01. November 2024
Richtung Texas werden die Sehenswürdigkeiten seltener und damit die Abstände bzw. Fahrzeiten länger, denn Texas ist nach Alaska der zweitgrößte Bundesstaat und etwa doppelt so groß wie Deutschland. Im November sind die Fahrten bei Tageslicht entsprechend kurz.
Nächster Stopp sollte der Big Bend NP sein. Der ausgesuchte Campingplatz dort ist mehr als 600 km entfernt. Das ist mehr als eine Tagesreise, denn wir wollen gerne mit Tageslicht unseren Ankunftsort erreichen.
Die Fahrt durch New Mexiko und den Südwesten von Texas ist anfangs eintönig und danach langweilig. Schon im Grenzbereich der beiden Staaten wird die Bebauung seltener, die Landschaft steppenähnlich und die Nutzung besteht aus karger Rinderweide oder Fördertürmen / Pumpen für Öl oder Gas.
so etwa 300 km lang sah es so aus ....
Gelegentlich durchfahren wir Orte mit geringer Einwohnerzahl, die sich reziprok proportional ausbreiten, also je geringer die Einwohnerzahl, desto größer die Ausbreitung. Übrigens gibt es in West-Texas das Brewster County mit einer Einwohnerdichte von 0,6 Personen / Quadratkilometer (Deutschland 237).
Die US 285 führte uns durch Carlsbad (den in der Nähe liegenden Nationalpark Carlsbad Caverns hatten wir schon einmal besichtigt), Pecos und Fort Stockton.
Ab hier führt die US 385 in Richtung Big Bend NP und wird landschaftlich schöner und vor allem einsamer. Mit Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen Boondockingplatz auf dem Weg. Er liegt ca. 17 km südlich von Marathon und ist der dem Nationalpark nächstgelegene öffentliche Rastplatz an der Strecke.
Hinter dem Womo gibt es übrigens ein Schild, das darauf hinweist, dass hier bis zu 24 Stunden geparkt werden darf
Der Rastplatz ist gleichzeitig ein Historical Marker, der über die Gesteinsformationen der Umgebung (tatsächlich mal historisch, also älter als 100 Jahre!) hinweist
Wieder mal ein schöner Sonnenuntergang, dem Wetterleuchten über den fernen Bergen folgte.
In Texas gibt es noch einmal mehr private Grundstücke als in anderen Bundesstaaten. Dadurch wird legales Boondocking deutlich schwerer. Dies war einer von zwei Parkmöglichkeiten im Umkreis von mehr als 100 km, denn Marfa soll geschlossen worden sein.
02. November 2024
Nach einer autoreichen Nacht trafen wir endlich im Visitior Center des Big Bend NP ein. Hier hat die Saison richtig begonnen, es war voll. Denn im Hochsommer sind hier Temperaturen von mehr als 40°C normal und Besucherzahlen gering.
Daher haben wir uns nur kurz informiert und sofort auf den Weg gemacht. Der Park ist nämlich groß. So etwa 70 km breit wie hoch (lang?). Richtung Südwesten liegt einer der Highlights, der Santa Elena Canyon. Bei 35°C war die klimatisierte Autofahrt entlang des Ross Maxwell Scenic Drive sehenswert und angenehm. Schweißtreibender war der Kurztrail über 3 km in den kühlen Canyon rein. Aber lohnenswert.
Die Wände sind hier über 400 Meter hoch. Im Hintergrund sind Personen zu sehen, die durch das flache Wasser waten.
Und so schaut man aus dem Canyon raus
Manche Besucher wollten auch nur die Füße ins Wasser halten ....
die einen bringen ihr Brett zum Stand-up-Paddling mit, die anderen ihr Viehzeug (Mitte)
Anschließend ging es ans Südostende zum Grand Canyon Village auf den Campingplatz, den wir schon von unserem Besuch in 2000 kannten.
frei nach Schiller: durch diesen hohlen Tunnel muss er fahren ....
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen auch unsere alten Bekannten, die Javelinas vorbei. Dies sind keine Wildschweine, sondern Halsbandpekaris (was Wikipedia wieder alles weiß)
Die sind übrigens fast Vegetarier
03. November 2024
Im November nachts schwitzen, das ist hier möglich. Frühstück in der warmen Sonne macht richtig Freude. Der Campingplatz war fast vollständig gefüllt mit Gleichgesinnten.
Aufgrund der für heute angesagten Hitze wollten wir nur zwei Kurztrips unternehmen. Der erste mit dem Fahrrad zum Boquillas Canyon, wo es wieder eine kleine Wanderung gibt. Im gesamten Nationalpark gibt es keinen Handyempfang. Nur an den 3 Visitor Centern steht W-Lan für alle zur Verfügung. Die App für die Nationalparks ermöglicht einen vorherigen Download aller Daten (sehr zu empfehlen), damit man offline alle Wege und Sehenswürdigkeiten nicht nur findet, sondern teilweise auch (sogar als Audioguide) erklärt bekommt.
