Da der der Abwasch schon am Vorabend erledigt wurde, waren wir schon früh nach dem Frühstück abfahrbereit. Um kurz vor 10 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Sanistation um zu dumpen und neues Wasser aufzunehmen. Dort trafen wir auch die Thüringer wieder und klönten noch etwas. Nachdem unser Wasservorrat nun wieder ein beruhigendes Level hatte, beschlossen wir auch noch das Propan nachzutanken. Dazu mussten wir zurück nach Jasper und auf dem Weg dorthin begegneten uns eine Menge Radfahrer, die irgendein Rennen fuhren...Bike Fondo oder so. Die Radfahrer sind uns fast den ganzen Tag über treue Begleiter gewesen, fuhren sie doch ne ganz schön weite Strecke entlang des Icefields Parkways.
Nachdem eine Weile kein Radfahrer mehr kam, kam uns ein Wohnmobil mit Lichthupe entgegen und kurz darauf sahen wir auch schon einen großen Grizzly am Straßenrand stehen, keine 5 Minuten von unserem letzten Campground entfernt. Vielleicht wollte er auch mal nach den bunten Radfahrern gucken und weil grade keine mehr da waren, verschwand er wieder den Abhang hinunter.
In Jasper angekommen hielten wir erstmal an der falschen PetroCanada Tankstelle, die, die kein Propan verkauft. Ein paar hundert Meter weiter kamen wir dann an der Propantankstelle an und haben gute 45 Liter Propan tanken lassen. Selber darf man das hier nicht...ist wohl auch besser. Wir verließen Jasper danach direkt wieder und kehrten zum Icefields Parkway zurück. Kurz hinter dem Ortsschild erblickten wir eine kleine Herde Wapitis, die direkt am Hang neben der Strasse graste.
Unser erstes Ziel heute waren die Athabasca Falls. Der Parkplatz dort war recht gut besucht und so hatten wir das Vergnügen mit einem knapp 8m langen Wohnmobil, seitwärts zwischen 2 andere Wohnmobile einparken zu dürfen. Ist uns gut gelungen ! Die Athabasca Falls sind zwar nicht riesig, aber mit lautem Getöse fällt der Fluss über 2 Stufen hinab in sein tiefergelegenes Bett, zu dem wir auch fast ganz hinabstiegen. Wir hatten die Kleine nur auf dem Arm und ohne Trage dabei und sie wurde langsam quengelig und daher machten wir uns auf den Rückweg zum Mobil. Auf dem Parkplatz sahen wir auch einen Club Rocker, die italienische Roller fuhren. Auch ne nette Idee den Parkway zu bereisen.
Nach einer kleinen Stärkung in Form von Datteln, fuhren wir weiter zu den Sunwapta Falls. Unterwegs hielten wir an so gut wie jedem Viewpoint, denn das Wetter spielte heute mit. Es war trocken, manchmal ein paar Tropfen Regen oder Hagel, manchmal Sonne und wenig bis kein Wind bei angenehmen Temperaturen um die 12 Grad ungefähr. An den Sunwapta Falls hatten wir Glück und haben sofort einen Parkplatz ergattert, denn auch hier war gut was los. Neben der Besichtigung der sehr schönen Upper Falls, gingen wir auch die 2 km hinunter durch den Wald zu den Lower Falls. Die 90 Höhenmeter runter liefen sich dabei angenehmer, als die 90 Höhenmeter hoch, besonders für den Babyträger. Die Mühen war es aber wert, denn auch hier zeigten sich die Sunwapta Falls sehr eindrucksvoll. Nach einer kurzen Snackpause mit Erdnussbutterkeksen, sollte unser nächster Halt die Tangle Falls werden. Von denen wussten wir aber nur ungefähr wo sie zu finden sind, aber das sie direkt am Highway gelegen sind, daher Augen auf. Das empfiehlt sich auf dieser Panoramastrasse grundsätzlich, denn hinter jeder Kurve und hinter jedem Hügel verbirgt sich eine neue tolle Aussicht, die meistens auch direkt eine Parkmöglichkeit spendiert bekommt, damit man nicht am Seitenstreifen halten muss (was aber grundsätzlich kein Problem ist, wenn nicht grade Radfahrer darauf fahren). Dem entspannten Fahren sehr dienlich ist, dass keine LKWs erlaubt sind und das die Strasse neu