Nachts werde ich immer wieder wach - daran ist nicht nur die Zeitumstellung (3.00 Uhr...), sondern auch ein heftiges Gewitter schuld, das zwar nicht direkt über uns, aber doch ganz in der Nähe vorbeizieht. Der Wind rüttelt unser Womo immer wieder durch und der Regen trommelt aufs (dünne) Dach.
Ich warte noch bis sechs Uhr (meine Güte, wenn ich zuhause nur einmal so gut aus dem Bett kommen würde, wenn ich arbeiten gehen muss!), dann kochen wir unseren ersten RV-Kaffee (Tchibo aus Deutschland) und trinken ihn draußen in der traumhaften Morgenstimmung. Die Büsche, die überall um unseren Stellplatz wachsen, duften unglaublich gut nach dem nächtlichen Regen. Es ist - obwohl wir in der Wüste sind - noch ziemlich frisch: Der Ranger im Visitor Center wird uns nachher sagen, dass das Gewitter einen Temperatursturz von zehn Grad Fahrenheit verursacht hat. Andererseits fühlt man sich durch die würzigen, herben Düfte wie in der Kräutersauna. Vorgestern bei der Ankunft in Las Vegas hatten wir noch überlegt, ob wir angesichts der sengenden Hitze tatsächlich ins Valley of Fire fahren sollten, jetzt sitzen wir sogar mit langen Ärmeln da. Statt der Bienen, die hier wohl schon manchen Camper gequält haben, müssen wir uns das Frühstück nur mit frechen Squirrels teilen.
Mein praktisches Womo-Forum-Alltagswissen kommt an diesem Morgen auch gleich zum Einsatz: kaum war unser Junior auf der Toilette, lässt sich das Türschloss nicht mehr öffnen. Davon hatte ich doch hier auch schon gelesen... also keine Panik!
Marcus, Niki und ich testen noch die sehr sauberen Camping-Platz-Duschen, die mit Solarzellen auf dem Dach beheizt werden, bevor wir dann nach unserem ersten Campingplatz-Frühstück das Wohnmobil klarmachen und in Richtung Visitor Center aufbrechen. Davor machen wir noch einen Abstecher zum Atlatl Rock, wo Treppen zu Wandmalereien hinaufführen, die von den Indianern einst in die roten Felsen geritzt wurden. Lilly und Niki erledigen danach im Visitor Center im Schnelldurchgang ihr erstes Junior Ranger Programm und holen sich stolz die dazugehörigen Marken ab. Niki bekommt zwar im Gespräch mit dem Ranger kaum einen Ton heraus, ist dann aber mächtig stolz, es doch geschafft zu haben. Immerhin: dies wird der einzige Park sein, in dem die Kinder Metall-Badges erhalten, ansonsten gibt es nur noch Plastik zum Anheften.
Im Anschluss fahren wir den einige Meilen langen Scenic Drive entlang, um immer wieder anzuhalten und zu kurzen Wanderungen aufzubrechen. Die Ziele - Fire Canyon, Rainbow Vista und Fire Wave - machen ihren Namen alle Ehre. Innerhalb kürzester Zeit wechseln sich gelbe Steine mit grauen und fast grünen Felsen ab, um dann wieder von tiefrotem Gestein abgelöst zu werden. Man kann es wirklich nicht mit Worten beschreiben, es ist einfach unglaublich schön. Eigentlich wollten wir schon viel früher am Morgen aufbrechen, um vor der größten Hitze durchs Tal zu fahren (der Plan, der Plan...). Durch den Temperatursturz können wir aber bis zur Mittagszeit wandern, dann erst wird es langsam unangenehm und wir freuen uns, im Womo die Klimaanlage anschmeißen zu können. An diesem wunderschönen Fleckchen Erde waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal.
Die Weiterfahrt in Richtung Nordwesten ist dann die landschaftlich wohl am wenigsten reizvolle Etappe unserer ersten Urlaubswoche - gut 100 Meilen zwischen dem Valley of Fire und dem Zion National Park. Wir fahren meistens auf der Interstate und unterbrechen nur kurz, um in Mesquite Mittag zu essen und noch einmal ein paar Dinge einzukaufen, die wir in Las Vegas vergessen hatten. Der Supermarkt, ein Smith's (kennen wir von der Ostküste nicht), erstaunt uns mit seiner unglaublichen Auswahl - wir waren meilenweit durch völlig unbewohnte Landstriche gefahren, eigentlich kaum zu glauben, dass in dieser Region genügend Leute wohnen, die so viel einkaufen wollen! Immer wieder werden wir nebenher im Radio von Warnmeldungen unterhalten: aufgrund von starken Regenfällen, die sich über Nacht in der ganzen Gegend ausgebreitet haben, wird im Zion Canyon auch vor flash floods gewarnt. So ein Mist - wir hatten uns doch darauf gefreut, morgen durch die Narrows zu wandern...
Das Wetter hält aber zum Glück und gegen 17.00 Uhr sind wir auf dem Watchman Campground, wo wir die Site A14 vorgebucht haben. Unser Stellplatz liegt direkt am Fluss - und während Lilly und ich noch die Junior Ranger Unterlagen im Visitor Center holen und nach den Wetterbedingungen für den nächsten Tag fragen, springen Niki und Marcus in den Virgin River. Letzterer ist aufgrund der Regenfälle zwar etwas angeschwollen, das Wasser jedoch nicht so braun, wie wir es auf manchen Bildern schon gesehen haben. Die Rangerin im Visitor Center gibt auch grünes Licht: Morgen liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei unter 20%, so dass wir den Marsch in die Fluten wagen können.
Hallo Bärbel,
wenn noch Platz ist, springe ich noch mit auf. Wir fahren ja momentan in unserer Erinnerung parallel, nur dass bei Euch das Wetter durchwachsener war. Bin gespannt, was ihr so alles auf der ersten gemeinsamen Womo-Tour erleben werdet.
Viele Grüße
Lothar
Guten Morgen Lothar,
gerne nehmen wir dich mit (ich habe mich bei dir ja auch still und heimlich noch auf den Rücksitz gequetscht).
Die Regenwolken sollten tatsächlich während unseres ganzen Urlaubs treue Begleiter werden - da wir aber trotzdem (meistens) hochsommerliche Temperaturen hatten, konnten wir das eine oder andere Gewitter auch verschmerzen. Wenn man im August durch den Südwesten reist, dann gehören diese Wetterwechsel am Nachmittag wohl einfach dazu.
Liebe Grüße
Bärbel
Liebe Grüße
Bärbel
Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017