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Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum Lake Arcadia

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Beate 'road runner'
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Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum Lake Arcadia
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Gefahrene Meilen: 
49 Meilen
Fazit: 
The day after – zuhause und hier schwer zu verarbeiten.

Dienstag, 21. Mai 2013

Relativ starke Gewitter am Morgen bringen uns nach einer unruhigen Nacht zurück in die Realität. Wenn auch gottlob keinerlei Stürme oder gar Anzeichen bzw. Vorhersagen für weitere Tornados in unserer Region auftraten. Auch die größte Sorge Toni’s, von den im Radio gemeldeten Baseball-großen Hageleinschlägen etwas abzubekommen, blieb uns erspart. Beim Frühstück hören wir in einer Sondersendung die Ansprache von Barac Obama zur Situation vor Ort. Und erst jetzt wird uns die volle Tragweite des Unglücks bewußt: 24 Tote in Moore, darunter viele Kinder aus einer völlig zerstörten Schule und Verwüstungen ungeahnten Ausmaßes, nicht nur hier im Raum Oklahoma City. Dieser größte Tornado (EF-5, definiert den Grad der Zerstörung) von weit mehr als 80 weiteren im ganzen Land, hatte einen Durchmesser von 1,5 Meilen und verwüstete einen Landstrich von ca. 30 Squaremiles. Seine mit gut 20 MPH ungewöhnlich langsame Zuggeschwindigkeit führte zu einer besonders heftigen Verwüstung vor Ort. Leider kam die konkrete Tornadowarnung erst 18 min vor dem Touch-Down über die Radiosender, womit kaum ausreichend Zeit für die Betroffenen blieb, sich in Sicherheit zu bringen. Aufgrund der Naviaufzeichnungen und Auswertung zuhause, sollten wir später feststellen, dass wir dem Tornado Touch-Down mit unserer Abfahrt von der I-44 in Newcastle nur um wenige Minuten, bzw. Meilen entgangen sind.

Heute gilt es erstmal, den Schock aufzuarbeiten, wobei uns die besorgten e-Mails bzw. Anrufe unserer Kinder und Freunde von zuhause unterstützten. Das weitere Festhalten an unserer Reiseplanung war kein Thema und notwendig, wenn wir auch auf der knapp 50 mls Etappe bis zum Lake Arcadia im Norden von Oklahoma City unfreiwillig noch ein schreckliches Schauspiel erleben sollten. Zwar wussten wir, dass der Wirbelsturm auf seinen Weg der Verwüstung von Newcastle nach Moore die I-35 kreuzte, aber dass wir heute durch die Sperrung sämtlicher Ausfallstraßen genau diesen Schreckensweg auf der Interstate zu Augenschein bekommen sollten, war dann doch etwas zuviel des Guten, insbesondere für mich. Wenn wir gestern noch einem Treffen mit dem Ungetüm glücklicherweise ausweichen konnten, so sind wir heute gezwungen, seine zerstörerische und tödliche Bahn über die I-35 bei Moore zumindest im nachhinein zu kreuzen: Ein Bild des absoluten Schreckens bietet sich uns, kein Stein mehr auf dem anderen. Autos wie aus der Schrottpresse liegen aufgetürmt links und rechts der Straße, von einem großen Einkaufszentrum stehen nur noch 2 Außenmauern, der Rest in Schutt und Asche.



Dabei haben wir die eigentlich grauenvollen Plätze der Verwüstung, die eingestürzte Schule, die unzähligen Verletzten und Obdachlosen gar nicht zu Gesicht bekommen.

Das Kuriose - keine 2 Meilen nordwärts herrscht wieder völlige Normalität, sieht man von ersten Spendenaufrufen entlang der Interstate einmal ab. Im Rundfunk hat die leiernde Marketingmaschinerie mit ihren nonstop Werbespots wieder das Sagen übernommen und wir vermissen dabei jegliche Informaionen über die weitere Wetterentwicklung. Erst unser Besuch im Visitor Center von OKC gibt uns letztlich Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ja, wir werden sogar mit ausreichend Tipps und Material für unseren geplanten Besuch der Stadt am Mittwoch und Donnerstag versorgt.

Am frühen Nachmittag erreichen wir – nach gut 2 h stop-and-go auf der besagten I-35, den wunderschönen und friedlich im Wald und am Lake Arcadia gelegenen Scissortail Campground. Und wieder Glück, bekommen wir den allerletzten Platz 413 auf dem gänzlich ausgebuchten bzw. reservierten Park. Fast gleichzeitig verziehen sich die letzten Wolkenreste und der Sonnenschein leistet seinen Beitrag, uns die ganze Last des gestern und heute Erlebten etwas zu erleichtern. Die restlichen Tacos von gestern schmecken heute irgendwie noch würziger und unser Miller Light besonders wohltuend – der Druck lässt langsam nach ...



Unsere Site hat zwar leider keinen Blick zum See, die einsame Lage lässt dafür sogar unser geliebtes Boondocking-Feeling aufkommen. Bald brutzeln unsere Lieblingswürstchen mit Jalapenos auf dem Grillfeuer, gefolgt von einer Portion Schmörres, bevor wir uns frisch geduscht und auch innerlich wieder gereinigt in unser “Hochbett“ verkriechen.

Have a good night – der Tag danach war auch nicht leicht. 

Liebe Grüße,
Beate

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Trakki
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate,

da bin ich wirklich sehr geschockt, wenn ich das so lese. Wie knapp das für euch war und wie schrecklich für die Menschen vor Ort. Es ist schon nochmal etwas anderes es hier zu lesen, als es im Fernsehen und Zeitung mitgeteilt zu bekommen. Das möchte ich bitte nie erleben.

Herzliche Grüße

Sonja
 

Trakki.Reisen

Charly
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Beigetreten: 29.05.2013 - 19:52
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate,

da kann ich - und wohl wir alle - nur tief aufatmen, dass ihr so viel Glück und offenbar auch den richtigen Riecher hattet. Und auf den "Katastrophentourismus" hättest du sicher auch gerne verzichtet.

Herzlichen Gruß

Charly

Alle Wetter auf dem Colorado Plateau

Bernhard
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Betae,

ja , deine Schilderung macht mich betroffen -- da steckt man ja nie drin, so etwas zu erleben, aber es hier von dir so hautnah beschrieben zu bekommen, kann einem schon Angst machen.   und dann wieder das erholsame Grün am nächsten CG

Hoffentlich erleben das nicht viele  !

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Tingi
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate!

Da habt ihr ja wirklich Glück gehabt. Denn einen Tornado, besonders mit der Stärke F5 möchte ich nicht begegnen. Ich bin wirklich froh, dass wir heuer im Mai mit dem WoMo nur in Kalifornien und Nevada unterwegs waren. Solche Naturkatastrophen, die mit viel Leid und Schaden verbunden sind, sind Ereignisse, die keiner braucht! Aber sie lassen sich leider auch nicht verhindernInnocent

Liebe Grüße

Sigi

Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.

Aurelius Augustinus

Gisela
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate und Toni,

ich weiß garnicht, ob ich bei solchen Warnungen das alles richtig hätte übersetzen könne.

Da kann man nur einem Schutzengel vertrauen, dass man die richtige Entscheidung trifft.

Gut, dass Ihr uns diese Tage so ausführlich berichtet habt, wir Leser werden diese Warnungen ab jetzt wirklich ernster nehmen.

Aber erleben möchte ich Unwetterkatastrophen nicht!

Herzliche Grüsse Gisela

 

Angelika
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate,

gerade erst  diesen Tag gelesen und ich muss sagen das es mich im nachhinein noch betroffen macht. So etwas möchte man nie erleben, gut das ihr zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen seid. Was machen da ein paar verpasste Aussichten auf irgendwelche Berge wegen Nebel oder Regen aus? Gut das Euch nichts passiert ist!

viele liebe Grüße, Angelika

gafa
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate und Toni,

o Mann da wird mir ja gleich ganz anders und es ist wirklich Wahnsinn wie nahe hier Glück und Unglück besammen liegen.

Mit welcher Zuversicht und gottvertrauen müssen die Menschen in diesem Landstrich ausgestattet sein um in diesem immer wieder von dieser Gefahr bedrohtem Gebiet zu bleiben und auch wieder den Aufbau anzugehen. Ich weiß nicht ob ich diese Kraft hätte.

Liebe Grüße
Gabi

Scout Womo-Abenteuer.de

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Beate 'road runner'
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo zusammen,

danke an Euch alle, die mit großer Emphatie auf unsere Erlebnisse in Oklahoma reagiert haben. Ich gebe zu, dass gerade dieser Tag immer noch bedrückende Bilder in mir hervorruft.  

Für sehr viele Menschen in den betroffenen Gebieten, könnte ein spezieller Schutzraum unter der Erde Sicherheit bieten, doch dieser ist mit ca. 4000 $ für die meisten einfach zu teuer, wie man uns erzählte. Nicht einmal in Schulen und Kindergärten wären ausreichend Schutzräume anzutreffen. Außerdem kommt erschwerend hinzu, das man Jobbedingt wesentlich häufiger als bei uns umzieht, um woanders wieder neu anzufangen. So baut man wohl auf Gott und des Nachbarns Hilfe, um im Zweifelsfalle den Aufbau wieder anzugehen, wie Gabi so treffend schreibt.

