Heute lassen wir es etwas langsamer angehen und genießen zunächst die traumhafte Kulisse, die uns der Goblin Valley Campground südlich der San Rafael Swell bietet. Während wir den Frühstückstisch decken, tragen Lilly und Niki Diskus-Wettkämpfe mit Steinen aus, als Abwurfzone dient die ummauerte Fläche für Zelte, die hinter unserem Pavillon angelegt wurde. Der Ausblick vom Frühstückstisch ist beeindruckend - war der Campingplatz gestern Abend durch die vorbeiziehenden Gewitter noch in unwirkliches, fast blaues Licht getaucht, leuchten die Felsen heute Morgen in allen Schattierungen von dunkelrot bis grau.
Nach dem Frühstück geht es ein zweites Mal zur Dump Station, und Marcus klärt mit der schier unerschöpflichen Erfahrung eines Campers, der jetzt immerhin schon einmal gedumpt hat, einen netten Kanadier auf, der mit einem Riesenschiff hinter uns steht und neidvoll auf unseren kleineren RV blickt. It's for empty nesters, not for a family, kommentiert er seinen Reisebus der A-Klasse, mit dem er seine fünfköpfige Familie durchs südliche Utah schippert. Gemeinsam mit uns waren sie fast die einzigen Übernachtungsgäste hier.
Überhaupt kommt man übers Campen immer wieder ins Gespräch: An der Tankstelle später in Green River kommt ein Harley-Fahrer in Rockerkluft und fragt, wie viel denn unser (nun im Vergleich wieder riesiger) Camper so schluckt.
Wir haben den Spritverbrauch noch nicht berechnet, aber wir waren in acht Tagen bereits dreimal Tanken und der Tank fasst 210 Liter, über die Umweltverträglichkeit dieses Urlaubs müssen wir uns also nicht weiter unterhalten...
Mit der deutschen Pünktlichkeit ist es auch nicht mehr weit her und uns geht die Zeitplanung mal wieder völlig durcheinander - bei unserer nächsten Womo-Tour kann ich mir es echt sparen, in unseren Reiseplan auch nur ungefähre Abfahrts- und Ankunftszeiten aufzuschreiben, das bringt eh nichts und knebelt nur die Familie und sorgt dadurch unnötig für Druck.
Die schöne Landschaft hat uns mal wieder einen Strich durchs ausgeklügelte Tagesprogramm gemacht: Wir wollen eigentlich nur eine "kurze" Wanderung zu den netten Stein-Kobolden machen und entscheiden uns für den Carmel Canyon Trail, der vom Parkplatz aus eine Runde zum sog. desert floor und interessante Perspektiven verspricht. Weil es aber dann so schön ist gehen wir am Ende des trailheads trotzdem weiter (der Wegweiser zum sog. Goblin's Lair hört sich so spannend an...). Leider ist plötzlich kein Weg mehr auszumachen. Wir überlegen: Zurückgehen oder einfach „die Runde“ noch fertig laufen? Weit kann das doch nicht mehr sein… Die große, felsige, rote Wand, die sich dann aber vor uns auftut, lässt sich auch mit kleineren Kletteraktionen nicht überwinden (zumal wir für diesen "Spaziergang" nur die Trekkingsandalen anhaben).
Also heißt es doch umdrehen und ab dem trailhead eine andere Schleife zum Parkplatz zurückgehen. Dabei haben wir aber Glück im Unglück: der Rückweg führt uns durch einen kleinen Slot Canyon, Niki lässt sich ein bisschen zurückfallen und will den Weg als richtiger "Cowboy" alleine erkunden. Er hat sich bisher so vernünftig verhalten, dass wir das OK finden und ihn ziehen lassen. Die Schlangen sind ja eh' auf Urlaub.
Erste Station nach dem Goblin Valley ist heute ein Abstecher zum Little Wild Horse Canyon, einem weiteren Slot Canyon, der zum Teil nur so breit ist, dass wir im Gänsemarsch durchgehen können. Zum Glück haben sich die Gewitter vom Vortag verzogen, bei regnerischem Wetter ist diese Wanderung definitiv ein No-Go. Wir haben uns im Vorfeld auf youtube einige Videos über flash floods angesehen und waren entsprechend vorgewarnt. Allerdings konnte uns die Rangerin bei der Ausfahrt aus dem Goblin Valley an diesem Morgen grünes Licht geben: No rain expected. Da wir durch unsere unfreiwillige Wüstentour am Morgen aber schon einiges an Zeit haben liegen lassen, gehen wir nur ca. eine halbe Stunde in den Canyon hinein und drehen dann wieder um. Auch wenn wir hier keine große Wanderung machen können, hat sich der Abstecher gelohnt. Die Straße ist - wie wir hier aus dem Forum wissen - mittlerweile bequem geteert und die Anfahrt auch mit einem großen Wohnmobil kein Problem. Leider stellt sich erst am nächsten Tag heraus, dass wir wohl an diesem und am nächsten (!) Tag eine defekte Speicherkarte in unserer Digitalkamera hatten, so dass wir keine Bilder aus dem Wild Horse Canyon haben (nur die in unseren Köpfen). Ausgerechnet bei dieser Wanderung haben wir nur mit dem Fotoapparat und nicht mit dem iPhone, iPad bzw. Nikis Kamera fotografiert. Ärgerlich! (Edit: Das kommt davon, wenn man so lange damit wartet, den Bericht fertig zu schreiben und die Bilder in unterschiedlichen Ordnern ablegt... wir hatten natürlich auch Lillys Foto dabei, so dass ein paar Eindrücke vom Little Wild Horse Canyon erhalten sind! Hier sind sie:)
Vor allem, wenn man den Antelope Canyon bei Page nicht auf der Reiseroute hat, lohnt es sich, den Abstecher zum Little Wild Horse Canyon zu machen. Für Kinder ist das ein richtig tolles Abenteuer. Da man jederzeit umkehren kann, ist die Strecke auch mit Kleineren schon machbar. Dadurch, dass es in den engen Passagen immer wieder schattig ist, wird es auch nicht ganz so heiß.
