Heute morgen versuchen wir nochmals uns beim Campground-Host abzumelden….aber er ist immer noch off duty. So fahren wir zum Visitor Center des Peter Lougheed Parks und informieren dort über unsere verfrühte Abreise. Der Ranger bedankt sich für die Info. Allerdings kann er online keinen Storno mehr vornehmen. Aber ich solle doch eine Mail an Alberta Parks schreiben - vielleicht gibt’s ja noch Geld zurück (gab es nicht). Wir fragen noch kurz nach dem Wetter im Mount Assiniboine PP. Soll gut sein, sonnig und trocken - aber windig und smoky. Smoky…nicht gerade das, was wir hören wollten
Na immerhin kein Regen weit und breit in Sicht
Kurz nach 10 Uhr sind wir am Parkplatz vom Mount Shark Helipad. Der Smith Dorrian Trail war problemlos befahrbar auch mit dem Trailer. So ziemlich alle anderen Fluggäste sind schon hier. Wir sind offenbar etwas spät dran. Anscheinend hätten wir um 10 Uhr da sein sollen, informiert mich die Kanadierin (unser Paar vom Lake o’Hara). Naja wir kriegen trotzdem die nötigen Sicherheits-Instruktionen noch mittels Video vermittelt und nach uns kommen noch weitere Gäste, die das mit 10 Uhr offenbar auch überlesen hatten. Für meine Männer wird das heute der allererste Heliflug ihres Lebens, entsprechend nervös sind vor allem die Jungs
Der Grund, warum wir uns für den nicht ganz günstigen Heliflug entschieden haben, ist simpel. Dadurch, dass wir das Backcountry Permit für Lake O’Hara auch ergattert haben, hatten wir schlicht keine Zeit, den Weg zum Mount Assiniboine PP zu Fuss in Angriff zu nehmen. Der Mount Assiniboine PP ist nur zu Fuss oder per Helikopter erreichbar. Tagesausflüge sind nicht möglich. Helikopterflüge können nur gebucht werden, wenn man entweder eine Reservation für die richtig richtig teure Mount Assiniboine Lodge (oder eine der Naiset Huts - kleine einfache Blockhütten, die zur Lodge gehören und preislich ganz ok wären) oder eben ein Backcountry Permit für den Lake Magog oder den Og Lake Campground hat. Zu Fuss muss man mindestens 27 km und einiges an Höhenmeter bewältigen, um den Mount Assiniboine PP zu erreichen. Man erreicht den Mount Assiniboine PP entweder hier von Alberta aus vom Mount Shark Trailhead oder dann via Sunshine Village bei Banff (ist die noch längere Wanderung - angeblich aber die schönere). Die meisten Camper übernachten auf dem Weg zum Mount Assiniboine PP auf einem weiteren Backcountry Campingplatz, weil der Weg an einem Tag mit der gesamten Campingausrüstung kaum zu schaffen ist (man könnte allerdings Gepäck auch fliegen lassen). Ich hatte tatsächlich auch einen entsprechenden Backcountry Platz reserviert gehabt. Das Ganze ist etwas kompliziert, weil der Mount Assiniboine zu BC Parcs gehört, die Backcountry Campingplätze auf dem Weg dorthin jedoch innerhalb des Banff NP liegen und daher über Parks Canada gebucht werden müssen. Zeitlich passt das dann nicht wirklich zusammen und man muss die Backcountry Plätze für den Hin/Rückweg buchen, bevor man überhaupt Mount Assiniboine buchen kann.
