Tag 33: Enchantments - The Core Area

Ich wache gegen 3/4 Uhr morgens auf….und ich rieche Rauch Der Blick nach draussen bestätigt, es ist ziemlich dunstig/rauchverhangen Ein komisches Gefühl macht sich breit...hier draussen, allein, im Wald Aber naja wir sind hier an der Baumgrenze (also nicht viel Treibstoff für ein Feuer), direkt am See und würde es in der Nähe brennen, wäre ja bestimmt schon die Kavallerie ausgerückt um uns zu retten...hoffentlich  Ausserdem wusste ich ja, dass das passieren kann. In Leavenworth hatte ich ja bereits entsprechende Meldungen von Wetterapps erhalten - Air Quality Alert! Als etwas später die ersten Thru-Hikers am Zelt vorbei laufen, bin ich beruhigt. Das Feuer ist also definitiv nicht hier in der Nähe, sonst wären die gar nicht erst gestartet. Trotzdem mach ich mir Sorgen. Nicht wegen dem Feuer….aber der Rauch…und der anstrengende Aufstieg am Aasgard Pass…keine gute Kombi Naja warten wir ab, ich döse erst mal weiter. Wir stehen etwas später auf als geplant - erst gegen 5.30 Uhr und starten den Hike um 6.30 Uhr. Es ist immer noch leicht rauchverhangen aber nicht schlimm. Wir riechen den Rauch zwar, aber es ist nicht so, dass es in den Augen brenne würde oder wir gar Mühe beim Atmen hätten...phuuu Gott sei Dank.  Trotzdem hoffen wir natürlich, dass der Rauch sich im Lauf des Tages ganz verziehen wird...aber vor allem nicht schlimmer wird. Von unserem Zeltplatz aus stehen wir in wenigen Minuten am Anfang des Aasgard Passes. Hier gibt es keinen eigentlichen Weg mehr. Wir wissen, dass wir uns links vom Wäldchen weiter oben (jetzt sind wir davon noch weit weit entfernt) halten müssen. Rechts davon ist ein Bach und gefährlicher Wasserfall, der oft auch bis in den Sommer hinein noch teilweise unter Schnee verborgen liegt. Diese Route ist unbedingt zu vermeiden und hat leider auch schon Tote gefordert.

Auf geht’s ins Herz der Enchantment! Die Kids haben heute keine Rucksäcke dabei und so springen sie den Pass hoch wie jungen Mountain Goats Von denen treffen wir übrigens sehr bald die ersten - wieder eine Mutter mit Baby. Jetzt am frühen morgen liegt der Aasgard Pass noch komplett im Schatten und wir kommen gut voran. Aber es ist schon ganz schön anstrengend über Felsen und loses Geröll steil bergauf sich den Weg zu bahnen. Wir dachten anfangs, wir gehen ohne Wanderstöcke falls wir die Hände brauchen. Wir Eltern haben aber am Ende die Wanderstöcke meist doch ganz gerne genutzt. Unsere beiden kleinen Mountaingoats sind ohne Stöcke den Pass hoch gehüpft Mit ausreichend Pausen (für die Eltern) schaffen wir es dann in rund 2.5 Stunden nach oben. Ich glaub unsere Jungs hätten es in deutlich kürzerer Zeit geschafft. Die waren heute morgen wirklich ausserordentlich fit und mussten ständig auf uns warten Vielleicht liegt's am fehlenden Rucksack....ich denke bald kommt meine Zeit, wo Mama keinen Rucksack mehr trägt und das den Männern der Familie überlässt Die letzten 20-30 Minuten laufen wir in der Sonne und sind dankbar, dass wir so früh gestartet sind und nicht den ganzen Pass in der prallen Sonne hoch laufen mussten. Denn ist die Sonne erst mal da, gibt es hier absolut keinen Schatten mehr. Alles in allem war der Aufstieg nicht so schlimm, wie wir es erwartet hatten. Vermutlich hat uns Mount Saint Helens abgehärtet Den Aufstieg fanden wir deutlich anstrengender - war aber natürlich auch viel länger. Müsste man den Aasgard Pass nach dem Aufstieg zum Colchuck Lake bewältigen, sähe das sicher ganz anders aus (eagle eye wird ja vielleicht bald davon berichten...no pressure).

Oben angekommen, gibt es erst mal eine ausgedehnte Pause...für die Eltern. Die Kids sind immer noch voll fit und toben sich im Schnee aus. Die Sicht ist immer noch recht dunstig. Rauch riechen wir aber nicht mehr. Auch hier oben treffen wir wieder auf Mountain Goats. Die werden uns für den Rest des Tages begleiten. Immer wieder treffen wir auf Ziegen und Ihre Kitze. Vor den Mountain Goats wird hier übrigens gewarnt. Die sollen richtig wild auf Salz sein. Sie schnappen sich wohl gerne mal Kleider von Wanderer/Camper die zum trocknen aufgehängt/auf Steinen liegen und besonders gerne mögen sie wohl auch den Urin von Menschen und lecken den von Steinen und Erde. Uns lassen sie heute aber zum Glück in Ruhe und zeigen keinerlei aufdringliches oder gar aggressives Verhalten. Grosse Scheu kennen sie allerdings auch nicht - einen gewissen Sicherheitsabstand halten die Mütter, wohl auch wegen ihren Kleinen, aber schon ein.

