28.3 Trotz des regelmäßigen Bahnverkehrs in der Nacht, den wir live miterleben durften, ging‘s mit dem Schlafen. Margit hat immer Ohropax in den Lauschern und ich bin abgehärtet, vermutlich durch meinen eigenen Schnarchlärm. Unser normales morgendliches Programm läuft ab und gegen 10:00 geht es wieder auf die Piste. Als Zielort habe ich erst mal Tucumcari eingegeben.
In Adrian erreichen wir die Mitte der Route 66, die auch eindeutig gekennzeichnet ist. Leider ist das Midpoint-Cafe heute geschlossen. In unserem Reiseführer ist es als gemütlich, und einen Besuch durchaus lohnend, beschrieben. Man merkt halt, dass die eigentliche Saison noch nicht begonnen hat.
http://route66midpointcafe.com/home.aspx
https://de.wikipedia.org/wiki/Adrian_%28Texas%29
Kurze Zeit später erreichen wir Glenrio, eine wirklich Geisterstadt. Wir zählen ca. 5 verfallene Häuser und ein baufälliges Motel. Ach, wie schön gruselig, hier kann man sich Norman Bates bei der „Arbeit“ vorstellen und seine „Mumien“-Mutter im Schaukelstuhl :o) Margit geht hier ihrer manchmal morbiden Veranlagung nach und stöbert in den alten Häusern herum.
http://de.wikipedia.org/wiki/Glenrio
Kurze Zeit später erreichen wir die Grenze zwischen Texas und New Mexiko. An der Interstate im Visitorcenter besorgen wir uns wieder die notwendige Literatur wie Karte, State Parks und Infos zu Santa Fe, wo wir in den nächsten Tagen hinwollen. Ca. 3 km weiter ist eine Tankstelle, wo ich eigentlich unseren Tank voll machen wollte. Aber, da ich mit Karte direkt an der Zapfsäule zahle, ist bei 100$ Schluss. In der Raststätte Russel Truck und Travel Center gibt es noch ein tolles kostenloses Car-Museum, wo die wunderschönen, alten Schlitten aus den 60ern zu bewundern sind, nebst Bildern von Elvis, Marilyn, James Dean etc.
Es geht weiter nach Tucumcari, wo wir mal wieder auf die Suche nach frischem Gemüse gehen – nicht nach jungem Gemüse! Im ersten Laden mal wieder Fehlanzeige. Dieses Mal fragen wir aber gleich, wo wir einen solchen Shop in dem 7000 Einwohner Dorf finden. Tatsächlich, 1 Meile weiter an der Hauptstraße finden wir einen Lowes, der eine sehr gute Auswahl an frischen Lebensmitteln hat. Wir decken uns ein und merken uns dieses Namen.
Wir wollen heute weiter in Richtung Las Vegas (NM) und wählen die Landstraße 104, die ebenfalls in Richtung Westen führt. Als Ziel habe ich den „Conchas Lake State Park“ vorgesehen, wo wir übernachten wollen. Die Straße führt kerzengerade durch die leicht hügelige Landschaft, der Blick in die weite der Prärie ist unbeschreiblich. Blauer Himmel wölbt sich über dem Ganzen und wir sind absolut alleine hier auf dieser Straße.
Die Entfernung beträgt ca. 25 Meilen und auf der ganzen Strecke hat uns ein Auto überholt und Eines ist uns entgegengekommen. Es lässt sich hier praktisch genauso fahren wie auf der Interstate. Der geringe Verkehr verleitet allerdings dazu sehr relaxed bis nachlässig zu fahren, und den Blick durch die Gegend schweifen zu lassen. Bald erreichen wir den gleichnamigen Ort Conchas (Ort heißt – ein paar Hütten die seitlich an der Straße stehen und irgendwo ein großes Tor zu einer sicher großen Ranch, deren Gebäude man jedoch von der Straße aus nicht sehen kann). Die Straße führt uns direkt über einen Damm und ins Visitorcenter. Wir sind nicht sicher, ob es zum State Park gehört, also, fragen wir einfach mal nach. Eine sehr nette Dame empfängt uns und erklärt uns, dass das Visitorcenter zum Damm gehört und vom US Army Engeneering Corps betreut wird.
