Wir fahren rechtzeitig los. unser Bus geht um 10.30 Uhr und wir sind bereits um 9.30 Uhr am Parkplatz. Mit dem Trailer wäre das Parken hier kein Spass gewesen und vor allem würde man hier viel Platz blockieren für andere Besucher - denn riesig ist der Parkplatz jetzt auch nicht. Wir - oder vor allem ich, hatte ja wegen der Waldbrände überlegt, ob wir den Trailer lieber hier am Parkplatz zum Lake o’Hara stehen lassen, anstatt auf dem Lake Louise Campground. Wenn es irgend ein Problem hier am Parking gäbe, wäre wenigstens klar, dass der Trailer Besuchern des Lake o’Hara gehört. Wir haben uns aber dagegen entschieden…wird schon schief gehen
Die bereits anwesende Rangerin informiert uns das morgen eine 60% Chance auf Regen besteht und empfiehlt auf Nachfrage heute schon den Alpine Circuit Loop zu laufen oder mindestens einen Teil davon. Sie gibt unseren Kids noch Ranger Booklets mit inkl. dem dazugehörigen Abzeichen. Dann kommt auch schon der Bus. Dieser ist ebenfalls von einer Rangerin begleitet. Bei ihr melden wir uns an, zeigen unsere Permits. Sie fragt nach Wasserblasen - diese dürfen nicht gefüllt sein für die Fahrt hoch zum See - wussten wir natürlich vorher und haben entsprechend nur die leeren Blasen in den Rucksäcken. Bärenspray muss ins Handgepäck vorne im Bus - auch das wussten wir schon und sind entsprechend vorbereitet. Walk-ups für den Bus hoch werden übrigens keine mehr akzeptiert. An der Bushaltestelle ist klar ausgeschildert, dass der Bus hoch zum See keine Besucher mitnimmt ohne Backcountry-Permit bzw. Tagesticket für den Bus - auch wenn es noch freie Plätze im Bus hat (und die Rangerin schickt auch grad solche Wanderer weg als wir da sind). Runter kann man den Bus nehmen ohne Backcountry-Permit/Tagesticket - aber nur wenn es Platz hat. Wer also ohne Backcountry-Permit/Tagesticket für den Bus zum Lake o’Hara will muss die rund 11km hoch laufen (Fahrräder sind nicht erlaubt). Eine eher langweilige Forststrasse immer berghoch. An sich sicher machbar - auch das runter Laufen (falls es keinen Platz im Bus gibt). Allerdings ist das Ziel am Lake o’Hara nicht unbedingt der See selber sondern das Wandergebiet dort oben und vor allem der Alpine Circuit oder mindestens der Opapin Prospect - und diese Strecke käme dann zu den im dümmsten Fall 22km noch dazu. Wir können uns zum Glück gemütlich vom Bus (der nicht ansatzweise voll ist) hochchauffierten lassen und passieren dabei auch die Wanderer, welche die Rangerin vorhin unten an der Bushaltestelle weggeschickt hat. Irgendwie tun die einem schon leid….andererseits ist das Ziel dieses ganzen Systems nun mal das Besucheraufkommen am Lake o’Hara zu limitieren und das ist ja auch Teil dieses aussergewöhnlichen Erlebnisses, dass die Gegend nicht überlaufen ist dort oben.
Während der Fahrt informiert uns die Rangerin was uns oben erwartet, gibt nochmal die aktuellsten Wetterprognosen durch und verteilt die heiss begehrten grünen Rückfahrt-Chips für den Bus. Die sollte man auf keinen Fall verlieren. Damit ist die Rückfahrt mit dem Bus garantiert. Tageswanderer ohne Busticket müssen warten bis alle wartenden Besucher mit solchen Chips in den Bus geladen sind und dürfen nur mit, wenn es noch Plätze übrig hat.