Dann geht's hinein in die Core Area. Ab hier ist wieder ein Weg erkennbar. Der Weg schlängelt sich gemächlich durch die die herrliche Landschaft hier oben.  Ein See reiht sich an den anderen, umrahmt von den umliegenden Gipfeln,  die ersten Blumen lugen zwischen den vielen Schneefeldern hervor und überall plätschert glasklares Wasser die Hänge und Felsen hinunter….fantastisch Schon bald erreichen wir die vermeidlichen Inspiratio/Perfection Lakes …also mindestens glauben wir das Mein Mann meint, das Garmin zeigt den See hier als Inspiration Lake an (oder war’s Perfection Lake? - jedenfalls einer der beiden). Ich denk mir so…die sahen doch ganz anders aus im Netz und ausserdem sind wir doch noch gar nicht so weit gelaufen. Na egal. Schön ist es hier allemal, und ausser uns ist niemand da und so machen wir eine längere Pause. Die Kids finden die Eisschollen die hier noch im See schwimmen natürlich spitze und spielen damit. Sie ziehen sogar ihre Badehose an, aber nur der Kleine traut sich und auch nur ganz kurz….brrrrrr. Dafür wagt er sich aber kurz auf eine Eisscholle...in Badeshorts...sieht man auch nicht alle Tage  

Wir wollen natürlich noch mehr vom Herzen der Enchantments erkunden und gehen weiter. Simply aaaaamazing Mittlerweile habe ich auch herausgefunden auf Alltrails (hab die Karte offline geladen), dass das nicht Inspiration/Perfection Lakes waren vorhin. Auf die treffen wir ein gutes Stück weiter. Einen traumhafter Blick haben wir von hier oben auf die beiden Seen. Leider streiken meine Männer und wollen nicht mehr weiter gehen. Um zu den Seen zu gelangen müssten wir hier steil nach unten. So weit wäre es eigentlich nicht, mindestens bis zum Inspiration Lake, der direkt unter uns liegt. Wir könnten sogar auf dem Schnee runter rutschen. Aber da ist nix zu machen…meine Jungs haben genug und der Blick von hier oben sei doch eh der Schönste. Nun ja, mich hätte es schon gereizt…….so herrlich blau und klar…da wär bestimmt auch ein Sprung ins kühle Nass drin gewesen, denn es ist ordentlich warm heute. Tja dann halt nicht und so machen wir hier oben im Schatten eines Felsen nochmal eine kurze Pause und geniessen diesen herrlichen Blick bevor wir umkehren. Wir müssen ja die ganze Strecke auch wieder zurück und vor allem den Aasgard Pass auch wieder runter. Davor graut mir jetzt schon…hoch ist die eine Sache…runter ne ganz andere 

Die Sicht ist mittlerweile übrigens deutlich besser geworden…hoffentlich ist das auch beim Colchuck Lake so. Wanderer kommen uns nur noch wenige entgegen - wobei wir es hier nie als sonderlich voll empfunden haben, trotz der doch verhältnismässig vielen Thru-Hikers. Und so gehen wir denselben wunderschönen Weg zurück, den wir gekommen sind.

Am Aasgard Pass angekommen, stellen wir erleichtert fest, dass die Luft jetzt nun auch unten am Colchuck Lake klar ist und geniessen den jetzt noch viel schöneren Ausblick von hier oben runter zum See. Dann geht’s an den Abstieg. Das geht schon ganz schön in die Knie…immerhin sind das rund 600 Höhenmeter auf ca. 1.2 km in anspruchsvollem Gelände.  Aber wir haben’s hoch geschafft, also kommen wir auch wieder runter

Mittlerweile ist es nach 15 Uhr und uns begegnen hier am Aasgard Pass immer noch Thru-Hikers...den Berg hoch...nicht etwa runter. Die wollen heute doch tatsächlich noch den ganzen Weg durch die gesamte Core Area und dann bis zum Snow Lake Trailhead wandern. Das sind von hier mit Sicherheit noch um die 20km…keine Ahnung was die geritten hat, erst so spät mit dem Hike zu starten Ausserdem treffen wir auch Backpacker, die sich mit den grossen schweren Rucksäcken hier den Berg hoch quälen. Die Sonne ist gnadenlos und die Jungs und Mädels sehen ganz schön geschafft aus. Wir ermutigen sie. Dort oben zu zelten, dafür lohnt sich die Quälerei auf jeden Fall Gewinnt man ein Permit für die Core-Area, so darf man in den ganzen Enchantments zelten, also auch unten am Colchuck Lake. D.h. man kann so eine mehrtätige Wanderung planen und auch den Hike in die Core-Area mit einem Stop am Colchuck Lake oder wenn man von der anderen Seite kommt beim Snow Lake unterbrechen. Das wäre sicher auch ein Klasse Erlebnis…aber die Permits sind ja noch schwerer zu kriegen als unsere. Für die Core Zone werden täglich 24 Permits vergeben - allerdings an 24 Personen und nicht 24 Gruppen. Bei allen übrigen Backcountry-Zones werden die Permits an Gruppen vergeben - ich glaube für maximal 8 Personen pro Gruppe. Zurück zum Aasgard Pass. Es ist heiss und wir sind froh können wir uns weiter unten mal am Bach der hier runter fliesst erfrischen. Nach 2 Stunden haben wir es geschafft und wir sind zurück beim Zelt angekommen. Nichts wie raus aus den verschwitzen Klamotten und rein in den herrlich kalten Colchuck Lake….tut das guuuuut 

Ein herrlicher Tag geht zu Ende. Wir kochen unser Trekking-Tüten-Food und geniessen unseren zweiten und letzten Abend hier am Colchuck Lake. Erschöpft aber überglücklich kriechen wir ins unsere Schlasäcke. Heute werden wir  tief und fest schlafen und von den umwerfenden Enchantments träumen