Liebe Grüße,
Beate

Unser Reiseblog 5Jahreszeiten

Peter
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Beate,

vielen Dank für Deinen authentischen Bericht. Um das Ausmaß einer solchen Katastrophe zu erfassen muss man das sicher erlebt haben. Ich frage mich wie wir reagiert hätten und ob wir die Warnungen aus dem Radio alle verstanden hätten.

Wie habt Ihr da nur schlafen können mit dem Gedanken an die Gefahr? Wenn ein Einkaufszentrum so in Mitleidenschaft gezogen wurde hätte der Tornado auch das Hotel an dem Ihr Schutz gesucht habt,  zerstören können.

In so einem Fall braucht man Gottvertrauen umd Weisheit de richtigen Entscheidungen zu treffen.

Liebe Grüße Peter

 

 

robbelli
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo beate,

ich bin wirklich sehr bestürzt über das Ausmaß der Zerstörung. Auch wenn wir hier in den Medien von dieser Katastrophe erfahren und auch schon Bilder gesehen haben. Es ist noch mal eine ganz andere Sache, wenn man - wie ihr - direkt betroffen ist, und das Erlebte verarbeiten muss.

Vielen Dank für deine Schilderung. Gottlob habt ihr die richtige Entscheidung getroffen.

Liebe Grüße

Elli
Scout Womo-Abenteuer.de

Hannes
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hey Beate, ich fahre dies Strecke bald. hast Du irgendwelche Tipps für mich wie man die Enstehung dieser Tornados erkennen kann. 

Anhand solcher Bilder hab ich den größten Respekt  vor der Natur.

LG Hannes

Beate 'road runner'
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RE: Tag 43: OK EF-5 Tornado: Von Norman / OKC über die I-35 zum

Hallo Hannes,

habe gerade einmal Wikipedia zu dem Thema bemüht. Obwohl der mittlere Westen der USA, allen voran Texas, Oklahoma und Kansas, aber auch Neuengland und Florida, vor allem im Frühjahr, zu den gefürchteten Tornadogebieten zählen, haben 88 % der  Wirbelstürme  'nur' die Intensität  F1/F2. Lediglich 11 % liegen darüber. Nur soviel zur Statistik.

Eine mögliche ungünstige Lage, die die Tornadobildung u.a. begünstigen wären nach längeren Wärmeperioden, plötzlich schwere Regenfälle mit starken Gewittern. Vor allen bei heftigem Temperaturabfall. 

In unserem Fall wähnten wir die Schlechwetterfront weit hinter uns. Lange Zeit bemerkten wir nicht, dass sich die schwarze Front etwa in der gleichen Zuggeschwindigkeit wie wir bewegte.

Bei unklarer Wettersituaton bitte unbedingt auf einen lokalen Radiosender wechseln. Gefahrensituationen werden mit einem schrillen Alarmton angekündigt, eine synthetische Radiostimme gibt dann meist, leider etwas schwer verständlich, die mutmaßlichen Gefahrengebiete durch. Da ein Wirbelsturm nach Bodenberührung aber typischerweise seine Zugrichtung ändern kann, ist es eben schwer vorhersehbar, welches Gebiet es genau treffen wird. Auf Campingplätzen ertönt die Tornadosirene.
In jedem Falle würde ich umgehend ein maximal sicheres Gebäude aufsuchen, wie z.B. ein größeres Einkaufszentrum.  
Solltest Du Dich in einem Tornadogebiet befinden, hast du es nicht zwangsläufig mit heftigen Winden oder Sturm zu tun, wie man fälschlicherweise vermuten könnte. In unserem Falle war es absolut windstill, obwohl das Gefahrengebiet nur ca. 4 mls entfernt lag. Auch die Regenfälle waren in der Region nicht außergewöhnlich.

Du siehst, es lassen sich kaum Raster ableiten, nachdenen man eine genau Vorhersage treffen könnte. Ich finde es dennoch sehr positiv, dass du dich bereits im Vorfeld mit diesem Thema beschäftigst. 

Ich hoffe, dass ich ohne übertrieben Angst zu schüren die Situation etwas aufbröseln konnte.

Ich bin mir sicher, ihr werdet eine schöne und im positiven Sinne, abenteuerliche Reise durch die USA erleben, im Zweifelsfalle sind die Amerikaner bei allen Unsicherheiten sehr hilfsbereit.

 

Liebe Grüße,
Beate

Unser Reiseblog 5Jahreszeiten