Am Campground angekommen, laden wir nach genau vorgegebenen Prozedere alle gemeinsam die Rucksäcke aus (hier ist alles top-durchorganisiert). Dann versammeln wir uns alle im Kreis um die Rucksäcke. Die Rangerin informiert, wie das jetzt abläuft. Die Campsites sind nicht fest zugeteilt. Es darf sich jeder eine Site aussuchen und soll dann zurück zur Rangerin kommen und die Nummer seiner Site durchgeben. Auf die Plätze fertig los…einige rennen tatsächlich los Wir trödeln auch nicht rum…aber rennen muss nicht sein. Es hat genug Platz für alle Wir suchen uns die schöne Site 26 aus. Die Tent-pads sind entgegen den Angaben auf Parks Canada Website deutlich grösser als 2.70 auf 2.70 Meter so dass unser u 4-Personen Zelt problemlos passt. Wobei es schon nur ein kleines 4-Personen Zelt sein darf und nicht so was Grosses mit zwei Schlafkammern oder so. Zwei Zelte auf einem Tent-pad sind übrigens verboten, genau so wie mehr als 4 Personen pro Tentpad. Das alles wird offenbar auch kontrolliert hier oben…die Ranger sind ja auch all gegenwärtig- tagsüber zumindest. Und wenn wir grad bei Regeln sind: wer ein Backcountry-Permit besitzt, muss auch tatsächlich mit grossem Gepäck/Zelt anreisen. Wer denkt, er kann mit einem Backcountry-Permit die Buslotterie umgehen und das Backcountry-Permit einfach als Busticket für einen Tagesausflug hoch zum Lake o’Hara nutzen, hat sich geschnitten. Man wird in so einem Fall nicht mit hochgenommen.
Am Campground gibt es einen grossen Gemeinschaftsplatz. Hier stehen viele Tisch/Bankkombis zur Verfügung. Alle Mahlzeiten müssen hier gekocht und eingenommen werden und nicht oben bei den Zelten - der Bären wegen. In der Mitte gibt es eine grosse Feuerstelle, wo sich üblicherweise Abends die Camper treffen und gemeinsam am Feuer sitzen (bei den Campsites selber darf man kein Feuer machen). Daraus wird aber nix - Fire ban! Hier am Gemeinschaftsplatz befinden sich auch die Toilette (die wirklich super sauber sind) und die Bärenschränke. Jede Campsite hat ihren eigenen Bärenschrank zugewiesen. Wir haben mit unserer Site zufällig einen der grossen Lockere erwischt. Super da kriegen wir problemlos alles mögliche rein - auch mal den ganzen Tagesrucksack. Aber auch die kleineren Locker bieten ausreichend Platz für alles was auf jeden Fall da rein muss, wie Lebensmittel und alle Toilettenartikel - alles was riecht halt. Lake o’Hara ist Bärengebiet…und zwar nicht nur die süssen kleinen SchwarzbärenMittlerweile ist es auch schon Mittagszeit und so essen wir erst mal was hier am Campground.
Dann füllen wir unsere Wasserblasen (nur um sie später auf der Wanderung wieder auszuleeren und frisches gefiltertes Quellwasser einzufüllen, das Wasser hier am Campground schmeckt chlorig oder fluorig…jedenfalls nicht besonders gut) und marschieren Richtung Relais. Die Empfehlung ist klar, lauft den Alpine Circuit heute, morgen ist das Wetter zu unsicher und da wir ja keinen Stress haben und nicht mit dem letzten Bus wieder runter müssen, machen wir das auch. Kuchen hat’s übrigens schon keinen mehr und so laufen wir ohne den aller aller allerbesten Karottenkuchen überhaupt los (haha keine Ahnung ob der wirklich so gut ist, wir werden auch die verbleibende Zeit am Lake o’Hara nicht in den Genuss des Kuchens kommen). Der Weg verläuft ein kurzes flaches Stück den See entlang und zweigt dann links ab in den Wald hoch Richtung Wiwaxy Gap (wir laufen im Uhrzeigersinn). So steil hatten wir uns das irgendwie nicht vorgestellt und wir quälen uns regelrecht den Berg hoch…also die Eltern…unsere Kids besteigen den Berg in gewohnter Mountain Goat Manier (naja die müssen auch keine Rucksäcke schleppen heute). Liegt vielleicht auch einfach daran, dass wir solche Tageswanderungen normalerweise früh am Morgen und nicht erst Nachmittags starten. Gott sei Dank ist es heute nicht sehr heiss und hei…die Plackerei ist es so was von Wert. Was für einen fantastischer Blick hat man von hier oben sobald man aus dem Wald raus ist und erst oben am Wiwaxy Gap angekommen
Von hier verläuft der Weg dann deutlich angenehmer der Bergflanke entlang - mal hoch mal runter aber keine fiesen langen Anstiege mehr. Und die Aussicht…wow ist das schöööööön! Dazu noch der Luxus, dass wir hier ganz alleine unterwegs sind. Vor uns her läuft lediglich ein Pärchen aus Colorado…ansonsten weit und breit niemand in Sicht….herrlich