http://www.spa.usace.army.mil/Missions/Civil-Works/Recreation/Conchas-Lake/
Die Leute sind hier für die Entwicklung, Pflege und den Ausbau des Gebietes zuständig. Der Stausee versorgt ein Riesengebiet mit Trinkwasser, da ansonsten hier alles total versteppen würde und die Rancher keine Chance hätten. Wasser ist hier eines der wichtigsten Güter überhaupt. Sie zeigt uns ein kleines Video zur Entstehung des Damms und der gesamten Historie. In einem kleinen Showroom sind Fotos von den wichtigsten Etappen beim Bau ausgestellt. Wir sind bestimmt eine halbe Stunde bei der Frau, die mit großer Begeisterung und Stolz das ganze Projekt vorstellt. Es ist auch durchaus bemerkenswert, was hier in nur fünf Jahren (1934-1939) entstanden ist. Um ein Stück Bildung reicher ziehen wir weiter zum ca. 2 Meilen entfernten State Park. Das Übliche am Registrationsbüro: Sucht euch einen Platz und bezahlt am Eingang des Campgrounds an der „pay station“. Das ist eine Box, in der Registrierungsformulare zum Ausfüllen angeboten werden. Dann steckt man 14$ in das am Formular anhängende Kuvert und dieses in einen Schlitz in einem Pfosten, der „paybox“. Eine Kopie des Formulars kommt hinter die Windschutzscheibe, eine weitere befestigt man an dem Pfosten am Stellplatz. Das beruhigt den vorbei fahrenden Ranger, alle Formalitäten sind ordentlich erfüllt.
http://www.stateparks.com/conchas_lake_state_park_in_new_mexico.html
Wir wählen einen traumhaft schönen Platz mit direktem Blick auf den See aus. Zum Stellplatz gehört ein überdachter Tisch mit zwei Bänken, ein Grill und jede Mange Platz. Einfach wunderschön ist es hier und wir sind vollkommen alleine. An Geräuschen sind nur der Wind und das Zwitschern der Vögel zu hören. Die Sonne scheint, es ist warm. Wir setzen uns in unsere Campingstühle vor unser Womo, gucken auf den See und genießen die herrliche Umgebung. Ein Hase kommt angehoppelt, er stört sich gar nicht an uns. Ca. 100m weiter stehen drei Rehe auf dem Campground und schauen zu uns rüber, dann trotten sie weiter, wir werden nicht als Störung empfunden. Lange hält es uns jedoch nicht hier im Campingstuhl, wir wollen hinunter zum See. Dazu müssen wir über Felsen nach unten klettern. Das erinnert sehr an die Kindheit, schon damals haben wir beide solche Klettereien geliebt. Allerdings wussten wir damals noch nicht, wie sich Kreuzschmerzen und operierte Fußgelenke beim Klettern anfühlen. Egal, Spaß macht‘s trotzdem. Das Wasser des Sees ist herrlich klar und würde direkt zum Baden verlocken. Aber die Wassertemperatur können wir uns durchaus vorstellen. Wie gut, dass wir eh keine Handtücher und Badeklamotten dabei haben. So können wir ohne Bedauern die Felsen wieder hochklettern. Von den schönen Kakteen machen wir noch einige Aufnahmen, und dann geht es wieder ins Womo zum Kochen. Heute gibt es so etwas Ähnliches wie Tortilla, wir haben fertig gegarte tiefgekühlte Kartoffel gekauft. Die kommen einfach in die Pfanne, kleingeschnittene, gebackene Zwiebel, Paprika und Speck werden mit vier Eiern gemischt, das Ganze über die gebackenen Kartoffeln, stocken lassen und – voila- schon ist Campers Happy Meal fertig. Mit Wein runterspülen, dann Geschirr spülen und ab in die Falle.
Unsere Strecke heute: