Wer schon mal im Big Bend gewesen ist, kann bei „Tagesablauf“ weiterlesen, für allen anderen mag die Einleitung interessant sein.
Das Nationalparkgebiet des Big Bends hat grob gesagt die Form eines Quadrats, wobei die Winkel in die Himmelsrichtungen zeigen. Südlich wird er vom Rio Grande begrenzt, der also von der Westspitze des Salmis über die Südspitze zur Ostspitze fließt, so auf ca. 600 Höhenmeter. Er führt im Westen durch Canyons, im weiteren Verlauf ist das Tal dann breiter. Natürlich ist es in Flussnähe grün, aber nur für einen schmalen Streifen. Nördlich des Flusses und ca. in der Mitte des Parks steigt das Gelände zu einem Gebirge an, die Chisos Mountains. Dort oben gibt es auf ca. 1.600 Meter eine Lodge, die ich leider nicht anfahren konnte, da mein Womo für die Passstraße zu lang ist. Die Gipfel gehen auf 2.300 Meter. Das Gebirge übt eine wichtige Funktion für die Tierwelt aus, weil es dort oben kühler ist, als unten in der Wüste. Nördlich, direkt am Fuße der Chisos Mountains liegt das Visitor Center auf 1.100 Meter. Daran an schließt sich weiter nördlich dann eine Wüste, in der außer niedrigen Sträuchern nicht viel wächst. Das Gelände ist immer wieder von kleinen Hügelketten durchzogen, fällt aber insgesamt nach Norden hin wieder etwas ab. Es gibt also 3 Vegetationszonen: Ein schmaler grüner Flussstreifen, das Gebirge und die Wüste.
Es ist immer heiß und windig. Ab April bis ca. November ist es 40 Grad und heißer, so dass kaum noch Touristenverkehr ist. Trotz der widrigen Umstände gibt es eine reichhaltige Tierwelt: Viele Vogelarten, z.B. den Roadrunner (die laufen wirklich ganz schön schnell), viele Singvögel und ich habe auch einen Bussard gesehen. Daneben Kojoten, Javalinos, Hasen, Ratten, Schlangen usw.
Kleiner Grenzverkehr
Der Rio Grande ist gar nicht so groß, wie er sich nennt, man kann ihn an vielen Stellen durchwaten. Es gibt sogar einen Grenzübergang. Einige amerikanische Touristen machen sich einen Spaß, mal eben schnell für ein Foto nach Mexiko rüberzulaufen und einige Mexikaner leben von dem Tourismus im Big Bend, indem sie morgens den Fluss überqueren, einige selbstgebastelte Erzeugnisse auslegen, mit einer Dose, in der man seinen Obolus hinterlassen soll, wenn man etwas davon nimmt. Abends kommen sie dann wieder und sammeln alles ein. Auch habe ich zwei Mexikaner gesehen, die vermutlich vom gegenüber liegenden Dorf kamen und im Store des Rio Grande Village Campgrounds eingekauft haben. Auf mexikanischer Seite schließt sich der Nationalpark Maderas del Carmen an. Viele Tiere haben ihren Lebensraum auf beiden Seiten des Flusses und wandern je nach Jahreszeit. Eine Mauer an dieser Stelle wäre nicht nur ein Verlust für die Menschen hier, sondern auch eine Katastrophe für das Ökosystem.
Ein Mexikaner, der am Abend die selbst gebastelten Andenken und das Kleingeld aus den Dosen einsammelt. Im Hintergrund wartet sein "Kollege"
Noch ein Wort zu Größe des Parks. Vom Parkeingang im Norden bis zu meinem ersten Ziel, dem Cottonwood Campground im Südwesten, sind es 61 Meilen. Am zweiten Tag übernachte ich auf dem Rio Grande Village CG im Südosten an. Man muss einen Halbkreis über das Visitor Center fahren, die Strecke dorthin beträgt 55 Meilen. Stellt euch vor: Ein Nationalpark, der von Hamburg nach Lübeck oder von München nach Rosenheim reicht.
Trotz seiner Abgeschiedenheit ist der Big Bend NP ein beliebtes Ziel für Touristen. So kommt es, dass man hier nie alleine ist. Da es aber außer den 3 Campgrounds, der Lodge, einigen Backcountry Zeltplätzen, zwei Stores für das Nötigste und zwei Tankstellen keine touristische Infrastruktur gibt, ist es ein ruhiges Ziel. Man kann wandern, die Tierwelt und die Landschaft beobachten. Die Landschaft beobachten? Klingt langweilig, ist es aber nicht. Die Gebirge mit ihrem überwiegend roten Stein geben ein ganz unterschiedliches Farbspiel ab, je nachdem, wie die Sonne darauf fällt.
