22.4 Heute bleiben wir an der gleichen Stelle, wir wollen eine kleine Wanderung machen. Mal sehen wie weit wir kommen. Beim Frühstück beobachten wir wieder die Squirrels, die sich direkt vor unserem „Frühstücksfenster“ vergnügen. Danach Wanderschuhe an, den Stock, den ich irgendwo gefunden habe, in die Hand, meine Sherpa, die den Rucksack mit Getränken, Verpflegung und warmer Kleidung auf ihrem Rücken trägt, aktivieren und los. Die Karte, die wir haben, ist miserabel, aber es gibt halt nichts Besseres hier im State Park. Zuerst ist der Trail noch ausgeschildert. Zwar führt er über eine lehmige Matschpiste, aber immerhin wissen wir noch wohin. Irgendwann ist es mit der Kennzeichnung zu Ende und wir stehen sprichwörtlich „ im Wald“. Schön, dass hier eine Wegkreuzung ist und wir die freie Auswahl haben. Dank unseres Garmin, mit dem wir die Strecke aufzeichnen, werden wir zumindest wieder zurückfinden. Wir kommen zu einem anderen kurzen Trail, dem "Indian Creek Nature Trail" den wir eigentlich nicht geplant hatten. Macht nix, nehmen wir halt den. Eigentlich ist der wegen Hochwasserschäden gesperrt; es wurden aber lediglich einige kleine Holzbrücken unterspült, die wir jedoch mit unserer ausgefeilten Klettertechnik leicht überwinden. Ein schöner Trail, der zu ein paar imponierenden Felsen und Höhlen führt, die früher von Indianern als Warenlager benutzt wurden – sagt wenigsten die Schautafel hier.
Hier gibt es viele schöne und ausgefallene Blumen und andere Pflanzen, die wir bisher noch nicht gesehen hatten. Der Rundtrail ist nach 20 min. zu Ende, und wir sind wieder am Anfang. Wir gehen jetzt in die gefühlte richtige Richtung weiter und landen irgendwo im nowhere im Wald. Dann schlagen wir uns halt querfeldein durch den Wald. Wer einen Breitenbach kennt, weiß, dass das normal ist. Garmin sagt, dass wir bald eine Straße erreichen werden und behält recht. Zwar holen wir uns ein paar Kratzer und Zecken gibt`s auch, das schreckt uns doch nicht.
Wir sind jetzt direkt an der Lodge, die ebenfalls zum State Park gehört.
http://giantcitylodge.com/about/
Wir erklimmen noch einen Wasserturm, von dessen Plattform aus wir eine schöne Sicht ins Tal haben.
In der Lodge gibt es sogar ein geöffnetes Restaurant, das auf uns einen sehr guten Eindruck macht. Wir lassen uns Kuchen und Kaffee schmecken und beschließen, heute Abend hier zu essen. Die Speisekarte ist echt verlockend und ein richtiges Restaurant mit Stoffservietten! usw. ist was Seltenes außerhalb von Großstädten. Die Lodge ist wie ein altes Landhaus eingerichtet, mit mächtigen Holzbalken und einladend breiten Ledergarnituren im Empfangsbereich ausgerüstet. Sowas hatten wir hier wirklich nicht erwartet.
Leider kann uns der freundliche Mann am Empfang auch nicht sagen, wie wir auf den von uns gesuchten Trail kommen. Laut Karte soll er direkt neben der Lodge vorbeiführen. Wir finden den Trail dann tatsächlich selbst und gehen auf dem schmalen Reiterpfad zurück. Unterwegs erwarten uns noch zwei schöne, idyllische kleine Seen. Dann lassen wir uns dazu verleiten, auf einen anderen Weg zu wechseln. Der führt aber leider in einem großen Bogen um den Campground herum, und nicht direkt hin, wie wir gehofft hatten. Also, müssen wir wieder querfeldein gehen. Da der Wald nicht so dicht ist, ist das kein großes Problem und außerdem sind wir ja daran gewöhnt. Noch durch zwei kleine Bäche durch, den Hang hinauf, und dann stehen wir praktisch vor unserem „Steinbeck“. Insgesamt sind wir 9 km gelaufen. Nicht viel, aber es hat Spaß gemacht, ein bisschen die Natur zu erkunden, auch wenn – oder gerade weil - die Trailkennzeichnung so bescheiden war.
Wir machen es uns am Womo gemütlich für den Nachmittag. Die Sonne scheint und in unseren Campingstühlen können wir das „Wildnisleben“ genießen. Am frühen Abend fahren mit Steinbeck zu der Lodge. Zu Fuß wäre es definitiv zu weit gewesen, zumal Margit einen heftigen Husten hat und nicht so ganz topfit ist. Zum ersten Mal finden wir Bisonsteak auf einer Speisekarte und müssen das natürlich probieren. Es ist ganz ok, aber wir müssen es nicht nochmal haben; ein ganz normales saftiges Steak schmeckt uns besser. Es könnte natürlich auch sein, dass das Fleisch von dem in der Lodge ausgestellten Riesen-Bison stammt; dann wäre es vermutlich so rund 20 Jahre abgehangen und das ist evtl. doch ein bisschen zu lang.
Wir sind mit dem Bison durch und das junge Mädel, das uns bedient, bringt gleich die Rechnung. Die haben aber so richtig leckere Desserts auf der Karte, das lassen wir uns doch nicht entgehen. Ich sage ihr, dass wir noch ein Dessert möchten und sie versteht partout nicht, was wir wollen. Ich bitte sie, einfach die Karte nochmal zu bringen. Dort steht groß und deutlich: „Dessert“. Wir fragen sie, wie man das ausspricht, und sie antwortet „Dessert“ mit Betonung auf dem letzten T. Wieder was gelernt, französisch ausgesprochen versteht es keiner hier. Sie errötet sanft, denn es ist ihr schon peinlich, dass sie das nicht geschnallt hat. Wir lassen uns das „Dessert“ – egal, ob Englisch oder Französisch“ auf jeden Fall munden und sie bekommt trotzdem ein gutes Trinkgeld. Zurück im Womo geht’s wieder auf unseren Stellplatz; wir legen uns ins King Size Bett und lesen noch bisschen.