30.3 Heute Nacht haben wir beide nicht gut geschlafen. Irgendwie habe ich in Verdacht, dass wir sehr hoch sind, und da haben wir immer Schlafprobleme. Ein Blick auf unser Garmin zeigt, dass wir heute in 2631 m Höhe genächtigt haben. Kein Wunder. Es ist kalt hier, ebenfalls kein Wunder. Draußen sind Skifahrer schon wieder unterwegs zum Lift. Wir machen uns bei laufender Heizung fertig. Beim Frühstück fällt uns ein unregelmäßiges lautes Klicken auf. Böse Vorahnungen beschleichen uns; was, zum Teufel, ist jetzt kaputt? Als ich aber die Elektroverbindung löse und das Kabel wieder verstaue, sehe ich den kleinen Übertäter. Ein kleiner Vogel sitzt vor unserem linken Vorderreifen und geht immer wieder vehement auf sein Spiegelbild in den Radkappen los, um den vermeintlichen Rivalen zu verjagen. Ich kann ganz nahe herangehen; er ist so in Rage, dass ich ihm wohl als das kleiner Übel erscheine. Als wir dann losfahren, sitzt er triumphierend am Wegesrand und ist stolz darauf, den Gegner endlich vertrieben zu haben. Vermutlich ist er dann sofort zur Dame seines Herzen geflogen, um ihr von seiner Heldentat zu berichten.
Wir fahren nach Santa Fe und wollen uns dort die Innenstadt ansehen. Schon am Vorabend sind uns die schönen Häuser hier aufgefallen, die fast alle im Pueblo Stil gebaut sind und sich wunderbar in die Landschaft einfügen.
Gleich hinter der Kathedrale finden wir einen großen Parkplatz, wo auch unser „Steinbeck“ gerade noch so unterkommt. Als wir an der Kathedrale sind, wird uns klar, warum der Parkplatz so voll ist. Diese große Kirche, die Franz von Asissi gewidmet ist, ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir stehen ganz hinten und hören uns eine kleine Weile die sehr lebhafte Predigt des Priesters an. Er legt sein ganzes Temperament und seine Seele in seine Predigt. Gestenreich und mitreißend zieht er seine Schäfchen in seinen Bann. Er braucht keine Vorlage, von der er ablesen kann, er predigt frei und beeindruckend. Sogar uns, die wir nicht alles verstehen und auch nicht religiös sind, macht es Spaß. Schön, dass es auch solche Priester gibt!
Dann widmen wir uns der Innenstadt. Für amerikanische Verhältnisse ist sie wirklich etwas ganz Besonderes und lädt zum Bummeln ein. Viele kleine Läden, ein großer belebter Platz in der Mitte, hier ist richtig etwas los. Das ist natürlich genau das richtige für Margit, so schnell kann ich nicht gucken, schon ist sie wieder in einem der vielen kleinen Läden oder einer kleinen Galerie verschwunden. Ich rufe ihr gerade noch zu, dass ich gegenüber im Park auf einer Bank warte. Schön, hier zu sitzen und „Leute zu gucken“. Dann setzen wir gemeinsam unseren Bummel fort. Margit kauft noch einiges ein, und entdeckt in einem Schaufenster schöne handgewebte Tücher indianischer Art. Der Laden ist allerdings irgendwo um die Ecke der Kathedrale. Wir gehen auf die Suche und finden den auch in einem Innenhof - leider ist er aber sonntags geschlossen. Dafür fällt uns ein paar Meter weiter ein sehr schönes Kaffee mit Life Musik auf. Drei ältere Herren spielen großartigen Blues-Jazz. Sie beherrschen ihre Instrumente, Klavier, Kontrabass und Saxophon virtuos. Dazu genießen wir endlich mal wieder einen doppelten Espresso und einen Kuchen zum Finger abschlecken. Nicht das übliche übersüßte Zeug, das man hier oft kriegt und, wo Diabetes schon „eingebaut“ ist. Ein toller Platz, den wir da rein zufällig entdeckt haben. Mag sein, dass Santa Fe sehr touristisch ist, aber es hat unglaublich Charme.
