Heute heißt es früh aufstehen, die Marina öffnet bereits um 7.00 Uhr und als sparsame Schwaben wollen wir das Boot, das wir für den Tag mieten wollen, auch maximal ausnutzen. Tatsächlich sind wir um kurz nach acht dort, können schnell die Formalitäten erledigen und den Cooler mit Getränken und Essen füllen. Die Einweisung in die Benutzung des Boots hätten wir filmen sollen: Der Mitarbeiter spult in einem schier unverständlichen Englisch in einem Affenzahn alle Hinweise herunter, die man wohl beachten muss, wenn man das Boot am Abend wieder heil in die Marina zurückbringen will. Grüne Boje, rote Boje, Vorsicht am Canyonrand/Ufer vor herausragenden Steinen, und, und, und. Lilly, die ja immer so tut, als ob sie nichts versteht, bemerkt sogar: War das ein Franzose? Wir wissen also in etwa, was wir zu tun und zu lassen haben und tuckern brav langsam aus der Marina. Als emergency number from back home haben wir die Nummer meiner Eltern hinterlegt und hoffen, dass sie im Laufe des Tages keinen unerwarteten Anruf erhalten werden. Unsere Blicke richten sich gespannt nach vorne:
Was wir dann in den nächsten acht Stunden erleben, ist unbeschreiblich: Es ist, als ob man durch einen gefluteten Grand Canyon fährt. Man passiert rote, gelbe und braune Sandsteinwände, die zum Greifen nah sind, gleitet über spiegelglattes Wasser und ist in den zahlreichen Seitenarmen des Glen Canyon praktisch alleine. Zwar sind am Morgen noch viele Boote in der Marina, auf dem See verläuft sich der Schiffsverkehr jedoch sehr schnell.
Besonders beliebt bei vielen Amerikanern sind riesige Hausboote mit vollausgestatteter Küche - sie werden für einige Tage gemietet und die Leute fahren immer wieder andere Buchten an. Die meisten haben noch diverse water toys im Schlepptau: Jetskis, Tubes, Wasserski. Wir haben auch eine sog. tube mitgemietet - einen mit Luft gefüllten Reifen, der rundum mit Neopren überzogen ist. Die tube wird an dem Boot befestigt und je nach Risikobereitschaft des Passagiers mal gemütlicher, mal rasanter durchs Wasser gezogen.
Im Office wurden wir aufgeklärt: "tubing needs three people - the driver, the tuber and a spotter". Letzterer hält eine Fahne, um den anderen Booten zu zeigen, dass sich Menschen im Wasser befinden. Weil die Kinder das auch hinkriegen (also die Sache mit der Fahne), dürfen Marcus und ich auch abwechselnd in den Reifen. Es gibt Beweisfilme.
Zwar haben wir am Ende des Nachmittags alle etwas viel Sonne abbekommen, aber einen perfekteren Tag kann man sich kaum vorstellen. Wir fahren ja nun seit über zwei Wochen durch den Southwest, aber dieser Tag auf dem Lake Powell gehört zu den absoluten Highlights (ich weiß, ich weiß, eigentlich hatte ich schon mehrfach von „dem Highlight schlechthin“ gesprochen…).
Einziger Wehmutstropfen ist hier sicherlich der Preis: Die Bootsmiete kostet satte 442$, dazu kommen noch einmal Spritkosten in Höhe von 222$. Dabei ist die Antelope Point Marina noch günstiger als Aramark, der u.a. von der Wahweap Marina aus arbeitet. Wir hatten bei der Planung der Reise bereits im Vorfeld überlegt, wo wir uns ein besonderes Erlebnis gönnen wollen und hatten uns für die Bootsmiete in Page und z.B. gegen die Jeeptour durch’s Monument Valley, das Hotel mit Pool-Landschaft in Las Vegas oder die Helikopter-Tour im Grand Canyon entschieden. Letztendlich muss jeder abwägen, woran ihm am meisten liegt.
