Noch im Dunkeln stehen wir auf, machen eine kurze Katzenwäsche und schwingen uns dann in das Führerhäuschen. Erster Halt: Leckerer Kaffee. Nebenbedingung: So groß wie möglich!
Ein Kreditkarten-Chaos wie 2022 in Moab bleibt uns heute erspart, dort war ich beim Kaffeekauf noch so verschlafen, dass ich (fast) 3x in Folge eine absolut falsche PIN eingegeben habe J Heute klappt es im ersten Versuch, ein gutes Omen für unseren ersten Tag im Yosemite NP.
In 2017 waren wir schon einmal für einen Tag mit dem Yarts Bus im Valley, waren begeistert, haben aber natürlich fast nichts sehen und vor allem nicht erwandern können - doch in diesem Jahr nehmen wir uns so richtig Zeit! Vier Nächte im Valley und vorher zur Einstimmung eine nur drei Wochen zuvor ergatterte Nacht auf dem Wawona CG. Ich spüre meinen Herzschlag förmlich noch heute, wenn ich daran zurückdenke, dass plötzlich ein kleines „A“ für „available“ an einer RV Site für den genau richtigen Tag im Wawona auf recreation.gov aufploppte – da hat sich die Hartnäckigkeit beim Seite aktualisieren über mehrere Tage gelohnt J
Mit einigen anderen Frühaufstehern begeben wir uns auf die Strecke in Richtung Nationalpark, heute steht die ausgiebige Erkundung des Mariposa Groves auf dem Plan. Wir fahren auf den noch menschenleeren, riesigen Parkbereich direkt nach dem Eingangshäuschen und platzieren die Womoline brav im Bereich für die Oversized Vehicle. Kurz nach uns kommt ein weiterer RV, der genau wie wir parkiert und sich dann dem Frühstück widmet. Leider durchzog dann plötzlich Generatorlärm die Stille, Kaffee / Brötchen brauchten wohl Strom … kurze Zeit später war der Spuk zum Glück aber wieder vorbei.
Wir schnürten unsere Rucksäcke, zogen eine extra Schicht an brrr (ganz schön kalt so am frühen Morgen in den Bergen) und zogen los in Richtung unserer geliebten Mammutbäume, die wir in 2018 schon im Sequoia NP bewundern durften. Wären wir später gestartet, hätten wir auch das ab 8 a.m. zwischen Parkplatz und Trailhead pendelnde Shuttle nutzen können, doch wir wollten den Massen wie immer möglichst entgehen.
Durch eine Vielzahl an Pinien machten wir unsere ersten zwei Wandermeilen im Yosemite NP auf dem Washburn Trail und genossen den weichen Boden und den tollen Duft. Angekommen an der Grove Arrival Area wurde es sofort merklich voller und der Blick wanderte zwangsläufig nach oben. Bereits hier stehen eine Vielzahl an Baumriesen, deren Größe und Dicke man erst dann wirklich begreift, wenn man vor ihnen steht.
Mit dem Kopf im Nacken bewegen wir uns langsam in Richtung des Grizzly Giant, dem größten Sequoia im Mariposa Grove.
Und dieser ist nicht nur gigantisch, sondern im Gegensatz zum General Sherman und General Grant, die ich eher „underwhelming“ (relativ betrachtet natürlich) fand, auch wirklich richtig majestätisch und mystisch und überhaupt! Der coolste Sequoia, den ich kenne J
Wir reißen uns los und bestaunen, während wir dem Mariposa Grove Trail folgen, den California Tunnel Tree, das Faithful Couple und noch viel mehr lustig benannte Formationen an Giant Sequoias. Wir sind überrascht, wie viele Sequoias hier tatsächlich stehen, und müssen konstatieren, dass wir den Mariposa Grove total unterschätzt haben. Der Trail kann es tatsächlich mit dem wunderschönen Congress Trail im Sequoia NP aufnehmen. Schöne Überraschungen sind natürlich herzlich willkommen, genauso wie das bombige Wetter, welches mit blauem Himmel und angenehmen, immer wärmer werdenden Temperaturen aufwartet. Das nächste Bild ist ein Suchbild :)
Der Trail biegt nach links ab, wird beständig steiler und windet sich hinauf zum Wawona Point auf 6814 ft. Der Ausblick ist klasse, etwas dunstig und windig, aber der Ausguck ist auch mit unserer beider Höhenangst problemlos zu meistern und wir gönnen uns ein längeres Päuschen in der Sonne und snacken uns durch unsere Vorräte an Chips und Nüssen.