Als ich damals im Januar erfolgreich mit der Reservation für den Lake O’Hara war und wir danach im März auch noch die Lotterie für die Enchantments gewonnen hatte, haben mein Mann und ich eigentlich vereinbart gehabt, dass wir Mount Assiniboine (4 Monate im Voraus Tag genau) sausen lassen und gar nicht erst versuchen, dort zu reservieren, weil das ohnehin dann alles etwas eng mit der weiteren Planung würde. Nun was soll ich sagen…erstens kommt es anders und zweitens als MANN denkt Es war Ostersonntag. Punkt 15.45 Uhr schau ich auf die Uhr und da fällt mir ein…ach stimmt ja, heute würde unser Buchungsfenster für Mount Assiniboine öffnen (das einzige noch mögliche Datum in unserer Planung, wenn wir fliegen
). Und ich dachte mir so…hei ich versuche es einfach…nicht um das Permit zu ergattern, sondern quasi nur um die Bestätigung zu haben, ich hätte es eh nicht geschafft...also so quasi, dass ich nix bereue (Eine kleine Anekdote dazu: ich hätte im Januar eine der Naiset Huts genau für dieses Datum 31.7/1.8 reservieren können, nachdem ich 2-3 Stunden in der Warteschlaufe hing. Hab ich dann aber nicht gemacht, weil es eben nicht optimal in die Planung passte und ein Storno nicht möglich gewesen wäre. Ich hab mich danach grün und blau geärgert, weil ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wusste, dass wir Lake O'Hara und sogar die Enchantments kriegen würden). So habe ich dann um 16 Uhr ganz ohne Druck und ohne Atomuhr auf "reservieren" geklickt und natürlich kam sofort die Meldung - Sorry…blablabla. Ich klick einfach noch 2-3 mal mehr auf den Reserve Button aus reiner Gewohnheit und plötzlich ZACK: ich habe die zwei Nächte im Warenkorb
Ich schau meinen Mann an und meine so…“OhOh“. Er so „Nicht Dein Ernst jetzt??“ Ich „Doch, ich habs im Warenkorb“. Er so „Nein wir hatten doch ausgemacht nicht, und überhaupt ist das viel zu teuer mit dem Helikopter!“. Ich so „Ich reserviere jetzt mal…wir können das später noch besprechen und gegebenenfalls stornieren.“ Haha ,klar war das keine Option mehr….also das mit dem Besprechen...oder gar Stornieren...Gott bewahre
Am nächsten Tag habe ich die Helikopterflüge gebucht
Ich musste meinem Mann dafür versprechen, dass wir im Smith Rock State Park nicht klettern gehen und wenigstens da unser Budget bissel schonen
Zurück zum hier und jetzt. Alles was reingeflogen werden muss, muss mit einem pinken Band markiert werden. Bärenspray und Campinggas muss im „Handgepäck“ mit. Wir kriegen Flug Nummer 5 - einen der früheren….juhu. Punkt 11 Uhr geht’s los und wir heben ab. Der Kleine darf voller Stolz vorne sitzen. Es ist generell so geregelt, die kleinste Person sitzt vorne, damit es erst gar keine Diskussionen gibt zwischen den jeweils 6 Passagieren, die mitgenommen werden. Wow was für einen tollen Ausblick haben wir von hier oben. Mein Mann findet das Helifliegen allerdings nicht so toll…es schüttelt ihm zu dolle Die Jungs und ich finden’s Klasse
Nach nur knapp 10 Minuten ist der Spass auch schon vorbei.
Kaum gelandet greifen sie an….MOSKITOS…Hunderte…nein Tausende!!! Wir sind aber bestens vorbereitet und starten zum Gegenangriff mit literweise Deep Woods
Von Kopf bis Fuss damit eingesprayt, bleiben uns die Biester tatsächlich vom Leib. Ein Lodgemitarbeiter nimmt uns in Empfang, erklärt uns den Weg zum Campground, wie das mit dem Rückflug funktioniert und lädt uns zu Afternoon Tee morgen Nachmittag bei der Lodge ein. Ausserdem werde er heute Abend vorbei kommen und auf dem Campground nach dem rechten sehen. Mein Rucksack hat es nicht mehr mit uns in den Helikopter geschafft und so müssen wir noch kurz warten. Mit dem nächsten Flug kommt dann auch mein Rucksack an und wir machen uns auf den Weg Richtung Magog Campground. Der Campground liegt rund 1.5 km vom Helipad entfernt. Der Weg führt an der Lodge und danach etwas oberhalb am Lake Magog mit dem Mount Assiniboine im Hintergrund (der sich derzeit noch hinter dicken Wolken versteckt) vorbei.
Am Campground angekommen, fotografieren wir uns erst mal die Übersichtskarte am Infobrett ab. Die 40 Plätze sind ziemlich wirr im Wald verteilt und es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Wir suchen uns eine schöne Site auf einer Lichtung aus, von wo aus man sogar den Gipfel des Mount Assiniboine sehen kann. Die Site befindet sich in unmittelbarer Nähe von einem der 2 Cooking-Shelters. Kochen und essen darf man nur hier - nicht bei den Zelten - wegen der Bären. Die Cooking-Shelter sind richtig luxuriöse grosse Holz-Unterstände mit vielen grossen Tisch Bank-Kombinationen. Lagerfeuer sind hier im Mount Assiniboine PP übrigens komplett verboten, auch hier beim Cooking Shelter. Gekocht wird also nur mit Campinggaskocher. Ebenfalls befinden sich 2 Plumpsklos in der Nähe unserer Site - aber ausserhalb von Sicht-/Riechweite. Wir schnappen uns den letzten leeren Bärenschrank und verstauen Lebensmittel/Toilettenartikel usw. Neben den Bären treiben auch Murmeltiere ihr Unwesen hier und nagen gerne alles mögliche an Campingausrüstung an. Daher hängen wir auch unsere leeren Rucksäcke an der zur Verfügung gestellten Bären-Aufhängung auf. Später hängen wir diese dann aber einfach komplett leer im Cooking-Shelter auf - ist deutlich einfacher als an der Bärenaufhängung.