Was es in der App nicht gibt, sind kurzfristige Meldungen über Sperrungen.
Und die traf uns in der Mittagshitze. Wegen eines toten Pferdes am Wegesrand zum Canyon (das so der Natur überlassen bleibt) war der Weg für die nächste Zeit gesperrt.
schönstes Bürokraten-Englisch, auch Amerikaner können das
Hätten wir mal beim Start kurz an der Visitor Info gehalten und auf Warn-Hinweise geprüft, hätten wir uns den Weg sparen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Die wurde so bei ca. 35°C für ca. 15 km umsonst bewegt. Immerhin hatten wir damit Sport und Sauna schon hinter uns.
Davon mussten wir uns erholen
Erholen heißt bei Monika: LESEN. Am besten im Liegen. Auch wenn die Mücken dann schneller stechen (so 15 Versuche waren erfolgreich)
Dann bekamen wir mal wieder Besuch
der "meep-meep" Roadrunner ist schnell zu Fuß
Nicht fotografiert wurden außerdem 2 freilaufende Kühe, ein Pferd und, und, und ...
Abends gingen wir noch gemütlich den Sonnenuntergang auf dem schönen Nature Trail genießen. An dessen Wegesrand lagen Verkaufsstände auf Vertrauensbasis. Geld in die Dose stecken, wenn man sich was ausgesucht hat. Hier scheint es zu funktionieren.
Der Rio Grande mit den USA auf der rechten, der Rio Bravo mit Mexiko auf der linken Seite. Die Grenze liegt in der Mitte, wo der Zöllner badet
Abendkonzert
04. November 2024
Früh los, denn Parkplätze im Chisos Basin, einem Hochtal, sollten nach Aussage des Park-Rangers rar sein. Der Weg führt hoch in die Berge vom Campingplatz auf ca. 550 Meter Höhe auf den Parkplatz bei ca. 1.700 Meter. Die Straße ist „not recommended“ für Womos über 24 Fuß Länge. Da unseres nur knapp 2 Meter länger ist, kamen wir dort gut an. Michael: Solche Empfehlungen werden für Amerikaner ausgegeben, die nur vorwärts einparken können. Denn das Parken hier erforderte etwas Glück und Geschick. Man muss nur den richtigen Platz erwischen.
Steht nur ein kleines Stückchen über ....
und deswegen sollte man rückwärts einparken können. Übrigens bei einem Wendekreis von geschätzt 20 Metern
Den Weg zum Fenster, den Window-Trail können wir empfehlen. Auch er ist ein Highlight des Parks. Nach einem Abstieg um 150 Meter vom Parkplatz beginnt der eigentliche Wanderweg. Der führt entlang eines fast ganzjährig ausgetrockneten Bachbettes bis zum einem Wasserfall. 3 km Länge, bei nochmal ca. 120 Meter Gefälle. Das Hochtal ist anders als der sonstige Park sehr grün und deutlich kühler.
Mit einem schönen Ziel
das Gestein an der Kante ist zu glatt, sonst gäbe es auch ein Foto mit Blick nach unten ...
und auf dem Weg vielen Tieren:
diejenigen, die sich gerne zeigen: ein Mexican Jay
und die, die sich schnell verbergen: Klapperschlange
Dann haben wir noch einen Abstecher auf dem Oakspring-Trail so einen Kilometer bergan gemacht. Dort waren wir oberhalb des Wasserfalls und hatten eine tolle Übersicht
Zurück ging es dann wieder hoch und höher. Dabei hatten wir dann auch noch ein Auge auf die interessanten Steinformationen
Nachmittags waren wir zurück und nutzten das laaaaangsame Internet am Visitor Center, während Waschmaschine und Trockner liefen.
Abends hatten wir dann wieder alte Bekannte zu Besuch.
05. November 2024
Abschied vom Big Bend NP. Aber erst nach einem letzten Trail. Einmal rund um den Lone Mountain am zentralen Visitor Center. Eine gute Stunde durch viel Vegetation.
Dank der App Flora Incognita wissen wir: im Vordergrund ist die Triple-P: Purple Prickly Pear.
Die sieht echt gefährlich aus.
Wir wissen nicht was dieser farblich gleichgesinnte Stein dazu sagt ....
Und dann wirklich raus. In die Langeweile von Texas zurück.
Nach 325 km waren wir im Monahans Sandhills SP angekommen. Da gibt es Dünen wie im White Sands NP. Aber halt nur Sand und kein Gips. Optisch jedoch identisch. Und hier kann man übernachten:
Hier fahren die Ranger auch Bagger und räumen die Campingplätze (teilweise full hook-up) frei
Und wer sich fragt, wieviel eine Düne akustisch abhält: Das hängt von der Windrichtung ab. Wenn die umschlägt, ist jeder Waggon des Zuges vom benachbarten Gleis (1 km entfernt) zu hören. GUUUUUUTE TUUUUUTE NACHT.