Auf demselben Weg geht es retour, bis wir die Möglichkeit haben auf den Guardians Loop Trail abzubiegen. Heute machen wir keine halben Sachen und erkunden den Grove wirklich gründlich.
Wir kommen am Clothespine Tree (jop, der sieht wirklich aus wie eine Wäscheklammer) heraus und kürzen über viele kleine, offizielle (!) Verbindungswege ein großes Stück des auf dem Hinweg bezwungenen Grove Trails ab und landen schließlich über den Grizzly Giant Loop Trail an der Shuttle Station und zurück in der Zivilisation mit wirklich vielen Menschen J
Wir hüpfen mit in das übernächste Shuttle hinein und lassen uns zurück zum Parkplatz kutschieren. Der Ort, den wir noch am Morgen fast für uns allein hatten, quillt über vor Menschen und Parkplatz suchenden Autos. Der Besuch im winzigkleinen Visitor Center und Shop mit dem Ziel einen Aufnäher zu erstehen, brechen wir nach 30 Sekunden ab – zu voll.
Da verkrümeln wir uns doch lieber in unsere Womoline und schauen, ob wir auf der Site im Wawona CG unsere nach rund 6 Stunden Bewegung müden Füße unter Piniennadeln ausstrecken können. Der Weg zum CG ist kurz und nach nur wenigen Minuten biegen wir links von der Straße zum Häuschen des diensthabenden Rangers ab. Wir checken problemlos ein, bekommen die obligatorischen Bär-Warnungen mit auf den Weg und zockeln dann langsam zu unserem weit entfernten Loop C.
Wir machen es uns auf unserer Site gemütlich, lassen die Wanderschuhe für den nächsten Tag auslüften und vertilgen wieder einmal Wraps mit ordentlich Käse, die mit 1-2 Kaltgetränken runtergespült werden J.
Auf dem Campground ist einiges los – Kinder rennen in Badeklamotten und mit Bällen bewaffnet über die Wege und es wird in großen Gruppen gemeinsam gekocht und gelacht. Mir ist es – trotz der positiven Grundstimmung - für einen Nationalpark CG zu trubelig, doch das ist wohl Meckern auf höchstem Niveau.
Wir statten der South Fork des Merced Rivers, der hier am CG vorbeifließt, noch über eine leere Site einen Besuch im Abendlicht ab und spazieren dann höchst zufrieden mit unserem ersten Tag hier im Yosemite NP zurück zur Womoline und entschwinden ins Land der Träume. Für ein Feuerchen - wäre erlaubt gewesen - reicht unsere Energie nicht mehr.
Wander-Bilanz des Tages; 15 km (also fast 10 Meilen) und 570 Höhenmeter – ein guter Start.
Lieben Gruß
Annika
Hallo Annika,
ein richtig toller erster Tag im Yosemite- danke, es macht wirklich Spaß mitzulesen.
Ich kann es absolut nachvollziehen, dass ihr vor den Menschenmassen flüchtet. Wir stehen in den NPs auch lieber früh auf, sind die ersten am Trailhead und relaxen dann wieder auf der Site wenn alle anderen unterwegs sind.
Liebe Grüße Tina
I´d rather have a passport full of stamps than a house full of stuff !
Annika, danke für den Bericht dieses tollen Tages. Leider ärgere ich mich jetzt umso mehr dass wir das im Yosemite damals (Hilfe, war ja schon 2015) verpasst haben. Dass ein zweiter Besuch absolut nötig ist, ist mir lange klar. Aber diesen Trail den du beschreibst, den MUSS ich einfach gesehen haben! :D danke dir
Moin zusammen,
ich glaube, das eindrücklichste Erlebnis diesbezüglich hatten wir in 2022 im Arches NP auf dem Devils Garden Trail. Wir sind in der Frühe los und hatten den Landscape Arch fast für uns alleine mit tollem Licht und traumhafter Ruhe. Als wir dann ein paar Stunden später über den Primitive Trail (richtig cool und empfehlenswert) zurück auf den "Hauptweg" gestoßen sind, war hier eine Völkerwanderung wie auf einem Jahrmarkt - wir mussten richtig lachen, so absurd war das :) Es gab richtigen Rechts- und Linksverkehr, Überholvorgänge ... es war wild. Von daher: Der frühe Vogel ... das gilt für uns nicht nur für den Südwesten, sondern auch für den Nordwesten!