Der Tagesablauf
Zunächst steht eine Wanderung in den Santa Elena Canyon an. Dieser liegt an der äußersten Südwestspitze des Parks. Durch ihn fließt der Rio Grande und links und rechts türmen sich die Felswände ziemlich senkrecht. Ich bin nicht gut im Schätzen, aber ich tippe mal, es sind 300 Meter. Bevor man ungefähr eine halbe Meile in den Canyon hineinlaufen kann, muss man das Flussbett des Terlingua Creeks durchqueren. Es ist derzeit ausgetrocknet, aber der Breite nach zu urteilen muss der Fluss, wenn es regnet, einiges an Wasser führen. Heute ist es nicht mehr so heiß wie gestern, dafür aber wieder deutlich windiger. Während ich das Flussbett durchquere erfassen mich einige Sandböen. Sand auf frisch mit Sonnenmilch eingecremter Haut – immer wieder gerne genommen. Der Pfad in den Canyon hinein ist gut ausgebaut und es geht etwas auf und ab. Am Ende aber ist man wieder fast auf Flussniveau und kann schön in den Canyon hineinschauen. Natürlich bin ich hier nicht alleine unterwegs. Wahrscheinlich sehe ich mit meiner Fototasche so professionell aus, auf jeden Fall werde ich von anderen Besuchern gefragt, ob ich ein Foto machen könnte. Wenn die um meine nicht vorhandenen Fotografierkünste wüssten… Auf jeden Fall komme ich mit einem älteren amerikanischen Ehepaar ins Gespräch, die eine Rundreise machen und irgendwann im Staat Washington ankommen möchten. Toll, wenn man so etwas ohne Zeitdruck machen kann. Und ich treffe noch einen Niederländer, der seit 6 Jahren in Houston arbeitet und die verbleibende Zeit, bevor er wieder nach Europa zurück geht, für einige Ausflüge nutzt.
Santa Elena Canyon
Durch das Flussbett geht es zum Canyon
Blick in den Canyon, links der Trail
Viel weiter ging's nicht mehr
Blick aus dem Canyon flussabwärts
Nachdem ich wieder am Parkplatz bin, mache ich mich langsam auf dem Weg zum Rio Grande Village CG, meinem heutigen Übernachtungsstopp. Heute habe ich keine Eile und so fahre ich ganz gemütlich, mache einige Fotostopps. Es ist jetzt doch extrem heiß und sehr windig, also kann man nur kurz aussteigen und Wanderungen in der Wüste sind völlig ausgeschlossen. Am frühen Abend bin ich dann am Campground und mache noch einen kleinen Spaziergang. Und dann entdecke ich auf einer Wiese eine Gruppe Javalinos, die dort friedlich grasen.
Javelinas. Was hätten Asterix und Obelix jetzt wohl gemacht?
Nachdem ich ihnen einige Zeit zugeschaut habe laufe ich weiter und treffe ein amerikanisches Ehepaar beim Birding (Birding, also Vogelbeobachtung, ist so etwas wie ein Nationalsport in den USA). Sie haben einen Bussard entdeckt und zeigen mir das Nest und das Weibchen, das nicht weit entfernt auf einem Ast sitzt und auf die Rückkehr des Männchens wartet. Ich unterhalte mich einige Zeit mit ihnen, aber nachdem sich der Herr des Hauses mit der Jagd Zeit lässt, beschließe ich, wieder zum CG zurückzugehen, denn ich will noch den Rio Grande Village Overlook Trail laufen, der direkt am CG beginnt. Der Weg führt auf einen kleinen Berg hinauf, von dem man einen schönen Blick auf den Rio Grande und das Tal hat. Oben angekommen, habe ich noch wenig Zeit, einige Fotos zu machen. Denn der ohnehin schon starke Wind frischt noch weiter auf. Im Westen sieht man, wie die Sonne hinter einer Dunstglocke verschwindet. Da braut sich was zusammen und tatsächlich: Auf dem Rückweg wird es richtig stürmisch. Ich erreiche mein Wohnmobil noch rechtzeitig und bin richtig froh, dass ich jetzt nicht zelten muss, wie viele Leute um mich herum. Auf jeden Fall: Wieder nichts mit Grillen. Werde ich das irgendwann nochmal schaffen, so ganz entspannt bei Tageslicht zu grillen? Mein Essen bereite ich mir drinnen zu, während der Wind ganz schön an dem Wohnmobil rüttelt. Um 22:00 Uhr ist das Schlimmste überstanden und wir alle auf dem CG können doch noch eine einigermaßen ruhige Nacht verbringen.
Blick vom Overlook auf den Rio Grande CG
Blick vom Overlook flussaufwärts
Blick nach Mexiko: Wüste hüben wie drüben
Trotz extremer Witterungsbedingungen und langer Anfahrt bin ich froh, dass ich hierher gefahren bin.
Hi Olaf,
vielen Dank für deine genaue Beschreibung des Big Bend NPs. Fand ich sehr interessant.
Das scheint ein ganz entspannter und gemütlicher Tag gewesen zu sein. Bin gespannt, wie es weiter geht.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Olaf,
dein Reisedatum oben musst du glaub ich nochmal überdenken?.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Grins, das sehe ich auch so
Geheimtip sind die Hot-Springs hier in der Gegend direkt am Rio Grande
Die ganz Mutigen gehen da zum Sonnenuntergang hin und genießen dann noch den tollen Nachthimmel bei angenehmen Wassertemperaturen...
Gruß
DSkywalker
Hallo Elli,
danke für den Hinweis. Ich habe das Datum korrigiert. Irgendwo schleicht sich halt immer der Fehelerteufel ein.
Hallo DSkywalker,
die Hot Springs hatte ich auch auf dem Programm, aber das Ehepaar, das ich beim Birding getroffen hatte, erzählte mir, dass die Quelle im Moment ausgetrocknet sei. Da habe ich mir den Weg gespart.
Viele Grüße
Olaf
Hallo Olaf,
echt? Das wäre schade.
Liebe Grüße Gerd
Meine Reiseberichte, bitte auch auf Seite 2 schauen.
Hallo Olaf,
vielen Dank für den tollen Überblick über den Park. Wieder ein Ziel, dass ich gerne einmal besuchen möchte. Als reiner Sommerurlauber werde ich wohl noch ein wenig darauf warten müssen.
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de