Schon bald erreichen wir Lake Oesa. Fantastisch dieses Kulisse mit dem glasklaren türkisfarbenen See umrahmt von riesigen Berggipfeln Hier könnte man glatt den ganzen Tag am See verbringen und sogar baden…wobei wir das heute lieber lassen…so heiss ist es grad nicht
Nach einer ausgiebigen Pause verlassen wir Lake Oesa und gehen weiter Richtung Opapin Prospect. Es geht nochmal etwas den Berg hoch über Geröllfelder - aber kein Vergleich mehr zum Aufstieg zum Wiwaxy Gap…und die Ausblicke verzaubern uns auch hier immer wieder aufs neueWirklich wunder wunder schön und einsam ist es hier
Wir passieren den Hungabee Lake, lassen aber aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit den Umweg zum Opapin Lake aus. Unser Ziel ist Opapin Prospect - von dort hat man den „berühmten“ Ausblick, wie man ihn aus dem Netz kennt. Wir haben zuerst etwas Mühe den Aussichtspunkt zu finden, das Garmin zickt. Aber mit Hilfe der Offlinekarte von Alltrails auf meinem Handy klappt es dann doch. Die Sonne hat sich mittlerweile verzogen, trotzdem haben wir einen wunderbaren Blick von hier oben - unter uns Lake o’Hara und Mary Lake…traumhaft Die Insta-Pose darf natürlich nicht fehlen…obwohl wir nicht mal Insta haben…hihi
Mein Mann ist völlig geschafft, irgendwie ist er heute nicht so recht fit. Es ist sowieso schon eher spät und ein Hüngerchen macht sich auch so langsam bemerkbar. So entscheiden wir, nicht mehr den ganzen Circuit via All Soul’s Prospect zu laufen und nehmen von Opapin Prospect den West Opapin Trail zurück zum Lake o’Hara. Hier gehts doch nochmal recht steil nach unten und dann ein gutes Stück durch den Wald bis man dann am am Lake o'Hara ankommt, die Lodge passiert und dann am Campground ist.
Zurück am Campground gibt’s Tütenfutter und wir lernen ein junges Paar aus Vancouver kennen. Im Gespräch stellen wir fest, dass wir die beiden schon bald wiedersehen werden. Genau wie wir, haben sie als nächstes Ziel den Mount Assiniboine PP auf den Programm und wir werden sie spätestens in zwei Tagen am Helipad am Mount Stark Trailhead wieder treffen…Zufälle gibt’s!
Wir spielen noch ne Runde Uno, dann geht’s ab ins Bett….äh auf die Luftmatratze Träumen von türkisfarbenen Bergseen und wilden Berggipfeln...traumhafter Lake o'Hara
Liebe AnnSchi,
absolut traumhaft und wunder-wunderschön 😍.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo AnnSch,
was ein Abeneteur und welch grandiose Bilder.
Der ganze Reisebericht ist so toll geschrieben und vor allem sehr detailreich
Viele Grüße Patrick
Hi AnnSchi,
atemberaubend - die Berglandschaften und deine grossartigen Bilder! So eine Fülle von Eindrücken ist wohl kaum zu toppen - selbst für euch bergverwöhnte Schweizer nicht
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hi Annette,
herrliche Bilder von einem zum Glück nicht überlaufenen Gebiet dank der restriktiven Maßnahmen der NP-Verwaltung. Was hattet ihr für ein Losglück !
Herzlichen Gruß
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Annette,
ich kann mich den bisherigen Kommentaren nur anschließen, auch wenn es für uns persönlich wie sicher auch für den Großteil der übrigen Familien mit Schulkindern hier im Forum (zumindest mit in Deutschland oder Österreich schulpflichtigen Kindern) für immer ein Traum bleiben wird, sieben oder gar neun Wochen gemeinsam in Nordamerika unterwegs zu sein. Aber träumen darf man ja.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hi Patrick
Vielen Dank. Ja machmal vielleicht zu Detailreich...aber für uns ist der Reisbericht hier auch eine Art Tagebuch das wir dann gerne ab und zu selber wieder lesen
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Hi Alex
Das ist auch hier in der Schweiz nicht die Norm und kommt sehr auf die Schulgemeinde drauf an. Bei unserer Schulgemeinde gilt das Motto Reisen ist Bildung Aber wir wissen natürlich wie viel Glück wir haben, dass das so möglich ist und auch unser Arbeitgeber da mitspielen und sind sehr sehr dankbar dafür.
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Hi Bernhard
Ja Du, ich kann das heute noch kaum glauben. Ich hatte für all diese Backcountry Geschichten mindestens 1 eher 2-3 Alternativprogramme geplant (und auch diverse Campgrounds reserviert) weil ich ja eigentlich damit gerechnet habe, dass wir keines davon ergattern....und dann gleich alle...unglaublich Wir hätten wohl letztes Jahr dringend auch Lotto spielen sollen
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Liebe Irma
Vielen Dank Irma. Die Landschaft macht es einem aber auch leicht mit den Bildern
Liebe Grüsse
AnnSchi
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