Nach diesem wunderschönen Erlebnis fahren wir völlig beseelt wieder zurück nach Wahweap, wo wir uns jedoch nur kurz duschen und umziehen, da wir zum Abschied aus Page heute Abend noch einmal essen gehen wollen - mehrfach sind wir schon an Big John's Texas BBQ vorbeigefahren und steuern dieses Restaurant, das sich auf Fleisch aus dem Smoker Grill spezialisiert hat, an. Ich kannte diese kleinen „Kesselwagen mit Schornstein“ aus Deutschland noch nicht, mittlerweile sind sie ja auch bei uns zu haben. Darin wird das Fleisch stundenlang bei niedrigen Temperaturen gegart und ist dadurch butterzart. Marcus bestellt das Sampler-Plate und erhält eine Fleischmenge, von der eine vierköpfige Familie problemlos satt wird. Ich probiere Pulled Pork, das so zart ist, dass man es praktisch ohne Messer auseinander"ziehen" kann. Gesund ernähren können wir uns ja dann wieder daheim Das denken wohl die meisten Besucher im Restaurant: Es gibt eigentlich nur europäische Touristen, die Atmosphäre ist aber trotzdem sehr amerikanisch relaxed.
Während wir inmitten von Strohballen an Picknick-Tischen unter einem ehemaligen Tankstellendach sitzen, beginnt eine Band zu spielen und wir hören live Country-Musik. Als die Band eine Tamburin-Spielerin braucht, fragen sie Lilly ("Could we borrow your kids?"), die sich prompt traut - und während des Abends gleich zweimal auf der Bühne steht und ihr erstes Country-Konzert bestreitet. Glück für sie: Gefragt waren ja nur ihre Tamburin-Kenntnisse, Englisch sprechen war nicht nötig
Hallo Babsy,
das hört sich wirklich nach einem besonderen Highlight an - hatten wir ja auch (fast) auf dem Plan, nur haben wir Page gestrichen. Dafür kamen wir eher zufällig am Willow Beach zu dem Bootsvergnügen. Es ist zwar nur der Colorado und der Black Canyon, aber dafür bis fast zum Hoover Dam - auch nur 2 Stunden aber dafür nur knapp über 100 € inkl. Sprit. War auch ein besonderes Erlebnis und hat viel Spaß gemacht
Liebe Grüße
Didi
Präsident des Vereins Abenteuer Wohnmobil
Man muss Träume auch mal in die Tat umsetzen, ansonsten bleiben es Träume
Hi Babs,
ich musste gerade dreimal trocken schlucken... Wow, der Preis für das Boot Fahren auf dem Lake Powell ist mal ganz schön fett... Aber ihr wart ja auch den ganzen Tag unterwegs, das relativiert die Kosten wieder.
Wenn man dann liest, wie begeistert ihr davon wart, war es doch jeden Cent wert! Ein tolles Erlebnis.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Liebe Elli, lieber Didi,
ich finde es sehr schade, dass das Bootfahren in den USA so teuer ist. Das liegt bestimmt an den Versicherungsprämien. Andererseits gibt es am Lake Powell eben auch nur wenig Anbieter, und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Wir haben jeden Moment genossen, wohl wissend, dass ein Ausflug dieser Größenordnung eine einmalige Sache in diesem Urlaub sein würde! Ideal ist es, wenn man eine weitere Familie für das Projekt "Bootsausflug" gewinnen kann. In unser Boot hätten locker noch vier Leute gepasst. Das hätte den Preis dann schon erträglicher gemacht.
Andererseits reden die Kinder heute noch von diesem Tag und schwärmen von diesem See. Niki stand oft - man sieht es ja auf den Bildern - einfach nur da und hat diese wahnsinnig schöne Landschaft genossen.
Liebe Grüße
Bärbel
Liebe Grüße
Bärbel
Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017
Hi Babsy,
...bei Big John werden wir auch mal vorbei schauen, herzlichen Dank für den Hinweis!
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hi Bärbel,
wow - was für ein perfekter Tag auf dem Wasser. Für uns war der Tag auf dem Lake Powell auch eines der absoluten Highlights auf unserer Tour 2015.
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Mike,
das Tolle ist ja, dass man in den USA keinen Bootsführerschein braucht. Einzige Voraussetzung an der Antelope Point Marina war die Vorlage eines gültigen Pkw-Führerscheins (und ein Mindestalter). Ein bisschen mulmig wird einem ja schon, wenn man bedenkt, dass alle Mieter nur die Schnell-Bleiche am Anfang bekommen (und ein Faltblatt, das die wichtigsten Regeln beinhaltet). Angesichts der Tatsache, dass man bei der Größe des Sees allerdings nur selten anderen Booten begegnet, lässt sich das wohl vertreten. Da geht es in Deutschland / Europa auf den Binnengewässern in der Regel eben schon etwas enger zu.
Liebe Grüße
Bärbel
Liebe Grüße
Bärbel
Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017