13. November
Hat jemand von euch schon mal direkt am Nord-Ostsee-Kanal in einem Womo übernachtet? Dann könnt ihr euch vorstellen, wie unsere letzte Nacht war … für die anderen: Es ist ziemlich brummelig laut wenn die Schiffe vorbeituckern!
Leider war der Morgen am Mississippi wenig attraktiv, da ein sehr starker Nieselregen eingesetzt hatte. Schiffen macht Wasser ja weniger aus ...
Auf dem Rhein wäre der hier groß, hier ist es ein kleiner. Manche haben bis zu 15 Einheiten (5 in der Länge, 3 nebeneinander) geschoben. Mit entsprechendem Brummen ...
Viel Zeit zum Schauen und Staunen hätten wir sowieso nicht gehabt, wir hatten einen Termin für den Motorölwechsel bei Camping World in Olive Branch, Arkansas.
Dort angekommen dauerte es noch ein bisschen bis Senior (ja, so lautete der Vorname des Mechanikers wirklich) uns empfing. Dann dauerte es noch einmal gefühlt eine Viertelstunde, bis alle Daten von uns und unserem Womo im System aufgenommen waren. Danach setzten wir uns im Wartebereich an den PC und luden unsere letzten Blog-Einträge hoch. 2,5 Stunden (!) später schaute Senior kurz vorbei und verkündete die frohe Nachricht, dass der Wagen in einer Viertelstunde fertig sei. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich dann mal fragen gegangen … Senior war ziemlich angefressen, jedoch nicht weil ich nachfragte. Sein Mitarbeiter hatte vor seiner Mittagspause vergessen, unseren Wagenschlüssel zurückzugeben!
Insgesamt hat uns dieser Ölwechsel fast 4 Stunden Zeit und 249 $ gekostet. Bei letzterer Zahl sind wir gespannt, was die Cruise Canada-Leute sagen werden. Vor unserer Abfahrt wurde uns mitgeteilt, dass ein Ölwechsel bis zu 150 Can$ kosten dürfe – Senior bekam ob dieser Preisvorstellung einen kleinen Lachanfall.
Während unserer Mittagspause auf dem Parkplatz von Camping World recherchierten wir im Netz nach Lebensmittelmärkten in der Umgebung. Nur 2 km entfernt gibt es einen ALDI! Da sind wir dann hin und fühlten uns direkt heimisch ;-) – angefangen von den Münzen in den Einkaufswagen bis hin zum super schnellen Kassierer …
Mit dem fast vollen Kühlschrank machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Red Bay, Alabama. Der Highway war gelinde gesagt eintönig. Michael hatte nach der Hälfte der Strecke keine Lust mehr und so übernahm ich das Steuer. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt sah ich am rechten Straßenrand einen blinkenden Polizeiwagen stehen. Wie es hier Gesetz ist, wechselte ich auf die linke Spur und überholte den Wagen. Etwa 1 Minute später leuchtete hinter uns das Blaulicht auf und ich wurde zum Anhalten aufgefordert.
Michael und ich waren erst einmal perplex: Ich war nicht zu schnell gefahren (52 der erlaubten 65 Meilen) und hatte vorschriftsmäßig die Spur gewechselt – hmpf.
Am Beifahrerfenster erschien ein Polizist und fragte, ob ich möglicherweise müde sei... Ähh??? Er habe gesehen, dass ich sehr langsam gefahren sei (normalerweise würden die Menschen hier 75 Meilen fahren – seine Worte) und da wir ja von weit her kämen, hätte es ja sein können, dass ich übermüdet sei.
Er musste ziemlich schmunzeln als er hörte, dass wir auf den Benzinverbrauch achten und unser Womo einfach sehr viel schluckt. Nach einer sehr netten Unterhaltung und kurzen Überprüfung meines Führerscheins verabschiedeten wir uns voneinander und wir konnten weiterfahren – ich hatte ja nichts falsch gemacht. Nach dieser kleinen Unterbrechung waren Michael und ich dann wirklich wach ;-) !
