Heute heißt es leider Abschiednehmen vom Arches National Park und dem wunderschönen Devils Garden Campground. Wir versuchen, einigermaßen zeitig aufzustehen (immerhin vor 8.00 Uhr) und das Wohnmobil abfahrbereit zu machen. Frühstücken wollen wir in Moab, so dass wir uns nicht mehr lange auf unserer Site 49 aufhalten. Niki kann sich kaum von seinem überdimensionierten Sandspielplatz trennen und absolviert noch ein paar letzte Weitsprünge, die er gestern Abend bereits mit Lilly so lange geübt hatte, bis beide von oben bis unten mit rotem Sand bedeckt waren. Da wir heute an einen Stellplatz mit Full Hook-Up fahren, haben wir uns gestern Abend alle noch eine Dusche gegönnt. Bei dem geringen Wasserdruck, den die Pumpe im Wohnmobil erzeugt, dauert es zwar ewig, bis man den Schaum wieder abgewaschen hat, trotzdem fühlt man sich nach drei Tagen ohne Dusche (!!!) wieder wie neugeboren.
Auf der Fahrt aus dem Park fahren wir noch beim Delicate Arch vorbei - gestern Abend waren wir schlicht und ergreifend zu faul, um nach der anstrengenden Wanderung am späten Vormittag auch noch am Abend das Wohnmobil wieder startklar zu machen, um den Sonnenuntergang dort zu bewundern. Das sind die Momente, in denen man die Zelter beneidet!
Wir gehen nur den kurzen Trail zum Upper View Point und bestaunen den Delicate Arch über den kleinen Canyon hinweg von gegenüber. Auf dem Weg zum Viewpoint treffen wir zwei Ranger, die weiterwandern, um eine der archäologischen Fundstätten zu überprüfen. Anscheinend suchen immer mehr Besucher diese Sites (die eigentlich nicht zugänglich sind) auf, und beschädigen sie oder nehmen Gegenstände mit.
Um kurz nach 9.00 Uhr brechen wir dann in Richtung Tal auf, wo wir noch am Visitor Center Halt machen, so dass Lilly und Niki ihre Explorer Packs zurückgeben und ihre Junior Ranger Badges in Empfang nehmen können. Der Ranger gibt sich unheimlich viel Mühe und beantwortet alle Fragen, die die beiden in ihren Booklets notiert haben.
Jetzt aber auf zum Frühstück, uns knurrt allen mittlerweile der Magen! Moab ist nicht nur the capital of mountainbiking, sondern anscheinend auch the capital of dining out, so viele breakfast places gibt es. Wir entscheiden uns schließlich für The Peace Tree Cafe, weil man dort auch draußen sitzen kann. Das Menü ist - ganz Moab - gesund angehaucht, und meine Kodiak-Pancakes sind aus 100% multigrain und schmecken trotzdem! Die Kinder kauen etwas hoch auf ihrem Pancake bzw. French Toast (wenn es halt nicht wie zuhause schmeckt...), und ich esse am Ende vier pancakes, einen halben French Toast und die Hälfte von Lillys Rührei. OK, damit brauche ich mir wenigstens um das Mittagessen keine Gedanken machen.
Dabei sitzen wir heute fast nur rum: Geplant ist, in einem Rutsch bis Cortez zu den „grünen Tafelbergen“ durchzufahren. Die roten Steine werden nun immer seltener und am Straßenrand mehren sich Kornfelder und sattgrüne Viehweiden. Wenn in der Ferne nicht bereits die ersten Ausläufer der Rocky Mountains auftauchen würden oder es ab und zu einen Wegweiser zu dem einen oder anderen Canyon gäbe, würde man fast denken, dass man in den Plains ist.
Fernab von den touristischen Hochburgen sieht man, dass die USA nicht nur ein reiches Land sind. Wir sehen verlassene Häuser und Farmen, sehr viele Schilder, auf denen Land oder Wohngebäude zum Verkauf angeboten werden und auch viele alte Autos, die wohl in Deutschland den TÜV nicht mehr bestehen würden.