Bald ziehen wir jedoch weiter, wir wollen noch einkaufen, müssen tanken und Gas wird auch langsam knapp - DIE HEIZUNG MUSS FUNKTIONIEREN. Also zurück zu unserem „Steinbeck“. Ein Stück weiter finden wir dann auch gleich den bisher besten Laden. Ein „Whole Foods Market“, der jede Menge frisches Gemüse, Obst, Fisch und an endlosen Theken wunderbare Salate, gebratenes Fleisch und Fisch anbietet- einfach eine herrliche Auswahl. Es gibt sogar einen Bäcker hier, der richtig gutes Brot backt, dass wir das noch erleben dürfen. Biokost und richtiges Brot in den USA, den kleinen Laib für 5$! Das werden wir uns alles heute Abend schmecken lassen, es gibt mal keine Spaghetti.
Eine Tankstelle ist auch schnell gefunden und ca. 140$ wechseln wieder mal den Besitzer. Gas gibt es hier leider nicht. Wir beschließen weiter nach Albuquerqe zu fahren auf einen KOA, wo wir auch Gas tanken können.
Auf geht’s zum Highway 14, dem „Turquoise Trail National Scenic Byway“ zuerst zur Interstate 25, und nach kurzer Zeit wieder runter auf die 14.
http://www.turquoisetrail.org/
Nach ca. 15 Meilen sehen wir es schon von weitem Blinken. Eine Polizeikontrolle. Da wir kurz vorher an einem Hochsicherheitsgefängnis vorbeigekommen sind, denken wir schon, die suchen Entlaufenen und stellen uns schon auf eine Womo-Durchsuchung ein. Aber das war „nur“ eine einfache Alkoholkontrolle mit ca. 10 blinkenden Polizeifahrzeugen und bestimmt doppelt so viel Polizisten. Sie wollen nur meinen Führerschein sehen und wissen, ob wir Alkohol getrunken haben. Uns sind entlang des Highways schon die Schilder aufgefallen, die dazu auffordern, betrunkene Fahrer unter einer angezeigten Telefonnummer zu melden. Wir versichern dem äußerst höflichen Polizisten, dass es uns in New Mexiko sehr gut gefällt. Es nennt sich ja auch ganz selbstbewusst, das Land des Entzückens, der Zauberei etc.
Wir kommen jetzt nach Madrid, einer kleinen Stadt am Highway 14. Das Kaff besteht aus Souvenirshops, Kneipen, Tatooläden und baufälligen Hütten entlang der Straße. Hier ist anscheinend das Hauptquartier der Biker. Hier wurden auch Teile des Films „Born to be wild“ gedreht. Massen von Motorrädern stehen am Straßenrand, die Cafes und Kneipen sind vollgestopft mit Lederwesten und Helmen. Jetzt können wir verstehen, warum kurz vor/nach der Stadt eine Alkoholkontrolle durchgeführt wird.
Es geht weiter nach Süden, und wir erreichen die Interstate 40 kurz vor Albuquerque. Als Ziel habe ich den KOA Campground eingegeben im Süden von Albuquerque.
http://koa.com/campgrounds/albuquerque/
Wir sind schnell da, Platz gibt es auch noch, und wir berappen 50$ für die Übernachtung mit full hook up. Das ist schon heftig, aber wir wollen jetzt nicht herum suchen. Margit erwartet für diesen Preis zumindest das volle Soundprogramm: Güterzüge, Flugzeuge und Interstate – schaun wir mal. Wir füllen gleich unseren Gasvorrat auf und Margit nutzt die Laundry facilities im Campground, um wieder Wäsche zu waschen. Wir haben zwar dieses Mal etwas Schwierigkeiten mit der Bedienung der Maschinen, aber mit Hilfe des grauhaarigen guten Geistes, der mit Elektromobil auf dem Campground unterwegs ist, klappt es doch. Heute Abend gibt es die leckeren Sachen, die wir in Santa Fe gekauft haben mit gutem Wein und dann ist wieder Bett und gemütliches Lesen angesagt.
Unsere Strecke am 30.3.2014