Im Dunkeln kamen wir an unserem nächsten Übernachtungsort, dem Tishomingo State Park, an.
14. November
In der Nacht hatte es einen Wetterwechsel gegeben, immer mal wieder geregnet und es war kälter geworden, aber morgens konnte ich eine kleine Runde über den Campingplatz am See drehen und die ersten Sonnenstrahlen genießen.
hinten im Wald standen wir
Viel Zeit zum Trödeln hatten wir nicht, denn um 9:30 Uhr startete die Werksführung bei dem Luxus-Wohnmobil-Hersteller Tiffin in Red Bay.
Zwei ehemalige Mitarbeiter des Werkes empfingen uns im Visitor Center. Insgesamt 18 Interessierte -fast alle älter als wir- tauchten an dem Morgen auf und alle mussten unterschreiben, dass sie weder Bilder noch Filme während der Führung machen werden. Früher wurde das noch lockerer gesehen, doch 2018 hat sich wohl ein Besucher ziemlich „daneben benommen“ und seitdem gibt es auch kein selbstständiges Herumlaufen auf dem Gelände mehr. Schade!
Der Besuch ist amerikanisch auf potentielle Käufer/innen ausgerichtet. So schaut der Senior-Chef und Gründer (82 Jahre alt) bei jeder Führung vorbei und ist bereitwillig auf jedem Selfie dabei. Für Luxus-Gefährte in der Größe eines Linienbusses ab 1 Mio wohl einer typischer Service ?!
Aber wir konnten hautnah sehen, wie ein Wohnmobil in 28 Werktagen entsteht und liefen dazu durch (fast) die gesamte Produktionsstraße. Dank Headset waren alle gut informiert. Und mit Warnwesten und Sicherheitsbrillen für alle Mitarbeiter als Besucher gut sichtbar.
Seit einiger Zeit gibt es auch zwei günstigere Versionen mit kleineren Wagen, die nebenbei erwähnt wurden, da sie in einem anderen Werk hergestellt werden. Für den Nachmittag hätten wir noch eine weitere Besichtigung im Nachbarwerk machen können, wo wir alles über die Lackierung erfahren hätten. Das war uns dann doch zu viel.
Nach dem Mittagessen begaben wir uns auf den Natchez Trace Parkway. Diese 710 km lange, durch 3 Staaten führende Straße folgt einem historischen Reisekorridor, dem „Old Natchez Trace“. Er wurde von Indianern, europäischen Siedlern, Sklavenhändlern, Soldaten … genutzt. Sie darf nicht von kommerziellen LKW genutzt werden und hat nur sehr selten Auf- und Abfahrten, daher ist das Fahren auf ihr total entspannt bis irgendwann sogar langweilig.
Wir fuhren etwa 160 km bis zu einem der 3 Campingplätze, auf denen man kostenlos übernachten kann. Zwischendurch hielten wir an einigen der vielen „Historic Marker/Sites“ und erfuhren ein bisschen von der Geschichte des Trace.
Dies sind die Freedom Hills. Während des Bürgerkrieges versteckten sich hier in den endlosen Wäldern viele kriegsmüde Soldaten von beiden Seiten und lebten friedlich nebeneinander...
Ansonsten vertrieb ich mir die Zeit mit dem Zählen von (nicht-)motorisierten Gefährten – wie gesagt, es ist ein sehr entspanntes Fahren. Hier das Ergebnis meiner Zählung :-) :
93 Autos, 5 Womos, 1 Fahrrad und 1 Tandem, 1 Motorrad, 1 Krankenwagen im Einsatz und 1 Schulbus (der querte).
Wir waren dieses Mal noch im Hellen auf dem Campingplatz angekommen. Damit hatten wir dann noch ein bisschen Zeit, die Umgebung mit Rad (Michael) und zu Fuß (ich) zu erkunden.