Mittwoch, 27.8.2014:
Nachdem uns der Arches National Park am Dienstagabend mit Nieselregen begrüßt hat, sind wir skeptisch, ob wir das stramme Wanderprogramm, das wir uns für unseren zweitägigen Aufenthalt vorgenommen haben, überhaupt anpacken können. Hier im Park heißt es: laufen, laufen, laufen!
Zum Glück klart es jedoch über Nacht auf und wir können am Mittwochmorgen zu unserer geführten Wanderung durch die Fiery Furnace starten, einem unwegsamen Gebiet abseits der angelegten Wanderpfade, das man am besten nur mit Rangern betritt. Ich habe unsere Tour bereits vor sechs Monaten gebucht, da pro Tag nur maximal 50 Personen in die Furnace dürfen und aufgrund der fehlenden Wegmarkierungen die Nachfrage nach den geführten Wanderungen groß ist. In gewisser Weise ist das symptomatisch für unseren gesamten Urlaub: Statt die große Freiheit zu genießen, und von einem Tag auf den nächsten festlegen zu können, wo man hinfährt und wo man länger bleibt, ist man aufgrund der großen Nachfrage in den Nationalparks ziemlich festlegt und muss sich schon Monate vorher auf eine mehr oder weniger festgezurrte Reiseroute festlegen. Zumindest dann, wenn man auf die Schulferien angewiesen ist und die stark frequentierten Highlights in der Hauptreisezeit anfahren muss. Ich muss auch zugeben, dass ich zu sehr Kontrollfreak bin, als dass ich die Wahl des Nachtquartiers dem Zufall überlassen will, zumal wir ja zwei Kinder dabei haben.
Jetzt aber endlich zum Plan für den Arches, nämlich: walk and relax!
Nachdem wir unsere Tickets bereits gestern während der Einfahrt in den Park beim Visitor Center abgeholt haben, können wir heute Morgen gleich den Treffpunkt beim Fiery Furnace Parkplatz anfahren. Mit Ranger Alice geht es (zusammen mit zwei Kanadiern, vier Schweizern, zwei Australiern und elf Deutschen...) in die sogenannten Fins, das sind Felsformationen, die vor vielen Jahrtausenden durch eine von Urmeeren übrig gebliebene Salzkruste nach oben gedrückt wurden. (Ihr merkt schon: wir haben auch in diesem Visitor Center den Einführungsfilm geschaut – meine bedauernswerten Kinder, wenn die Mutter Lehrerin ist, nimmt man halt jedes Bildungsangebot mit). Aus diesen Fins (die im Endeffekt wie Felsflossen aussehen), werden dann durch Kohlenstoffdioxid und Wasser über weitere Jahrtausende die Arches, für die dieser Park so berühmt ist. Alice erklärt uns auf unserem dreistündigen Trip viel über die Tier- und Pflanzenwelt im Park. Wir müssen über schmale Canyons springen, kurze Slickrock-Abschnitte auf dem Hintern hinunterrutschen und uns, eng an Felswände geschmiegt, an Abgründen vorbeimogeln. Die Wanderung ist erst für Kinder ab 5 Jahren geeignet, wobei die "Kurzen" mit der Kraxlerei zum Teil weniger Probleme haben als die Großen. Im letzten Drittel der Tour springt einer aus unserer Gruppe so unglücklich auf, dass er sich (wohl) das LCM reißt (irgendein Band am Knie) und nicht mehr weitergehen kann. Wir stecken für über eine halbe Stunde fest und warten auf die Rettungscrew, die schließlich als ca. 20-Mann-Truppe in Bergwacht-Kluft eintrifft. Ich möchte nicht wissen, was dieser Einsatz kostet. Der Verletzte ist auch mehr "concerned about the cost", als über sein schmerzendes Gelenk besorgt. Da Alice alleine ist und sie bei dem Verletzten bleiben muss, ist die ganze Gruppe gezwungen, zu warten. Aus Sicherheitsgründen könne sie uns nicht alleine losschicken. Lustig ist, dass die restliche Strecke, die wir wenig später im Schlepptau der Rettungscrew noch zurückzulegen haben, kaum zehn Minuten lang ist. Allerdings gleicht hier draußen bisweilen nicht nur ein Stein dem anderen (zumindest für uns Laien), sondern es ist mittlerweile auch brütend heiß, so dass wir ihre Bedenken durchaus verstehen können. Keiner meckert, alle genießen die Ruhe "in the middle of nowhere".
Unser Fazit: Wer länger im Arches verweilen kann, sollte sich die Chance, den "Feurigen Ofen" zu erwandern, auf keinen Fall entgehen lassen. Hier unsere Eindrücke:
Diese Hindernisse gilt es unter anderem zu überwindern (außerdem darf man, muss aber nicht, auch durch eine schmale Höhle robben):
Alice macht geduldig alles vor:
Mittlerweile ist es Mittag und wir ziehen uns auf dem Parkplatz ins Wohnmobil zurück, um ein paar Sandwiches und Wraps zu belegen. Wandern macht hungrig, auch wenn es draußen bestimmt weit über 30 Grad hat. Andererseits hat Alice, in ihrer unnachahmlichen Ranger-Art, uns die Gesteinsformationen gerade eben noch besonders anschaulich mit Essens-Vergleichen erklärt: Während die hohen Wände aus glatten, festem Entrada-Sandstone bestehen, sind die unteren Schichten viel bröseliger - aus einem Gestein names Carmel-Sandstone. Wie man dieses Gestein erkennt? Just look for the lasagna in the next canyon!
