Man muss wohl einen entspannten Urlaub haben, wenn die ganze Familie erst um 8:45 Uhr aufsteht. Die Auskühlung hat nachts wie erwartet stattgefunden, und wir müssen morgens sogar die Heizung anschalten. Dank Strom an dieser Site toasten wir uns English Muffins zum Frühstück. Nach einem kurzen Füßevertretstopp am Strand rollen wir um 11 Uhr los zum nicht weit entfernten Seal Rock State Park, um nach Robben und Seegetier Ausschau zu halten. Leider ist dieser Küstenabschnitt vom Pazifiknebel eingenommen worden. Dieser scheint sich heute parallel zur Küste zu bewegen und schwappt hier und da aufs Land, während es ein paar Meilen weiter sonnig und schön ist. Abgesehen vom Nebel strahlt auch heute die Septembersonne vom makellos blauen Himmel.
Im Seal Rock Park schauen wir zuerst vom Viewpoint auf die von Vogelnotdurft weiß getünchten Felsen und entdecken reihenweise Nester und brütende Vögel, viele Kormorane darunter. Daneben führt ein Weg hinunter zum Strand mit ein paar kleinen Tide Pools, die bei relativ hohem Wasserstand zumeist geflutet sind. Wir stöbern ein bisschen herum, finden aber nichts Spektakuläres in den Tide Pools und auch keine Seehunde oder Seelöwen, und weil der kalte Nebel weiterhin nicht sonderlich einladend wirkt, kehren wir zum WoMo zurück und fahren weiter nach Norden zum Devil’s Punchbowl State Park.
Seal Rock SP (Tide Pools) im Nebel, Devil's Punchbowl SP (Strand) gerade noch in der Sonne
Hier liegt der Nebel gerade weit genug draußen auf dem Meer, so dass in diesem kleinen, aber feinen SP die Sonne scheint. Auf der Anhöhe schaut man in eine herrliche Bucht Richtung Süden, und läuft man ein Stück am Zaun entlang, fällt der Blick als nächstes in eine wundersame Höhle im Fels, in die man von oben reinschauen kann. Tatsächlich stehen Menschen darin und fotografieren wiederum uns hier oben. Das ist der Punchbowl! Der Teufel muss ganz schön groß gewesen sein, der seine Faust hier in den Felsen gezimmert hat. Hinterlassen hat er eine spektakuläre Felshöhle, die wir natürlich auch von unten bzw. innen erkunden wollen.
Weg an der Steilküste (li.), Devil's Punchbowl mit Besuchern darin (re.)
Ein Stück hinter dem Parkplatz führt der Weg zwischen den Küstenfelsen hindurch zum Strand, der für sich auch schon sehr hübsch ist (mit freistehenden Felsen vorm und im Wasser). Nach links sehen wir den Zugang zum Punchbowl. Noch geht es, aber die Flut kommt bereits zurück und wir wissen nicht, wieviel Zeit uns bleibt. Der Weg in die Höhle führt unvermeidlich durchs Wasser, so etwas wie ein flacher See, der immer unter Wasser bleibt und demzufolge auch ein paar Anemonen beherbergt, die sich an eine Felsritze gekrallt haben. Die Schuhe lassen wir auf einem Stein und waten durchs Wasser hindurch.
Schicker Fels am Strand nahe der Höhle (li.). Rechts: Auf dem Weg zur Höhle (der kleine helle Fleck hinter mir zeigt an, wo sie liegt)
Das Gefühl in der Punchbowl ist ein ganz Besonderes – wie in einer steinernen Kathedrale, nur rund und ausgehöhlt durchs Wasser. Es gibt eine Öffnung nach oben und zwei untere, eine breite, durch die wir hineingekommen sind, und eine kleinere zum Meer hin, durch die immer wieder Wellen hineinkrachen. Daran begeistern sich die Kinder. Wie schon am Devil’s Churn springen sie rechtzeitig zur Seite oder auf einen kleinen Felsen, wenn es kracht, und haben einen Riesenspaß dabei.
Blick aus der Punchbowl nach oben (li.) - In der Höhle vor dem kleinen Ausgang zum Meer (re.)
Kleiner Ausgang zum Meer (li./M.) - Blick auf die zwei ebenerdigen Eingänge in die Punchbowl (re.)
Nach einer Vielzahl Fotos, die alle nicht das ganze Ausmaß erfassen konnten, gehen wir zurück zu unseren Schuhen, bevor wir diese nur schwimmend wieder erreichen können. Am Strand bleiben wir aber noch eine ganze Weile, ob durchs Wasser laufend oder nach Muscheln, Krebsen und Glassteinen suchend. Der Wind ist weiterhin kühl, wenn man nah am Wasser ist; nah an den Küstenfelsen lässt es sich hingegen gut aushalten.
