Der Travellers World RV Park liegt im Süden von San Antonio und hat einen entscheidenden Vorteil: Vor dem Eingang liegt die Haltestelle eines Stadtbusses, der einen in 15 Minuten ins Zentrum von San Antonio bringt. Also mache ich mich morgens um 11:00 Uhr auf den Weg. Es wird ein sonniger, heißer Tag mit 30 Grad werden. San Antonio hat eigentlich nur 4 Sehenswürdigkeiten: Den Riverwalk, The Alamo, einige spanische Missionskirchen und einen Aussichtsturm, der 1968 anlässlich der Weltausstellung errichtet wurde. Daneben noch 1,2 Museen, das war’s. Dennoch ist San Antonio ein absoluter Touristenmagnet, was mich etwas wundert.
Ich beginne meinen Stadtspaziergang mit dem Riverwalk. Dieser erstreckt sich zu beiden Seiten des San Antonio Rivers, der im Stadtgebiet die Dimension eines mittelgroßen Kanals hat (für Hamburger: Ich schätze halb so breit wie der Osterbekkanal). Nachdem der Fluss immer wieder zu Überschwemmungen im Stadtgebiet mit materiellen Beschädigungen und Toten geführt hat, hat man sich in den 1930er Jahren entschlossen, oberhalb der Stadt eine Schleuse zu bauen und gleichzeitig den Fluss zu kanalisieren. Dabei wurde ein Stück im direkten Innenstadtbereich begradigt, aber der alte Flusslauf gleichzeitig belassen, so dass der Fluss jetzt einmal geradeaus läuft und gleichzeitig abzweigt und in Form eines U’s durch die Stadt läuft. Entlang des Flusses und des U’s sind beidseitig Wege angelegt, auf denen man unterhalb des Straßenniveaus flanieren kann.
Ich beginne also meinen Weg am Schnittpunkt des Flusses und des U’s und denke mir „Oh wie nett“. Aber je weiter ich in das U hineinlaufe (und das ist nicht weit, man läuft vielleicht 5 Minuten, desto touristischer wird es. Am Ende komme ich mir vor wie in italienischen Ferienorten, wo sich Restaurant an Restaurant reiht und die Kellner mit Speisekarte in der Hand lautstark die vorbeigehenden Passanten zur Einkehr bewegen wollen. Nicht so mein Ding.
Hier ist es noch ruhig: Der Riverwalk im südlichen Innenstadtbereich
Theater mit Tribüne hüben und der Bühne drüben. Ich stelle mir das bei Theateraufführungen sehr nett vor.
Muss man mögen: Der Riverwalk im mittleren Teil
Ich lege also einen Schritt zu und komme nach weiteren 5 Minuten wieder am Flusslauf an. Und sofort haben sich die Touristenströme (weitgehend) verflüchtigt. Natürlich gibt es hier auch noch welche (mich zum Beispiel), aber nicht mehr so massiv. Und es gibt keine Restaurants mehr. Dafür nett angelegte Wege, kleine Bassins mit Fischen oder Wasserpflanzen. Der Fluss beschreibt hier einige Kurven, denen ich vielleicht 30 Minuten folge. Dann finde ich ein etwas alternativ angehauchtes…. ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. So ein Mittelding zwischen kleinem Biergarten, Strandbar ohne Strand (aber mit Blick aufs Wasser) und Bretterbude. Ich esse einen Burger, der zwar etwas auf sich warten lässt aber dafür sehr gut schmeckt. War irgendwie mit Buttermilchsoße gemacht. Gegenüber liegt in einer stillgelegten Brauerei das San Antonio Museum of Arts, dass eine gute Sammlung von indianischer und mexikanischer Kunst haben soll, aber für einen Besuch ist keine Zeit. So betrachte ich noch ein wenig die Leute und mache mich auf den Rückweg. Der Riverwalk wird in diesem Abschnitt von Familien, Joggern, Leuten, die ihren Hund ausführen oder einfach nur spazieren gehen genutzt. Sehr entspannt. Unnötig zu sagen, dass es mir hier viel besser gefallen hat als in Innenstadtbereich.