Die Gegend verabschiedet sich mit diesem Ausblick von uns:
Eine Rückfahrt zum Campground lohnt sich kaum, da die Strecken im Arches NP doch recht lang sind und wir am Nachmittag nach Moab wollen. Daher fahren wir nach dem Essen ins Tal, wo mich die Familie im Laundromat absetzt und ich die überdimensionierten amerikanischen Maxi-Maschinen (Double Load, Triple Load...) fülle und das kostenlose Wifi nutze, um Beiträge aus den letzten Tagen in den Reiseblog, den wir für Familie und Freunde führen, hochzuladen und Bilder vom Handy und dem iPad in die Mediathek des Blogs zu laden. Immerhin fresse ich dabei einmal nicht Marcus' Akku leer
Nach zwei Stunden im Waschsalon sowie dem obligatorischen Besuch beim City Market (eine neue Speicherkarte!) geht es dann wieder zurück in den Park, wo wir noch die Windows-Section erwandern und Arches in allen Größen und Gestalten bewundern. Unglaublich, in welchen Formen und Farben es diese wunderschönen Bögen hier gibt. Um die Fahrzeit durch den Park zu verkürzen, haben wir einen Dauerwettbewerb laufen: Wer sieht den nächsten Arch als erstes?
Da sich die Wolken endlich verzogen haben, können wir an diesem Abend endlich den vielgepriesenen Sternenhimmel im Devils Garden bewundern und versuchen uns mit Nikis neu erworbener „glow in the dark“-Himmelsscheibe zu orientieren. Ob die Kinder wohl merken, dass sie bereits seit fast vierzehn Tagen nicht mehr vor dem Fernseher saßen?
Donnerstag, 28.8.2014:
Für den Donnerstag haben wir uns vormittags den Devils Garden Trail samt primitive loop vorgenommen, und als Zugeständnis an Lillys Schlafbedürfnis (unter elf Stunden geht gerade praktisch nichts, außer man will den ganzen Vormittag angemault werden ) wollen wir erst später los, so dass ich für alle Pancakes backe. Niki und Marcus nutzen die Zeit um einfach nur die schöne Landschaft am Morgen (links) zu genießen (wie ich am Abend, rechts).
Da es schon recht heiß ist und wir eine längere Tour vor uns haben, nehmen wir das Womo, um zum Parkplatz am Trailhead zu fahren, der um diese Zeit schon fast voll ist. Leider (oder zum Glück?) ist die Kaltfront nun endlich durch und wir kommen uns bei unserer knapp vierstündigen Wanderung echt wie in einem Satansgarten vor. Vielleicht hätten wir doch nicht erst um zehn losgehen sollen... Auf dem Hinweg spüren wir davon noch wenig, da ein atemberaubender Arch den nächsten jagt.
Zurück über den primitive trail zieht sich der Weg durch die Gluthitze über freies Gelände, das nicht enden will. Mit hochroten Köpfen (trotz Hüten) und geleerten Wasservorräten (immerhin haben wir fast acht Liter gebraucht) kommen wir wieder am Parkplatz an. Kurz vor dem Trailhead spurtet ein junger Amerikaner mit zwei leeren Kleinst-Wasserflaschen vorbei. Er kommt aus einer Gruppe, die uns vorhin auf dem primitive trail entgegengekommen war und über die wir uns noch gewundert hatten: keine Rucksäcke, keine Hüte und die beiden jungen Frauen tragen jeweils eine angebrochene kleine Wasserflasche. Immerhin: Sie hatten keine Flipflops an. Wie man aber sämtliche Schilder, die die Ranger hier wirklich überall aufstellen, ignorieren kann ist für uns Deutsche, die Anweisungen aus Prinzip befolgen, ein Rätsel.
Trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr hat uns die Wanderung doch ordentlich geschlaucht, so dass am Nachmittag daher nur noch - um mit Niki zu sprechen - Chillen angesagt ist, und wir faulenzen an unserem letzten Nachmittag im Devils Garden Campground auf unserer wunderschönen Site, wo die Kinder Burganlagen bauen und ich in mein Reisetagebuch tippe und den Blog für zuhause zusammenstelle, damit ich ihn morgen früh in Moab gleich abschicken kann.
Eigentlich müsste man sich hier gar nicht bewegen, alleine die Ausblicke von der Site sind schon atemberaubend:
Dieser Campground war eines unserer absoluten Highlights bisher. Wir sagen daher nur ungern: Bye, bye, Devils Garden!