Heute Nacht hatten wir mal die Betten getauscht. Die Kinder konnten das Doppelbett nutzen und wir schliefen auf den etwas weniger bequemeren Schlafplätzen im vorderen Teil des Womos. Es war aber alles in allem trotzdem ganz bequem, außer, dass ich mir in der Nacht mindestens zehnmal die Rübe an der Decke gestoßen habe.
Heute standen wir alle eine Stunde früher als sonst auf, denn vor uns lagen 2 Stunden Fahrt zum Capitol Reef NP, von dem wir natürlich auch noch etwas sehen wollten. Zusätzlich war unser heutiger Campground ein „first come first serve“, was soviel bedeutet „ wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ Gegen 08:45 rollten wir vom Campground in Richtung Nationalpark.
War der Highway 12 gestern schon sehr schön, wurden wir auf den folgenden 80 Meilen geradezu von ständig wechselnden wunderschönen Landschaften überschüttet. Schroffe Felslandschaften wechselten sich ab mit waldreichen Gegenden. In einer dieser Waldstücke, dem Dixie National Forest ( habe aber keine dieser Toilettenhäuschen gesehen), erreichten wir mit 2.960 Metern auch das Dach unserer Tour. Auf dieser Höhe ist man in den Alpen bereits im hochalpinen Gebiet mit einer reinen Felslandschaft bzw. Im Gletschergebiet. Hier wachsen in dieser Höhe Bäume und die Natur ist sattgrün. Schon komisch. Wir hatten von dort oben eine fantastische Aussicht.
Nach gut 2 Stunden Panoramafahrt und einem ersten Tankstopp ( bei 130 Litern und 90$ war der Tank halbvoll) erreichten wir den Nationalpark.
Merkwürdigerweise mussten wir hier keinen Eintritt bezahlen, nur für den Scenic Drive waren 10$ fällig. Allerdings beruht das auf Vertrauensbasis. Man steckt die 10$ in ein Kuvert und steckt es in eine kleine Box. So funktioniert das Mautsystem in Amerika. Auf dem Fruita Campground fanden wir auch noch ein schönes Plätzchen, so dass der Erkundung des Parks nichts mehr im Wege stand.
Wir erkundigten uns im Visitor Center nach schönen und nicht zu langen Trails. Vor allem unserem Sicherheitschef Felix war es wichtig, dass es Trails waren, bei denen keine Flash Flood Gefahr bestand. Flash Floods sind durch Gewitter auftretende plötzliche Sturzbäche und Überschwemmungen, die in Canyons lebensgefährlich werden können. Dabei muss es nicht einmal in dem Gebiet selbst gewittern. Auch ein 20km entferntes Gewitter kann eine solche Sturzflut auslösen. Insofern hatte Felix mit seiner Vorsicht natürlich absolut recht.
Die Ranger empfahlen uns insgesamt 3 Trails. Bevor wir den ersten Trail in Angriff nahmen, fuhren wir mit dem Womo noch den Scenic Drive ab. Auf der 10 Meilen langen Strecke gab es schöne Ausblicke auf die Felslandschaft des Capitol Reef. Umgehauen hat mich persönlich der Scenic Drive nicht.
Wir fuhren nun zum Ausgangspunkt unseres ersten Trails, dem Hickman Bridge Trail. Dieser Trail sollte zu einer schönen Natursteinbrücke führen, die im Zuge der Erosion entstanden ist. Auf dem teilweise recht steilen Weg hatte man immer wieder eine fantastische Aussicht auf die Felslandschaft des Capitol Reef.
Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir die Brücke, bei der es sich eigentlich um zwei kleinere Brücken handelt. Wir waren doch etwas enttäuscht, denn die Brücken waren zwar schön anzusehen. Dafür, dass es aber eines der Highlights des Parks sein sollte, waren sie doch ziemlich mickrig.
Felix ging noch ein Stück weiter und forderte uns kurz danach auf, ihm doch einmal zu folgen. Kaum bei ihm angekommen, sahen wir unseren Irrtum. Die zwei Brücken waren zwar schön, hatten aber nichts mit der Hickman Bridge zu tun. Diese befand sich noch ein paar hundert Yards weiter entfernt und war mit ihrer Spannweite von 40m echt beeindruckend. Wir schossen natürlich auch davon unzählige Fotos.
Da am Himmel mittlerweile dunkle Gewitterwolken aufzogen, beschlossen wir, unser Tagesprogramm etwas zu ändern und den für den Abend geplanten Einkauf vorzuziehen. In Torrey, einem 11 Meilen entfernten kleinen Städtchen, goss es wir aus Kübeln. Dazu blitzte und donnerte es heftig. Für weitere Trails sah es also echt finster aus.
Wie es bei Gewittern so ist, sind diese bekanntlich ja recht regional begrenzt. So ging ich mit unseren Kindern eine Wette ein, dass es bei uns nicht geregnet hatte. Mit jeder Meile Richtung Campground wurde es weniger nass. Auf dem Campground war es fast trocken, allerdings nur fast. Und da Wettschulden Ehrenschulden sind, waren meine Kinder um ein spendiertes Eis reicher.
Tina und ich nahmen noch einen Trail, der sich in unmittelbarer Nähe unseres Campgrounds befand, in Angriff. Von diesem hatte man einen wunderschönen Blick auf den Fruita CG.
Nach etwa 20 Minuten sahen wir besorgt zum Himmel, der einige Meilen entfernt tief schwarz war. Dazu wehte noch ein heftiger Wind, der bei uns aufgrund der lockeren Felsschichten ein etwas mulmiges Gefühl verursachte.
Da wir die weitere Wetterentwicklung nicht einschätzen konnten, entschieden wir uns zu „Safety first“ und stiegen wieder hinunter.
Wir besuchten noch einen kleinen Shop, der sich direkt an unserem Campground befand und den Charme des vergangenen Jahrhunderts ausstrahlte. Sehr hübsch anzusehen und keineswegs kitschig.
Den Abend haben wir wie immer am Campfire ausklingen lassen.
Hi Andrej,
Schade, dass euch das Wetter ein wenig eingebremst habt, aber der Trail zur Hickman Bridge ist ja auch schön. Irgendwie gabe es auch bei uns im Capitol Reef öfter Regen....
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
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