Weg zurück zum Strand (li.) - Kind im Meer... (M.) - Katrin Krabbe (re.)
Als wir genug steinerne Andenken gesammelt haben, gehen wir zurück zum WoMo und setzen uns oben am Facility-Häuschen noch an eine Tischbank in die Sonne zum Nachmittags-Lunch. Es ist schon halb vier geworden, aber dieser wunderbare Ort war jeden Moment definitiv wert. Allerdings hätte speziell der heutige Tag noch etliche weitere Highlights und Hikes auf der Optionenliste gehabt, so dass jetzt schon klar ist, dass wir noch mindestens ein weiteres Mal hierher zurückkommen müssen.
Einer der nächsten größeren Örtchen ist Lincoln City. Ich hatte mir schon vorher notiert, dass es hier eine Outlet-Shopping-Möglichkeit gibt. Da wir so etwas einmal pro Reise gerne mal machen, biegen wir kurzerhand ins Outlet Village ein und sehen uns mal um. Shopping in Oregon hat ja den Reiz, dass brutto gleich netto ist, während z.B. Nachbar Washington ordentlich Sales Tax draufschlägt. Die Outdoor-Shops von Columbia und North Face beschäftigen uns für immerhin anderthalb Stunden, und die Bilanz am Schluss zeigt ein paar natürlich sinnvolle Ergänzungen des Ausstattungsportfolios sowie ein leichter gewordenes Portemonnaie
Nun ist es nach 18 Uhr und wir haben noch 50 min Fahrt vor uns, deshalb muss Cape Kiwanda leider ausfallen und unser heutiger Zielort, Cape Lookout SP, direkt angesteuert werden. Dieser liegt nicht mehr auf dem Main Highway 101, sondern ist über teils holprige Nebenstraßen zu erreichen. Es geht einmal in Kurven aufs Kap hoch und auf der anderen Seite wieder runter, ehe wir den CG auf Meereshöhe erreichen. Obwohl die Hauptsaison vorbei ist, was heute auch anhand der vielen gelben Schulbusse auf den Straßen erkennbar war, sind die Park Officers um 19 Uhr noch da und weisen uns unseren Platz im ansonsten vollen Park zu.
Wir schaffen es gerade nicht mehr rechtzeitig, den Sonnenuntergang über dem Meer am Strand zu sehen, trotzdem erwacht noch einmal der Buddelreflex bei den Kids und wir bleiben ein Weilchen am recht schattigen Strand. Dieser ist, verglichen mit den anderen Stränden der letzten Tage, voll geflutet und damit sehr kurz.
Cape Lookout SP, Strand am Abend
Als wir gegen 20 Uhr fast nichts mehr sehen, gehen wir zum WoMo in den Wald zurück, wo Mama mittlerweile Nudeln gekocht hat. Alles ist etwas später heute, und das, wo wir doch eigentlich so langsam wieder in Richtung deutsche Zeit verschieben wollen (also früher ins Bett, früher wieder raus)... Aber damit können wir ja auch morgen noch anfangen
Hallo Daniel,
na das passt ja wie die Faust aufs Auge! Eben sitze ich an der Tagesplanung zur Beachside SRS, da erscheint der nächste Teil deines RB's. Super - gefällt mir ausgesprochen gut, was ihr in den letzten Tagen so erlebt habt. Jetzt muss ich das nur in meine Route packen und dann kanns auch schon losgehen!
DANKE für die Anregungen!
Ach ja, den Punchbowl kann man nur bei Lowtide erkunden, habe ich das richtig verstanden?
LG, Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Moin Mike,
ja, die Septembertage an der Oregon Coast waren wirklich der Knaller. Und wir haben noch so viel liegen lassen. Es kann aber auch blöd laufen, wenn der Wind nur ein bisschen mehr aus westlicher Richtung kommt, schiebt es den Nebel auf die Küste und dann herrscht sofort Kühlschrank. Aber wenn das Wetter mitspielt, ist die Ecke ein Traum...
Yes, der Punchbowl ist bei Flut ziemlich nass. Wie groß das Zeitfenster ist, weiß ich aber nicht. Am Ende erschien er uns länger zugänglich als wir anfangs dachten -- hätten uns gar nicht beeilen brauchen
Eure geplante Reise hört sich äußerst vielversprechend an - wir würden ja sofort wieder mitkommen, wenn das Konto nicht so leer wäre
Der nächste Tag unserer Reise (nach Norden) bringt übrigens noch ein weiteres Highlight -- bin gespannt, ob du das auch eingeplant hast. Kommt aber voraussichtlich erst am Montag ins Netz.
Weiter frohes Planen und liebe Grüße,
Daniel