geteert wurde. Kein Vergleich mehr zur Holperpiste von 2014. Diverse Viewpoints später entdeckten wir dann die Tangle Falls an der Strasse, die auch einen neuen zweiten Parkplatz spendiert bekommen haben. Grade als wir ausstiegen, hielt ein Reisebus und entließ 50 deutsche Touristen, die sofort den kleinen Parkplatz und alle Fotospots an der Strasse bevölkerten. Der Zauber hielt gute 5 Minuten, bis es der Busfahrer geschafft hatte den Bus wieder in Fahrtrichtung zu drehen, dann stiegen alle wieder ein und die Fahrt ging weiter. Effizient. Ein paar mutige und/oder dumme Leute konnten es sich nicht nehmen lassen in den Fällen am Hang hochzulaufen, weils wohl so toll ist da oben nass zu werden? Bevor wir Sachen sehen, bei denen wir noch als Ersthelfer hätten agieren müssen, sind wir lieber weitergefahren. Am nächsten Hügel sahen wir dann den Glacier Skywalk neben der Strasse und ich war enttäuscht, denn auch ich hatte einen Besuch in Erwägung gezogen, aber die gebotene Aussicht bzw. das Entertainment rechtfertig den Preis in meinen Augen nicht - ich hatte es mir "großartiger" vorgestellt, auch weil es so beworben wird.
Inzwischen war es 15 Uhr geworden, als wir am Columbia Icefield Center ankamen. Dies ist das touristische Basislager am Athabasca Glacier. U.a. werden Fahrten zum Gletscher und auf den Gletscher angeboten oder halt die Tour zum Skywalk. Ausserdem kann man mit dem Wohnmobil auf dem Parkplatz übernachten (gegen die normale Campingplatzgebühr) und man kann selbstständig zum Gletscher wandern. Dies wollten wir auch machen, fuhren jedoch erstmal vorbei um den nahegelegenen Wilcox Campground aufzusuchen und hier eine Site zu reservieren, denn hier ist alles first come, first served. Der Platz liegt noch ein kleines bisschen über dem Highway auf gut 2070 Metern Höhe und ist terrassenförmig im Wald angelegt. Die erste Reihe mit gutem Blick auf die Berge an der anderen Talseite waren bereits belegt, aber wir fanden 2 Reihen darüber noch eine sehr schöne Site mit Ausblick auf die Berge. Die reservierten wir gleich und machten uns gegen 16 Uhr auf den Weg zurück zum Gletscher. Vorher trafen wir noch Rex aus Nord Kalifornien, der grade an unserem Wohnmobil vorbeilief und uns aufgrund unseres kalifornischen Nummernschilds gleich ansprach. Wir schnackten eine Weile und fuhren zum Gletscher. Dick eingepackt machten wir uns auf den nur ca. 1 km langen Weg zum Gletscherfuß. Unterwegs informierten uns Schilder über die Entstehung und über die Ausbreitung etc. dieses Gletschers und teilweise auch Gletscher im Allgemeinen. Am Fuße angekommen waren wir schon beeindruckt vom Anblick, der sich uns bot, schliesslich waren wir noch nie so nah an einem Gletscher. Das Eis selbst sollte man nur mit Führer betreten, da sich Kavernen unter dünnen Eisschichten verbergen, die dann beim Betreten einbrechen. Auf diese Art kommt es wohl immer mal wieder zu Unfällen. Der Gletscher war vor gut 150 Jahren noch weit bis über den heutigen Highway hinaus ausgebreitet, verliert aber aktuell ca. 5m im Jahr an Länge.
Na ja, wir hatten noch was vom Gletscher und machten uns wieder auf den Weg zurück. Kalt war es im übrigen nicht, sondern eher angenehm warm, weil die Sonne ab und zu durch die Wolken kam und es fast keinen Wind gab. Am Wohnmobil trafen wir noch Rex samt Ehefrau wieder, die sich grade aufmachten, zum Gletscher zu gehen.
Zurück am Campground haben wir dann fix Nudeln mit Sauce und Hühnchen gemacht, weil wir echt Hunger hatten. Anschliessend gab es Kaffee und es fing an zu schneien. So saßen wir auf unserem Sofa, Kaffee in der Hand und schauten raus in einen Nadelwald im Schnee, dahinter kaum zu erkennen, die Berge. Irgendwie weihnachtlich und das im Juni.