Den Yosemite NP kann man echt unzählige Male besuchen, glaube ich, und es bleibt immer toll, einzigartig und man entdeckt Neues <3 Und vor allem ist der Park sooo vielseitig, hachja, ihr merkt ... ich könnte schon wieder los :D
Lieben Gruß
Annika
Hallo Annika, wir waren im Mai auch im Yosemite und fanden das soooo großartig!
Am Maripose Grove waren wir auch und sind vom Parkplatz aus zu Fuß los. Zu dieser Zeit fuhr kein Shuttle! Es war absolut sehenswert.
Wir waren auch schon einmal im Sequoia NP gewesen, trotzdem sind diese riesigen Bäume ein absolutes Erlebnis.
Herzliche Grüße, Sylke
Liebe Sylke,
ein Besuch im Frühjahr / Frühsommer steht auch dick auf meiner Liste. Wie muss das Valley erst mit den ganzen Wasserfällen aussehen und sich vor allem anhören? Schön, dass ihr das genießen durftet :)
Ich liebe den Frühherbst im September als Reisezeit sehr mit seinem stabilen Wetter - ein bisschen günstiger ist es dann ja auch ;) - aber die Schneeschmelze mitzubekommen und mal keine Rinnsale statt Wasserfälle zu sehen , das wäre auch mal was.
Lieben Gruß
Annika
Liebe Annika
Danke für deinen Reisebericht bis dahin - ich freue mich auf deine weiteren Berichte, und bin gespannt, was ihr sonst noch so erlebt. Und ob wir uns für unsere Reise im kommenden Sept einige Tipps abholen können Yosemite lassen wir leider aus (zu busy und zu wenig Zeit - wir werden mit Kids unterwegs sein) Mein Mann und ich waren aber bereits 2009 schon mal dort) aufgrund deines Berichtes und den tollen Fotos bereue ich es jetzt ein wenig, dass wir den, trotz busyness nicht mit eingeplant haben.
Wenn du schreibst, ihr seit jeweils früh aufgestanden und wart früh bei den Parkplätzen - was heisst für dich "früh"? Wir sind alle Frühaufsteher, aber es ist ja dann schon ein Unterschied ob um 5 uhr los oder erst um 7 uhr. Nimmt mich einfach wunder auf was ich mich da in etwa einstellen muss
LG
Jasmin
Moin Jasmin,
wir sind in den ersten Tagen immer so gegen 6 Uhr wach gewesen, das hat sich dann nach und nach ein bisschen nach hinten verlagert bis maximal 8 Uhr :) Im Yosemite waren wir aber noch richtige "early birds" mit 6 Uhr wach, dann je nachdem frühstücken oder direkt los. Am Mariposa Grove sind wir z. B. so gegen 7:20 Uhr losgewandert und auch an der Glacier Road haben wir vor 8 Uhr einen Parkplatz besetzt.
Für uns hat es sich bewährt bei recht kurzer Fahrt maximal einen Kaffee aufzusetzen, dann zunächst den Parkplatz anzusteuern, um erst hier in Ruhe zu frühstücken.
Lieben Gruß
Annika
Hi Annika, einfach herrlich!
Wir sind auch am liebsten Frühstarter, sooo schön, mit der Natur und den Tieren allein zu sein!
Ein wunderbarer erster Yosemite-Tag, und so amüsant und flüssig zu lesen.
Nur weiter so.
LG Inga
Moin Inga,
schön, dass du mit an Bord bist! Je älter ich werde, desto mehr verliebe ich mich in den frühen Morgen eines Tages. Und dass, obwohl ich früher eine echte Nachteule war. Es riecht so toll und das Licht ... und die Stille. Wenn ich dann noch mit einem Käffchen den Tieren beim Frühstücken zugucken kann, geht´s kaum besser
Lieben Gruß
Annika