Der Riverwalk nördlich der Innenstadt in Richtung San Antonio Museum of Art
Hier gibt's leckere Burger
Zurück nach Downtown wähle ich einen Weg durch die Straßen, denn ich will ja auch sehen, wie es oben aussieht. Naja, wie eine amerikanische Innenstadt der 1980er Jahre. Kein geschlossenes Stadtbild, Freiflächen, die teilweise brach liegen oder als Parkplätze genutzt werden. Leer stehende Häuser und/oder Ladenflächen, billige Geschäfte, also irgendwie alles etwas runtergekommen.
Downtown auf Ebene 0.
5 Minuten später bin ich dann bei The Alamo, ein absolutes Heiligtum für Amerikaner. In dieser ehemaligen Missionskirche haben 1836 während des texanischen Unabhängigkeitskrieges 200 Texaner sich den mexikanischen Truppen widersetzt, bis sie der Übermacht nicht mehr Stand halten konnten und getötet wurden. Wenige Wochen später wurden die mexikanischen Truppen bei Houston von der texanischen Armee mit dem Schlachtruf „Remember the Alamo“ vernichtend geschlagen und Texas hatte seine Unabhängigkeit errungen, bevor man sich dann 1845 den USA anschloss.
Im Innenstadtbereich gibt es noch ein mittelgroßes Einkaufszentrum und einen kleinen Park (HemisFair-Park) mit dem Tower of the Americas. Für eine Besichtigung der Aussichtsplatform hätte man eine Stunde anstehen müssen. Das schenke ich mir und schaue mir lieber noch ein wenig die Leute an. Heute, an einen Sonnabend, kann man hier 3 Gruppen von Menschen identifizieren: Touristen aller Art, Soldaten, junge Rekrutinnen oder Rekruten in Ausgehuniform, die zusammen mit ihren Familien durch die Stadt gehen und Hochzeitsgesellschaften meist aus mexikanisch-stämmiger Bevölkerung. Die Hochzeitspaare sehr jung, die Damen extrem aufgehübscht und die Hochzeitsgesellschaften daran zu erkennen, dass alle gleich gekleidet waren.
Hochzeitgesellschaft
Welche Einflüsse kann man in San Antonio feststellen? Amerikanisch-texanische, mexikanische und deutsche. Warum deutsche? Texas war Mitte des 19 Jahrhunderts ein beliebtes Ziel für deutsche Auswanderer und viele siedelten sich in der Region von Austin bis San Antonio und westlich davon, im sogenannten Hill Country an. Viele Deutsche haben das wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Leben hier in der Region geprägt und so gibt es viele Orte und Straßenbezeichnungen mit deutschem Ursprung. Mitten in San Antonio gibt es eine Kirche, in der noch jahrelang deutschsprachige Andachten gehalten wurden.
Moin,
entlang des River sieht ja alles sehr hübsch aus. San Antonio scheint ja ein Besuch wert zu sein, auch wenn du nicht sooo begeistert klingst!?
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Moin,
ja, der San Antonio ist immer einen Besuch wert. Der Riverwalk ist wunderschön. Gerade im Sommer / Herbst. Es gibt hioer noch eine Brücke mit den gekachelten Säulen, welche die 4 großen Ströme der Welt darstellen sollen.
Und The Alamo ist schon beeindruckend :
Hallo Sonja und DSkywalker,
also, San Antonio hat mich nicht vollends überzeugt. Von Teilen der Innenstadt war ich etwas enttäuscht. So überlaufen, wie ich es rund um The Alamo und am Riverwalk im Abschnitt Market Street bis zur nördlichen Einmündung in den Hauptarm fand, so nett war es weiter nördlich. Vielleicht braucht man etwas mehr Zeit, um sich der Stadt zu nähern. Die Stadt hat 1,3 Millionen Einwohner, da gibt es bestimmt viele nette Ecken.
Viele Grüße
Olaf