Weiter geht es dann recht zügig über die Autobahn in Richtung Moab, unterwegs entscheiden wir uns aber angesichts unseres großen Hungers in Green River von der Autobahn zu fahren. Das Tamarisk-Restaurant, ein Zufallsfund in tripadvisor, entpuppt sich als richtiger Glückstreffer. Das Essen ist genial, der Service supernett und die Deko eine Mischung aus Retro und Ikea. Ein kulinarisches Kleinod inmitten von angestaubten Kettenhotels und Mega-Tankstellen.
Wir fahren dann zunächst am Abzweig zum Dead Horse Point vorbei nach Moab, wo wir ein bisschen bummeln und ins Visitor Center gehen (schließlich muss noch der obligatorische Nationalpark-Magnet für den heimischen Kühlschrank gekauft werden). Der Ort erinnert uns an meine ehemalige Heimat in Vermont und präsentiert sich als gelungene Mischung aus outdoor und artsy, sehr nett! Wir sind froh, dass wir einige Tage in dieser Ecke verbringen werden.
Leider sind wir aufgrund unserer Bummelei dann erst mit dem Einbruch der Dunkelheit im Kayenta Campground. Die Anfahrt von Moab zieht sich dann doch ziemlich hin! Marcus, Niki und ich hetzen zum Rim, verpassen den Sonnenuntergang aber.
Auch hier bereitet uns der Rückweg trotz Stirnlampen ziemlich Mühe, da der Weg vom Rim zum Campground eher sandig ist und in der Dämmerung nicht mehr wirklich von der Umgebung zu unterscheiden ist. Skorpione und Schlangen zeigen sich zum Leidwesen unseres Nachwuchses immer noch nicht, immerhin ist er sich aber sicher, die Spuren eines mountain lion entdeckt zu haben. Man merkt, dass die Kids nun schon einige Junior Ranger-Hefte durchgearbeitet haben.
Aufgrund des üppigen, späten Mittagessens in Green River gibt es nur noch ein kleines, kaltes Abendessen, das wir in unserem netten, beleuchteten Pavillon essen. Als es dunkel wird, streift zwischen uns und dem Womo sogar noch ein kleiner Fuchs vorbei. Wirklich schade, dass wir hier nur für die Nacht stehen, dieser Campground liegt traumhaft schön und die Stellplätze sind einfach, aber komfortabel ausgestattet.
Hallo Babsy,
hast du für mich einen ausführlichen Bericht über das Tamarisk-Restaurant?
Wir finden Ray's Tavern immer noch das No. 1 in Green River.
Liebe Grüße Gerd
Meine Reiseberichte, bitte auch auf Seite 2 schauen.
Hallo Gerd,
das Tamarisk sieht von außen sehr unscheinbar aus (70er-Jahre-Flair), hatte aber prima Rezensionen auf tripadvisor. Im Innern wird man wirklich überrascht. Die Einrichtung erinnert eher an ein Restaurant, das man so in New York oder San Francisco finden würde - mit einer Mischung aus modernen Möbeln und industriell angehauchtem Design (offene Ziegelsteinwände, etc.). Ich habe auch 1-2 Bilder,
leider funktioniert das Hochladen von mir nicht mehr (trotz Dateigröße von 50-100 KB, immer wieder komt IO Error, upload queue is complete...).Edit: Problem erledigt.Auf dem lunch menu steht American fare mit mexikanischem Einschlag, also Sandwiches, Burger, etc., aber von sehr hochwertiger Qualität (frisches, knackiges Gemüse, keine Tüten-Fritten, etc.). Zudem gibt es ganz klassische entrees, also Fisch, Fleisch, etc. Außerdem gab es eine üppig ausgestattete Salatbar. Es gab auch Sitzplätze draußen direkt am Green River, da es am Vortag allerdings immer wieder heftig geregnet hatte, hat uns der Ausblick auf den schlammigen Fluss nicht so angezogen, so dass wir einen Platz an den Panorama-Fenstern innen vorgezogen haben. Die Bilder, die man online sieht (auch das Menü steht im Netz) sind wirklich repräsentativ.
Last but not least war auch der Service sehr nett und die Toiletten extrem sauber - für uns immer ein "must"
Auch die Frühstücksauswahl hat sich sehr gut angehört. Die Preise fanden wir angesichts der sehr guten Qualität angemessen, wir haben für vier Personen (2 Erwachsene, 2 Kinder) 43,77$ bezahlt.
Liebe Grüße
Bärbel
Liebe Grüße
Bärbel
Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017
Hallo Babsy,
Danke für den Tipp. Werde das Restaurant beim nächsten Aufendhalt in Green River besuchen.
Liebe Grüße Gerd
Meine Reiseberichte, bitte auch auf Seite 2 schauen.