1.4 Wir haben einigermaßen geschlafen, allerdings macht uns wohl auch hier die Höhe zu schaffen; immerhin liegt der Campground auf ca. 1900 m. Nach dem Frühstück habe ich eine Tür in unserem „Küchenschrank“ mitsamt den Scharnieren herausgerissen, das sind die Spaghettimuckis, die hier wirken. Die sind aber auch nur mit ganz kurzen Schrauben befestigt, die Türen, nicht die Muckis. Mit meinem Leathermann habe ich diese Schräubchen zwar wieder reingekriegt, aber halten tut das nicht mehr so richtig. Wenn wir jetzt die Tür aufmachen müssen wir jedes Mal aufpassen, dass sie nicht abstürzt. Wir wollen versuchen, irgendwo längere Schrauben zu bekommen.
Also los geht’s. Wir fahren zuerst nach Gallup. Ein fürchterliches Kaff, das sich ewig lange an der Straße entlang zieht und nur Ramsch- und Billigläden hat. Wir suchen eigentlich nur einen Lebensmittelladen, wo wir frische Waren einkaufen können, Fehlanzeige. Schließlich landen wir wieder bei einem Dollar General, eine Art „Schlecker“ für Lebensmittel, nur noch übler. Von den zehn Dingen, die auf unserer Liste stehen, finden wir mit Mühe vier. An der Kasse geht mein halb-bayerisches Temperament mit mir durch. Obwohl, außer uns, noch weitere Leute anstehen, tut sich nix. Allerdings zeigt der resignierte Blick der Anstehenden, dass sie hier wohl Dauerkunden und an Kummer gewöhnt sind. Ich lasse mein Handballfeld-taugliches Stimmchen mit einem klaren „HALLO“!!! ertönen und im Hintergrund bewegt sich was. Kein „sorry“ oder so – nur ein gelangweilter Blick. Das Wasser, das wir in unseren Wagen laden, können wir nicht bezahlen, da die wohlbeleibte, indianische Kassiererin (nichts gegen Indianer) und ihre ebenso beeindruckende Kollegin keinen Preis ausfindig machen können. Offensichtlich wird das Personal hier für alles eingesetzt (oder missbraucht) – egal, ob Regale auffüllen, putzen oder kassieren, und hat von allem gleich viel Ahnung: Null. Das erklärt auch, warum man z.B. Plastikgeschirr an mindestens fünf unterschiedlichen Stellen im Laden findet. Mal neben der Marmelade, mal neben Konserven und gerne auch mal beim Klopapier. Also, nicht aufgeben, einfach den ganzen Laden Regal für Regal absuchen – manchmal passiert dann das Wunder. Wir lassen das Wasser mit einem zuckersüßen „forget it“ stehen und rauschen davon. Dieser Saftladen sieht uns nicht mehr.
Kurz nach Gallup (schon der Name macht Beklemmungen) kommen wir an die Grenze zu Arizona, einem der Sunshine States in den USA.
Natürlich hoffen wir, dass es jetzt wärmer wird, und wir nachts endlich mal nicht mehr die Heizung brauchen. Am Visitor Center decken wir uns wieder mit Infomaterial ein und fahren weiter Richtung Westen.
Unser nächstes Ziel ist der Nationalpark „Painted Dessert und Pertified Forest“. Bald sind wir da und zum Glück ist hier nicht viel los.
http://www.arizona-leisure.com/painted-desert.html
Im Visitorcenter holen wir uns das nötige „Wissen“ und sehen uns einen sehr schönen Film zum hiesigen Naturdenkmal an. Durch die verschiedenen Ablagerungen leuchtet die Wüste in den unterschiedlichsten Farben. Margit denkt spontan an die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende und das Kapitel mit der „Farbenwüste“.
Viele Fossilien wurden hier gefunden, und vor allen Dingen sind hier viele alte versteinerte Bäume zu finden, rund 250.000.000 Jahre alt. Auf einer 24 Meilen langen Straße können wir den Park sprichwörtlich „erfahren“. Es gibt immer wieder Haltepunkte mit Infotafeln und kurzen Trails, die in die Wüste hinein führen zu besonders schönen Plätzen. An der ersten Haltemöglichkeit legen wir eine Pause ein und machen uns einen Kaffee. Und dann fahren wir von point to point. Es ist wirklich ein großartiges Erlebnis diese Landschaft zu sehen, immer wieder kurze Wege hineinzulaufen und die Millionen von Jahren alte versteinerte Bäume zu berühren.
An einem Aussichtsplatz werden wir von Krähen belagert, die um Futter betteln. Wir verfüttern ein paar Scheiben dieses unvergleichlichen, weichen amerikanischem Toastbrots. Die Krähen mögen das; na ja, Vögel haben ja auch bekanntlich keine Zähne.
An der nächsten, drei Meilen entfernten Aussichtsstelle, sind wieder Krähen da und belagern uns. Entweder sind sie uns gefolgt, oder die haben ein hervorragendes Kommunikationssystem (Internet für Krähen). Nach rund drei Stunden sind wir durch. Am Ausgang steht ein großes Schild, dass Fahrzeuge untersucht werden. Man will natürlich verhindern, dass die versteinerten Bäume langsam von den Besuchern abgetragen werden. Jahrelang ist das wohl mit Erfolg gemacht worden, bis die Regierung dann einen Riegel vorgeschoben hat. Wir werden nicht durchsucht.
Wir fahren weiter nach Holbrook. Unser Tank ist ziemlich leer. Hoffentlich reicht der Sprit noch bis zu dem Ort. Wir knobeln schon mal aus, wer dann zur Tanke laufen muss…I‚m walking... Auf der Straße ist niemand zu sehen. Wir sind in der Wüste, rechts und links nichts als Sand, Felsen und verdorrtes Gras und Dornengestrüpp. Wir schaffen es bis zur nächsten Tanke. Margit kauft noch Wasser im Shop, das uns morgens so schmählich versagt wurde - Gallup ist jetzt ein gemeines Schimpfwort bei uns.
Wir haben heute Abend keine Lust zum Kochen und steuern daher einen Burger King an. Wir machen die Tür auf - gähnende Leere - es sieht aus wie in einer Bahnhofsvorhalle. Schnell wieder raus hier! Die verkaufen ihr Zeug hier wohl nur über den „DriveThru“ Zugang, der mit Womos nicht befahren werden kann. Ein paar Meter weiter finden wir ein amerikanisch-chinesisches Restaurant. Das Ambiente könnte schlimmer sein und das Essen ist wirklich ok.
http://koa.com/campgrounds/holbrook/
Danach geht es zum KOA, der direkt um die Ecke ist. Einchecken, Womo anschließen und Ende des aktiven Teiles. Noch ein Glas Wein, lesen und schlafen.
Unsere Strecke am 1.4