Nachdem wir unser Zelt aufgestellt haben, machen wir uns auf den Weg zum Cooking-Shelter und essen unsere Sandwiches. Frisch gestärkt brechen wir zu einer ersten kleinen Wanderung auf. Wir wollen hoch zum Niblet…das Must-do, wenn man hier ist. Zuerst filtern wir aber noch Wasser aus dem nahegelegenen Bach und füllen unsere Wasserflaschen damit auf. Das Wasser was beim Cooking Shelter zur Verfügung gestellt wird, ist nur zum Abspülen gedacht. Dann kann’s losgehen. Der Weg führt gemütlich zuerst am Sunburst Peak und Lake vorbei. Von dort nehmen wir den Horsetrail mitten durch den Wald. Der scheint nicht sehr häufig begangen zu werden und ist auch nicht so recht ausgeschildert - aber mit der Offtrailmap von All Trails finden wir den Weg. Bärenspray darf hier natürlich nicht fehlen - wir stapfen hier ganz alleine mitten durch den Wald. Dann landen wir wieder auf dem „regulären“ Wanderweg und ab hier gehts dann doch etwas mehr den Berg hoch. Die Blumen stehen in voller Blüte…ist das schöööön hier Sobald wir aus dem Wald sind, kommt ein ordentlicher Wind auf - Moskitos adeeee (wobei die uns eigentlich dank Deep Woods kaum mehr belästigt haben)
Am Niblet angekommen hat man einen umwerfenden Blick auf den Sunburst Peak, Mount Assiniboine und die drei Seen Magog, Sunburst und Cerulean Wir bleiben ganze 2 Stunden hier oben und geniessen einfach diese Aussicht, die wir uns nur selten mit ein paar wenigen anderen Wanderern teilen. Fantastisch
Der Wind lässt nicht nach und langsam wird’s empfindlich kühl hier oben. Ausserdem haben wir Hunger und so kann ich meine drei Männer nicht davon überzeugen, den Sonnenuntergang abzuwarten - wobei ich es vermutlich selbst nicht mehr so lange ausgehalten hätte ohne Essen (kennt ihr die Snickers Werbung). So machen wir uns gegen 19 Uhr auf zurück zum Campground. Wir werden ja morgen nochmal Gelegenheit haben, diese fantastischen Ausblick von dort oben zu geniessen…hoffen wir zumindest. Heute hat uns der Rauch schon mal keinen Strich durch die Rechnung gemacht - auch riechen konnte man absolut nichts hier. Hoffen wir, das bleibt so. Zurück am Campground gibts Tütenfutter beim Cooking Shelter. Zum Essen legen wir sicherheitshalber eines unserer Thermacell-Plättchen in den Gaskocher ein, um uns die Moskitos vom Hals zu halten - klappt wunderbar. Dann kriechen wir in unser kuscheligen Schlafsäcke.
Natürlich muss ich nachts aufs Klo. Das ist wirklich das einzige, was ich überhaupt nicht mag am Zelten. Aber für diesen fantastischen Sternenhimmel hat sich das Aufstehen dann doch noch gelohnt Wenn ich schon mal wach bin, versuche ich mich mal kurz an Sternenfotographie…mit dem iPhone. Das ist leider nix geworden
Also lieber wieder ab ins Zelt…bevor noch ein Grizzly hier vorbei schaut
Wobei ich denk mir ja immer…nachts schlafen die ja auch - oder???
Hi AnnSchi,
ich kann mich nur wiederholen: Einfach sensationelle Fotos - und natürlich Bergpanoramen - die du eingefangen hast. Und was für ein Wetterglück ihr hattet! Euer Urlaub war diesbezüglich echt ein Lottogewinn
. Selbst die Heli-Buchung ist dir - oh Wunder - noch "zugeflogen". Ihr habt's aber auch verdient, so tapfer bergauf und bergab durchzuhalten wurde belohnt. Gab es denn auch mal einen Erholungstag ganz ohne Programm?
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hi Irma
Danke
Das war das kleinste Problem, da hatte es noch ausreichend Plätze.
Ja das war beim zweiten Teil der Reise wirklich ziemlich viel, wir haben's aber ganz gut hinbekommen und trotzdem Zeit für etwas Erholung gefunden
Ich sag ja immer...schlafen kann ich wenn ich tot bin
Liebe Grüsse
AnnSchi
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