Kaum fahren wir über die Landesgrenze von Utah nach Colorado, werden allerdings immerhin die Straßen schlagartig besser und das Städtchen Cortez, das ca. 10 Meilen vor der Einfahrt in den Mesa Verde Nationalpark liegt, bietet nicht nur die üblichen großen Einkaufsgelegenheiten, sondern wieder viele kleine Kneipen, Cafés und Läden, die an das Flair von Moab erinnern.
Auch in der touristischen Hochsaison ist unsere Strecke nur wenig befahren, so dass wir trotz des späten Aufbruchs noch so zeitig in Cortez eintreffen, dass wir unsere Bargeldbestände am Bankautomaten auffüllen und im Colorado Welcome Center vorbeischauen können. Eigentlich ist uns ja vor allem an den Toiletten und dem gratis Wifi gelegen, doch werden wir von einem der Volunteers mit einer Fülle an Informationen und Geschichten versorgt, die man im Reiseführer so nicht findet. So befindet sich z.B. auf unserer geplanten Weiterfahrt in Kayenta anscheinend ein Burger King, der einen ausführlichen Display über die Navajo Code Talkers hat, die während des Krieges in der Army für das Übermitteln von Botschaften zuständig waren. Ihr Code: alles wurde einfach in der Navajo-Sprache übermittelt, die außerhalb des Stammes praktisch niemand spricht. Der Vater des Burger King-Pächters war einer dieser Code Talkers und so stellt der Sohn seine Geschichte im Fast Food Restaurant aus.
Etwas über die Geschichte der Pueblo-Indianer, die einst dieses Gebiet der sog. Four Corners (Utah, Arizona, New Mexico und Colorado) besiedelt haben, wollen wir morgen auch erfahren und buchen deshalb eine Tour zum Balcony House, einem der cliff dwellings, die hier im Park konserviert werden.
In den Mesa Verde NP sind es nur noch ein paar Meilen, und auch dort begrüßt uns wieder ein total modernes, architektonisch sehr schön gestaltetes Visitor Center. Es gibt - wie schon im Arches - eine riesige Glasfront, dieses Mal mit Blick auf das Gebirge in der Ferne. Lilly und Niki holen sich Junior Ranger Booklets ab und wir browsen mal wieder durch den Bookstore. Wenn man nur keine Gepäck-Beschränkung hätte!
Kaum im Campground angekommen, sind die Kinder dann gleich ganz aufgeregt: wir haben bei der Registrierung den Rat bekommen, nach dem Befüllen des Tanks den Frischwasser-Schlauch wieder abzuziehen, da die Bären gerne kommen, um diesen anzuknabbern. Die nette Dame im Shop meint, wir könnten den Schlauch natürlich auch gerne dranlassen: In case you want a souvenir.
Tatsächlich ist unsere Site auch schon tierisch bevölkert, als wir ankommen: Mehrere Rehe knabbern dort völlig ungerührt an den Büschen und verziehen sich nur - unter Murren - nachdem wir langsam mit dem RV in die Parkbucht zurücksetzen. Nach vier Tagen "dry" tut es gut, mal wieder ordentlich Wasserdruck zu haben, die Zahnbürsten und sämtliche elektronischen Gadgets aufladen zu können und ohne schlechtes Gewissen in die Dusche gehen zu können.
Wir sitzen mit wohligem Grausen mutig am Picknicktisch und essen auch hier – den Bären zum Trotz – draußen, rollen aber dennoch nach dem Spülen den Schlauch brav zusammen und verstauen ihn in unserem „Keller“. Ich muss zugeben: ganz leicht fällt es mir heute nicht einzuschlafen - ich höre gespannt nach draußen, ob nicht vielleicht doch ein pelziger Gesell nach Krümeln stöbert.