Nach über einer Woche, in der wir jeden Tag ein Stück weitergezogen sind und den Tag auf der Straße beim Erkunden verbracht haben, darf die Womoline ihre Räder heute ausruhen und im Dämmerlicht einen faulen Tag einlegen. Ein fauler Tag wird es für den Männe und mich hingegen beileibe nicht, haben wir uns doch (ok …. ich 😊) für die längste Tageswanderung, die hier am VC startet, entschieden.
Durch den Küstenregenwald soll es in Richtung Fern Canyon und Gold Bluff Beach (und natürlich auch wieder retour) gehen. Beide Ziele sind auch mit dem Auto zu erreichen, doch ihr ahnt es bestimmt … nur über eine unpaved road, die noch dazu einen kleinen Bach kreuzt. Wir erkunden also per pedes. Mehr dazu später.
Wir starten mit gut gefüllten Mägen um kurz nach 8 Uhr und traben direkt vom Campground aus los, welch ein Luxus. Noch ist es frisch und dunstig, doch die Wettervorhersage verspricht, dass es im Laufe des Vormittags aufklart, die Daumen sind gedrückt.
Auf Höhe des Visitor Center startet dann der James Irvine Trail, der uns zum Fern Canyon bringen soll. Mitten auf dem Weg werden wir noch einmal daran erinnert, was uns heute bevorsteht. Jedes Schild hat eine Geschichte … der aus dem Film Jurassic Park berühmte Fern Canyon verleitet wohl den ein oder anderen Besucher zu unvernünftigen Entscheidungen.
Um diese Uhrzeit haben wir den Trail noch ganz für uns allein und wir genießen die Stille und die langsam erwachende Natur.
Auf und ab und rechts und links windet sich der Trail durch den Küstenregenwald, vorbei an Farn-Meeren, umgefallenen und gesplitterten Riesen und durch unzählige – häufig mit Holz oder kleinen Brücken verstärkten – Kehren.
Fühlten wir uns bereits im Stout Grove winzig, erhärtet sich dies hier noch einmal in neuer Qualität. Meile um Meile legen wir auf gut zu laufenden Wegen zurück, die ab und zu von Wurzeln durchzogen sind und Aufmerksamkeit einfordern. Es geht beständig auf und ab, so dass unsere Jacken schon länger in den Rucksack verfrachtet wurden und nachdem die Sonne Stück für Stück durch das Blätterdach linst, auch der gute „Wanderschweiß“ 😊 einsetzt.
Unterwegs passieren wir die Weggabelung, an der wir später am Tag auch wieder stehen werden – auf dem Hinweg folgen wir dem James Irvine Trail nach rechts und auf dem Rückweg kommen wir aus dem Miner´s Ridge Trail von links.
Je näher wir zur Küste gelangen, umso mehr verändert sich die Vegetation und wird „buschiger“ und somit der Pfad schmaler. Lange Wanderhosen sind im Nordwesten ein Segen. Auf unserer linken Seite öffnet sich langsam das Grün und prompt stehen wir am „Ausgang“ des Fern Canyon, dem gerade ein Pärchen auf einem stufenartigen Pfad entsteigt. Die Gelegenheit lasse ich nicht verstreichen und interviewe die beiden direkt nach dem heutigen Wasserstand im Canyon – auf nasse Füße habe ich (und der Männe sowieso nicht 😊) keine Lust. Man könne gut auf Steinen und Stämmen von A nach B über die kleinen Bachläufe balancieren und springen, bekomme ich als Antwort, klingt gut. Allerdings hat das Mädel eine teilweise nasse Hose und sich auf ihrer Kehrseite ordentlich eingedreckt … als Ausrutschqueen werde ich misstrauisch.
Wir beschließen die Lage selbst in Augenschein zu nehmen und einfach umzukehren, wenn es kribbelig wird. An der Canyon-Kante geht es Richtung Eingang, wo wir direkt die erste Nässe mit detektivischem Spürsinn umgehen. Huiuiui, das wird ja was.
Wir haben Glück und können den ersten Teil des Canyons ohne Menschen ablichten, aber lasst euch nicht täuschen … hier ist es alles andere als einsam. Während wir auf dem Trail nur 2-3 andere Personen getroffen haben, tost hier das Leben.
Einige Familien bewaffnet mit Gummistiefeln kommen uns vom Parkplatz aus Strand-Richtung entgegen. Wir lassen uns Zeit und schaffen es tatsächlich rund 100 m in den Canyon zu wandern, ohne nasse Füße zu bekommen. Dann ist für den Männe Schluss, er hat luftige Wanderschuhe an und vor uns liegen 5-6 Meilen zurück zum CG – Entscheidung für trockene Füße it is!
Ich fühle mich wagemütig und schaffe es mit meinen dicken Sohlen … und Glück … noch ein Stück weiter, bewundere die berühmten Farnwände – kein Dino in Sicht – und drehe dann auch wegen der vielen Menschen, die sich auf dem nächsten Stück tummeln, wieder um. Fazit zum Fern Canyon: Ein tolles Fleckchen Erde, aber gut frequentiert.
Wir stapfen zum vollen Parkplatz (mit Sanitärgebäude ohne fließend Wasser) und überwinden die gut 300 m Graslandschaft bis zum Meer. Hier ist Pause angesagt. Wir lassen und durchpusten, vernichten Getränke und Snacks und steuern dann entlang der Wasserkante den Gold Bluffs Beach CG an, von dem aus wir den Trailhead zum Miner´s Ridge Trail suchen wollen.
Der Sand ist gemein tief und der Wind auch nicht gerade hilfreich, Richtungswechsel ist also angesagt. Wir halten auf die unpaved road zu, die parallel zur Küste läuft und das gerade noch rechtzeitig. Die sandige Graslandschaft wird immer marschiger und stärker bewachsen. Wir haben schon gut Mühe vorsichtig hindurchzukommen, puh.
Einmal auf der Straße stoßen wir schon bald auf den kleinen Bach, der die Zufahrt zum Fern Canyon für tiefliegende Fahrzeuge „interessant“ gestaltet 😉 Das wäre nichts für unsere Womoline gewesen … da hätten wir bei der Rinne gut aufsetzen können. Während wir eine Möglichkeit suchen, den Bachlauf etwas höher zu Fuß zu queren, beobachten wir einen Truck, der problemlos hindurchkommt, aber auch ein „normales“ Auto, wo der Reifen zur Hälfte im Wasser verschwindet eyeyey. Zum Glück geht alles gut. Die Regenfälle der letzten Tage haben den Bach anscheinend anschwellen lassen.
Kurz darauf stehen wir schneller als gedacht am Trailhead des Miner´s Ridge Trail, lesen die Warnungen vor dem hier auf dem Trail wohl häufig anzutreffenden Roosevelt Elk und gehen mit Vorsicht weiter. Wir stoßen zwar auf Hinterlassenschaften 😊 sehen aber kein einziges Tier, hmpf. Der Rückweg durch die Baumriesen zieht sich. Auch dieser Trail ist wunderschön mit viel Grün, aber das beständige auf und ab zerrt bei langsam müde werdenden Füßen an der Konstitution. Am frühen Nachmittag treffen wir wieder bei der Womoline ein und machen einen Haken unter dem letzten großen Hike unseres Urlaubs, schön war es!
Wir belohnen uns mit leckeren Drinks und lassen auch den heutigen Abend gemütlich in die Kuscheldecke eingemuckelt im Inneren ausklingen.
Wanderbilanz des Tages: Nochmal fast 14 Meilen und 608 Höhenmeter.
Lieben Gruß
Annika