Wir fahren vom 1000 Lakes RV Park los in den Capitol Reef, nicht ohne vorher erneut bei Chuck's Wagon eingekauft zu haben.
Um halb zehn beginnt ein Ranger-Programm. Die beiden Ranger sind jedoch in diesem Fall keine bezahlten Ranger, sondern ehrenamtliche NP-Mitarbeiter. Sie erklären, wie die Leute hier früher gelebt haben, von 1870 bis in die 1960er Jahre. Die ganzen Obstbäume hier, insgesamt 3100 Stück, waren damals das Gold: Früchte dienten als Währung und man hatte Tauschhandel. Es waren drei Mormonen-Familien und die hatten hier auch alle Hände voll zu tun, um die Obstplantagen zu bewirtschaften: Bewässerungsgräben pflegen, Obstbäume schneiden und und und. Hochinteressant.
Die beiden alten Pappeln am Picknick-Platz sind etwa 100 Jahre alt, erfahren wir, und gehören der Gattung populous freemontii an, benannt nach dem Freemont River. Dieser hatte immer Wasser die letzten >100 Jahre und war eine zuverlässige Wasserquelle, auch damals bereits für die Siedler. Wasser ist auch heute sehr wichtig. In Utah gilt „use it or lose it“: Wer sein Wasser nicht verwendet, verliert das Recht daran und es wird nach Los Angeles oder Las Vegas oder sonstwohin verkauft. Wir hören, dass es Golfplätze mitten in der Wüste gibt, auf denen keiner spielt nur um die Wasserrechte nicht zu verlieren. Die Ranger meinten, das Wasserrecht im Westen ist so kompliziert, da lasse sich so schnell leider nichts dran ändern.
Wir erfahren weiter: Vor 1000 Jahren war das Tal schon einmal bewohnt, damals haben die Bewohner Mais, Bohnen, Weizen, Kürbis etc. angebaut und eine Population von 1000 Leuten davon ernährt. Ein sehr fruchtbares Tal also, und die umliegenden Berge schützen das Tal im Winter vor zu großer Auskühlung. Bereits nebenan in Torrey sei es erheblich kälter, erfahren wir noch. Ein fantastisches Programm, das die Ranger da machen, denn die meisten Leute kämen nur wegen der Steine und Felsen, sagen sie uns noch.
Adrian verbringt den ganzen Vortrag schlafend in der Beco. Wir kommen noch mit Rod und Marilyn, einem älteren Ehepaar aus Texas, ins Gespräch. Sie haben kein Haus mehr, dafür „nur“ einen Wohnwagen und leben darin in Texas, wenn sie nicht gerade unterwegs sind. Sie wohnen bei Austin auf etwa 400 Fuß Höhe, so dass ihnen eine Flut nichts anhaben könne. Das ist gut, falls der Hurrikan vorbeikommt, scherze ich noch. Ja, ein Hurrikan, oder auch zwei, sei das worauf man derzeit warte, entgegnet Rod, denn das Land sei sehr stark ausgetrocknet. Er erzählt mir auch noch einen Mormonen-Witz: Warum soll man niemals einen einzelnen Mormonen zum Angeln mitnehmen sondern immer nur zwei oder mehr? Einer allein trinkt dir das ganze Bier weg.
Am Gifford House kaufen wir uns noch Apple Pie und homemade ice cream, lecker! Mittags gehen wir den Grand Wash hoch. Imposante Steinwälle erheben sich links und rechts von uns. Im September gab es eine große flash flood hier in deren Folge der Hwy. 24 auch längere Zeit gesperrt war. Ein Inch Regen reicht aus, hat uns der Ranger heute früh erzählt, um eine solche Flut zu erzeugen. Überall von dem hohen Berg“riffen“ kamen ca. 30 Minuten lang Wasserfälle herunter. Ein riesiges Einzugsgebiet, ein Inch Regen und der Boden kann nichts aufnehmen. Daher fließt das Wasser eben abwärts.
Eigentlich wollten wir heut schon weiter fahren, aber es gefällt uns so gut hier, dass wir noch eine Nacht bleiben. Wir quartieren uns im Fruita CG ein, eine handvoll Camper sind hier aber der Platz ist größtenteils leer. Jetzt ist halt Nach-Saison und man darf die übriggebliebenen Äpfel in den Plantagen pflücken. Genau das machen wir auch, wir holen ein paar Äpfel von den Bäumen, immer unter den Augen von einigen Mule-Deers, die darauf warten, dass man einen Apfel wegwirft weil er zu verwurmt ist.
Die Äpfel der Sorte red delicious sind wirklich delicious! Und hier bekommen sogar die Apfelbäume gelbe Blätter!
Abends schauen wir uns noch einen Lichtbildvortrag an. Eine Rangerin erklärt in einer halben Stunde, wie die Mormonen damals in Fruita gelebt haben. Nette Geschichte am Rande: Poligamie war offiziell abgeschafft und es herrschte Prohibition. Wenn die Marshals zur Inspektion kamen, haben sie natürlich weder die Destillerien gefunden (die waren in den Bergen) noch die Vielweiberei entdeckt. Meistens wurden die Bewohner vorgewarnt, und man konnte seine „zuvielen“ Ehefrauen in den Canyon schicken. Daher auch der Name Kohab Canyon, von cohabitation.
Hallo Barbara,
das heute ist dank der von Euch besuchten Rangerprogramme ein toller, informativer Tagesbericht. Wir besuchen solcher Rangerprogramme auch immer wieder gerne weil Sie so informativ sind.
Liebe Grüße
Gabi
Scout Womo-Abenteuer.de
Genieße jeden Tag, denn es könnte auch dein letzter sein
Hallo Barbara,
sehr interessant, deine Geschichten aus dem Capitol Reef NP -- ich werde sie mal mit dem Highlight-Eintrag verlinken.
Besonders dein letzter Satz bringt mich zum Schmunzeln: als ich da durch wanderte, fragte ich mich schon, warum der wohl so heißt - jetzt weiß ich es ! Ich kann mir solche Sachen immer nur merken, wenn ich weiß, warum man einen Platz so nannte .... . -:))
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)