15.3 Wir haben beide einigermaßen gut geschlafen, sind aber natürlich gegen 4:30 hiesiger Zeit schon wieder wach. In unserem angenehm ruhigen Zimmer dösen wir so vor uns hin und stehen gegen 7.30 endgültig auf.
Heute ist St. Patricks Day in Chicago und es gibt zwei Ereignisse, die wir uns ansehen wollen. Der Chicago River wird irish grün gefärbt, und es gibt eine Parade die sich am Millenium Park formiert. Der Fluss ist direkt gegenüber vom Hotel, sodass wir nur über die Straße müssen, um mitten im Geschehen zu sein. Das Einfärben ist für 10:00 angesagt – jetzt ist es 9.30. Wir bummeln durch die Menschenmassen, die sich an beiden Flussufern versammelt haben.
Die Stimmung ist friedlich, lustig und erwartungsfroh. Grün geschmückte und gekleidete Chicagoer – teils in historischen Kostümen - lassen sich von der klirrenden Kälte den Spaß nicht verderben.
Wir fragen einige der vielen Polizisten nach dem historischen Hintergrund für dieses Fest – Fehlanzeige – nix wissen. Erst ein kleines Mädchen erzählt uns dann eine Geschichte, die sie wohl in der Schule gehört hat. Später finden wir über Wikipedia heraus, dass ihre Story allerdings mit der geschichtlichen Wahrheit nichts zu tun hat.
Es macht Spaß hier zu flanieren und die Leute zu beobachten. Mit großem Hallo werden schließlich die Boote begrüßt, die mit einem angeblich, umweltfreundlichen grünen Färbemittel, den Fluss einfärben. Es sieht echt cool aus, wie das Wasser, zunächst grün gestreift, langsam flächendeckend grellgrün wird.
Nach einiger Zeit machen sich aber, trotz der strahlenden Sonne, Kälte und Hunger bemerkbar und wir suchen eine Möglichkeit zum Frühstücken. Wir landen dann in einem Irish Guiness Pub. Zunächst ist es noch recht ruhig hier, aber das ändert sich innerhalb der nächsten halben Stunde. Feierfreudige „Grüne“ strömen in Scharen herein und bald verstehen wir unser eigenes Wort nicht mehr. Wir bestellen uns ein typisches irisches Frühstück zur Feier des Tages, bestehend aus einem gebratenen Würstchen, Bohnen mit Speck, zwei gebackenen Eiern und gebackenem Schinken, sowie einem kleinen Pfannkuchen. Auf den „black pudding“ verzichten wir. Dazu gibt´s große Tassen Kaffee, der garantiert keine Belastung darstellt fürs Herz: „Blümchenkaffee“. Was soll´s, wir lassen uns das Frühstück schmecken und genießen die leicht verrückte Atmosphäre. 40$ für alles zusammen einschließlich Trinkgeld ist uns diese Erfahrung wert. Draußen steht inzwischen eine lange Menschenschlange und wartet auf Einlass und Guiness, das heute in Strömen fließt und mit Sicherheit für einige grün-blaue Kater sorgen wird.
Wir schieben uns mit den Menschenmassen wieder zurück über die Brücke und laufen in Richtung Millenium Park. Unterwegs legen wir einen Stopp ein in einem kleinen Coffeeshop für einen aufwärmenden Espresso. Um 12:00 soll die Parade beginnen. Wo, ist schnell ausgemacht; auch hier stehen die Menschen schon wieder dicht gedrängt und warten.
Wir finden noch ein Plätzchen, von dem aus wir das Ganze gut beobachten und fotografieren können. Kurz nach 12h geht´s los.
Veteranen mit Schottenröcken und Dudelsäcken ziehen an uns vorbei, Kinder-Tanzgruppen, diverse Universitäten und karitative Einrichtungen schicken Gruppen mit, und es gibt tatsächlich auch einige bunt geschmückte Wagengespanne und ein „irisches Prinzenpaar“. Karneval in Chicago. Allerdings könnten sie von Seligenstadt noch eine ganze Menge lernen :o). Nach einer ¾ Stunde ist das Ganze schon vorbei und die Menge zieht fröhlich weiter zur nächsten Guinesstränke.
Wir gehen jetzt zum Ufer des Michigan Sees, wo wir ein ganzes Stück entlang laufen. Es ist eisig kalt hier und der Wind pfeift uns um die Ohren. Gut, dass wir Handschuhe und Ohrenschutz dabei haben. Die Anlegestelle für die Boote ist eine einzige durchgehende dicke Eisfläche. Wir laufen ein ganzes Stück am Ufer entlang, zurück über den Fluss und zum Navy Pier.
Die alten Stahlbrücken, über die die Autos donnern, machen keinen sehr gepflegten Eindruck. Wie lange dieses rostige Gestell wohl noch halten wird?
Der Navy Pier ist keine umwerfende Erfahrung. Andenken –und Krimskramsläden und kleine Bars reihen sich aneinander. Im Sommer ist es sicher sehr schön hier zu sitzen und „Leute zu gucken“. Der Blick über den See ist wunderschön, aber ansonsten lohnt sich das hier eigentlich nicht.
Wir laufen zurück zum Hotel, und hoffen auf dem Weg noch ein Cafe zu finden. Leider ohne Erfolg. Heute sind offenbar nur die irischen Lokale geöffnet und nach einem eiskalten Guiness ist uns nicht. Gegen 17:00 sind wir im Hotel und legen eine gemütliche Pause ein. Aber nicht zu lange, da ansonsten die Gefahr des Einschlafens besteht.
Gegen 18:30 gehen wir auf die Suche nach einem Restaurant, möglichst in der Nähe. Gleich um die Ecke entdecken wir ein tolles Steak Restaurant. Heftig teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts und heute ist uns sehr nach genießen. Die Steaks, die wir verputzen, sind first class. Margit schafft ihren super leckeren Spinatsalat, den sie als Vorspeise hat, nur zur Hälfte – ich opfere mich gerne. Meine überbackenen Austern sind ok, allerdings schmeckt man nichts mehr von den Austern. Tja, die Amis können halt am besten Steak, aber das richtig gut! Der Nachtisch besteht nur aus einem Espresso, wir sind nämlich beide pappsatt. Gegen 20:30 sind wir wieder im Hotelzimmer. Nach kurzer Lesezeit fallen uns die Augen zu, der Schlafmangel und die Zeitumstellung machen sich bemerkbar.
Weg durch Chicago ca. 12 km