüße
Inga
Hallo Annika,
wie toll dass ihr sogar einen Bären gesehen habt!
Ich kann Dich gut verstehen, wir haben selbst während knapp 4 Wochen in Kanada nur kurz einen Schwarzbär an der Straße aus dem fahrenden WoMo raus gesehen. Und sonst in vielen USA Urlauben nichts….trotz der vielen Warnungen an den Trailheads und Campgrounds.
Wir sind im Oktober auch für eine Übernachtung am Lake Tahoe, mal sehen ob sich uns da einer zeigt….es muss nur nicht unbedingt Face to Face sein.
Das wunderschöne Bergpanorama kitzelt die Vorfreude auf jeden Fall gerade richtig heraus
Liebe Grüße Tina
I´d rather have a passport full of stamps than a house full of stuff !
Moin ihr Zwei,
mein sehr spezifischer Wunsch war immer einen Bären in guter Entfernung am anderen Flussufer beim Chillen beobachten zu können also in sicherer Entfernung, im Hellen, ohne Herzattacke. Das Gefühl, dann einen Bären so wirklich in echt vor sich zu haben war ... verrückt ... ganz anders als gedacht, schon ängstlich machend, aber gleichzeitig faszinierend. Ich dachte immer, dass Schwarzbären gar nicht so groß sind im Vergleich zu ihren Grizzly Verwandten ... sind sie bestimmt auch nicht ... aber deutlich größer als in meiner Vorstellung
Lieben Gruß
Annika
Moin Annika,
ein toller erlebnisreicher Tag am und rund um den Lake Tahoe ! Toll, dass ihr eine Campsite auf dem Nevada Beach CG ergattern konntet, dieses Glück hatten wir bei unserem Besuch dort 2019 leider nicht. Wir sind seit unseren Tagen am See total begeistert vom Lake Tahoe und wollen auch gerne nochmal dort hin zurückkehren und dort gerne eine längere Zeit urlauben, einfach ein traumhaft schönes Fleckchen Erde.
Liebe Grüße von der Ostsee
Stephie Scout Womo-Abenteuer.de