Am Abend zuvor habe ich noch Muffins gebacken. Das hat zweifach Gutes: Heute gibt es ein leckeres Frühstück und gestern abend hatten wir eine zusätzliche Wärmequelle.
Während des Frühstücks beobachten wir die blauen Vögel, die uns schon in den verschiedensten Gegenden hier über den Weg gelaufen sind. Die Wolken hängen heute tief und es tröpfelt auch ab und an mal.
Nach dem Frühstück gehen wir zur Ranger Station. Wir zahlen unsere Site. Außerdem kaufen wir noch Joshua Tree Samen und eine Vase als Andenken an diese Reise und diesen Park. Mal sehen, ob wir zu Hause kleine Bäumchen züchten können. Vom Ranger bekommen wir Wandertipps und lassen uns übers Wetter beraten. Es stürmt kräftig und wir sollen vorsichtig sein, das Wetter immer im Auge behalten. Er rät uns von einem Rundtrip ab, man soll immer die Möglichkeit haben schnell zurück zu kommen. Wir wagen es trotzdem, einen Teil des Trails zu gehen. Allzu lange können wir sowieso nicht unterwegs sein mit Adrian auf dem Rücken. Seine Geduld bei Wanderungen hat sich etwas verkürzt über die Zeit. Im wachen Zustand macht er Theater.
Es ist genau seine Schlafenszeit, als wir zum Black Rock Canyon Trail aufbrechen. An einer Stelle des Trails ist eine kleine feuchte Ecke, wo Gras wächst und auch eine Pfütze steht. An dieser Pfütze laben sich diverse Vögel, so sehen wir Wachteln aufsteigen, die vor uns flüchten. Adrian ist auf Papas Rücken. Unser Kleiner ist ziemlich schwer geworden im Laufe der Wochen hier. Jedenfalls gefühlt, denn seitdem wir ihn im Capitol Reef NP auf die Apfelwaage gesetzt haben, hatten wir keine weitere Gelegenheit zur Gewichtskontrolle mehr. Im Canyon beschließen wir nach einiger Zeit umzukehren. Als wir zurück zum WoMo gehen, wird der Himmel immer dunkler, und in dem Moment, in dem wir das WoMo betreten, fängt es an zu regnen. Und das nichtmal wenig. Es kübelt richtig!
Wir fahren los in Richtung Desert Hot Springs. Es geht über die selbe üble Schlaglochpiste wieder aus dem CG heraus in das schicke Wohnviertel hinein. Vor lauter Gucken fahre ich erstmal an der entscheidenden Abzweigung vorbei. Egal, es ist ja niemand unterwegs, also Rückwärtsgang rein, ein ganzes Stück rückwärts die Straße hinauf und dann richtig abbiegen. Wir erreichen die Stelle, die unser Navi als Walmart gekennzeichnet hat, doch der ist nicht mehr da. Die Ortschaften gehen hier ineinander über, vermutlich reden wir jetzt über Yucca Valley, es kann aber auch noch Joshua Tree City sein. Der Walmart ist zwar weg, aber ein Pizza Hut ist noch da, und so gönnen wir uns ein schnelles Mittagessen. Adrian sitzt im High Chair, aber so richtig wohl ist im dabei nicht, denn es ist sehr laut: Eine Schulklasse ist zu Gast. Die Portionen haben wir mal wieder unterschätzt und so lassen wir uns die restliche Pizza einpacken. Statt Walmart fahren wir zu Walgreens, denn eigentlich brauchen wir nur eine Apotheke, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.
Weiter geht's nach Desert Hot Springs. Immer bergab und es ist tatsächlich so stürmisch auf der Straße, wie der Ranger vorhergesagt hat. Am Steuer ist daher höchste Konzentration gefragt. In Richtung Tal nimmt der Sturm deutlich ab, dafür hängt jetzt Smog dicht im Tal. Das konnten wir auch von Keys View im Joshua Tree NP vor zwei Tagen von oben sehen. Mit dem Wind von der Küste drückt es Wolken und den Smog aus L.A. über die Berge.
Wir fahren auf der Dillon Road. Die Straße ist endlos lange, aber wir erreichen schließlich den Sam's Family Spa Resort RV Park. Morgens hab ich noch angerufen und nach Vacancy gefragt, schließlich ist Wochenende. Antwort: Lots of! Der Park ist tatsächlich halb leer. Gelegenheitsbesucher wie uns gibt es praktisch nicht, es sind hauptsächlich Dauergäste da.
Wir lernen ein Paar aus Mainz kennen. Für's WoMo-Forum sollen wir sie Jörg und Silke nennen. Sie kommen zurecht, wie er betont. Sie fahren schon das zweite Jahr mit dem Camper durch den amerikanischen Kontinent. Den Sommer haben sie in Alaska und Kanada verbracht und jetzt im Winter fahren sie nach Kalifornien und weiter nach Mexiko. Es gibt also immer noch eine Steigerung!
Irgendetwas brummt immer ganz seltsam in der Hecke. Und dann sehen wir diese kleinen Vögelchen in der Oleanderhecke sitzen: Kolibris! Wir haben unser ganzen Leben noch keine Kolibris mit eigenen Augen gesehen. Und wie winzig die sind! Selbst Spatzen sehen fett aus dagegen. Immer wieder fliegen einzelne Kolibris aus der Oleanderhecke hinter unserem Camper heraus. Sie schillern in den allerbuntesten Farben! Bald schon finden wir heraus, warum das so ist: Die Dauercamper hinter der Hecke, Kanadier mit holländischen Wurzeln, haben einige Kolibri-Futterstationen bei sich ans WoMo gehängt. Und dort geht es zu... Wow, so viele Kolibris auf einem Haufen! Schnell kommen wir den Snow Birds aus Vancouver ins Gespräch und sie schenken uns eine ihrer Futterstationen.
Es ist schon später Nachmittag, es wird früh dunkel hier. So stellen wir die Futterstation erstmal auf unsere Campingbank. Dann gehen wir in den Spa... heißes Wasser ist angesagt, sehr angenehm und überhaupt ist wenig los im Spa. Auch Adrian genießt das warme Wasser. Der "kälteste" Pool hat um die 36 Grad, also Celsius wohlgemerkt, und da hält Adrian es locker 20 Minuten drin aus. Er hat Spaß mit dem Wasser zu spritzen und von Mama zu Papa zu "schwimmen" Anschließend wird er von Mama unter der Dusche gesäubert... abtrocknen und zurück zum WoMo. Adrian wird völlig erschöpft vom Bad recht bald ins Bett gesteckt. Es ist kühl draußen, und die Wolken hängen tief. Mal sehen, wie kalt die Nacht wird. Mit Minusgraden rechnen wir allerdings nicht